Fahrbericht – Tesla Model 3 LR
Irgendwie moderner
Um es vorweg zu sagen: wir sind keine „Tesla Jünger“, die nur Tesla akzeptieren. Nein, fast genauso stark sind die von uns getesteten Polestar 2, IONIQ 5, Ford Mustang Mach-E, Mercedes-Benz EQA. Ganz knapp „gewonnen“ hat der Tesla Model 3 LR, weil uns das Supercharger-Konzept überzeugt hat. Stressfrei zum Gardasee und über Paris zurück; das hat mein Kollege mit seinem Model 3 LR absolviert. Gerade Italien ist für die meisten eAutos schon eine Hürde: am Brenner ist ein stark frequentierter HPC-Lader von IONITY und dann? Es gibt am Gardasee die Destination Charger von Tesla.Daten & Fakten
Motorbauart |
Elektromotor |
Hubraum |
– |
Emissionsklasse |
A+ |
Leistung (PS / kW) |
440 PS / 324 kW |
Drehmoment |
493 Nm |
Verbrauch (WLTP) |
16,0 kWh/100 km |
Reichweite |
580 bis 641 km (455 km real) |
Batterie (netto) |
75 kWh |
Laden AC & DC |
11 kW / max 250 kW |
Laden 0-80% |
22 min |
Leergewicht |
1.931 kg |
Kofferraum |
385 l / 720 l (56 l Frunk/Trunk) |
Beschleunigung 0-100 km/h |
4,4 sec |
Höchstgeschwindigkeit |
233 km/h |
Preis |
49.990 Euro |
Förderung |
6.000 Euro |
So testen wir auf der aom-Vergleichsrunde.
Modus |
Strecke [km] |
Geschw. [km/h] |
Verbrauch [kWh/100km] |
aom- |
55 |
79 |
13,5 |
Super-Spar |
15 |
46 |
13,1 |
Landstraße sparsam |
50 |
ca. 68 |
11,7 |
Landstraße sportlich |
35 |
– |
– |
BAB |
116 |
81 |
15,5 |
BAB 130 |
15 |
– | – |
Stadt |
16 |
28 |
10,6 |
Pendler |
30 |
37 |
11,2 |
Testverbrauch Fahrbericht (kurz) ca. 430 km, ca. 80 km/h, ca. 15 kWh/100 km.
Was ist anders?
Viele Features eines Teslas kann man nur erfahren, wenn man mindestens zwei Wochen dieses Auto „erkunden“ kann. Bei Tesla funktioniert vieles automatisch. Wir fahren mit unserem nagelneuen M3 LR in Dortmund vom Hof. Was ist das denn? Die Geschwindigkeit wird in „Miles per Hour“ angezeigt. Müssen wir anhalten und das irgendwie umstellen? Nein! Der Tesla erkennt, er fährt in Deutschland und stellt es automatisch um.
Per Sprachanwahl befehle ich: spiele Lieder von den Beatles. Aber das macht er nicht. Was muss ich jetzt einstellen? Man muss nur den Spotify Account aktivieren. Aber nicht umständlich per Anmeldung, sondern einfach nur bestätigen und schon ist man angemeldet und alles funktioniert. Übrigens ist dieser Service beim LR im ersten Jahr kostenlos, beim Standard Range (SR+) bekommt man ein 30-Tage-Testabonnement „Premium-Konnektivität“. Ab dann kostet es 9,99 Euro im Monat. Wir werden das buchen, weil auch LiveTraffic darin enthalten ist.Am nächsten Tag müssen wir uns erst einmal alle Grundeinstellungen vornehmen. Wir verknüpfen die App mit dem Auto und schon kann die Schlüsselkarte im Geldbeutel bleiben.
Den Tempomat stelle ich um auf „manuell“. Der Tesla erkennt leider noch keine Verkehrsschilder auf der Autobahn. Wenn man jetzt in einem Tempo-80-Bereich den Tempomaten aktiviert, versucht er auf 130 km/h zu beschleunigen. Ich habe es einfach umgestellt.
Jeder hat sein Profil
Das ist genial. Wir sind drei Fahrer. Ich bin ja eher der „sanfte“ Fahrer (Einstellung: „Relax“) mit viel Rekuperation. Die Enkelin mag es lieber sportlich und mit wenig Rekuperation. Man stellt auf sein zugewiesenes Profil um und schon werden die Spiegel, der Sitz, alle Favoriten eingestellt, das Handy gekoppelt, die Vorgabe für den Tempomaten eingestellt und so weiter. Das können sicher auch andere neue Autos, bestimmt auch der Mercedes-Benz EQS. Aber der kostet auch 150.000 Euro.Der M3 bewacht sich selbst
Mit der Option „Wächter Modus“ nimmt der Tesla Besonderheiten auf. Beispielsweise, wenn sich jemand sehr nah den Tesla anschaut. Auch Hupen bedeutet, dass die letzten 10 Minuten der Fahrt auf einem Stick gespeichert werden. Mein Kollege hatte mit seinem Tesla M3 leider einen Parkrempler. Der Tesla hat das Ereignis aufgezeichnet, inklusive Nummernschild des Verursachers.Dieser Service kostet natürlich Energie. 5-7%, sagt man, pro Tag. Aber keine Angst, falls die Batterie unter eine bestimmte Prozentzahl sinkt, wird der Wächter Modus ausgeschaltet. Auch kann man einstellen, dass zu Hause, in der Garage oder unter dem Carport der Wächter Modus ausgeschaltet ist.
