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eActros 600 Weltpremiere

Veröffentlicht am: 11. Oktober 2023Von

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Mercedes-Benz Trucks hat die Serienversion des ersten batterieelektrischen Fernverkehrs-Lkw mit Stern enthüllt. Der Hersteller präsentierte den Mercedes-Benz eActros 600 am 10.10.2023 als Weltpremiere vor internationalem Publikum bei einer Veranstaltung südlich von Hamburg. Wir waren live dabei!

eActros 600 mit 500 km Reichweite

  • Schwerer Elektro-Lkw soll neuen Standard in Sachen Technologie, Nachhaltigkeit, Design sowie Profitabilität definieren
  • Langfristige Ablösung der Mehrheit der Diesel-Lkw im Segment angestrebt
  • Reichweite von 500 Kilometer[1] ohne Zwischenladen
  • Deutlich mehr als 1.000 Kilometer am Tag mit Zwischenladen während der gesetzlich vorgeschriebenen Fahrerpausen
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    eActros 600

    Kombiniertes Gesamtzuggewicht von bis zu 44 Tonnen

  • Nutzlast von etwa 22 Tonnen mit Standardauflieger
  • Verkaufsstart dieses Jahr – Start der Serienproduktion für Ende 2024 geplant
  • Neue Designsprache der Fahrerkabine mit effizienter Aerodynamik
  • Mehr als 80 Prozent CO2-Einsparung[2] gegenüber Diesel-Lkw über gesamten Lebenszyklus möglich
  • Karin Rådström, CEO Mercedes-Benz Trucks: „Der eActros 600 steht für die Transformation des Straßengüterverkehrs hin zur CO2-Neutralität wie kein anderer Lkw mit Stern vor ihm. Er zeichnet sich durch eine hochmoderne Antriebstechnologie aus, die sehr hohe Energieeffizienz und damit Profitabilität für unsere Kunden bieten kann. Damit macht er den Einstieg in die E-Mobilität für Flottenbetreiber besonders attraktiv.“

Mit dem schweren Elektro-Lkw will der Hersteller den neuen Standard im Straßengüterverkehr definieren – und dies in Sachen Technologie, Nachhaltigkeit, Design sowie Profitabilität für E-Flottenbetreiber.

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Karin Rådström, CEO Mercedes-Benz Trucks

Hohe Batteriekapazität

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Hohe Batteriekapazität von über 600 Kilowattstunden

Die hohe Batteriekapazität von über 600 Kilowattstunden – daher die Typbezeichnung 600 – sowie eine neue, besonders effiziente elektrische Antriebsachse aus eigener Entwicklung, ermöglichen eine Reichweite des E-Lkw von 500 Kilometern ohne Zwischenladen. So wird der eActros 600 deutlich über mit nur einer Aufladung 1.000 Kilometer am Tag zurücklegen können.

Zwischenladen während der gesetzlich vorgeschriebenen Fahrerpausen – selbst ohne Megawattladen – macht dies möglich. Etwa 60 Prozent der Langstreckenfahrten von Mercedes-Benz Trucks Kunden in Europa sind ohnehin kürzer als 500 Kilometer, sodass Ladeinfrastruktur auf dem Betriebshof sowie an den Be- und Entladestellen für diese Fälle ausreichend ist. Für alle anderen Einsätze ist der kontinuierliche Aufbau einer öffentlichen Ladeinfrastruktur eine essenzielle Voraussetzung, um den Elektro-Lkw voll einsatzfähig für den paneuropäischen Fernverkehr zu machen. Der eActros 600 wird neben dem CCS-Laden mit bis zu 400 kW später auch das Megawattladen (MCS) ermöglichen. Ab Verkaufsstart können Kunden hierfür eine Vorrüstung bestellen. Sobald die MCS-Technologie verfügbar und herstellerübergreifend standardisiert ist, soll sie für diese Modelle des eActros 600 nachrüstbar sein. Die Batterien können an einer entsprechenden Ladesäule mit etwa einem Megawatt Leistung in ca. 30 Minuten von 20 auf 80 Prozent aufgeladen werden[3].

Das Fahrzeug ist technisch auf ein kombiniertes Gesamtzuggewicht von bis zu 44 Tonnen ausgelegt. Mit einem Standardauflieger hat der eActros 600 in der EU eine Nutzlast von etwa 22 Tonnen. In einigen Fällen kann nationales Recht eine höhere Nutzlast zulassen. Optisch zeichnet sich der E-Lkw durch ein grundlegend neues, puristisches Design mit klaren Linien und einer aerodynamischen Form aus. Bei der Profitabilität für Flottenbetreiber soll der Elektro-Truck neue Maßstäbe setzen, womit er langfristig die Mehrheit der Diesel-Lkw im wichtigen Fernverkehrs-Segment ablösen kann. Kern des Konzepts von Mercedes-Benz Trucks für den batterieelektrischen Fernverkehr ist, Kunden eine gesamtheitliche Transportlösung aus Fahrzeugtechnologie, Beratung, Ladeinfrastruktur und Services zu bieten.

