Toyota Mirai 150

Fahrbericht – Toyota Mirai 2023

Veröffentlicht am: 2. April 2023Von
Toyota Mirai 150

Fahrbericht – Toyota Mirai

Nachdem wir den Honda HR-V e:HEV als Verbrenner (Hybrid) hatten, kommt jetzt ein Wasserstoffauto: der Toyota Mirai. Wir kennen das Fahrzeug schon, aber mit diesem Test wollen wir im Wesentlichen die Langstreckentauglichkeit testen. Auch wenn wir vor ziemlich genau einem Jahr insgesamt fast 1.000 Testkilometer absolviert haben, war kein echter Log-Run dabei. Klappt auch das? Wir geben die Antworten.

Guter Gleiter

Der Toyota Mirai ist schon ein schickes Auto. Innen ist alles vom Feinsten. Aber das kann man bei mehr als 65.000 Euro auch verlangen. Klimaanlage aus, Eco ein und los.

Dann mal los

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Wintertest im südl. Emsland

Der Toyota Mirai ist als Wasserstoffauto, im Vergleich zum Verbrenner, ein anderes Kaliber. Nach zwei Wochen Hybrid, sind wir wieder flüsterleise on the Road. Auch im Eco Modus ist man mit dem Mirai flott (300 Nm) unterwegs. Es macht einfach richtig Spaß. Natürlich ist der Mirai immer noch ein Exot und wird auf der Straße beachtet.

Viele Passanten sind irritiert, dass der Mirai nach dem Parken „abdampft“. Aber das ist kein „Umwelt-Skandal“, kein CO2, da werden keine Schadstoffe emittiert – sondern da wird nur sauber Wasserdampf abgegeben.

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Kälte hat kaum Einfluss auf die Reichweite

Daten & Fakten

Motorbauart

Elektromotor

Hubraum

Emissionsklasse

A+

Leistung

182 PS

Drehmoment

300 Nm

Verbrauch (WLTP)

0,89 – 0,79 kg/100 km

Reichweite (WLTP)

650 km

Tankinhalt

5,6 kg

Tanken

ca. 5 Minuten

Leergewicht

1.900 kg

Beschleunigung 0-100 km/h  

9,2 sec

Höchstgeschwindigkeit

175 km/h

Preis

ab 65.990 Euro*

Förderung

Siehe unten.

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Wintertest Toyota Mirai

Ausstattung

Der Toyota Mirai startet bei 65.990 Euro* und ist damit auch schon gut ausgestattet. Weitere Ausstattungsdetails, siehe Fahrbericht Toyota Mirai.

Toyota Mirai Advanced

76.290 Euro

Sonderausstattung Farbe

990 Euro

Pressefahrzeug Gesamtpreis

77.280 Euro

Wie auto motor sport berichtet, gibt es bis zu 21.000 Euro Förderung für gewerbliche Kunden. In Hamburg sind auch Wasserstoff betriebene Taxen unterwegs, die auch Unterstützung erhalten haben (s.a. 25 Taxen im Hamburg).

Wichtig ist wie immer, dass die eAutos und H2-Fahrzeuge zehn Jahre von der Kfz-Steuer befreit sind und zusätzlich noch eine THG Prämie bekommen. Das sind zurzeit bis zu 380 Euro*. Bitte benutzen Sie hierfür meinen Link: https://geld-fuer-eauto.de/ref/BF6IOS77. Danke.

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Testverbrauch nach 2.638 km, ca. 62 km/h, ca. 1,05 kg/100 km.

Der Toyota Mirai im Alltag

Die Kofferraumklappe ist etwas schmal, aber das Thema Kofferraum hat bei unseren Tests nie eine große Bedeutung gehabt. Mit fast allen Auto kann man heute mit vier Personen auch zwei Wochen in den Urlaub fahren. Stichwort: Segeltuchtaschen. Leider kann man die Rücksitze nicht umklappen. Dem Thema Wasserstoff und Tanke widmen wir einen eigenen Abschnitt.

