Fahrbericht – Mercedes-Benz eVito
Den Mercedes-Benz EQV haben wir schon ausführlich vorgestellt. Er ist ein sehr cooler 8-Sitzer-Bus mit großem Kofferraum. Jetzt ist der eVito dran; also eine Nummer kleiner. Der eVito darf auch auf den Long-Run. Gespannt sind wir natürlich auf den Verbrauch und die Ladekurven.
Mercedes-Benz wird elektrisch
Wie bereits bemerkt, haben wir den Mercedes EQA schon vorgestellt und der Mercedes-Benz EQS ist als Kurztest in Planung. Auf dem ersten Blick fällt auf, dass der eVito etwas kleiner ist – aber nicht wirklich klein. Konfiguriert man ihn als 8-Sitzer mir drei Reihen, hat man auch noch Platz im Kofferraum. Was auch sofort erkennbar ist, dass das Navigationssystem eher von „gestern“ ist…
Dann mal los
Der eVito wird mit 100%iger Batteriekapazität und einer Reichweite von 351 Kilometern übergeben. Wenn er die schafft, ist er auf jeden Fall langstreckentauglich. Der eVito startet immer im Modus C (Comfort). Das haben wir erst einmal umgestellt auf E (Eco). Der eVito kommt eAuto-typisch gut in Schwung; das fühlt sich natürlich nach 2.000 Kilometern mit dem Tesla Model 3 LR natürlich etwas „behäbiger“ an.
Der eVito ist „typisch Bus“: man hat eine gute Rundumsicht und bei den Kurven muss man immer etwas ausholen. Aber daran gewöhnt man sich schnell.
Daten & Fakten
Mercedes-Benz eVito Tourer Pro (Typ 129) | |
Leistung Elektromotor (kW / PS) | 150 / 204 |
Drehmoment (Nm) | 362 |
Reichweite WLTP (km) | 332-370 |
Stromverbrauch kombiniert WLTP (kWh/100 km) | 26,2 |
Zulässiges Gesamtgewicht (kg) | 3.500 |
Anzahl Sitze | 8 / 9 |
Batteriekapazität brutto / netto (kWh) | 90 / 100 |
10-80% (min) | 45 |
Ladeleistung DC, CCS (kW) | 110 |
Ladeleistung AC, Inboard (kW) | 11 |
CO2-Emission (g/km) | 0 |
Effizienzklasse | A+ |
Maximale Geschwindigkeit (km/h) | 140 / 160 |
Ausstattung
Der Mercedes-Benz eVito startet bei knapp unter 54.000 Euro* (s.a. eVito mit kleiner Batterie: Mercedes-Benz eVito Tourer). Da Mercedes PKW und Mercedes Nutzfahrzeuge sich gerade „trennen“, kann man keine Daten mit dem Konfigurator abrufen. Lapidare Feststellung: Ihr gewünschtes Modell ist momentan nicht verfügbar. Die technischen Daten kann man >> hier finden.
Wenn man beharrlich sucht, finden man dann doch noch Daten: Der eVito Tourer Pro mit der 90 kWh (netto) startet bei 53.990 Euro* (netto).
Der eVito ist mit 7.500 Euro* förderungsfähig, s.a. BAFA. Weitere Daten siehe Ausstattungsliste.
Der Mercedes-Benz eVito im Alltag
Busfahren macht einfach nur Spaß. Als Fahrer schaut man von oben auf das „Fußvolk“. Sogar im Modus E hat man mit 293 Nm Drehmoment einen guten An- und Auftritt. Selbst der 110 CDI mit 102 PS hat mit 270 Nm sprichwörtlich das „Nachsehen“.
Mit seiner Reichweite von etwa 350 Kilometern muss man auch nicht immer ängstlich beobachten, ob man die Strecke jetzt noch schafft oder in der Garage via 230V aufladen muss. Unseren kleineren Einkauf haben wir in der zweiten Reihe untergebracht. Die große Heckklappe (mechanisch) ist für kleinere Menschen eher etwas unhandlich zu bedienen. Allerdings ist es ein perfekter Regenschutz: quasi das Abdach als „Terrasse“.
