Fahrbericht – Volvo XC40 T5 Recharge
Die Kraft der zwei Herzen
Für die einen ist ein Plug-In-Hybrid „weder Fisch, noch Fleisch“, für die anderen der Einstieg in die Elektromobilität – ohne Reichweitenangst. Der Volvo XC40 Recharge ist also das „echte“ eAuto und wird gemäß Hersteller und WLTP etwa 400 Kilometer Reichweite habe. Da kommt man (meistens) also sogar ohne Ladestopp aus – und man ist stressfrei am Ziel. Dieses Thema hätte wir ausführlich mit dem Polestar 2 behandeln, der als nächstes Testfahrzeug geplant war (verschoben auf Ende 2020).
Ein richtiger Herzensbrecher
Aber zurück zum eigentlichen Protagonisten: cool sieht er aus – wie alle Volvos – und er überzeugt zu Anbeginn schon von außen. Ein ausgewachsenes Auto, als SUV mit Lackierung in Crystal White Pearl (+ 1.072,27 €) und Kontrastdach Black Stone (Serie). Dieser elegante und gediegene Eindruck setzt sich auch im Inneren fort. Aber für etwa EUR 51.000* (R-Design) kann man auch etwas verlangen.Dann mal los
Der Volvo XC40 T5 Recharge wird über Start&Stopp gestartet; es geht immer im Hybrid-Modus los. Der Wahlhebel wird auf D gestellt und schon verlässt man flüsterleise die Wohnsiedlung. Natürlich ist irgendwie alles wie beim XC60 T8 (Plug-in) und S90 T8 (Plug-in) – macht ja auch für Volvo Sinn. Anstatt T8 (mit etwa 400 PS Systemleistung), werkelt beim XC40 T5 „nur“ ein 3-Zylinder mit 180 PS und ein Elektromotor mit 82 PS. Wer denkt, jetzt geht es bei ein 1,8-Tonner aber eher gemächlich zu, ist angenehm überrascht. Weil der Elektromotor seinem Verbrenner-Bruder mit 160 Nm Drehmoment zur Seite steht, gelingt der Sprint auf 100 km/h in 7,3 Sekunden. Da gibt es beim Überholen auf der Landstraße keine schwitzige Hände. Mehr PS machen ja sowie keinen Sinn, weil der XC40 bei 180 km/h eh abgeregelt sind.
Daten & Fakten
Motor |
Reihen 3-Zylinder mit Turbolader |
Leistung kW (PS) |
132 (180) |
Drehmoment Nm / 1/min |
265 / 1.500-3.000 |
Getriebe |
7-Gang Doppelkupplungsgetriebe |
Elektromotor kW (PS) |
60 (82) |
Drehmoment e-Motor Nm |
160 |
Batterieaufladezeit (16A / 10A / 6A) |
3 / 4 / 8 Stunden |
0-100 km/h (sec) |
7,3 |
Vmax (km/h) |
180 |
CO2 in g/km |
50 |
Schadstoffklasse |
Euro 6d-TEMP |
Verbrauch WLTP kombiniert (l/100 km) |
2,2 |
Leergewicht (kg) |
1.812 |
Zul. Gesamtgewicht (kg) |
2.290 |
Kofferraumvolumen (l) |
460 |
Tankinhalt (l) |
48 |
Reichweite Elektrisch (km) |
54 |
Ausstattung
Der XC40 startet bei 30.316 Euro* als Momentum Core T2 mit Benzintriebwerk und 129 PS. Der günstigste Diesel kostet als D3 mit 150 PS 35.482 Euro*. Für den Plug-In als R-Design und Inscription werden etwa 47.500 Euro* fällig. Der rein elektrische als XC40 Recharge Pure Electric kostet ohne Extras 60.437 Euro*. Das Ladekabel SchuKo/Typ 2 (Mode 2) mit 7m Länge für 230-Volt Steckdose ist Serie. Die Tasche für die Kabel kostet 48,74 €.Wesentliche Serienausstattung R-Design
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Optional Zusatzausstattung:
IntelliSafe-Paket Pro: Pilot Assist, IntelliSafe Surround inkl. Blind Spot Information System (BLIS), inkl. Lenkeingriff bei Nichtbeachtung der Warnsignale, Cross Traffic Alert (CTA), inkl. Bremsung bei Nichtbeachtung der Warnsignale, Heckaufprallabschwächung sowie Voraktivierung der Gurtstraffer. |
1.510,92 € |
Laderaum-Paket Pro: Gepäckraum-Trennnetz, elektrisch umklappbare Kopfstützen der 2. Sitzreihe sowie Staufach unter dem Fahrersitz. |
204,71 € |
Licht-Paket: Scheinwerferreinigungsanlage sowie Voll-LED-Scheinwerfer |
828,57 € |