Besonderheit: Wasserstoff

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Tanken in Herten

Bei der Entscheidung für oder gegen ein Wasserstoffauto, liegt eine große Herausforderung vor. Es gibt zwar mittlerweile 162 Wasserstofftankstellen (Stand März 2023) und 45 sind in der Realisationsphase. Für Deutschland sind hier genauere Daten (Stand März 2023):

  • Eröffnet: 93
  • Planungsphase: 6
  • Genehmigungsphase: 1
  • Ausführungsphase: 7
  • Inbetriebnahme & Probebetrieb: 1

Unsere nächste Tankstelle ist in Osnabrück (52 km) oder in Münster (72 km). Richtung Süden (auch Ruhrgebiet) ist es Herten (119 km). Richtung Norden und Osten wählen wir daher immer Osnabrück, Richtung Süden entweder Herten oder Duisburg (126 km). Richtung Westen wäre dann Doetinchem (108 km) in den Niederlanden die nächste Tankstelle.

Klar ist damit: mit einem Wasserstoffauto muss man seine Tripps planen. Auch wichtig zu beachten ist, dass wenn ich mit einem eAuto nach Hause fahren, reicht mir eine Restreichweite von 20-30 Kilometern (oder sogar weniger…), weil ich in der Garage laden kann. Mit einem Wasserstoffauto muss man ggf. einen Umweg für einen Tankstopp einplanen oder für einen Tankvorgang 80 besser 100 Kilometer vorhalten.

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Der Toyota Mirai an der Ems

Problem H2-Auto

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Mirai-Treffen in Bremen

Wie schon oft berichtet, sind wir schon 2006 für DIE WELT und den Focus (Sauber Gas geben) mit einem H2-Bus, H2-PKW und einem H2-U-Boot unterwegs gewesen. Die Technik ist damit quasi ein „alter Hut“ – positiv gesehen: ausgereift und technisch kein Problem. Aber sie ist nach wie vor teuer, weil die Stückzahl zu gering ist. Daimler Truck fährt aber weiterhin zweigleisig, weil ein langes Laden von eTrucks ein Kostenfaktor ist.

Auch aus meiner eAuto Community bekomme ich Gegenwind, weil klar ist, dass ein eAuto mit der gleichen Menge Elektroenergie etwa 3,5- bis 4-mal weiterkommt. Wasserstoff ist auch kein Schnäppchen mit fast 14 Euro/kg = zirka 14 Euro/100 km.

Aber Elektrizität lässt sich leider nur schwer und kostenintensiv speichern. Daher gibt es auch Pumpspeicherwerke. Wir haben mal so ein HighTech Bauwerk in Österreich besucht. Eigentlich macht es keinen Sinn, mit „teurem“ Strom Wasser einen Berg hochzupumpen, und wenn man dann Strom benötigt, dieses wieder dem Berg hinablaufen zu lassen. Eigentlich… aber das macht man seit Jahrzehnen.

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Traumwetter: Schnee und Sonne

App-solut wichtig

H2 App h 250

App-solut wichtig

Die kostenlose App H2 Live ist absolut wichtig, weil man sonst nicht die Tankstellen findet. Sehr relevant ist auch, dass man von den Tankstellen, die man plant anzufahren, die Option „Benachrichtigung bei Störung“ aktiviert. Denn dann kann man ggf. noch umplanen, vorher tanken oder gezielt eine andere Tankstelle anfahren.

Long-Run

Ja, wir trauen uns. Wir testen jetzt seit drei Jahren schwerpunktmäßig eAutos, da bekommen wir auch Long-Runs mit Wasserstofffahrzeugen hin.

Die erste Fahrt, gleich nach der Übernahme, ging nach Bochum. 291 km Reichweite reichen nicht für die Hin- und Rückfahrt. Wie erwähnt, wäre es natürlich sträflich mit nur 10 km Reichweite in Emsbüren anzukommen, da man zu Hause nicht einfach in der Garage tanken kann… Sinnvoll wäre es daher, eine Rückfahrt über Münster, besser noch über Herten, ins Auge zu fassen.

