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Fahrbericht – VW e-up! 2020

Veröffentlicht am: 20. Februar 2020Von
IMG 3163 e up 150Den kleinen VW up! kennen wir gut als kleinen Sprinter mit 90 PS (2016), sogar als GTI und natürlich haben wir bereits vor drei Jahren den e-up! getestet. Es war zusammen mit dem e-Golf für Volkswagen und auch für uns das erste Elektrofahrzeug. Was hat sich geändert?

 

Kleiner Elektriker

IMG 4043 USB-Anschluss 350Was ist anders? Eigentlich gar nichts. Wenn beide nebeneinanderstehen, sieht er aus, wie vor drei Jahren – hat leider immer noch den „versteckten“ USB Anschluss für das Handy und er ist weiterhin, auch als eAuto, ein „Lademoster“. In irgendeinem Fahrbericht haben wir mal Wasser- und Bierkisten gestapelt und unglaubliche 12 Kisten untergebracht.

Dann wären wir ja schon fertig mit dem Fahrbericht – oder? Nein, so leicht wollen wir uns das doch nicht machen. Denn der e-up! ist mächtig gewachsen. Nicht in den Abmaßen, sondern bei der Reichweite. 180 bis 260 Kilometer (praxisnah) verspricht der Hersteller. Wie weit kommt man mit dem e-up! und wie kann man laden? Das sind unsere Test-Schwerpunkte.

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Rückblick

Wie erwähnt, war der VW e-up! mit etwa 120 bis 140 Kilometer Reichweite und einer VW Ladekarte unser persönlicher Start in die Elektromobilität. Der Beginn war, wie erwartet, etwas „holprig“. Nur eine Ladekarte, keine Apps – und geladen wurde meistens zu Hause. Bis Meppen (ca. 40 Kilometer) haben wir uns getraut. Das Laden hat allerdings nicht geklappt, aber der „Kraftstoff“ reichte wieder bis nach Hause. In den Niederladen hat die Karte auch nicht funktioniert, aber ein Kollege hätte mich per App freischalten können. Wieder etwas gelernt.

Dann mal los

IMG 3085 h 250Wie erwähnt, obwohl nur 83 PS (61 kW) sprintet der e-up! elektro-typisch los. 212 Nm Drehmoment sind ja auch nicht schlecht für den City-Flitzer bei einem Leergewicht von 1.235 kg. Erst bei 130 km/h ist Schluss. Ganz witzig: der e-up!, der vorher flüsterleise durch die Stadt geschlichen ist, macht jetzt „Brumm-Brumm“. Volkswagen nennt es eSound (+155 Euro*) – und gerüchteweise soll diese Option demnächst sogar Pflicht werden.

E-Auto Fahren macht einfach Spaß. Der e-up! ist sehr lässig und schnell unterwegs, beschleunigt aus allen „Lebenslagen“ souverän. Wenn man im ECO oder ECO+ Modus unterwegs ist, um die Reichweite zu steigern, geht es etwas langsamer zu und wird etwas frisch (ohne Heizung) im Januar. Aber als echter „Elektromobilist“ geht Reichweite vor Komfort. Ein Bekannter erzählte mir, dass er auf Langstrecken auch mal mit Skihose unterwegs ist.

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Daten & Fakten

Das Grundmodel startet bei 21.975 Euro* und dafür gibt es 83 PS mit bis zu 260 Kilometer Reichweite. Das Gute: der Lithium-Ionen-Akku hat jetzt 36,8 kWh (32,3 kWh netto) und kann über eine Wechselstrom-Wallbox mit 7,2 kW in etwa vier Stunden geladen werden. Mit dem CCS-Stecker kann mit bis zu 40 kW-Gleichstrom-Schnelllader der Akku in etwa 60 Minuten bis auf 80 Prozent geladen werden. Der Verbrauch gemäß Hersteller beträgt 12,7 kWh/100 km.

Ausstattung

IMG 3102 2 350Beim Grundpreis von knapp 22.000 Euro* kann man noch eine Förderung von etwa 2.000 bis 4000 Euro vom Händler abziehen. Weiterhin wird die Elektromobilität vom Staat mit 2.500 bis 4.000 Euro gefördert. Geht man im Idealfall von etwa 8.000 Euro aus, kostet unser e-up! nicht mehr knapp 26.000 Euro*, sondern nur 18.000 Euro*. Der Umweltbonus ist sogar auf 2 x 6.000 Euro erhöht worden (eAuto und Umweltbonus). Genaue Zahlen kennt ihr Verkäufer.