Symbol | Modus | Fahrleistung | Drehmomentaufbau | Heizen / Kühlen |
E+ | maximale Reichweite | 80 kW / 293 Nm | langsam | reduzierte Leistung |
E | Effizienz / Komfort | 100 kW / 293 Nm | langsam | leicht reduzierte Leistung |
C | max. Komfort / Agilität | 150 kW / 365 Nm | dynamisch | volle Leistung |
Einen Sport-Modus (S), wie beim EQV, gibt es nicht.
Es gibt noch einen Modus Lift, falls Airmatic als Extra vorhanden ist.
Rekuperation
Stärke | Verzögerung | |
D– | maximal | -2,0 m/s2 |
D- | normal | -1,5 m/s2 |
D | schwach | -0,6 m/s2 |
D+ | segeln | 0 m/s2 |
DAuto | automatisch | -2,0 bis 0 m/s2 |
Lademeister
Ja, laden mit bis zu 110 kW macht schon Spaß; zumal erst ab 60% auf 97 und ab 70% auf 84 kW gedrosselt wird. Aber die Länge der Ladezeit ist für viele eAuto-Fahrer immer noch ein Ärgernis. Natürlich kann man eine Stunde laden einfach einplanen, wenn man sowie zum Bummeln unterwegs ist oder beim Mittagessen (siehe auch Bochum Ruhrpark). In etwa 30 Minuten von 18% auf 70% ist ganz okay, lässt aber Luft nach oben. Mercedes hat das Problem erkannt. Der EQS kann mit 200 kW laden.
- s.a. Ladehistorie
Navigation
Beim Mercedes-Benz EQV waren wir zufrieden mit dem Navigationssystem. Bei unserem EQV Testwagen war es zwar noch nicht perfekt, aber es hat da scheinbar schon ein Update gegeben, so dass Mercedes auf einem guten Weg ist.
Beim eVito muss der Fahrer / Beifahrer alles „von Hand“ machen. Ladestationen mit App oder A Better Routeplanner planen. Es ist eigentlich unverständlich, dass man den Kunden da im „Regen stehen lässt“. Wir sind gespannt, was Mercedes im EQS anbieten wird. Die Kollegen von ams haben schon getestet, aber mehr geschwärmt vom Antrieb und Antritt.
Long-Run
Klar ist, der Long-Run nach Heiligenhafen muss geplant werden. Wir können vermutlich die Daten vom LINK Volvo XC40 Recharge benutzen. Der kleinere Trip nach Bochum (hin und zurück ca. 280 km) war keine Herausforderung. Kostenlos laden wir im Ruhrpark; erst am 11 kW-Lader dann mit 22 kW am CCS Lader. Wir hatten eigentlich auf 50 kW gehofft.
Heiligenhafen
Gestartet sind wir mit einer Reichweite von 355 Kilometern. Das reicht theoretisch fast bis nach Heiligenhafen (395 km). Nach 152 km sind wir beim IKEA mit 52% Restweite angekommen und haben mit 15 kW geladen – dann sind wir mit fast 68% weiter. 2. Stopp: Rastplatz Buddikate (IONITY, 2 von 4 Ladern defekt) 15 Minuten geladen und mit 260 km Reichweite weiter. Das war eine perfekte Anreise.
In Heiligenhafen haben wir entweder bei Famila oder beim Lidl mit knapp unter 50 kW geladen. Das war perfekt: einkaufen, einen Kaffee trinken und mit etwa 80% wieder los. Unterwegs haben wir natürlich versucht, zu laden. In Grömitz waren 2 von 2 50-kW Lader defekt. Die Hotline konnte nicht helfen; hatte keinen Zugriff auf die Lader, wusste aber, dass beide Lader defekt sind. ACHTUNG: Die eAutos sind auf dem Vormarsch. Da sollten sich auch die Fremdenverkehrsvereine und die Touristik-Branche mal drum kümmern, nicht nur die Kurtaxe zu erhöhen, sondern auch die Lade-Infrastruktur zu verbessern.