Los ging es nach Bochum mit 267 km Reichweite (RW). Wir kommen nach 123 km mit einer RW von 170 km an und einem Verbrauch von 0,98 kg/100 km, bei sparsamer Fahrweise mit 100 bis 110 km/h. In Herten haben wir die Tankstelle mit einer RW von 162 km angefahren. Nach dem Tanken hatten wir 390 km RW. 121 km zum Ziel, Ankunft mit 290 km RW. Die gute Nachricht, die Reichweitenangabe sind ziemlich präzise, denn 121 km + 290 km = 411 km theoretische Reichweite.

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Der Toyota Mirai hat einen guten Job gemacht

Tagestripp Eifel
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Der Mirai in der Eifel

Der nächste Tripp geht in die Eifel. Mit Mittagspause irgendwo am Rhein – so zirka 500 km sollen es werden. Schon vor der Fahrt muss man planen, dass man noch mindestens 126 km Reichweite hat. Denn über Herten fährt man dann einen kleinen Umweg in die falsche Richtung. Auch wichtig zu beachten: H2-Tankstellen müssen regelmäßig gewartet werden. Dann gibt es beispielsweis von 8 bis 18 Uhr keinen Wasserstoff. H2-Tankstellen fallen auch mal „unplanmäßig“ aus. Wenn man dann mit nur 50 km Reichweite ankommt, hat man ein großes Problem! Für die Rückfahrt von Köln nach Emsbüren gibt es dann fünf Tankstellen. Auch hier wieder die Überlegung: nicht zu früh tanken, damit man noch Reichweite am Ziel hat, aber auch nicht zu spät, damit es bei einem Ausfall einer Tankstelle nicht zu knapp wird.

In der Realität hat es sehr gut geklappt. Zwei Mal kurz tanken in Duisburg mit nur 10 Kilometern Umweg. Auf der Rückfahrt treffe ich in Duisburg einen Mirai Fahrer, der schon 2,5 Jahren mit seinem Fahrzeug unterwegs ist. Sein Fazit: sehr zufrieden, aber man muss nicht nur den nächsten Tankstopp planen, sondern auch den übernächsten. Ihm ist schon passiert, dass er bei einem Besuch das Fahrzeug nicht bewegen durfte, weil der Tankinhalt nur knapp für den Rückweg bis zur nächsten Tankstelle reichte.

Zwischenfazit: Ein perfekter und entspannter Tag, mit einem Verbrauch von ziemlich genau 1,0 kg/100 km auf dem Hinweg. Wir hatten eine reale Reichweite von fast 500 km. Auf dem Rückweg waren wir dann mal flott mit 140-150 km/h und einem Verbrauch von 1,45 kg/100 km unterwegs.

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Toyota Mirai

Unser Tripp nach Hamburg

Das sind hin und zurück etwa fast 600 Kilometer. Wir fahren oft Überland (Fürstenau), um nicht über Osnabrück fahren zu müssen (oftmals gibt es einen Stau um Osnabrück und/oder vor Holdorf). Diesmal macht es aber Sinn, weil wir dann vollgetankt entspannt nach Hamburg fahren können. In Hamburg gibt es vier Tankstellen, von denen eine scheinbar gesperrt ist. Tanken wäre auch in Bremen Stuhr gut, weil es direkt an der Autobahn ist.

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Toyota Mirai in Hamburg

In der Realität. Gut, dass wir mit der App Osnabrück (Hasbergen) überprüft haben. Genau an dem Tag gab es einen Service. Das bedeutet, dass 24 Stunden kein Tanken möglich war. Also sind wir nach Münster zum Tanken. Es war nicht schlimm, weil wir sowieso noch eine „Sparrunde“ drehen wollten. Aber im „normalen“ Autoalltag ist es eher umständlich, weil man nach dem Tanken schon etwa 65 km Reichweite verloren hat und etwa 130 km unterwegs war.

Über Fürstenau sind wir dann zum Tanken nach Bremen. Dort haben wir tatsächlich wieder einen Mirai gesehen. Dann sind wir weiter nach Hamburg / Blankenese. Auf dem Rückweg sind wir wieder über Bremen zum Tanken gefahren, denn wir brauchen von Emsbüren wieder eine Reichweite nach Duisburg.

