Nach dem PEUGEOT e-Traveller und dem baugleichen Toyota ProAce Elektro ist jetzt der Citroën ë-SpaceTourer dran. Wie bereits berichtet (s.a. Citroën Berlingo & SpaceTourer) sind beide Fahrzeuge „nur“ als E-Version bestellbar. Und das ist gut so. Der Citroën ë-SpaceTourer soll 322 km (gem. WLTP) weit kommen. Klappt das? Das wird unser Schwerpunkt sein.

 

VIP – kann sein, muss aber nicht

Der Wagen ist aber schon sehr chic und vor allem die 6 schwarzen Ledersitze mit der Abdunkelung im Fond hat so was von VIP-Bus. Ansonsten ist es ein echtes „Schiff“, also aufpassen und „groß“ Ausholen. Gerade an den Ladestationen geht oft eng zu. Mit dem EQV (Fahrbericht – Mercedes-Benz EQV) haben wir das in Leer erlebt: ausholen konnten wir da nicht, weil dort ein Fahrzeug geparkt hat.

Achtung Ein kleiner Schreck während des Teststarts. Das Auto wurde übergeben: einmal Rundumblick, alles top, ist ja auch brandneu mit 1.750 km. Ich bin dann losgefahren. Das Telefon klingelt. „Ich habe noch den Schlüssel“, so der Fahrer, der das Fahrzeug angeliefert hat. Geht das? Eigentlich nicht. Ich habe schon erlebt, dass ein Fahrzeug, den „Schlüssel nicht erkannt“ hat, weil der im Kofferraum war. Ich gehe davon aus, wenn ich das Fahrzeug abgestellt hätte, wären der Schlüssel und das Auto so etwa 4 km voneinander entfernt gewesen! Fehler verifiziert Wir konnten den Fehler verifizieren: Kein Schlüssel im Auto, Fahrzeug kann nicht gestartet werden. Schlüssel im Auto, Fahrzeug kann gestartet werden. Fahrstufe D oder R, Beifahrer verlässt mit Schlüssel das Fahrzeug, dann leuchtet kurz auf „Schlüssel nicht im Fahrzeug“. Das Fahrzeug kann aber weiterhin gefahren werden. Erst nach Abstellen, wird der Schlüssel wieder benötigt. Also aufpassen.

Dann mal los

Auto und Technik kennen wir. Ist ja Standard, 100 kW (136 PS), und los geht es im Eco-Modus, Fahrstufe B nicht D, dann wird stärker rekuperiert. Eco reicht, weil man ja sparsam (Reichweite) unterwegs ist. Nur während des Überholvorgangs schalten wir in den Modus Sport.

Cool ist natürlich die weit hochschwingende Heckklappe (mechanisch), die gleichzeitig als Regenschutz dient. Die Türen hinten (rechts und links) öffnen elektrisch, sogar vom Fahrerplatz aus. Bitte einsteigen und sich wohlfühlen. Nette Konfiguration, die 4 VIPs im Fond können sich anschauen. Es soll ja Leute geben, die nicht so gut rückwärtsfahren können — dann drehen wir die Sitze wieder um.

Daten & Fakten

Motorbauart	Elektromotor
Hubraum	–
Emissionsklasse	A+++
Leistung	100 kW / 136 PS
Drehmoment	260 Nm
Verbrauch (WLTP)	ca. 26,2-27,0 kWh/100 km
Batterie (brutto)	75 kWh
Reichweite WLTP (km)	330
AC-Laden (kW)	11
DC-Laden (kW)	<= 100
0 bis 80% laden	ca. 45 min 75 kWh
Nutzlast (kg)	1.000
Anzahl Personen	bis zu 7
Leergewicht	2.375-2.514 kg
Beschleunigung 0-100 km/h	14,3
Höchstgeschwindigkeit km/h	130
Preis	ab 51.890 Euro *
Anhängelast (gebremst)	1.000 kg