Noch eine Entscheidungshilfe: Bei einem Verbrenner gilt für ein Dienstfahrzeug (zur privaten Nutzung) die 1 %-Regel. Bei einem Auto von 30.000 Euro müssen also jeden Monat 300 Euro „Einkünfte“ versteuert werden. Dieses eine Prozent wird jetzt bei einem Plug-In-Hybrid auf 0,5 Prozent und bei einem Elektroauto sogar auf 0,25 Prozent gesenkt – und man geht immer vom Verkaufspreis inkl. MwSt. aus. Für den e-up! werden daher beispielsweise bei 26.000 Euro nur 65 Euro * Steuer pro Monat fällig.

 e-up! „Style“ 61 kW (83 PS) 32,3 kWh 1-Gang-Automatik   

23.000,00 EUR

Dark silver metallic black

495,00

Sonderausstattungen

 

e-Sound

155,00

 

Fahrerassistenzpaket

495,00

 

Komfortpaket

200,00

 

CCS-Ladedose

625,00

 

Netzladekabel

175,00

 

Multifunktionslenkrad in Leder

335,00

 

Winterpaket

415,00

Fahrzeugpreis (inkl. MwSt)

25.895,00 EUR

       

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Der VW e-up! im Alltag

IMG 2962 h 250Klar ist der VW e-up! ist erster Linie City-Flitzer und wird meistens zu Hause an der eigenen Steckdose geladen. Bei Rund 13 kWh/100 km und etwa 0,30 Euro/kWh ist man dann mit etwa 4 Euro/ 100 km preiswert unterwegs. Der VW e-up! ist zwar ein 4-Sitzer, aber auf der Rücksitzbank ist es doch eher ein „Zwergenexpress“. Der Kofferraum mit 327-370 kg und einem Gepäckraumvolumen von 251 l verdient den Begriff „Raum“ nicht. Aber wer fährt mit einem City-Flitzer und vier Erwachsenen 2 Wochen in den Urlaub? Wird die Rücksitzbank umgeklappt, erlebt man aber mit 959 Liter ein echtes Raumwunder. Ich glaube mich erinnern zu können, dass zwei Wasserkisten übereinander und drei nebeneinander und zwei Reihen hintereinander in das Auto reinpassen = demnach 12 Kisten. Klein, aber oho!

Ansonsten ist der VW e-up! ein völlig unproblematisches Auto. Die App Maps + more haben wir nicht geladen. Wenn wir die Navigation benutzen mussten, dann haben wir Google Maps verwendet. Das Maps + more dock ist etwas tricky. Den Knopf, um die Fixierung in der Höhe auszulösen, findet man noch einfach. Aber wie kann man die Breite verstellen? Das ist ein versenkter Knopf, links neben dem Erhabenen. Den sieht man nicht, den fühlt man nicht – das MUSS man wissen ;-)) (s.a. Bild).

Auch der USB-Anschluss befindet sich, nach wie vor, hinter dem Maps + more dock. Nicht wirklich praktisch, aber eher unwichtig. Viel wichtiger sind Reichweite, Verbrauch und Ladefähigkeit. Und da punktet der VW e-up! mächtig.

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Kostenlos laden

IMG 3163 h 250Ja, es gibt sie noch, die kostenlosen Ladepunkte, die bei den meisten IKEA, Aldi Süd und weiteren Discountern angeboten werden. Dabei ist es für die Firmen eine Win-Win-Situation. Man bekommt für 3 bis 6 Euro kostenlos Strom, vielleicht sogar noch einen kostenlosen Kaffee, kauft aber dann für meistens weitaus mehr ein. Clever!

Eine Zeitlang gab es auch ein Flat-Rate vom Energieversorger vor der Haustür. Man zahlt für die Ladekarte eine Pausschale von einmalig rund 50 Euro und pro Monat meist unter 10 Euro für den Strom. Das ist natürlich für einen Elektromobilisten eine perfekte Situation. Dieses gibt es kaum noch und auch das preiswerte (meist) um die 0,3 Euro/kWh gehört vermutlich bald der Vergangenheit an.