Kaltes Auto war gestern
Fünfzehn Minuten vor der Fahrt wir der Tesla auf 20 Grad vorgeheizt. Okay, das kann eigentlich jedes Elektroauto. Schön wäre jetzt noch, wenn man die Sitzheizung einschalten könnte… Kann man – und sogar das Lenkrad kann vorgeheizt werden.
Natürlich verbraucht der Tesla auch dann Strom und reduziert dementsprechend die Reichweite, aber da auch die Batterien temperiert werden, ist man dann während der Fahrt dementsprechend etwas sparsamer unterwegs.
Lade(welt)meister
Am Schnelllader haben wir den Audi e-tron 55 quattro getroffen, der bei knapp unter 80% immer noch mit etwa 145 kW geladen hat. Okay, 175 kW haben wir auch schon einmal am V3 Supercharger abgelesen, aber nur ganz kurz. Die Tesla Software ist darauf ausgerichtet, die Batterie zu schonen. Mal schnell einen Peak von bis zu 250 kW (am V3 Lader), dann wird runter geregelt; aber nach 10-15 Minuten geht es mit genügend Reichweite weiter.
Genial finde ich auch, dass der Tesla mit bis zu 3 kW in der heimischen Garage lädt. Wir haben mit dem Gedanken gespielt, eine sogenannte Campingsteckdose zu installieren. Über die, zusammen mit einem Tesla-Adapter (50 Euro), kann man dann mit bis zu 3,6 kW pro Stunde laden. Aber mal ehrlich: wenn man über Nacht so zirka 36 bis 40 kW lädt und man dann etwa 200 bis 250 km mehr Reichweite hat, ist spätestens in der nächsten Nacht der Tesla wieder „rappelvoll“. Aber sinnvoll ist ein Ziel von 80% Ladekapazität. Das ist bei uns voreingestellt. Nur etwa einmal im Monat, oder wenn es auf den Long-Run geht, sollte der Tesla auf 100% geladen werden.
Umdenken während des Ladens
Wir haben ja fast alles gefahren, was elektrisch auf den Straßen unterwegs ist. Ebenfalls haben wir auch schon Pleiten erlebt und sind mit 3% eine 22 kW-Ladesäule angefahren. Daher lieber noch etwas länger stehen, auch wenn nur noch mit 20 oder 30 kW geladen wird.Davon kann man sich mit einem Tesla verabschieden. Lieber drei kurze Stopps mit 10 bis 15 Minuten, als zwei mit jeweils 20 bis 25 Minuten. Der Tesla führt zielgenau zum Supercharger. Genial ist auch, dass wenn das Ziel ein Supercharger ist, wird die Batterie vortemperiert. Welches eAuto kann das noch?
Daher ist es auch nicht wichtig unbedingt einen V3 Lader zu erwischen, weil jeder Ladevorgang ziemlich schnell auf unter 150 kW gedrosselt wird. Wichtig ist es zu wissen, dass sich beispielsweise am „Lader 5“ die Stalls 5A und 5B sich 150 kW Ladeleistung teilen; also lädt man nur mit 75 kW. Den meisten Tesla-Fahrern ist dieses bekannt und daher hat man oftmals keinen direkten Lade-Nachbarn.
Sparfuchs
Wir sind schon Gaspedal-Künstler und fahren sogar einen Mercedes-Benz EQV mit 22 kW/100 km (Fahrbericht – Mercedes-Benz EQV). Aber der Tesla ist deutlich sparsamer (s.a. Tesla Model 3 LR). Nach über 2.000 Kilometer haben wir ein Schnitt von 15,7 kWh/100 km. Klar, da sind keine Winterfahrten dabei und viele Sparrunden. Aber auch schnelle Passagen, beispielsweise auf der Rückfahrt von Dortmund und Frankfurt mit mehr als 200 km/h; mit einer Spitze (gem. Tacho) von 235 km/h. Anstatt 300 bis 400 Euro Steuern (demnächst vermutlich mehr…) zahlt der glückliche eAuto-Besitzer die ersten 10 Jahre nichts; dann 68 Euro pro Jahr.Einstieg in den CO2 Handel
Was wenige eAuto-Fahrer wissen: da man kein CO2 emittiert, kann man in den „CO2-Emmisions Handel“ einsteigen und 130 Euro* (geändert: vorher 100 Euro, jetzt 130 Euro) kassieren. Und das geht auch noch ganz einfach: anmelden, Daten übermitteln und Prämie kassieren. Wenn Sie sich jetzt über 130 Euro „Weihnachtsgeld“ freuen und Sie meinem Link folgen, freuen wir uns beide. Denn für jede Empfehlung gibt es zusätzlich 50 Euro. Kennen Sie einen eAutofahrer? Dann sind Sie auch schon bei 180 Euro. Win-Win und vielen Dank, dass Sie den Link benutzen.