Ausstattung

Der Citroën ë-SpaceTourer startet als Business mit der Länge M bei 51.890 Euro. Dafür gibt es dann aber nur die 50 kWh Batterie mit einer Reichweite von 219 km (gem. WLTP). Das kann reichen, wenn der ë-SpaceTourer als Kindergarten- Shuttle oder meist nur in der Stadt eingesetzt wird. Wenn er wirklich auf SpaceTour geht, wäre die 75 kWh Batterie (+ 6.000 Euro) schon wichtig, zumal der ë-SpaceTourer auch nur mit 100 kW lädt, meist sogar nur mit 75 kW. Wenn man dann wirklich auf einem Log-Run mit 700 Kilometern unterwegs ist, geht der Fun-Faktor gegen Null.

• Online-Reichweiten-Rechner von Citroën

Der längere XL startet bei 52.680 Euro und unsere Prämienausstattung Business Lounge bei 66.400 Euro inkl. 75 kWh Batterie.

Die Option 7-Sitzer (+ 900,00 Euro) würde ich auf jeden Fall ordern. Der Citroën ë-SpaceTourer ist ja schnell wieder in einen 6-Sitzer umgebaut, falls nötig.

Serienausstattung

Sicherheit Vorhangairbags Reihe 2 und 3 Audio- & Navigationssysteme Citroën Connect Nav DAB Technik & Fahrwerk Xenon Scheinwerfer Komfortausstattung Außenspiegel elektrisch verstellbar Zusatzklimaanlage hinten Klimaanlage automatik Keyless-System

Türen & Verglasung getönte Scheiben Reihe 1, extra getönt Reihe 2 + 3 Räder 17-Zoll-Leichtmetallfelgen „Curve“

Extras

Grundpreis	66.400,00 €
e-Sicherheits-Paket	450,00 €
Leder „Claudia“	0,00 €
Perla- Nera-Schwarz	700,00 €
Drive-Assistent-Paket	480,00 €
Gepäcknetztrennung	200,00 €
17“ Felge „Curve“ inkl. Grip-Control	0,00 €
Mode 3 Ladekabel	350,00 €
Gesamtpreis	68.580 €

OK, fast 70k sind jetzt kein Schnäppchen. Aber dafür bekommt man ein mächtig großes Auto, mit Leder-als 6-Sitzer mit einem großen Kofferraum. Ich würde auf jeden Fall die Option 7-Sitzer für + 900,- Euro ordern. Den 7. Sitz brauch man vielleicht selten, aber dann ist man froh, den flott einbauen zu können. Der vergleichbare Mercedes-Benz EQV (s.a. Fahrbericht) liegt bei fast 100.000 Euro.

Der Citroën ë-SpaceTourer im Alltag

Mehr Platz für Passagiere und Gepäck braucht kein Mensch. Mit der Gepäcknetztrennung kann man den Kofferraum bis zur Decke beladen. Ansonsten, wie erwähnt, ist man mit einem Raumschiff unterwegs. Aber nach wenigen Stunden ist man mit Citroën ë-SpaceTourer vertraut; man hat „von oben“ ja die Draufsicht auf das Verkehrsgeschehen.

Lademeister

Bei der Ladegeschwindigkeit gilt: je mehr Leistung, umso schneller ist man wieder weg und macht den Ladepunkt frei. Mit dem VW e-Golf war ich begeistert, als wir 2017 das erste Mal DC mit fast 50 kW geladen habe. Nun bin ich enttäuscht, wenn ich nur mit 70 kW laden kann, weil zwei Autos sich die 150 kW teilen müssen.

Beim Laden waren wir positiv überrascht. Hat der Peugeot e-208, e-2008, selten über 75 kW geladen und wurde schnell auf unter 50 kW gedrosselt, war der Citroën ë-SpaceTourer flott mit 94 kW (sogar bei Fastnet mit 101 kW) am Tesla Supercharger dabei und auch nach 51% mit 77 kW sehr schnell dabei.