Für die Rückreise haben wir bei Famila von 80% auf 99% geladen, ein zweites Frühstück eingenommen und den nächsten Ladestopp beim IKEA angesteuert. Mit 17 kW (CCS) von 14% auf 26% geladen. Dann haben wir den Lader gewechselt und an einem 75 kW Lader auf 65% geladen. Bei IONITY haben wir noch einmal einen kurzen Ladestopp (15 Min) eingelegt und auf 64 % geladen und sind dann in Richtung Heimat.
Kraftstoffverbrauch
Gewundert hat uns, dass der LINK EQV mit 22 kWh/100 km deutlich sparsamer war, als der vergleichbare eVito. Klar ist uns, dass bei hohen Geschwindigkeiten mit einem hohen Verbrauch zu rechnen ist (s.a. wenn die bunten Fahnen wehen).
Wie erwähnt, sind etwa 110 kW Ladeleistung schon ganz gut, aber wenn man dann doch nur eine 50 Kw-CCS-Ladesäule findet… – dann wird der Ladevorgang schon extrem lang. Daher ist wichtig, immer 150 kW-Ladesäule ansteuern, wenn natürlich möglich.
Mit einem Verbrauch von 27,6 kWh/100 km liegen wir sogar noch unter der WLTP Angabe.
So testen wir auf der aom-Vergleichsrunde.
Modus | Strecke [km] | Geschw. [km/h] | Verbrauch [l/100km] |
aom- Vergleichsrunde |
55 | 72 | 28,4 |
Super-Spar | 15 | 63 | 19,5 |
Landstraße sparsam | 45 | 60 | 18,8 |
Landstraße sportlich | 35 | – | – |
Landstraße 2 | 60 | 54 | 23,7 |
BAB, Landstraße | 135 | 78 | 24,6 |
Stadt | 16 | 26 | 22,5 |
Pendler | 30 | 34 | 23,8 |
Ladestopps s. Ladehistorie |
Testverbrauch nach 1.910 km, 51 km/h, 27,6 kWh/100 km
Pro & Contra
+ |
Großer 8-Sitzer VAN mit ausreichender Reichweite. |
+ |
Ladefähig bis 110 kW, auch ab 80% mit 77 kW. |
– |
Leider nur 11 kW-Inboard AC Loader. |
– |
Kein „echtes“ Navigationssystem für ein Elektroauto. |
Fazit
Ein cooler Bus mit Platz ohne Ende – aber mit 80.000 Euro* natürlich auch kein Schnäppchen. Aber wenn man dann den eVito mit dem LINK Fahrbericht – VW Multivan 6.1 vergleicht, liegen beide VANs preislich auf Augenhöhe.
„Geübte“ Fahrer kommen mit dem eVito ans Ziel; für die anderen zukünftigen eVito-Piloten sollte Mercedes unbedingt beim Navigationssystem nachbessern.
Ausblick
Das nächste eAuto steht schon auf der Einfahrt: ein LEVC VN5. Für die einen ist es kein echtes Elektroauto, weil man nur eine Reichweite von etwa 80 Kilometern hat (elektrisch) und dann springt der kleine 3-Zylinder als „Notstromaggregat“ an.
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* Alle Preise ohne Gewähr, Stand: 10-2021.
Linktipps
- Fahrbericht – Mercedes-Benz EQV
- Fahrbericht – Mercedes-Benz eSprinter
- Fahrbericht (kurz) Mercedes-Benz EQV
- Fahrbericht (kurz) Mercedes-Benz eVito
- Fahrbericht FUSO eCanter Driving Experience
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