Toyota ProAce City

Fahrbericht – Toyota ProAce City Electric

Veröffentlicht am: 13. September 2022Von
Toyota ProAce CityNach dem Peugeot e-Traveller kam der baugeiche Citroën ë-SpaceTourer. Danach folgte der kleine Bruder, der Citroën ë-Berlingo – und jetzt ist der baugleiche Toyota ProAce City Electric dran. Wieder ein Kastenwagen, in Lizenz gebaut von PEUGEOT. Cool: es ist ein 7-Sitzer. Spannend wie immer: Reichweite und Verbrauch.

 

Kastenwagen haben was auf den Kasten

Wir hatten ja schon das Thema. Zwei riesige Sessel aus einem schwedischen Möbelgeschäft. Möbelschonend dick in Pappe verpackt. Die gehen da NIE rein. Doch! Klappe auf, einladen, klappe zu – glücklich sein. Toyota ProAce City Electric kann alles – außer 160 km/h. Aber das braucht man auch nicht unbedingt.

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Dann mal los

Wie immer: Start drücken, B (anstatt D) und umschalten auf Eco. Diesen Dreitackt haben wir uns schon angewöhnt. Denn sobald das Fahrzeug abgestellt wird, ist die Grundeinstellung „D“ und „Normal“.

Flüsterleise sprintet der Toyota ProAce City los, sogar im ECO Modus. „Normal“ brauchen wir NIE und „Sport“ nur während des Überholens – denn nur dann werden die 136 PS aktiviert.

IMG 9001 Toyota 7 Sitzer

Daten & Fakten

Motorbauart

Elektromotor

Hubraum

Emissionsklasse

A+++

Leistung

100 kW / 136 PS

Drehmoment

260 Nm

Verbrauch (WLTP)

20,3 kWh/100 km

Batterie (brutto)

50 kWh

Reichweite WLTP

277 km

AC-Laden

11 kW

DC-Laden

<= 100 kW

0 bis 80 % laden

ca. 25 min

Anhängelast

750 kg

Anzahl Personen

bis zu 7

Leergewicht

1739-1970 kg

Zuladung

330-611 kg

Beschleunigung (0-100 km/h)   

11,7 sec

Höchstgeschwindigkeit

135 km/h

Preis

ab 37.790,00 Euro *

Anhängelast (gebremst)

–          kg

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Ausstattung

IMG 9005 h 250Der Toyota ProAce City Electric startet bei 40.150,00 Euro* – seltsam, der Toyota bZ4X, Toyota ProAce Electric – alle sind auf der Homepage vorhanden, nicht aber der City. Der Toyota ProAce Electric Comfort als Nutzfahrzeug kostet 43.256,50 Euro.

Vermutlich sind die 3.000 Euro Umweltprämie, die der Hersteller gewähren muss, schon abgezogen. Aber die 6.000 Euro vom Staat müsste man für 2022 noch bekommen. Ab 2023 sind es dann vermutlich nur noch – oder immerhin noch – 4.500 Euro, für Fahrzeuge unter 40.000 Euro netto, so der ADAC. Wichtig ist, wie immer, dass die eAutos zehn Jahre von der Kfz-Steuer befreit sind und zusätzlich noch eine THG Prämie bekommen. Das sind zurzeit 400 Euro. Bitte benutzen Sie meinen Link: https://geld-fuer-eauto.de/ref/BF6IOS77. Danke.

Extras

Toyota ProAce City Electric, Executive 7-Sitzer

40.150 Euro

als Sonderausstattung Executive

48.260 Euro

mit Sonderausstattungs-Farbe

700 Euro

Gesamtpreis (inkl. 19%)

48.960 Euro

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Der Toyota ProAce City Electric im Alltag

2 IMG 9007Wie erwähnt, haben Kastenwagen immer ein bisschen was von Nutzfahrzeugen. Aber sie sind unheimlich praktisch und sogar mit 7-Personen kann man elektrisch in den Urlaub fahren – wenn alle Passagiere sich auf Segeltuchtaschen einigen können.

Klar, die zwei Sitze in der dritten Reihe sind eher was für Kids. Aber wer schon einmal in einem Porsche 911 hinten gesessen hat weiß, weshalb ein Porsche auch als 2+2 gekennzeichnet wird. Übertragen auf den ProAce City Electric ist es dann ein 5+2-Sitzer.

Sogar auf den umgeklappten Sitzen, kann man noch ordentlich stauen und auch hinter den Sitzen ist noch genügend Platz. Wenn man das Schutznetz installiert, kann man „bis unters Dach“ einladen, ohne die beiden Notsitze ausbauen zu müssen. Denn die machen manchmal auch im Urlaub Sinn, wenn man eine Bande von 6 Kids an den Strand kutschieren darf.

