MG 2426 Autonomes Fahren 150

Volkswagen Autonomes Fahren in Hamburg

Veröffentlicht am: 7. November 2019Von
 MG 2426 Autonomes Fahren 150Autonomes Fahren ist technisch „eigentlich“ kein Problem. Haben wir beim Daimler schon 2014 gesehen ((1) Mercedes-Benz Future Truck 2025). Aber jetzt eine völlig neue Herausforderung, mitten in Hamburg, keine abgesperrte Straße oder ein autarkes Testgelände. Kann das gut gehen?

 

Volkswagen gibt Ausblick auf Zukunft des Autonomen Fahrens

  • autonomes Fahren 250Volkswagen fährt erfolgreich vollautomatisiert mitten in Hamburg
  • Von Volkswagen entwickelte Software berechnet Geschehen auf der Straße zehn Sekunden im Voraus
  • Alexander Hitzinger: „Testergebnisse fließen in Entwicklungsarbeit der neu gegründeten Volkswagen Autonomy GmbH ein.“
  • Ziel ist Kommerzialisierung eines eigenen selbstfahrenden Systems ab Mitte der kommenden Dekade
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Antwort: Ja! Aber logisch ist, dass der autonome e-Golf sehr defensiv unterwegs war. Aber dazu gleich mehr.

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Alexander Hitzinger

 „Die Testergebnisse des Teams von Group Innovation des Volkswagen Konzerns fließen in die Entwicklungsarbeit der neu gegründeten Volkswagen Autonomy GmbH ein. Wir arbeiten an einem marktreifen selbstfahrenden Sytem, das wir bereits ab Mitte der kommenden Dekade kommerzialisieren wollen“, sagte Alexander Hitzinger, Senior Vice President für Autonomes Fahren des Volkswagen Konzerns und Markenvorstand für Technische Entwicklung bei Volkswagen Nutzfahrzeuge (VWN).

IMG 1125 e golf Technik 350Die speziell ausgerüsteten e-Golf (s.a. Fahrbericht VW e-Golf) sind in der Lage, das potenzielle Verkehrsgeschehen rund zehn Sekunden vorauszuberechnen – mithilfe der umfangreichen Daten, die während der neunmonatigen Testphase auf der von der Hansestadt Hamburg eingerichteten Strecke für automatisiertes und vernetztes Fahren (TAVF) gewonnen wurden. Das System kann somit mögliche Szenarien vorwegnehmen und verringert die Reaktionszeit deutlich.

So können autonom fahrende Fahrzeuge auf etwaige Gefahren schon reagieren, bevor sie überhaupt entstehen. Wichtig ist dabei vor allem die schnelle und zeitgleiche Verarbeitung von extrem großen Datensätzen. In dem Projekt wurde mit unterschiedlichen Ansätzen für künstliche Intelligenz wie Deep Learning, neuronalen Netzwerken und Mustererkennungsverfahren gearbeitet. Das Verkehrsgeschehen wird anhand der Daten mehrere Male pro Sekunde neu evaluiert. Die dafür nötige Software wurde vom Team der Group Innovation des Volkswagen Konzerns selbst geschrieben.

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Dieses Team ist die Keimzelle

Als Kompetenzzentrum für Autonomes Fahren ab Level 4 soll die VWAT ein eigenes selbstfahrendes System zur Marktreife bringen.

„Die Entwicklung von Level 4 Autonomen Fahren ist ein äußerst komplexes Unterfangen, bei dem man sehr stark von der Verfügbarkeit von Daten abhängig ist‘“, so Hitzinger. „Die Teststrecke in Hamburg hat uns erlaubt, reale Szenarien zu erproben und das System daraufhin zu optimieren. Die VWAT wird diese Daten zur Validierung und Verifizierung des Gesamtsystems verwenden. Als Nächstes wollen wir die Anzahl an Szenarien drastisch erhöhen. Dafür müssen wir vor allem Simulationen nutzen.“

gefahrene Teststrecke 350So wurden besonders wertvolle Erkenntnisse zu typischen Herausforderungen im dichten Stadtverkehr gewonnen, zum Beispiel im Hinblick auf andere Autofahrer, die die Höchstgeschwindigkeit deutlich überschreiten; Autos, die sehr dicht an oder sogar in die Fahrtstrecke hinein geparkt wurden; Fußgänger, die das rote Signal einer Ampel nicht beachten; Fahrradfahrer, die entgegen der Fahrspur unterwegs sind sowie Kreuzungen oder Einmündungen, bei denen durch Baustellen oder falsch parkende Fahrzeuge die Sensorik eingeschränkt wird.