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Verkaufsstart des E-Lkw 2023

Der Verkaufsstart des E-Lkw ist dieses Jahr. Der Start der Serienproduktion ist für Ende 2024 vorgesehen. Der eActros 600 wird von Anfang an als Sattelzugmaschine sowie als Pritschenfahrgestell-Variante produziert, was den Kunden zahlreiche weitere Einsatzmöglichkeiten im vollelektrischen Transport bietet. Derzeit entsteht eine Flotte von rund fünfzig Prototypen, von denen einige Fahrzeuge in einem nächsten Schritt auch zu ersten Kunden in die Praxiserprobung gehen sollen.

Karin Rådström, CEO Mercedes-Benz Trucks: „Der eActros 600 steht für die Transformation des Straßengüterverkehrs hin zur CO2-Neutralität wie kein anderer Lkw mit Stern vor ihm. Er zeichnet sich durch eine hochmoderne Antriebstechnologie aus, die sehr hohe Energieeffizienz und damit Profitabilität für unsere Kunden bieten kann. Damit macht er den Einstieg in die E-Mobilität für Flottenbetreiber besonders attraktiv.“

Strompreis und Mautsystem

Innerhalb welcher Zeitspanne Flottenbetreiber mit dem eActros 600 im Fernverkehrseinsatz Kostenparität mit einem vergleichbaren Diesel-Lkw erreichen können, unterscheidet sich von Land zu Land insbesondere je nach Strom- und Dieselpreis und Mautsystem. Beispielsweise in den großen Transit-Ländern Frankreich und Deutschland wirken sich ein niedriger Strompreis bzw. die geplante CO2-basierte Lkw-Maut positiv auf die Betriebskosten batterieelektrischer Lkw aus. Damit kann der eActros 600 innerhalb der durchschnittlichen Fahrzeug-Haltedauer von etwa fünf Jahren bzw. nach etwa 600.000 Kilometern profitabler als ein Diesel-Fernverkehrs-Lkw sein – trotz eines ca. zwei- bis zweieinhalb Mal höheren Anschaffungspreises gegenüber dem Diesel-Äquivalent.Staatliche Förderung von E-Lkw und Ladeinfrastruktur stellt einen wesentlichen Hebel dar, um die Markthochlaufphase zu unterstützen.

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Strompreis und Mautsystem

Mehr als 80 Prozent CO2-Einsparung

Der CO2[4] Fußabdruck des eActros 600 hängt stark vom Strommix ab, mit dem die Batterien geladen werden. Mit dem aktuellen europäischen Strommix erzielt der eActros 600 eine CO2-Einsparung gegenüber einem vergleichbaren Diesel-Actros von rund 40 Prozent und mit vollständig erneuerbaren Energien von mehr als 80 Prozent über den gesamten Produktlebenszyklus von zehn Jahren ab der Rohstoffgewinnung. Dies entspricht einer Einsparung von rund 370 bzw. 775 Tonnen CO2. So kann der eActros 600 den aufgrund seiner Batterien ab Werk höheren CO2-Fußabdruck bereits innerhalb seines zweiten bzw. ersten Betriebsjahres im Fernverkehrseinsatz ausgleichen.

E-Mobilität im Fernverkehr mit unterschiedlichen Chancen für Flottenbetreiber

Die Elektrifizierung des Lkw-Fernverkehrs wird das Geschäftsmodell von Transportunternehmen verändern und auf mehreren Ebenen Chancen für Wettbewerbsvorteile bringen. So legen beispielsweise immer mehr Auftraggeber Wert auf den CO2-neutralen Transport ihrer Waren – Anbieter, die diese Vorgabe nicht erfüllen können, kommen hier nicht mehr zum Zug. Die Auswirkungen der Elektrifizierung gehen aber auch über die bloße Anschaffung von E-Lkw als Diesel-Ersatz und den Aufbau von Ladeinfrastruktur hinaus. Viele Flottenbetreiber müssen mit Gewinnmargen im niedrigen einstelligen Prozentbereich sehr genau kalkulieren. Wenn sie aufgrund des Strompreises bzw. der Maut mit jedem elektrisch gefahrenen Kilometer mehr Geld als mit einem Diesel-Lkw verdienen können, wird es sich für sie lohnen, den eActros 600 für möglichst viele Aufträge einzusetzen. Dies kann selbst dann der Fall sein, wenn der Fahrer den Strom unterwegs zu einem höheren Preis als auf dem eigenen Betriebshof bezieht, da die Kosten in der Regel dennoch deutlich niedriger als bei Diesel-Lkw liegen können. So macht sich zum einen die höhere Investition in das E-Fahrzeug schneller bezahlt und zum anderen können sie auf diese Weise zunehmend wirtschaftlicher operieren.

