(2) Autokauf 2021 – Entscheidungskriterien
eAutos sind PS-Monster
Unter den Elektromobilisten gibt es eine Lebensweisheit: „Langsam kommt man schneller ans Ziel.“ Mit vielen eAutos kann man locker schneller als 200 km/h fahren. Mit dem Porsche Taycan bin ich sogar 275 km/h gefahren. Aber dann ist die Batterie natürlich schnell leer und das Laden dauert länger als wenn man tankt.
Die wichtigsten Kriterien für ein eAuto
Bisher habe ich immer geglaubt, Reichweite, Reichweite und noch einmal Reichweite, weil: 400 Kilometer gemäß WLTP sind (auch sparsam gefahren) vielleicht sogar nur 330 bis 350 km. Man braucht ja auch noch etwas Reserve, so dass nach etwa 300 Kilometern ein Ladestopp anliegt. Da man in der Regel nur bis 80% lädt, weil dann der Ladevorgang gedrosselt wird. Demnach hat man nicht 350 km, sondern nur 80% von 350: also nur 280 km (minus 30 km Reserve), dann hat man eine reale Reichweite von nur 250 km. Also kommt man mit einem Ladestopp etwa 550 Kilometer weit (s.a. Fahrbericht – VW e-up! 2020).Ein weiteres und wichtiges Kriterium ist die Ladefähigkeit über ein breites Ladeintervall. Der Hyundai Kona Elektro lädt beispielsweise von 20% bis 50% mit etwa 70 kW; ab da wird bereits gedrosselt, um die Batterie zu schonen. Das ist zwar gut für die Batterie, aber schlecht für unsere Nerven. Der Audi Q4 e-tron ist da schon ein anderes Kaliber: er lädt mit etwa 120 bis 130 kW, wird dann auch ab 80% gedrosselt, ist aber trotzdem in 25 Minuten von 20% auf 80% aufgeladen.
Bewusst ist mir das mit den IONIQ 5 geworden, der mit 800-Volttechnik (wie Porsche Taycan Turbo und Audi e-tron GT / RS). Man könnte daher die kleinere Batterie nehmen und durch mehrere kurze Ladestopps dennoch schnell ans Ziel kommen. Das kann man perfekt ausprobieren mit A Better Routeplanner (ABRP).
Ladeinfrastruktur
Ganz wichtig ist auch die Ladeinfrastruktur. War man vor zwei Jahren oft allein an einem Schnelllader (HPC) und man freute sich, wenn ein „Lade-Nachbar“ zum Gespräch kam, ist es heute oft so, dass man an einen Schnelllader heranfährt mit 6 Ladeoptionen, man selbst ist die Nummer 5 und zwei Minuten später ist die letzte Ladeoption besetzt. Neulich, von 6 Ladern bei IONITY 4 defekt!Selbst, wenn das Netz der IONTY Lader schon relativ dicht ist, so dass alle 70 bis 80 Kilometer und auch beispielsweise EnBw sich ständig bemüht, neue Ladesäulen zu installieren, steigt die Anzahl der eAutos – nach meiner Einschätzung – überproportional gegenüber der Ladeoptionen.
Leider gibt es zurzeit auch nur wenige Hoteliers, die erkannt haben, dass die 22 KW-Doppellader ein Entscheidungskriterium für ein Hotel sein kann.
Tesla hat die Supercharger
Da sind die Tesla-Fahrer zurzeit noch sehr entspannt. Bei uns, am Autobahnkreuz A30/A31, gibt es 12 Supercharger. Weil die mittlerweile stärker frequentiert werden und oft schon 5 bis 7 Fahrzeuge dort laden, hat Tesla jetzt weiter 12 Supercharger „nachgerüstet“ und zwar die V3, bei denen die Fahrzeuge mit bis zu 250 kW laden können.Es gibt das Gerücht, dass Tesla Ende 2021 die Supercharger auch für alle anderen Marken freigeben will oder muss… Wir werden sehen und Sie auf dem Laufenden halten.
Entscheidungskriterien
Zusammengefasst ist es wichtig, eine große Batterie zu wählen, damit man eine gute Reichweite hat. Extrem wichtig ist die Ladefähigkeit. Wenn ich beispielsweise nur einmal im Jahr im Urlaub eine größere Strecke zurücklegen muss, ist es auch kein Problem zwei oder drei längere Ladepausen einzulegen. Ansonsten sollte man mit unterschiedlichen Probefahrten herausfinden, welches Fahrzeug am besten für den eigenen Einsatzzweck geeignet ist.Bei einem Ladesäulengespräch hat mir ein Herr (72 Jahre) erzählt, er wollte eigentlich einen Mercedes-Benz kaufen. Aber die „Herren Verkäufer“ waren da nicht wirklich interessiert. Bei Audi nicht viel besser: lange Wartezeiten sind die Regel. „Aber wir haben drei da, da können sie einen gleich mitnehmen.“, hieß es. Das hat er auch: einen Audi e-tron 55 quattro. Eine gute Wahl. Aber man hätte ihm wenigsten auch eine Beratung „spendieren“ können. Nach etwa 30 Minuten „Beratung“ durch uns, war er sehr dankbar und seine Frau wird vermutlich einen Tesla Model 3 kaufen.
Fazit
Ein (Elektro-)Auto kauft man nicht mal so zwischendurch. Wir haben etwa sechs Monate gebraucht, um eine Entscheidung zu fällen. Wir haben leider immer wieder festgestellt, dass die Autoverkäufer es nicht besser wissen oder auch keine Lust haben, ihren eAuto-Horizont zu erweitern.Übrigens, am Rande erwähnt: es ist auch nur ein Gerücht, dass eine Tesla-Probefahrt nur 30 Minuten dauert (Fahrbericht (kurz) Tesla Model 3 LR). Aber dazu mehr im dritten Teil.
Linktipps
- (1) Autokauf 2021 – Einstieg
- (3) Autokauf – Entscheidung
- Fahrberichte – Übersicht Elektroautos
- Fahrberichte – Das Autojahr 2020
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