Wir sind weiterhin auf dem „eAuto-Trip“. Mit dem Polestar 2 waren wir in zwei Wochen 3.000 Kilometer unterwegs. Mit der Renault Zoe 2.350 Kilometer. Jetzt ist es eine Nummer kleiner: 180 km weit soll der Twingo kommen, wenn er 100%ig geladen ist. Ist das alltagstauglich? Wir geben die Antworten.

 

Renault elektrifiziert

Renault ist bereits mit der Zoe recht früh ins Rennen gegangen – und hat den CHAdeMO in CCS geändert. Das ist gut so. Ich war schon immer auf der Welle: eAutos müssen klein und preiswert sein. Von uns gibt es also volle Punktzahl. An der Zoe gab es nichts zu meckern – mehr als 43 kW Ladeleistung wären schon wichtig; zumal die Mitbewerber, wie VW ID.3, Peugeot e-208, Hyundai, mittlerweile zwischen 70 bis 80 kW über einen längeren Zeitraum laden.

Dann mal los

Erst einmal schauen und staunen wir. Ja, der Twingo Electric ist schon zierlich. Aber meine 1,88 m kann ich gut unterbringen. Die Sitze sehen richtig sportlich aus – mit „veganem“ Leder. Der Twingo Electric kommt frisch daher und erfreut nicht nur die Jugend, sondern sicher auch Menschen, die jenseits der 50 sind. Und als „Enkeltaxi“ macht man mit dem Flitzer vor jeder Kita eine gute Figur.

Der Twingo Electric kommt typisch elektrisch spontan zur Sache, und lässt jeden Verbrenner an der Ampel der Preisklasse alt aussehen. Aber erst einmal umschalten in den ECO Modus und auf B (Wahlhebel nach links). Hier kann man sogar zwischen B1 bis B3 wählen. Das nutzen wir bei jeder Gelegenheit und auf den ersten Blick sehen die Verbräuche von etwa 15 kWh/100 km nicht schlecht aus.

Daten & Fakten

Motor	Synchron-Elektromotor
Leistung kW (PS)	60 (81)
Drehmoment (Nm)	160
Getriebe	Automatisches Untersetzungsgetriebe
0-50 km/h (sec)	4,2
0-100 km/h (sec)	12,9
Leergewicht / zul. Gesamtgewicht (kg)	1.168 / 1.518
Sitzplätze	4
Vmax (km/h)	135
CO2 in g/km	0
Reichweite WLTP (km)	190 bis 270
Schadstoffklasse	A+
Verbrauch kombiniert (kWh/100 km)	16,0 bis 16,3
Ladekapazität DC (kW)	–
Ladekapazität AC (kW)	11 bis 22 kW
Batterie brutto / netto (kWh)	22 / 21,4
Kofferraumvolumen  / umgeklappt (l)	219 / 970
Grundpreis ZEN (Euro / Leasing)	23.790 / 59 € / Monat

Ausstattung

Der Twingo Electric startet bei 23.790 Euro*.

EXTERIEUR & DESIGN
Außenspiegel in Wagenfarbe 15-Zoll-Leichtmetallräder	Türgriffe in Wagenfarbe lackiert Außenspiegel elektrisch einstell- & beheizbar
SICHERHEIT, INTERIEUR & KOMFORT
Reifendruck-Kontrollsystem Beifahrerairbag ABS Fahrerairbag Kopfstützen hinten Bremsassistent ASR mit ESP Kopf- und Thorax- Airbags	Zentralverriegelung LED-Tagfahrlicht mit C-Shape Signatur Tempopilot mit Geschwindigkeitsbegrenzer i-Size Befestigung Rücksitze Mobilitäts-Set, 12-V-Kompressor und Reifendichtmittel
KONNEKTIVITÄT
Smartphone-Integration via Android Auto	Radiosatellit am Lenkrad
SPEZIFISCHE AUSSTATTUNG ELEKTROANTRIEBE
Ladekabel Typ (Mode3)	Geräuschsimulator Z.E. Voice (Akustisches Warnsystem – AVAS)

Extras

Fahrzeugpreis Intense	24.690 Euro*
Deluxe-Plus Paket, 16-Zoll-Leichtmetallräder „Monega“	590 Euro
Easy Link mit Navigation und Soundsystem Subwoofer	590 Euro
Ladekabel Schuko 6,5 m	460 Euro
Metallic	590 Euro
Gesamtpreis	27.030 Euro
Umweltprämie	– 10.000 Euro
Endpreis	17.030 Euro *

 

Der Twingo Electric im Alltag

Der knuffige Twingo macht einfach Spaß und gute Laune. Natürlich ist klar, dass der Begriff Kofferraum nicht so richtig passt. Aber wer fährt mit einem Twingo mit 4 Erwachsenen zwei Wochen in den Urlaub? Aber mit drei Personen ein verlängertes Wochenende mal weg: da frage ich: wo soll es hingehen?! Das ist kein Problem.