Ein klassisches Exempel: IONITY hat seine Schnellader (bis 350 kW) von einmalig pauschal 8 Euro auf 0,79 Euro/kWh erhöht. Am Beispiel: Mit dem Hyundai Kona habe ich 40 kW anstatt mit Karte ca. 16 Euro für 8 Euro pauschal geladen. Noch drastischer wird es bei den großen e-Autos, wie den Porsche Taycan oder Audi e-tron. Da fließen bei 140 bis 150 kW in 30 Minuten etwa 70 kWh = rund 50 Euro pro Ladevorgang.

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Ladekarten & Apps

VW e up Bochum h 250Wir haben bisher, bis auf den Nissan Leaf, alle eAuto getestet und jetzt mindestens 4-5 Ladekarten dabei und 10 Apps. Weil es passieren kann (mit dem BMW i3), dass zwar die richtige Ladekarte vorhanden ist, Strom aber nur per App aktiviert werden kann. Auch der umgekehrte Fall könnte eintreten.

Beim Preis wird unterscheiden zwischen Normal- und Schnellladen. Faustformel: Normal = 0,30 Euro/kWh, Schnell = 0,40 Euro/kWh. Aber aufgepasst: leider kann es passieren, dass an ein und derselben Ladestation der Preis je nach App und Ladekarte variiert. Eigentlich unglaublich: ähnlich vergleichbar wäre es, Sie stehen beim Supermarkt an der Kasse und zahlen mit der Karte X nur 30 Euro, aber mit der Karte Y bereits 40 Euro.

Auch kann es passieren, dass Sie pauschal etwa einen Euro bezahlen, obwohl noch gar kein Strom geflossen ist. Dann ist es möglich, dass nach etwa 2 Stunden noch zusätzlich einige Eurocent pro Minuten fürs „Parken“ kassiert werden. Damit will der Betreiber verhindern, dass Ladesäulen tagelang blockiert werden.

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Long-Run

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Der "alte" e-up! Damals mit einer Reichweite von maximal 150 km

So richtig long war der Long-Run nicht. Aber statt nach Meppen, sind wir diesmal sogar nach Bochum (ca. 140 km) gefahren. Wir kennen uns dort aus und laden meist bei den Stadtwerken Bochum. Es ist zwar leider kein CCS-Lader, aber mit etwa 3 Stunden Ladezeit (22 kW-Lader) haben wir genug getankt, um problemlos wieder die Heimreise antreten zu können.

Mal nachgeprüft: An der Küpperstraße 2 gibt es einen Lader mit CCS 50 KW, Type 2 22 kW, CHAdeMo 50 kW. Der nächste Schnelllader wäre dann am Marktplatz Riemke.

Fahrt nach Bochum

IMG 3098 1 350Vollgeladen, losgefahren und das Wetter war „grottenschlecht“. Scheinwerfer, Scheibenwischer und wir haben regelmäßig auch die Heizung eingeschaltet, weil die Scheiben beschlagen waren. Nach etwa 143 km sind wir mit einer Restreichweite von 55 Kilometern in Bochum angekommen. Dann haben wir uns spontan doch für Plan B entschieden: wir wollten doch lieber den 50 kW-Lader nutzen. Gute Nachrichten: der Lader ist frei. Das Auto und der Lader signalisieren in 0:55 Stunden voll (80%). Nach fast drei Stunden haben wir leider nur 1,8 kWh geladen. Mist, haben den Ladevorgang wiederholt und nach 40 Minuten und 15,2 kWh, den nächsten Lader (nur aus Neugierde) in Bochum Riemke angesteuert. Dort haben wir noch einmal in 25 Minuten 5,5 kWh geladen. Ja, nach der Ladung von 80% drosselt der e-up!. Wir sind mit einem Verbrauch von 13,3 kWh/100 km mit einer Restreichweite von 65 Kilometern sicher in Emsbüren (s.a. Stadtwerke Schüttorf / Emsbüren) gelandet. Das Experiment ist geglückt. Der e-up! ist somit mehr als ein City-Flitzer!