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E-Mobilität im Fernverkehr mit unterschiedlichen Chancen für Flottenbetreiber

Effiziente LFP-Batterie-Technologie

Der eActros 600 verfügt über drei Batteriepakete mit jeweils 207 kWh[5]. Diese bieten eine installierte Gesamtkapazität von 621 kWh. Die Batterien basieren auf der Lithium-Eisenphosphat-Zelltechnologie (LFP) und zeichnen sich durch eine hohe Lebensdauer aus. Die Entwicklungsingenieure von Mercedes-Benz Trucks haben den eActros 600 für dieselben Anforderungen an die Dauerhaltbarkeit von Fahrzeug und Komponenten wie einen vergleichbaren konventionellen schweren Fernverkehrs-Actros ausgelegt. Das bedeutet bis zu 1,2 Millionen Kilometer Laufleistung in zehn Betriebsjahren. Nach dieser Nutzungsdauer soll der Batteriezustand („State of Health“) noch über 80 Prozent betragen. Im Gegensatz zu anderen Batteriezelltechnologien können zudem über 95 Prozent der installierten Kapazität bei der LFP-Technologie genutzt werden. Dies ermöglicht eine höhere Reichweite bei gleich viel verbauter Batteriekapazität.

Innovative Antriebstechnologie

  • Predictive Powertrain Control im eActros 600

Speziell für den Einsatz im schweren Fernverkehr hat Mercedes-Benz Trucks eine neue, auf 800 Volt ausgelegte E-Achse mit zwei Elektromotoren und Vier-Gang-Getriebe entwickelt. Die E-Motoren generieren eine Dauerleistung von 400 kW sowie eine Spitzenleistung von 600 kW und sorgen für eine kraftvolle Beschleunigung, einen hohen Fahrkomfort und eine hohe Fahrdynamik. Die volle Motorleistung steht zumeist nahezu ohne Drehmomentunterbrechung zur Verfügung.

Darüber hinaus lässt sich bei vorausschauender Fahrweise durch Rekuperation elektrische Energie zurückgewinnen, die in die Batterien des eActros 600 zurückgeführt wird und im Anschluss wieder für den Antrieb zur Verfügung steht. Durch Rekuperation werden die Bremsen des eActros 600 weniger beansprucht, was einen positiven Nebeneffekt darstellt. Situationsabhängig kann der Fahrer zwischen fünf verschiedenen Rekuperationsstufen wählen. Ganz nach Wunsch lässt sich im digitalen Cockpit auf dem Touchscreen auch das One-Pedal-Driving aktivieren – also die Verzögerung per Rekuperation mit reduzierter Betätigung der mechanischen Bremse.

Der eActros 600 verfügt über die bewährte Tempomat- und Getriebesteuerung Predictive Powertrain Control (PPC), die speziell auf den E-Antrieb abgestimmt ist. Die vorausschauende Antriebsstrangregelung berücksichtigt automatisch Topografie, Straßenverlauf und Verkehrszeichen für eine möglichst effiziente Fahrweise. Dabei werden nun auch die Routeninformationen des Navigationssystems mit einbezogen, um eine bessere Erkennung vorausliegender Streckenereignisse zu ermöglichen. So kann der Fahrer unnötiges Bremsen, Beschleunigen und Schalten vermeiden und die Batterieenergie möglichst effizient nutzen.

Über das im eActros 600 serienmäßig verbaute Multimedia Cockpit Interactive 2 wird der Fahrer kontinuierlich über den Ladezustand der Batterien, die verbleibende Reichweite sowie den aktuellen und durchschnittlichen Energieverbrauch informiert. Flottenmanager können über das Fleetboard Portal digitale Lösungen zur effizienten Steuerung ihrer Flotte nutzen. Dazu werden zum Serienstart unter anderem ein individuell ausgearbeitetes Charge Management System wie etwa die smarte Steuerung aller Prozesse zwischen dem eActros 600 und der Ladeinfrastruktur sowie ein Logbuch mit detaillierten Angaben zu Fahr-, Stand- und Ladezeiten sowie Verbrauchsdaten zählen. Ebenso wird es ein Mapping-Tool geben, das in Echtzeit anzeigt, wo sich ein Fahrzeug gerade befindet, ob es fährt, steht oder lädt und wie hoch der Ladezustand der Batterie ist.