Falls der Kofferraum nicht reicht, weil man 2 Kisten Wasser, 1 Kiste Bier und noch den Großeinkauf tätigen muss, sind die Rücksitze schnell umgeklappt. Wir haben sogar Testweise eine Schubkarre gekauft. Scherz. Aber wenn man den Beifahrersitz umklappt, geht selbst die dort rein.

Lademeister

Da der Twingo Electric ja nur ein „Mini-Batterie“ hat, ist er mit dem 2,1 kW-Ladegerät schon nach etwa 10 Stunden voll aufgeladen. Wir waren jeden Morgen mit 100% am Start. An den öffentlichen Wallboxen laden wir mindestens mit 9,5 kW. Aber ein weiteres großes Lob: der Twingo Electric hat einen 22 kW-Onboard-Lader.

Beispiele:

• 18,3 kWh in 1:39 = 99 min = 10, 98 kWh
• 5,3 kWh in 17,5 min = 18,2 kWh
• 15,5 kWh in 51 min = 18,24 kWh

Da ist meisten Lader 22 kW-AC-Lader sind, ist der Twingo Electric oft nach einer Stunde bei 100%.

Navigation

Fangen mit den Stärken an: mit dem Twingo Electric findet man problemlos ans Ziel. Das können ja alle Navigationsgeräte. Sonderziele, beispielsweise Ladestationen, findet er zielgenau. Wir haben es so gemacht, dass wir im Vorfeld schon einmal geplant haben, wo wir laden können. Am Ziel dann den besten, nächsten Lader (über Sonderziele) angesteuert.

Sinnvoll wäre es, wenn man ein Ziel ansteuert und das Navigationsgerät stellt fest: das Ziel kann man mit dieser Reichweite nicht ansteuern. Dass dann ein Lader auf der Strecke als Zwischenziel herausgesucht wird. Sicherlich besonders wichtig, wenn man öfter größere Strecken fährt. Aber der Twingo Electric bleibt im Schwerpunkt Cityflitzer.

App-pro pos

Die App ist besonders wichtig, um zu kontrollieren, ob geladen wird und wann das Fahrzeug voll aufgeladen ist. Die App war ruckzuck installiert und hat uns die passenden Daten geliefert. Wichtig ist, dass man gegebenenfalls die Daten aktualisieren muss, in dem man im Abschnitt Batteriestatus nach unten zieht.

Long-Run

So richtig Long macht ein Run für einen Twingo keinen Sinn. Beispielsweise braucht man nach Heiligenhafen (ca. 400 km) vier Ladestopps mit etwa 2,5 Stunden Ladezeit. Wenn man denkt, „der Weg ist das Ziel“ – warum nicht?

Aber wir war trotzdem viel unterwegs. Wir fuhren nach Papenburg (hin und zurück 200 km), inklusive einem Ladestopp in Papenburg. Man ist ja mindestens eine bis zwei Stunden vor Ort, und die Lader stehen direkt am Hafen oder in der Innenstadt.

Bochum (über Münster) sind nur etwa 135 km. Das könnte der Twingo Electric mit einer Reichweite von etwa 150 bis 180 Kilometer eigentlich ohne Zwischenstopp schaffen… Aber auf der A43 war eine Totalsperre und die Restreichweite war dann oft knapp über der Entfernung zum Ziel. Daher musste ein kurzer Ladestopp spontan eingelegt werden.

Auch wenn wir sparsam unterwegs waren, mit etwa 100 bis 110 km/h, muss man während des Überholens schon mal auf 130 bis 140 km/h beschleunigen. Und dann liegt der Verbrauch bei knapp unter 15 kWh/100 km. In Bochum haben wir bei den Stadtwerken geladen. Das ist ideal, weil das Parken kostenlos ist und man in drei Minuten in der City ist. Zurück sind wir dann mit 100% und haben einen kurzen Ladestopp in Altenberge eingelegt. Dort haben wir sogar kostenlos Strom bekommen.