Volkswagen nutzt die Teststrecke seit März 2019 mit fünf umgerüsteten e-Golf Modellen. In den jeweils circa eine Woche dauernden Testphasen, die alle zwei bis drei Wochen durchgeführt werden, wird die drei Kilometer lange Teilstrecke mehrmals täglich befahren. Verschiedene Sensoren auf dem Dach, in den Kotflügeln, im Front- und Heckbereich analysieren die Umgebung mit jeweils elf Lasern, sieben Radaren, 14 Kameras und mittels Ultraschall. In jedem Kofferraum steckt die Rechenleistung von 15 Laptops, die bis zu fünf Gigabyte Daten pro Minute austauschen.

14 Kameras 7 Rdars 11 Laserscanner 640

Im Auto

IMG 4906-vw-eup-350So viel zur Theorie. Aber wie fühlt sich so ein Auto an? Erster Eindruck, da geht kein Koffer mehr in den dazu vorgesehenen Kofferraum. Das ist mehr ein Laptop- und Hightech-Lager. Von außen wirkt der e-Golf mehr wie ein Google-Street Fahrzeug. Auch innen hat die Instrumentierung wenig mit unserem e-Golf Testfahrzeug zu tun. Über die Displays kann man abrufen, welche Hindernisse, Ampeln, Fahrzeuge, Fußgänger im Umkreis vorhanden und unterwegs sind.

Von der Start-Lokation zur Hauptstraße übernimmt der Instruktor erst einmal das Steuer. Also so einfach Ziel eingeben und sich entspannt zurücklegen, ist erst einmal nicht möglich. Dann auf der geplanten Teststrecke fährt der e-Golf wirklich autonom. Der Instruktor hat seine Hände zwar immer „griffbereit“ und wenn ich es richtig beobachtet habe, auch einmal bremsend eingegriffen. Ansonsten sind wir aber flott mit den zulässigen 50 km/h in der Stadt unterwegs.

Rechts plötzlich mindestens zehn Polizeifahrzeuge und vermutlich eine Hundertschaft Polizisten an der Teststraße im Einsatz. Hier wäre ich persönlich eher 30 km/h gefahren, weil das ja keine „normale“ Situation in der Stadt ist. Der e-Golf fährt unbeirrt seine 50 km/h. Woher soll er wissen, dass es jetzt sinnvoll ist, langsamer zu fahren. Vermutlich muss er lernen, Polizeifahrzeuge zu erkennen.

Dann plötzlich ein großes Fahrzeug mit einer gelber Rundumleuchte. Hier ist der e-Golf überfordert. Da man das Fahrzeug nur passieren kann, wenn man auf die Gegenspur fährt. Gutes Beispiel, um Grenzen aufzuzeigen. Der Instruktor hat die richtige Antwort. Falls das Auto tatsächlich autonom nur mit Passagieren unterwegs wäre, würde jetzt ein Instruktor irgendwo in einem Callcenter einen Notruf erhalten und das Fahrzeug von dort an dem Hindernis vorbeiführen.

Fazit

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Laden am Schnelllader. So macht Elektromobilität Spaß

Spannendes Thema. Mal wieder ein Highlight in der ohnehin zur Zeit spannenden Automobil Thematik. Volkswagen will 2025 mit dem autonomen Fahrzeug in den Verkauf und auf die Straße. Ob die EU da mitspielt? Da sind wir skeptisch. Nächste Frage, wer kann sich solche Hightech-Autos dann noch leisten? Die Elektromobilität greift, trotz Subvention, tief in die Taschen der Verbraucher. Ein Beispiel: Der Peugeot 208 kommt auf den Markt und startet mit 82 PS bei 17.250 Euro. OK, die Grundversion und mit Extras wird dann auch bei vermutlich 20.000 Euro liegen. Der Peugeot e-208 wird aber ohne Extras um die 30.000 Euro kosten. Auch der ID.3 liegt als First bei etwa 30.000 Euro. Spannende Frage, wie teuer wird so ein Auto dann für den Normalbürger sein. Bleibt Auto fahren noch bezahlbar?

Ausblick

Gespannt sind wir auf den nächste VW Passat GTE als Plug-In-Hybrid. Ende Januar 2020 wollen wir den leistungsgesteigerten e-up! (Reichweite 260 km) ausführlich vorstellen.

Obwohl die Produktion des ID.3 bereits angelaufen ist, werden wir mindestens noch ein halbes Jahr auf das Fahrzeug warten. Vorher hoffentlich weitere Lade-Erfahrungen mit dem Audi e-tron und dem Porsche Taycan sammeln.

1) e-Golf: Stromverbrauch, kWh/100 km: kombiniert 14,1 mit 17 Zoll-Rädern – 13,2 16 Zoll; CO₂-Emission kombiniert, g/km: 0; Effizienzklasse: A+

Linktipps

Fotos © 2019 Redaktionsbüro Kebschull, Grafiken © Volkswagen Presse

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VW e-Golf: Mit guten Gewissen "ins Grüne"