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Stromverbrauch

IMG 4906-vw-eup-350Wie bei jedem Fahrzeug hängt sowohl der Kraftstoff- als auch der Stromverbrauch von der Geschwindigkeit ab. Wer also mit maximaler Geschwindigkeit von 130 km/h längere Strecken fährt, verliert den Vorsprung schnell beim Ladevorgang. Wie schon oft erwähnt, Laden dauert! Wichtig: Kann ich mit 40 kW laden (CCS)? Ist der Lader frei? Muss ich gar einen Umweg einplanen? Daher ist besonders für einen echten Long-Run wichtig, dass auch evtl. ein Ausweichladepunkt eingeplant wird. Wenn ich bei uns in der Nähe im Ladepark Emsflower in Emsbüren bin, sind meist zwei von 8 Allego Lademöglichkeiten rot. Beim Schnelllader (350 kW) sind auch meist 2 von 4 rot. Bei IONITY in Salzbergen sind jetzt anstatt 4 sogar 6 Lader. Da leuchtet meistens alles grün.

Bei einem eAuto kommt es aber nicht nur darauf an, mit zartem Gasfuß zu fahren, sondern auch die Rekuperatorsstufe kann Strom sparen. In der Stadt mit Stufe 3 (oder 4) und das Bremspedal hat ausgedient. Ebenso wichtig die Modi Normal, Eco und EcoPlus. Bei EcoPlus sind maximal 95 km/h möglich – und das ohne Heizung. Einziger Luxus: die Sitzheizung funktioniert.

Vom „alten“ VW e-up!  haben wir einen Testverbrauch von 12,4 kWh/100 km notiert. In der Stadt 9,6 kWh/100 km. Der aktuelle braucht etwas mehr, weil er ja die größere Batterie schleppen muss. Aber 11,1 bzw. 11,0 kWh/100 km auf der Minimalrunde kann sich im Vergleich zum „alten“ e-up! mit 10,0 / 11,4 kWh/100 km sehen lassen.

Übrigens haben wir diesmal gar nicht so oft zu Hause geladen. Warum laden? Wenn eine Reichweite von 130 Kilometer vorhanden ist und wir sowie so zum schwedischen Möbelhaus möchten, brauchen wir zu Hause nicht zu laden. Ladehistorie auf der nächsten Seite.

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So testen wir auf der aom-Vergleichsrunde.

Modus 

Strecke 
[km]

Geschw.  
[km/h]

Verbrauch
[kWh100km]

aom-
Vergleichsrunde

55

62

13,8

Super-Spar

15

65

11,1 / 11,3 / 11,0

Landstraße, sparsam 

45

43

10,9 – 13,1

Landstraße, sportlich

35

71

15,1

Landstraße, Stadt

67

48

12,5

Stadt

16

27

11,2

Pendler

30

33

12,7

Testverbrauch nach 1.459 km, 50 km/h, 29:03 Std 14,7 kWh/100 km

Vergleich

Fahrzeug

Testkilometer

  Km/h

  kWh/100 km

VW e-Golf

1.405

49

13,9

Hyundai IONIQ Elektro  

1.446

12,1

VW e-up!

895

47

12,4

Renault Zoe

1.309

69

17,9

Hyundai Kona Elektro

2.451

69

15,7

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Fazit

Wir fanden den VW e-up! richtig cool – und ja, er ist klein, aber „groß“ genug, um auch Strecken von mehr als 300 Kilometern pro Tag (mit einem Ladestopp) zurücklegen zu können. Damit ist er mehr als ein City-Flitzer und auch der Besuch am Wochenende, der so 150 bis 200 Kilometer weit wohnt, kann mit dem e-up! realisiert werden. Natürlich sind wir extrem neugierig auf den neuen elektrischen VW Golf, der im Sommer 2020 kommen soll und VW ID.3 heißt. Reichweiten zwischen 330 bis 550 Kilometer (WLTP) sollen realisierbar sein und der ID.3 hat eine Ladeleistung (CCS) von bis zu 100 kW.

Die nächsten Elektroautos sind der Fahrbericht (kurz) DS 3 CROSSBACK E-Tense, der Porsche Taycan und der Audi e-tron (alle fest gebucht). In der Warteschleife sind der Peugeot e-208, e-2008 und der Opel e-Corsa. Sinnvoll wäre sicher auch der leistungsgesteigerte Renault ZOE (2019). Den Nissan Leaf haben wir „abgeschrieben“! Weiter geht es mit dem Ford Focus Turnier.

* Alle Preise ohne Gewähr, Stand: 01-2020

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Fotos © 2020 Redaktionsbüro Kebschull

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