Zwischenfazit: Ein entspannter Tag mit einem Verbrauch von etwa 1,05 kg/100 km. Kurios, es hängt wohl auch von der Tankstelle ab, wieviel H2 man tanken kann. Wir hatten einmal nur eine Reichweite von 400 km, ansonsten meist 440 km.

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Der Toyota Mirai an der Elbe

Köln Fahrzeugabgabe

Für die Abgabe sind wir nach Köln über Duisburg gefahren. Das kennen wir jetzt schon sehr gut. Aber vorher: noch einmal in der App kontrollieren, ob diese Tankstelle verfügbar ist. Ansonsten wären wir den kleinen Umweg über Herten gefahren.

Zwischenfazit: H2 Autos sind tatsächlich easy und schnell betankt. Die Tankstellen sind meist nicht belegt, aber wichtig: es ist möglich, dass eine planmäßige Inspektion ansteht. Die ist in der App mit einem roten Ausrufezeichen gekennzeichnet.

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Testverbrauch ca. 1,05 kg/100 km ca. 15 Euro/100 km

Kraftstoffverbrauch

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Tanke in Osnabrück

Übergeben wurde uns das Auto mit einem Verbrauch von 1,3 kg/100 km und einer Reichweite von 291 km; was eine theoretische Reichweite von 430 km bedeutet. Wir gehen davon aus, dass wir da sparsamer unterwegs sein werden. Beim letzten Fahrbericht hatten wir einen Verbrauch von zirka 1,1 kg/100 km im Winter.

Diesmal sind wir meist mit etwa 1,0 kg/100 km unterwegs gewesen. Wenn man schnell fährt, können bis zu 1,5 kg/100 km verbraucht werden.

So testen wir auf der aom-Vergleichsrunde:

Modus 

Strecke [km]

Geschw. [km/h]

Verbrauch [kg/100km]

aom-
Vergleichsrunde

55

57

0,9

Super-Spar

15

58

0,84
0,76

BAB sparsam

170

100-110

0,98

BAB schnell

115

140-150

1,45

BAB, Land, Stadt

246

Ca. 58

0,99

Weiter Daten: siehe Fahrbericht Toyota Mirai 2022.

Testverbrauch nach 2.638 km, ca. 62 km/h, ca. 1,05 kg/100 km.

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Fahrbericht 2022

Pro & Contra

+

Cooles, frisches, gut ausgestattetes

H2-Auto mit guter Reichweite.

Teurer als ein eAuto,

Problem H2-Tankstellen-Dichte.

Fazit

Der Toyota Mirai hat richtig viel Spaß gemacht. Und fast 3.000 Testkilometer können nicht lügen. Ein ausgewachsenes, schickes und flottes Auto. Auf Wasserstoff muss man sich, ähnlich wie bei einem eAuto, „einlassen“. Gerade für die „Generation Diesel“, die volltanken und dann am Stück 1.000 Kilometer ohne Pause fahren wollen. Für die anderen ist es vielleicht auch der andere Weg, um sauber und schnell ans Ziel zu kommen. Es bleibt spannend.

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Echte Reichweite von etwa ca. 450 km

Ausblick

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Lexus UX 250h

Unser nächstes Auto ist der Lexus UX 250h. Den Lexus UX 300e hatte wir schon im Test.
Der Toyota Corolla Hybrid war sehr sparsam. Kann das der Lexus auch? Wir geben die Antworten. Nach der Überführung von Köln geht es am nächsten Tag sofort nach Bochum.

Weil das Thema Wasserstoff so gut funktioniert hat, wird die nächste Herausforderung und das nächste Wasserstoff-Auto der Hyundai Nexo. Den Hyundai ix35 Fuel Cell hatten wir bereits Ende 2016 im Test. Der Nexo soll mit 6,33 kg sogar 666 km weit kommen. Das fordert uns heraus, vielleicht wirklich mal einen Trip in die Alpen zu planen.

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* Alle Preise ohne Gewähr, Stand: März 2023.

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