Zwischenfazit: Papenburg mit etwa 100 km (eine Strecke) war ideal. Bochum kann man vielleicht einmal im Quartal machen und weitere Strecken: wie erwähnt, wenn „der Weg das Ziel ist“, auch kein Problem.

Kraftstoffverbrauch

Übergabe der Daten: Reichweite 188 km, 18,1 kWh/100 km. Können wir das besser?

Ja, denn wir haben meist Werte von unter 15 kWh/100 km notiert. Natürlich gab es auch hier, weil es morgens oft nur 4-7 Grad waren, Ausreißer nach oben. Aber in der City punktet der Kleine mächtig mit 9,3 kWh/100 km. Natürlich bei idealen Bedingungen: 15 Grad und mit 15 Kilometer Anfahrt ist das Auto und sind die Batterien ideal vorgewärmt.

Unsere Lieblingsstecken Landstraße 1 und 2 fuhren wir natürlich im ECO Modus und mit Hilfe des Tempomats, Rekuperations-Stufe 3 mit unter 11 kWh/100 km. Da ist man dann mit etwa 3 bis 3,50 Euro/100 km unterwegs.

So testen wir auf der aom-Vergleichsrunde:

Modus	Strecke [km]	Geschw. [km/h]	Verbrauch [kWh/100km]
aom- Vergleichsrunde	55	70	15,5
Super-Spar	15	57 54 62	15,5 14,4 9,9
Landstraße sparsam	56	40	11,4
Landstraße sportlich	35	77	17,4
Landstraße 1	60	57 56	10,9 10,5
Landstraße 2	60	60	10,8
Landstraße 1+2	120	–	–
BAB 100	26	92 96	12,0 14,2
BAB 130	26	114 122	23,6 22,3
Stadt	16	27	9,3
Pendler	30	36	10,3
Ladestopps s. Ladehistorie

Testverbrauch nach 1.671 km, ca. 62 km/h, ca. 14,5 kWh/100 km

Pro & Contra

+	Cooles, frisches und bezahlbares eAuto.
+	22-kW-AC-Lader.
–	Navigationssystem: Gern noch 50-80 Kilometer mehr Reichweite

Fazit

Für uns war der Twingo Electric ist richtig pfiffiges kleines Elektroauto, was sogar mehr kann als nur ein City-Flitzer zu sein. Da man meist zu Hause mit etwa 0,29 Euro/kWh lädt, ist man auch preiswert unterwegs. DC-Laden haben wir nicht vermisst, weil man mit 22 kW schnell genügend Reichweite hat, um sicher ans Ziel zu kommen.

Gespannt sind wir auf das nächste eAuto von Renault. Das müsste der Dacia Spring sein, der zwar klein, aber dennoch eher als SUV durch geht. Er soll noch etwas 3.000 Euro günstiger sein. Der Dacia Spring ist für Oktober / November 2021 geplant. Der Renault Mégane E-TECH Electric könnte ebenfalls noch Ende 2021 kommen. Sicher für uns eher ein Thema für Spring 2022.

Ausblick

Das nächste Auto ist nicht eine, sondern gleich zwei Nummern größer: der Mercedes-Benz EQV (Fahrbericht (kurz) Mercedes-Benz EQV), den wir ja schon im Kurztest vorgestellt haben. Der will beweisen, dass er besonders die Langstrecke kann. Hamburg, Bochum: alles keine Entfernungen für den EQV – oder?

Vielleicht schaffen wir noch einen Wochentest mit dem Toyota Proace Verso (Fahrbericht Toyota Proace Electric), den wir ja schon im Kurztest hatten. Der Volvo XC40 Recharge ist geplant für Heiligenhafen (ca. 380 km, geplant 2 Ladestopps). Wie stressfrei ist ein Elektroauto auf einer Urlaubsreise?

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* Alle Preise ohne Gewähr, Stand: 05-2021

Linktipps

• 2020 – Fahrbericht – Renault Zoe R135
• 2017 – Fahrbericht Renault Zoe
• Sondermodell Renault Twingo Z.E. „Vibes”
• Renault – Mégane E-TECH Electric
• 2012 – Renault Master

Fotos © 2021 Redaktionsbüro Kebschull

Der nächste Testkandidat: Toyota Proace Electric