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eActros 600 Nähe Hamburg

Neues aerodynamisches Design der Fahrerkabine

Die neue Designsprache der Fahrerkabine des eActros 600 zeichnet sich durch eine besonders effiziente Aerodynamik aus. Hierfür sorgen die große, komplett geschlossene und abgerundete Vorbauklappe, ein optimierter Stoßfänger inkl. Unterbodenverkleidung, ein aerodynamisch verbesserter Einstieg sowie verlängerte Endkantenklappen im Segel-Design. Luftleitelemente an den A-Säulen, ein zusätzlicher Vor-Spoiler auf dem Dach und ein abgedichteter Motorraum runden die aerodynamisch verbesserte Kabine ab. Darüber hinaus ist die Kabine mit Aluminium-Trittplatten, einem neuen Scheinwerferkonzept mit Matrix-LED-Scheinwerfern und einem LED-Lichtband ausgestattet. Mercedes-Benz Trucks vermarktet die Kabine unter der Bezeichnung „ProCabin“.

Gerade bei batterieelektrischen Lkw im Fernverkehr ist eine verbesserte Aerodynamik von entscheidender Bedeutung, da der Luftwiderstand einer der Haupteinflussfaktoren beim Energieverbrauch ist. Zusätzlich kann durch den reduzierten Luftwiderstand bei der Rekuperation mehr Energie zurückgewonnen werden, was zu einer höheren Reichweite führt.

Die um 80 Millimeter verlängerte Front ermöglicht dabei die Umsetzung der besonders aerodynamischen Form der neuen Kabine. Diese strömungsgünstige Form wurde mit einer Vielzahl an unternehmenseigenen Strömungssimulationen sowie Windkanal- und Straßenmessungen entwickelt. Somit konnte bei der ProCabin der cW-Wert im Vergleich zur heutigen Actros-Serienkabine um neun Prozent[6] verringert werden. Diese aerodynamische Verbesserung reduziert den Energieverbrauch des Fahrzeugs und trägt damit entscheidend zur Reichweite von 500 Kilometer des eActros 600 bei.

Die Weltpremiere des eActros 600 fand auf dem Break Autohof Hamburg Nordheide direkt an der A7 in Egestorf statt.

Kommentar

Beeindruckend, 500 km Reichweite mit einem eLKW. Ein großes Problem ist gelöst. 1.000 kW Ladeleistung. Auch hier ein großer Schritt in die Zukunft. Aber schon jetzt sind die LKW-Parkplätze überfüllt. Wie sollen 10 eLKW gleichzeitig mit 500 bis 1.000 kW laden? Da braucht jeder neue LKW Ladepark ein eigenes Umspannwerk!? Daimler Truck geht konsequent beide Weg. H2- und eTrucks. Beide funktionieren. In 10 bis 15 Jahren wissen wir mehr.

Linktipps

Fotos © 2023 Daimler Truck, © 2023 Redaktionsbüro Kebschull (3)

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H2 oder E?

[1] Die Reichweite wurde unter spezifischen Testbedingungen, nach Vorkonditionierung mit einer 4×2 Sattelzugmaschine mit 40t Gesamtzuggewicht bei 20°C Außentemperatur im Fernverkehrseinsatz, intern ermittelt und kann von den nach der Verordnung (EU) 2017/2400 ermittelten Werten abweichen.

[2] Basiert auf einer Ökobilanzierung gemäß ISO 14040:2006+A1:2020 und ISO 14044:2006+A1:2017+A2:2020 und wurde von internen Experten kritisch geprüft. Die der Ökobilanz zugrundeliegenden Daten und Annahmen, einschließlich der Spezifikationen für die funktionalen Einheiten und Methoden, haben wesentlichen Einfluss auf die Ergebnisse. Ein Vergleich mit anderen Lkw-Modellen oder Fahrzeugen ist daher weder beabsichtigt noch empfohlen.

[3] Basierend auf internen Simulationen, da ein verbindlicher und einheitlicher Megawatt Charging System (MCS) Standard aktuell noch in Erarbeitung ist.

[4] CO2 steht hier stellvertretend für alle anfallenden Treibhausgase (CO2-Äquivalent).

[5] Nennkapazität einer neuen Batterie, basierend auf intern definierten Rahmenbedingungen. Diese kann je nach Anwendungsfall und Umgebungsbedingungen variieren.

[6] Kundennahe Anwendung im Fernverkehr (Autobahnfahrt, Standard-Auflieger, 40t), Wert durch Simulation ermittelt.