Sitzkomfort-Paket: elektrisch einstellbarer Beifahrer- und Fahrersitz |
682,35 € |
Winter-Paket Pro: Sitzheizung hinten, sowie Standheizung inkl. Timer. |
1.072,27 € |
Xenium-Paket Pro: Einparkhilfe vorn, Infotainmentsystem Sensus Connect mit Premium Sound by harman/kardon, elektrisches Panorama-Glasschiebedach, inkl. Hebefunktion und Sonnenschutz sowie Parkkamera inkl. 360° Surround View. |
2.583,19 € |
Alarmanlage, inkl. Bewegungs- und Neigungssensor, Sicherheitsschließung |
467,90 € |
Aufbewahrungstasche für Ladekabel |
48,74 € |
Innendesign in Lava Orange |
204,71 € |
elektrische Kindersicherung hinten |
87,73 € |
Lackierung in Crystal White Pearl |
1.072,27 € |
induktives Smartphone-Ladesystem |
214,45 € |
20” Leichtmetallfelgen |
428,91 € |
5-Doppelspeichen R-Design Diamantschnitt/Matt Schwarz, abgedunkelte Seiten- und Heckfenster |
380,17 € |
TESTWAGENPREIS inkl. optionaler Zusatzausstattung |
60.573,44 € |
Der Volvo XC40 T5 Recharge im Alltag
Natürlich ist der Volvo XC40 T5 Recharge ein Hingucker. Nach dem XC60 T8 mit runden 91.500 Euro und dem Volvo S90 T8 mit 87.500 Euro, ist der dritte Plug-In-Hybrid im Test. Keine Frage: der Volvo XC40 T5 erledigt ihm aufgetragene Arbeiten problemlos, ist bequem, hat genug Platz und wem der Kofferraum zu klein ist, der muss dann mit dem XC 60 T8 eine Nummer größer wählen oder gleich das „Schiff“ Volvo XC 90 T8 kaufen. Der einzige Nachteil ist vielleicht das Innendesign in Lava Orange (+ 204,71 €): sieht zwar gut aus als Farbtupfer, ist aber sehr empfindlich. Der Teppich ist aus Nadelfilz. Da gibt es sicherlich eine bessere Auswahl des Materials.3-Zylinder und Plug-In-Hybrid spart?
Klar, die Elektromotoren füttern zu oder wenn man Strecken zurücklegt von weniger als 40 Kilometern, kann man die komplett emissionsfrei elektrisch zurücklegen. Das man „nur“ mit einem 3-Zylinder unterwegs ist, spürt man nicht. Vor allem im Sport-Modus geht es richtig zur Sache: von 0-100 km/h in 7,3 Sekunden – das spricht eine deutliche Sprache.
Die Diskussion, ob ein Plug-In-Hybrid eine Mogelpackung sei, wollen wir hier nicht führen. Vor allem, wenn man oft Strom lädt, sind Verbräuche von 4 l/100 km und sogar darunter leicht möglich. Gut, Volvo spendiert Strom (3.000 kWh), so kann sich jeder Autofahrer davon überzeugen, dass es Sinn macht. Wenn schon Plug-In-Hybrid, dann sollte man auch regelmäßig laden. Dazu mehr im folgenden Abschnitt.
Laden
Wichtig ist auf jeden Fall ein Typ 2 Ladekabel, sonst kann man an vielen Ladesäulen nicht laden. Das kostet als Original-Ladekabel etwa 280 Euro*. Ladekabel gibt es aber auch schon ab 180 Euro; die sind dann allerdings oft nur 2,50 Meter lang. Da kann es Probleme geben, wenn die Ladesäule etwas unglücklich positioniert ist.Ibbenbüren
Die Fahrt nach Ibbenbüren ist ideal für einen Plug-In-Hybrid, weil sie ziemlich genau 40 Kilometer lang ist und man kann dieses gut elektrisch erledigen. In Ibbenbüren können wir natürlich auch laden. Am Ende eine Null-Nummer für den Verbrenner. Aber natürlich kommt es anders: erst müssen wir noch dies und das erledigen und so sind schon einmal etwa 10 Kilometer Strom verbraucht. In Ibbenbüren waren wir nicht so lange, so dass der XC40 nicht mit 45 Kilometern den Rückweg angetreten ist, sondern „nur“ mit 36 Kilometern. In Hopsten haben wir noch einmal einen kurzen Einkaufstopp gemacht und sogar kostenlos Strom bekommen. Am Ende haben wir die folgenden Daten notiert: 102 km, 54 km/h, 1,5 l/100 km. Da kann man nicht meckern.