Wir haben versucht, meist an unserer Wallbox zu laden, weil mit ca. 0,30 Euro/kWh ist es dort am günstigsten. In der Regel zahlt man für AC-Laden etwa 0,41 Euro/kWh und für DC-Laden 0,52 Euro/kWh. Bei IONITY sogar 0,79 Euro/kWh und bei Tesla als Fremdmarke zirka 0,71 Euro.

Navigation

Das Navi ist nach heutigem Stand der Technik etwas klein, arbeitet aber gut. Auf der Rückfahrt aus Düsseldorf, Dauerstau auf der A3. Elegant über Dinslaken Richtung Heimat gefahren. Und zufällig an einem Fastnet HPC Lader vorbeigekommen. Wäre schön, wenn das demnächst auch „eingebaut“ wird. Die Forderung ist nach wie vor: Ziel eingeben; wenn das Ziel nicht mit der Reichweite korrespondiert: sinnvolle Ladestopps einfügen.

Long-Run

Ja, die Log-Runs waren häufig und auch long. Aber das war ja unser Thema. Nur 50 Kilometer Rund um das Redaktionsbüro fahren, kann ja jeder. Wir waren auf den Long-Runs in Papenburg 180 km (immer hin und zurück), Amsterdam 326 km, Bochum 315 km, Hannover 420 km, Hattingen 332 km, Düsseldorf 300 km und in Rüsselheim (365 km, nur Rückfahrt).

Papenburg war natürlich keine Herausforderung, weil mit einer echten Reichweite von etwa 260 bis 270 km sind wir problemlos hin und zurückgefahren.

Amsterdam schon – und da haben wir auf der Rückfahrt einen Tesla Supercharger angesteuert. Einmal, um zu testen, ob es funktioniert und zum anderen, kann man dort ziemlich sicher sein, dass man mindestens einen freien Stall erwischt. Hat problemlos geklappt, 12 Ladeoption und nur 3 Fahrzeuge waren vorhanden. Ungünstig ist, dass der Citroën ë-SpaceTourer vorne links seinen Ladeanschluss hat, weil er somit zwei Stalls belegt.

Bochum war mal wieder cool, weil wir kostenlos laden konnten. Wir haben bewusst am Ruhrpark Einkaufzentrum einen 11 kW-Lader angesteuert, weil die 50 kW-Lader meistens besetzt sind. Aber Mittagessen, Kaffeetrinken und etwas shoppen hat genügt, dass wir sicher wieder heimgekommen sind. Klar ist, mit Tempo 100 bis 110 km/h auf der Autobahn und nur mal kurz 130 km/h, wenn man überholt. Dann sind Verbräuche im Sommer von knapp unter 24 kWh/100 km möglich.

Hannover mit 420 km, war klar, dass wir laden müssen. Beim Maschseefest war natürlich viel los, entsprechend hoch war auch der Andrang an den Ladesäulen. Aber man muss auch mal Glück haben. Direkt am Maschsee war ein 11 kW Doppellader. Erste Herausforderung: das Einparken, weil der Citroën ë-SpaceTourer schon ziemlich lang ist. Hat geklappt. Zwei Herausforderung: es war eine Einbahnstraße und die Ladebuchse ist ja, wie bereits erwähnt, vorn; somit braucht man ein 7,5 Meter Ladekabel; das hat gerade so gereicht (s. Foto). Aber als „trainierter“ Redakteur ist das eigene Kabel (ca. 180 Euro) an Bord. Drittens braucht man auch etwas Glück: das Laden war sogar kostenlos.

Hattingen mit 322 Kilometern bedeutet: diese Tour braucht auf jeden Fall einen kurzen Ladestopp. Und mal wieder Glück, der Doppellader AC 11 kW (Roonstraße / Rathausplatz, Nähe Altstadt) war tatsächlich nicht besetzt. Hier die Besonderheit: Freischalten nur mit App. Ein eAuto-Fahrer mit einem Plug-In hatte da so seine Probleme. Nach etwa 2,5 Stunden hatten wir 25,6 kWh geladen und die Rückfahrt konnte angetreten werden.

