Felix Sutschek

VW Golf R 270PS

Veröffentlicht am: 18. Januar 2012Von
[01-2012] Bei diesem Auto muss ich immer an die Werbung denken, die VW bei der Einführung des Golf R32, damals noch im Golf IV, machte. Ein Schaf mit bitterbösen Reißzähnen.  Und je länger ich darüber nachdenke, umso mehr komm ich zu der Ansicht, dass die Stärken und Schwächen des Autos kaum besser auf den Punkt gebracht werden können.

Der Golf im Schafspelz

Felix SutschekDer Wagen ist und bleibt ein Golf. Selbst wer mit Autos nicht viel am Hut hat, wird ihn sofort als Golf erkennen. Dass es ein Golf R ist, ja mei, was soll das denn heißen?

Ja genau, was soll das denn heißen? Dem Kenner fällt sofort das Fehlen der „32“ auf. Früher hieß das noch Golf R32, heute nur noch Golf R? Was ist da los? Na ja, früher war da noch ein 3,2l V6 unter der Haube. Heute ist es bloß noch ein Zweiliter-Reihen-Vierer, genau genommen ist es der konzernweit verbreitete „Sportlermotor“. Den gibt’s im Škoda Octavia RS über den Seat Leon Cupra R   bis hin zur Premiummarke Audi. Je nach Ladedruck zwischen 200PS und 200KW (was dann etwa 270PS entspricht). Gepaart mit Allradantrieb eine vielversprechende Kombination.

Von Außen deutet nur sehr wenig auf den Golf R hin. Trüge er nicht das Typische „R“ im Grill, ich glaube ich würde ihn für einen GTI halten. Von hinten ist es schon leichter, die Doppelendrohre sind typisch, die gab es schon beim R32, das Design hat VW erhalten. Ob der Sound wohl ähnlich betörend ist, wie er es bei den Vorgängermodellen war? Die 19-Zöller (Winter 18-Zoll) sind dezent verpackt, die Kraftreserven, die in diesem Auto schlummern kaum zu erahnen. Als Abgrenzung zum Volkswagen Scirocco R bleibt das „Look & Feel“ und der Allrad. Und natürlich die bessere Kopffreiheit hinten beim Golf R. Aber wer denkt bei so einem Auto an die Fond-Passagiere? Und als Notsitz tun es die Plätze im Scirocco auch.

Vorne wie hinten alles vom Feinsten, Material wie Verarbeitung. Die Sitze sind sportlich straff, der Motorsound schön sonor. Der Startknopf gibt komische Meldungen im Display aus, irgendetwas von Kupplung treten. Ich habe ja kein Problem damit beim Anlassen die Kupplung zu treten, aber warum reicht es dann nicht aus, nur kurz auf den Anlasserknopf zu drücken und das Auto macht den Rest? Ich muss den Knopf gedrückt halten bis der R anspringt, und ich habe das Gefühl, dass ein erster kurzer Druck nur die Zündung einschaltet. Komische Logik, aber ein Blick ins Handschuhfach genügt sicher um das zu klären. Das gerät wegen der Begeisterung über diesen Renner in Vergessenheit. 

Golf R

ADAC Fahrsicherheitszentrum (FSZ) Augsburg

Golf RWir fahren bei Frost Richtung ADAC FSZ Augsburg, schlechte Sicht. Hoffentlich ist es auf dem FSZ trocken! Und siehe da, kaum sind wir dort, geht die Sonne auf. Bildlich wie reell! Also die Sonne geht wirklich grad auf, und fast trocken ist es auch, bis auf die Rutschbahn, die eigentlich Eis simulieren soll. Diesmal ist es wirklich Eis. Auch im Hinblick auf das Auto geht die Sonne auf. Jetzt kann er zeigen, wie böse der Wolf ist, der in ihm steckt. Der Kurs ist eng und winklig, wirklich schnell wird man eigentlich nicht. Aber dank Allrad, bei VW 4Motion genannt, kann man auch bei diesem suboptimalen Wetter extrem flott um die Kurven zirkeln, und noch viel beeindruckender wieder rausbeschleunigen.
Das adaptive Dämpfersystem auf „Sport“ gestellt und ab geht’s. Bei Lastwechseln lenkt auch das Heck mit ein, die Vorderachse liefert genug Feedback, der Spaß ist groß und wird noch größer. Von Runde zu Runde wächst das Vertrauen und die Nähe zum Grenzbereich schrumpft. Die Regeleingriffe des ESP und seiner „Kumpels“ empfinde ich nie als störend. Da stört mich schon eher der etwas dröge Sound. Sorry, aber der Fünfzylinder im Focus RS und Audi RS 3 ist da unerreicht. Auf die vier Zylinder verteilt finde ich das Sounddesign im Citroën DS4 200THP viel besser gemacht.  Dennoch, alles in allem echt spaßig, der Golf R. Ein Auto, mit dem man sicher den einen oder anderen „Sportwagen“-Fahrer böse überraschen kann. Sowohl auf der Autobahn, der Tacho reicht bis zu wahnwitzigen 300Km/h, als auch und gerade auf kurvigem Geläuf.  Die enge Landstraße in den Bergen, da kommt mit dem 1532 Kg Leichtgewicht richtig Freude auf.

Fazit

Das Für und Wieder für solch ein Auto ist immer Herzensangelegenheit. Der Golf im Schafspelz  ist sportlich und lässt sich sehr sportlich fahren, bleibt aber ein Golf. Außen also eher langweilig.  Und ein Schnäppchen ist er auch nicht. 44.000€, ohne DSG, das ist schon nicht allzu weit entfernt von Porsche Boxster, Lotus Elise oder Chevrolet Camaro. Die sind dann wenigstens als Sportwagen zu erkennen. Ob sie aber dem Golf R immer und überall das Wasser reichen können sei mal dahin gestellt… Als nächstes Fahrzeug freuen wir uns auf den Opel Corsa OPC Nürburgring Edition.

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Fotos © Redaktionsbüro Kebschull

Golf R 275 PS

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