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Ladealltag

IMG 9151 h 250Wie schon mehrfach erwähnt, dachten wir: mit 2 kW laden (Notladegerät) reicht. Nach 12 Stunden hat man dann fast 25 kWh im „Tank“ und ist zu 50 % aufgeladen. Aber wenn man oft unterwegs ist, macht die Investition in ein Wallbox (unsere 499,- Euro) Sinn. Das Laden zu Hause ist immer noch die günstigste Option; mit derzeit etwa 0,30 Euro/kWh. Deshalb haben wir versucht, selten „auswärts“ zu laden (s. Ladehistorie). Einfache Rechnung:

  • 17,0 kWh/100 km * 0,3 = 5,10 Euro/100 km

Auch mit 0,52 Euro/kWh, auf einer Strecke mit ca. 20 kWh/100 km, ist man mit etwa 10,00 Euro/100 km noch vergleichbar günstig unterwegs. Sogar die preiswerten Erdgas (CNG)-Autos sind mit zirka 4,5 kg * 1,65 Euro/kg = rund 7,50 Euro/100 km nicht mehr die Sparfüchse der Nation.

Reichweite

  • 226 km + 42 Restweite = 268 km

Long-Run

4 IMG 9021 Laden HomeSo richtige Lon-Runs nach Frankfurt (siehe Fahrbericht Citroën ë-Berlingo) oder München haben wir nicht gemacht. Aber wir sind nach Hattingen, Düsseldorf, Bochum und Köln gefahren.

Hattingen (290 km hin und zurück) war perfekt. Wir haben einen 150 kW-Lader in der Nähe vom LWL Museum Henrichshütte gefunden. CCS laden mit 0,48 Euro/kWh (und die Blockiergebühr kommt erst nach vier Stunden) ist vergleichsweise günstig. Unser Termin war in etwa 1:15 Stunden abgearbeitet und nach dem Umparken sind wird noch einmal etwa 1,5 Stunden in die Altstadt. Mit 282 km Reichweite konnten wir beruhigt unsere Rückreise antreten.

Düsseldorf Messe (302 km) war das Ziel. Eigentlich hatten wir erwartet, dass so eine große Messestadt vorbereitet ist auf die Elektromobilität. Ja, es gab einige Ladepunkte auf dem Messegelände, aber wohl nur für VIPs. Schade, auf jeden Messeparkplatz müssten gleich am Anfang mindestens 10 bis 14 11 kW-Ladepunkte vorhanden sein, die man gleich bei der Einfahrt platzieren sollte.

Daher haben wir uns einen 300 kW-Lader gesucht – mit etwas Umweg. Vermutlich hätten wir auf dem Rückweg auch auf dem Rasthof Bottrop laden können. Egal, es war nicht ideal, da die Parkzeit immer Ladezeit sein sollte.

IMG 9167 Bochum

Bochum (305 km) war schön; wir haben mal wieder das Ruhrpark Einkaufzentrum angesteuert. Perfektes Laden. Die „weltberühmte Currywurst“ und ein Kaffee reichen bei 11 kW für die Rückfahrt. Das Laden war mal kostenlos — sogar am zirka 40 kW CCS-Lader, der aber meist von „Stromschnorrern“ besetzt ist.

3 IMG 9008Wir haben einen versteckten 4x 11 kW Lader gefunden. 2 Stunden * 11 kW = zirka 20 kW reichen eigentlich für die Rückfahrt. Mit dem Citroën ë-Spacetourer kamen wir mit 74 km Reichweite am Lader an. Mit 11 kW hätte er 5:10 Stunden (75 kWh-Batterie bis 100%) benötigt. Nach 3 STD hatten wir 30 kWh geladen und eine Reichweite von 218 km. Das reichte zwar, aber klar: wir sind ganz sparsam zurück.

Mit dem Toyota ProAce City waren wir nur 1:33 Stunden am Lader und mit 15,8 kWh reichte es nicht, um Heim zu kommen. Daher legten wir noch einen Ladestopp in Bochum Riemke am 50 kWh Lader mit 40 Minuten und 19,6 kWh ein. Ich weiß jetzt nicht, ob der Lader oder der ProAce City gedrosselt hat…

Zwischenfazit: Im Ruhrpark in Bochum brauchen wir mehr 50 kW-Lader. Wir hätten theoretisch auch am Tesla Supercharger (SuC) laden können, da zahlreiche vorhanden sind – aber am Ruhrpark leider nicht freigeschaltet für Fremdmarken. Die Kosten sind auch relativ hoch, mit zirka 0,71 Euro/kWh. Achtung, wenn 100% erreicht sind, kostet die Blockiergebühr 1,00 Euro pro Minute!!