Düsseldorf war geplant mit einem Ladestopp bei IKEA. Hat sogar geklappt, aber leider nur 11 kW und nach 1,5 Stunden hat man dann gerade 15 kWh geladen. Aber auf der Rückfahrt, wie erwähnt, hatte ich einen 15 Minuten Stopp bei Fastnet gemacht und mit fast 100 kW geladen.

Rüsselsheim: natürlich mit einem Ladestopp im Ladepark Hilden Seed & Greet (157 km). Dort steht sogar ein TESLA Pool für die Erfrischung (aber nur Do-So ab 14 bis 19 Uhr und bis zum 28. August 2022). Eigentlich müsste man dann die restlichen 206 km schaffen. Mit dem Peugeot e-Traveller (Februar 2022) hatten wir damals nicht komplett vollgeladen und mussten noch einen kurzen Stopp einlegen. Das hat aber erst im vierten Anlauf geklappt, weil die Lader an der A3 alle besetzt waren. Diesmal klappt es perfekt.

Kraftstoffverbrauch

Daten der Vorgänger: 632 km, 46 km/h 28,0 kWh/100 km. Klar ist: ein Bus mit einer Stirnfläche wie ein „Möbelwagen“ verbraucht viel Energie, um den Luftwiderstand zu überwinden – und natürlich ist der Citroën ë-SpaceTourer, als 6-Sitzer mit 2,5 Tonnen auch kein Leichtgewicht. Aber jetzt im Sommer haben wir oft sogar Werte von um die 20 kWh/100 km notieren können. Der Testverbrauch nach 2969 km mit 23,9 kWh/100 km ist „nicht von schlechten Eltern“.

So testen wir auf der aom-Vergleichsrunde.

Modus	Strecke [km]	Geschw. [km/h]	Verbrauch [kWh/100km]
aom- Vergleichsrunde	55	70	24,4
Super-Spar	15	66	16,8
Landstraße Langstrecke	151	56	24,1
BAB Langstrecke	372	68	22,6
Landstraße sportlich	35	–	–
Landstraße 1	60	62	21,6
Landstraße 2	60	58	22,9
Stadt	16	25	22,4
Pendler	30	33	24,0
Ladestopps s. Ladehistorie

Testverbrauch nach 2969 km, 65 km/h, 23,9 kWh/100 km.

Pro & Contra

+	Großes eAuto (6-, 7-Sitzer) mit ausreichender Reichweite.
–	Maximal 96 kW Ladeleistung.

Fazit

Nach fast 3.000 Testkilometern können wir feststellen: der Citroën ë-SpaceTourer ist ein perfektes Auto für Großfamilien oder auch für den Einsatz als Shuttle. Etwa 280 Kilometer Reichweite sind okay, wenn man, wie wir, Strecken hat, so um die 400 bis 500 Kilometer. Wenn man ständig größere Strecken fährt, zum Beispiel Emsbüren – München (ca. 700 km), wäre eine Option die 100 kWh Batterie.

Ausblick

Cool: im direkten Vergleich ist nun der Citroën ë-Berlingo dran. Jetzt werden einige sagen: das kann man nicht vergleichen. Aber den ë-Berlingo gibt es auch als 7-Sitzer — allerdings dann mit wenig Gepäckraum. Dafür wird der ë-Berlingo auch deutlich preiswerter sein. Als M startet er bei 36.590 Euro. Der XL kostet dann 41.040 Euro. Unser Pressefahrzeug als Feel startet bei 41.040 Euro. Wie weit kommen wir mit der 50-kWh-Batterie (brutto, gem. WLTP 277 km)? Wir werden die Antworten geben.

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* Alle Preise ohne Gewähr, Stand: 08-2022

Linktipps

• Fahrbericht – Peugeot eTraveller
• Fahrbericht – Toyota Proace Verso Elektro
• Fahrbericht – Citroën ë-C4
• Fahrbericht – Peugeot e-2008
• Fahrbericht – Peugeot e-208

Fotos © 2022 Redaktionsbüro Kebschull