Nachtrag (18.11.): Gemäß der Homepage gibt es jetzt sogar bis zu 250,- Euro pro Auto!
Tester-Tagebuch
- Wichtig wäre, die Schildererkennung für die Autobahn. Eigentlich ist an den Baustellen meist 80 km/h. Hier aber nicht. Hier darf man noch langsamer fahren – warum weiss kein Mensch… Wenn es dann blitzt, wird es teuer. Zumal gerade die Bußgelder erhöht wurden.
- Das vegane Leder, manche sagen auch Kunstleder, fühlt sich gut an und ist einfach zu pflegen. Ich dachte zuerst, es sei echtes Leder. Auch in den Türverkleidungen mit Alcantara.
- Die Kofferraumklappe schwingt elektrisch auf und zu. Die Öffnung reicht für das Beladen mit Koffern und Taschen. Bei größeren, sperrigeren Teilen wird es schwierig.
- Für eine Tesla Empfehlung gab es mal 1.500 Frei-Kilometer an den Supercharger, für den, der empfohlen hat und für den neuen Tesla-Kunden. Das gibt es leider nicht mehr. Warum Tesla?
- Wem 4,4 sec von 0-100 km/h nicht schnell genug sind, der kann eine Boost Option für 1.800 Euro* ordern. Dann ist der M3 LR in nur 3,7 sec auf 100 km/h. Das brauchen wir nicht, aber gut zu wissen.
- Mit rund 16 kWh/100 km = rund 5 Euro/100 km ist man sparsam unterwegs. Nur mit #CNG (ca. 3,5 kg/100 km und 1,1 Euro/kg) fährt man noch günstiger.
0,25-Prozent Regelung
Genial für uns: anstatt 1%-Regelung für Verbrenner, jetzt 0,25%. Das macht pro Monat gerade mal 22 Euro aus.
Extrem wichtig ist auch das Konzept der Supercharger. Geladen wird mit 0,30 Euro/kWh in der Garage, unterwegs am Supercharger für 0,4 Euro/kWh. Auch hier ganz einfach: einstöpseln, laden, fertig. Keine Ladekarte, keine App – alles ganz easy. Schön wäre es, wenn beispielsweise alle 2 Wochen abgebucht würde. Weil man sonst pro Monat vielleicht 5-10 Eintragungen bei der Steuer angeben muss.
Hamburg – München – kein Problem
Testen Sie mal mit A Better Route planner, wieviel länger Sie im Vergleich zu einem Verbrenner für die Fahrt zum Beispiel von Hamburg nach München brauchen. Übrigens, 15 Minuten Pause am Lader tragen auch zur Entschleunigung bei. Meistens trifft man nette Leute zum eFachsimpeln. Für Vielfahrer lohnt sich die Überlegung, eine Ladekarte mit Flatrate zu ordern. Nachteil: dann muss man wieder bei IONITY, allego, EnBw und Co laden.
Fazit
Ein geniales Auto – aber man muss es einfach mal testen. Zu Risiken und Nebenwirkungen, fragen Sie ihren Berater im nächsten Tesla Store. Gern würde wir auch mal das Model Y testen. Aber hier gibt es leider nur 30 bis 45 Minuten Probefahrt, weil die Nachfrage so groß ist. Wer die 100 Euro Anzahlung schon für die Bestellung getätigt hat, darf auch mal länger ans Steuer.Für uns sind die wichtigsten Argumente: 440 PS, 4,4 sec von 0-100, Vollausstattung (z.B. Panoramadach) mit 19 Zoll Felgen und alles zum Kaufpreis von 52.670 Euro * MINUS 6.000 Euro Umweltprämie = 46.670 Euro.
Übrigens: jeden ersten Monat im Quartal produziert Tesla China nur für den eigenen Markt. Daher gibt es jetzt auch keinen „verfügbaren Bestand“. Falls wieder Fahrzeuge dort gelistet werden, sind diese bereits auf dem Weg nach Europa. In der Regel findet man dann auch genau dieses Auto, wie man es auch selbst konfiguriert hätte. 100 Euro Anzahlung und in etwa drei bis fünf Wochen kann man seinen Tesla abholen.
Ausblick
Wir hoffen bis zum Ende des Jahres noch den Fiat 500e, Audi e-tron GT, Q4 e-tron und den IONIQ 5 zu testen. Im Kurztest ist noch der Mercedes-Benz EQS geplant. Im nächsten Jahr ist dann hoffentlich der Ford Mustang Mach-E dran. Mit dem Fuso eCanter wollen wir im Frühjahr 2022 durch Oberbayern. Auch 2022 wird elektrisch. Versprochen!
* Alle Preise ohne Gewähr, Stand 10/2021.
Linktipps
- (1) Autokauf 2021 – Einstieg
- Fahrbericht (kurz) Tesla Model 3 LR
- 2019 – Tesla Model X in Austin, TX
- 2019 – Tesla Model 3 in Austin Texas
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