6 IMG 9172 KlappeKöln (196 km), Rückfahrt. Das ist ein Ziel ohne Ladestopp. Das setzt aber voraus, dass man schon elektrisch klug unterwegs ist. Dann mussten wir aber doch noch einen Ladestopp einlegen. Obwohl wir mit einer Reichweite von 286 km losgefahren sind und zeitweise nur mit 80 km/h (wegen Starkregens) unterwegs waren, zeigt der Bordcomputer nur eine Reserve von 25 Kilometern an. Wir sind dann nur 90 bis 100 km/h gefahren; dennoch schmolz der theoretische Restwert dann auf 18 km. Das war uns dann doch zu riskant. Daher haben wir einen kurzen Ladestopp mit wenig Umweg in Hilden (15:23 min, 15,2 kWh) eingelegt. Wir sind dann mit etwa 80 Kilometern Restreichweite in Köln angekommen.

Zwischenfazit: Wie schon beim baugleichen Citroën ë-Berlingo resümiert: eine 10 bis 25 kWh größere Batterie wäre eine clevere Entscheidung. Zumal wir wissen, dass man im Winter bei der Reichweite noch einmal 20 % abziehen muss.

IMG 9214 Hilden

Kraftstoffverbrauch

5 IMG 9100 Laden DuesselDaten, Übergabe 80%, 230 km, 1.202 | 42 km/h | 20,9 kWh/100 km.
Der Citroën ë-Berlingo wurde uns mit 21 kWh/100 km übergeben.

Wir, auf der Langstrecke: 1.202 km, 42 km/h, 17,4 kWh/100 km.

Überrascht hat uns wieder einmal der niedrige Kraftstoffverbrauch. Mit 10,8,2 kWh/100 km in der Stadt haben wir einen neuen Rekord aufgestellt. Bei einem Testverbrauch von nur 18,0 kWh/100 km kann man ja wirklich nicht meckern. Zumal man mit einem großen 7-Sitzer eAuto unterwegs ist.

Wie bereits erwähnt und WICHTIG! Start war immer: Umschalten auf Eco, dann auf D (B). Nur während des Überholens schalten wir auf Sport (Power) um.

So testen wir auf der aom-Vergleichsrunde:

Modus 

Strecke [km]

Geschw. [km/h]

Verbrauch [kWh/100km]

aom-
Vergleichsrunde

55

68

17,9

Super-Spar

15

67
66

14,2
14,4

Landstraße sparsam

71

41

 

Landstraße sportlich

35

76

 

Landstraße 1

60

55
54

15,2
14,8

Landstraße 2

60

55

15,4

BAB normal

116

102

19,7

BAB, Land, Langstrecke

151

51

17,2

Stadt

16

27

10,8

Pendler

32

34

12,0

Ladestopps s. Ladehistorie

Testverbrauch nach 1.7693 km, 59 km/h, 18,0 kWh/100 km

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Pro & Contra

+

Großes, sparsames eAuto mit ausreichender Reichweite.

Navigationsgerät nicht für eAutos optimiert, kein adaptiver Tempomat.

Fazit

Cool, dass wir insgesamt vier Wochen eine eKastenwagen testen konnten. Klar ist, für wirkliche Long-Runs nach München, mit etwa 700 Kilometern und 9 Ladestopps (s.a. https://abetterrouteplanner.com/), braucht es dann schon viel Geduld. Aber Heiligenhafen mit Ladestopps von insgesamt 1 ½ Stunden Ladezeit wäre für uns okay.

Ansonsten punktet der der ProAce City Electric als 7-Sitzer mit viel Platz und ist dazu noch sehr sparsam. Vielleicht sollte man mal über eine 75 kWh Batterie nachdenken. Platz genug ist da und 25 kWh / 18 kWh/100 km = sind fast 140 km zusätzliche Reichweite mehr.

IMG 9120 Ochtrup

Ausblick

IMG 9223 Koeln h 250Elektrisch warten wir seit langem auf dem IONIQ 5, der uns bereits im April 2022 versprochen wurde. Spannend werden auch mit Sicherheit der ID.BUZZ und der Mercedes-Benz EQT, die für Oktober 2022 avisiert werden.

Das nächste Testfahrzeug ist tatsächlich ein Verbrenner. Der Toyota Corolla, genauer gesagt ist es der Corolla 2,0 l Hyb. TS, Team D. Der Corolla startet als Hybrid bei 27.550,00 €. Der Corolla soll sich Dank Hybrid mit 4.5 – 5.6 l/100 km (WLTP) begnügen. Der 2.0 Corolla (5.2 – 5.6 l/100 km, gem. WLTP) hat immerhin eine Systemleistung von 184 PS und ist somit stärker als der alte Porsche 944. Den Corolla wollten wir eigentlich schon 1980 kaufen… Können wir denn eigentlich noch Verbrenner fahren? (Kleiner Schmunzler am Rande.) Nebenbei: übernommen haben wir den Corolla mit 6,7 l/100 km.

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* Alle Preise ohne Gewähr, Stand: 09-2022.

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Fotos © 2022 Redaktionsbüro Kebschull

IMG 9218 Koeln Corolla