Long-Run
Natürlich ist auch der Lon-Run eine seiner Stärken. Das Gepäck ist schnell verstaut und im Innern hat man Platz für fünf Personen. Der adaptive Tempomat macht einen guten Job, so dass man entspannt am Ziel ankommt. Heimlich habe ich gehofft, dass Volvo auch einen TravelAssist wie der VW Golf 8 TSI oder Audi S6 hat. Denn das ist schon fast autonomes Fahren: die Geschwindigkeit wird beispielsweise vor einem Kreisverkehr automatisch reduziert, ebenso vor scharfen Kurven usw. Das ist natürlich nicht ganz so wichtig, wird aber vermutlich in einem Facelift kommen.Während der XC 60 T8 noch locker 230 km/h fährt, ist beim kleineren Bruder bei 180 km/h leider „Ende Gelände“. Eine Volvo-Philosophie lautet: „180 rettet Leben rettet Leben„, aber als verantwortsbewußter Autofahrer fährt man nur dann schneller als 200 km/h, wenn der Straßenverkehr es zulässt. Die Sicherheit für alle Verkehrteilnehmer ist das Wichtigste.
Kraftstoffverbrauch – 3-Liter Auto?
Verbrauch gem. WLTP als Angabe vom Hersteller 2,2 l/100 km. Diese Angabe haben wir oft sogar unterboten. Aber klar ist, sobald wenig geladen wird, steigt der Kraftstoffverbrauch.
Übernahme: 463 km, 8,1 l/100 km | 223 km, 63 km/h, 6,5 l/100 km
Auf dem Long-Run haben wir auch einen Schnitt 6,6 l/100 km (ohne Strom), auf der Hinfahrt mit Strom 225 km, 96 km/h, 4,2 l/100 km benötigt. Das ist schon ein Top-Wert für ein großes Auto mit Benzin-Triebwerk.
So testen wir auf der aom-Vergleichsrunde.
Modus |
Strecke [km] |
Geschw. [km/h] |
Verbrauch [l/100km] |
aom- |
55 |
68 |
|
Super-Spar E-Modus |
15 |
58 |
0,0 |
Landstraße, Stadt, BAB |
100 |
58 |
4,4 |
Landstraße sportlich |
35 |
85 |
8,5 |
Landstraße 1 |
60 |
63 |
2,1 |
Landstraße 2 |
60 |
58 |
2,1 |
BAB normal |
225 |
96 |
4,2 |
BAB schnell |
92 |
131 |
8,3 |
Stadt |
16 |
29 |
0,0 |
Pendler |
30 |
48 |
0,0 |
1. Tankstopp |
875 |
59 |
4,4 |
2. Tankstopp |
1.570 |
55 |
3,8 |
Testverbrauch nach 1.614 km, 54 km/h, 3,7 l/100 km
Pro & Contra
+ |
Gut verarbeitet, eleganter SUV. |
+ |
Als Plug-In-Hybrid mit Umweltprämie. |
– |
Hoher Preis. |
– |
Kein E-Kennzeichen. |
Fazit
Der Volvo XC40 T5 Recharge ist ein richtig cooler SUV mit hohem Nutzwert und Fun-Faktor. Meines Wissens müsste er auch eine Umweltprämie von 5.000 Euro bekommen (EUR 2.500 vom Händler und EUR 2.500 vom Staat). Weitere Informationen kann Ihnen sicher der Volvo Händler vor Ort geben.Ausblick
Konkurrenz bekommt er Ende 2020 vom Volvo XC40 Recharge: das erste, rein elektrische Fahrzeug von Volvo mit etwa 400 km Reichweite, 150 kW Ladestrom, 204 PS für 62.000 Euro. Hier greift dann die große Umweltprämie von 8.000 Euro (EUR 4.000 vom Händler und EUR 4.000 vom Staat). Falls Sie noch mit einem 1%-Auto unterwegs sind… Bei einem Plug-In werden nur noch 0,5 % fällig; für Elektroautos müssen Sie nur noch 0,25 % versteuern, wenn der Bruttopreis unter 40.000 Euro liegt; ansonsten werden auch 0,5% fällig.
Das nächste Fahrzeug sollte der Polestar 2 sein, den wir in Köln bereits etwa zwei Stunden „erfahren“ konnten. Leider haben wir kurzfristig eine Absage bekommen. Der Polestar 2 muss sich jetzt hinten anstellen und wird vermutlich Ende 2020 oder Anfang 2021 getestet. Schade eigentlich, denn gespannt sind wir auf die Ladekurve. Regelt der Polestar 2 ab 80 % kräftig ab? Wir geben später die Antworten.Wir durften den Porsche Taycan Turbo auf der Rennstrecke selbst fahren (LIVE Porsche Taycan Regional Tour 2020). Dann ist die Renault Zoe R135 dran.
* Alle Preise ohne Gewähr, Stand: 08-2020
Linktipps
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Fotos © 2020 Redaktionsbüro Kebschull