Felix Sutschek

2012 – Fahrbericht Volkswagen up!

Veröffentlicht am: 20. April 2012Von
[04-2012] Der kleinste VW ist nicht mehr ganz neu, auf den Markt kam er schon vor ein paar Monaten. Das Konzept des Kleinstwagens ist auch nicht neu. Kann der Volkswagen up! uns überzeugen?

VW up! Ganz großes Kino

Felix SutschekDie meisten nicht Deutschen Hersteller leben ganz gut davon, dass sie in der Größenklasse viele und vor allem preiswerte Autos anbieten. Da momentan nicht abzusehen ist, wann der Sprit wieder billiger wird, ist man also gut beraten, ein kleines sparsames Auto zu fahren. Das hat auch VW (wieder) erkannt und schickt den VW up! ins Rennen. Er löst den mäßig erfolgreichen VW Fox ab, der wiederum den Lupo beerbt hatte. Der Lupo war seiner Zeit etwas voraus, den Lupo 3l konnte man tatsächlich damals schon mit etwas über 3 l fahren. Allerdings war er teuer, sehr teuer. Für damalige Verhältnisse. Der up hat also kleine Vorfahren, die ihm gewaltige (im Falle des Fox allerdings weniger gewaltige) Fußstapfen hinterlassen haben. Ob er in die treten kann und die Erwartungen erfüllt?

Der VW up!, ein typischer Volkswagen?

Einen riesen Pluspunkt sieht man dem up! sofort an. Er trägt nicht das typische VW Markengesicht. Kaum ein VW unterscheidet sich derzeit von dem eins größeren und kleineren Bruder. Wer kann schon im Vorbeifahren sagen, ob das grade ein Polo oder ein Golf war? Oder ob es ein Jetta oder ein Passat war? Eben! Aber, den VW up schon mal verwechselt? Nein, Genau! Ein VW up ist unverkennbar der up. Keine Verwechselungsgefahr. Mit nichts.

Und er wirkt größer als es die Daten erwarten lassen. Optisch kann man ihn schwer einsortieren. Wenn man den Kofferraum öffnet die Überraschung. Zwar schwingt die einteilige Glasabdeckung nicht sonderlich hoch, und die Ladekante ist auch recht hoch, aber das Abteil dahinter ist, wenn man den Zwischenboden entfernt, geräumiger als gedacht. Da passen einige Getränkekisten rein, wenn man sie über die Ladekante wuchten kann! Und Sitze geteilt umklappen geht auch noch.

Wo beim VW Lupo noch das Handschuhfach einfach nach hinten verlegt und als Kofferraum verkauft wurde, kann der up! also tatsächlich einen zwar schmalen, aber geräumigen und dank Zwischenboden pfiffigen Kofferraum bieten. Dass die Hutablage nur zwei Positionen kennt, ist ein nerviges Detail, viele werden sie in der „Auf“ Position vergessen, und beim Ausparken feststellen, dass sie nichts sehen nach hinten. Also aussteigen, Kofferraum auf und Hutablage runterklappen. Weiter geht’s. Aussteigen muss man dazu schon, so weit nach hinten lehnen um vom Fahrersitz bis zur Hutablage fassen zu können klappt nicht. Dazu ist der VW up! einfach zu groß. Selbst 190cm große Probanden haben hinten genug Platz für Kopf und Schultern. Beinfreiheit ist plattformbedingt nicht ganz so üppig, aber mit etwas Nehmerqualitäten können vier Erwachsene auch mehr als nur Kurzstrecke in dem Auto bewältigen.

Alles DRIN alles DA

Das Cockpit sieht im VW up! spartanisch aus, bietet aber alles was man so braucht. Und dass in dem kleinen Navi-Display auch der Bordcomputer unterkommt, ist ein überaus pfiffiges Detail. So kauft man mit dem Navi immer auch ein tragbares Navi und einen Bordcomputer mitsamt Multimedia-Suite. Leider ist der Touchscreen etwas fummelig zu bedienen, die Menü-Tasten sind ganz unten, recht klein, und der Rahmen stört etwas. Schade, das trübt den sonst sehr positiven Eindruck.

Der positive Eindruck setzt sich beim Fahren fort. Die Tür fällt satt ins Schloss, der Schlüssel startet den Drei-Zylinder und „up“ geht’s. Die 75 PS haben keine Mühe mit dem Kleinen, der immerhin unter einer Tonne wiegt. Das Multifunktions-Navi-Bordcomputer-Entertainment-Display mahnt zu frühem hochschalten, um den Verbrauch niedrig zu halten. Und der kleine Motor macht das erstaunlich gut mit. Er lässt sich problemlos bei ca. 1.400 U/min fahren. Kein schütteln und dröhnen. Wir konnten einen Durchschnitt von unter 5l pro 100km fahren. Natürlich muss man höhere Drehzahlregionen erklimmen, um flotter voranzukommen. Den Einsatz von mehr Sprit quittiert der VW up! mit willigem hochdrehen, kernigem Sound und einem ausgewogenen Fahrwerk. Bei langsamer Fahrt fällt auf, dass das niedrige Gewicht dazu führt, dass man viel von der Straßenbeschaffenheit mitbekommt. Wird man schneller, fällt das nicht mehr so negativ auf.

Gut, weder Sitze noch Reifen sind für hohe Kurvengeschwindigkeiten gemacht. Allzu viel Feedback liefert die Lenkung auch nicht. Aber wer das sucht, dem sei gesagt der VW up! ist auch nicht für Rennen konzipiert. Seine Aufgabe ist das kostengünstige Transportieren von vier Personen nebst Gepäck von A nach B. Und das macht er gut. Unser gut ausgestattete VW up! kostet mit Navi und Glasschiebedach und Klima über 15.000 €. Das ist für ein Auto dieser Größenordnung ein stolzer Preis. Manch etablierter Konkurrent kostet als Viertürer weniger. Wenn man aber ausstattungsbereinigt nachrechnet, stellt man schnell fest, dass der Preis nicht mehr ganz so weit vom Rest entfernt ist.

Fazit

Wer nicht zwingend vier Türen (4-Türer steht in den Startlöchern) braucht, macht mit dem aktuellen VW up! nichts falsch. Er ist günstig genug, um als nicht überteuert durchzugehen, klein genug um in die meisten Parklücken reinzupassen und wenig zu verbrauchen – wenn man will mit 4,5 Litern unterwegs. Aber auch groß genug, um vier Leute samt Gepäck zu transportieren. Qualität und Motor sind sehr gut, was will man mehr?

Fotos © 2012 Redaktionsbüro Kebschull

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