Blog: Opel Ampera
Opel Ampera – Stromern mit einem Stromer
Allem voran muss man sagen, dass der Ampera die erstaunlich schnelle Antwort von General Motors (GM) auf die Wirtschaftskrise von 2008 ist. Als damals die Finanzwelt zusammenzubrechen begann, gerieten auch die Automobilhersteller in Bedrängnis. Es stellte sich heraus, das selbst im Land der unbegrenzten Möglichkeiten und der großvolumigen Spritfresser (gas guzzler) der Ruf nach zukunftsweisenden Fahrzeugen laut wurde. Und warum sollte auch die US Regierung den Hersteller GM retten, wenn er nicht DAS Auto der Zukunft baut. Und genau das tat GM dann, sie bauten DAS Auto der Zukunft, so wie sie es interpretierten.Den Chevrolet Volt.
Da die Automobile Absatzkrise auch in Europa grassierte, fasste man dann die mutige Entscheidung, den Chevrolet Volt zumindest in Deutschland mit einem Schwestermodell zu versehen, dem Opel Ampera. Diese Verwandtschaftsverhältnisse zu kennen ist nicht verkehrt, erklärt es doch so einiges was sonst unverständlich bliebe. Zum Beispiel die äußere Form die sich die beiden Elektrofahrzeuge teilen. Oder die völlig identische Technik. Oder den teilweise etwas lieblosen Innenraum. Das war bei dem letzten Opel GT nicht anders.
Opel Ampera ein Coupe?
Seis drum. Hier soll nicht über Sinn und Unsinn der Elektroautos oder die Gleichteilepolitik von GM diskutiert werden. Hier soll der Opel Ampera bewertet werden. Fangen wir außen an: schick, irgendwie Coupe-haft, und doch wieder nicht. Typische Öko-Auto Form. Kennen wir schon vom Toyota Prius und Honda Insight. Kein Kombi, kein Stufenheck. Irgendwie Fließheck, dann aber auch nicht…doch eher Coupe. Sieht von außen beim Ampera wirklich gut aus, den Nutzwert steigert das aber nicht! Der Kofferraum bleibt mit 310l hinter dem zurück was man in einem Auto dieser Größe erwartet. Das liegt auch an der Batterie, die ja irgendwo untergebracht werden muss. Die Kopffreiheit im Fond ist auch eher bescheiden. Die hinten verwendeten Kunststoffe ohne Weichmacher sehen zwar noch passabel aus, fassen sich aber an wie ein Rumänischer Prototyp aus den 80 er Jahren des letzten Jahrtausends. Schlimmer kommt es nur, wenn man dem Kunststoff in die Kanten folgt. Abgerundet ist da nix, fingerfreundlich geht anders.
Vorne ist es OK!
Dafür sitzt man vorne sehr bequem, hier fasst sich auch der Kunststoff weicher und geschmeidiger an. Der Himmel ist nicht allzu weit weg über dem Kopf, und man sitzt erstaunlich weit hinten, die Schultern sind schon auf Höhe der B-Säule. Aber es fühlt sich sehr geräumig an. Nicht beengt, sehr bequem. Die etwas seltsame Anordnung in der Mittelkonsole fällt dann sofort ins Auge. Was bitte ist das denn? Hier gibt es so gut wie keine Tasten, Radio, Klima, Navi, alles wird nur mit drucksensiblen Flächen angewählt. Einstellungen nimmt man mit dem Touchscreen vor. Das ist zu aller erst gewöhnungsbedürftig, man gewöhnt sich aber schnell daran. Um die Bedienung während der Fahrt nicht unmöglich zu machen, sind wichtige Einstellmöglichkeiten nach wie vor mit eigenen markierten Druckflächen versehen. So kann man z.B. die Innenraumtemperatur dank einer Markierung im Bedienfeld auch blind finden und dann stufenweise hoch oder runter regeln. Aber wirklich intuitiv wird das vermutlich erst nach ein paar Wochen des Benutzens. Ähnlich beim Radio. Für die Lautstärke gibt es einen Drehregler, und für den Sendersuchlauf „Tasten“, oder nennen wir sie Schaltflächen? Wie dem auch sei, hier wurde mitgedacht.
Aber wie fährt er sich nun? Ist er so sparsam wie versprochen?
Unser Ampera ist als ePionier Variante zwar 49.200€ teuer, dafür aber auch voll ausgestattet. Dazu gehört neben Navi und Sitzheizung und Rückfahrkamera und Leder, eben auch eine Komfort-Zentralverriegelung. Einsteigen und Schlüssel in der Tasche lassen. Es gäbe auch gar kein Zündschloss in das man ihn stecken könnte. Nur einen blauen „POWER” Knopf. Drückt man den, surrt und summt es kurz, die beiden Displays erwachen zum Leben und es erklingt ein „Hallo” Geräusch, welches entfernt an das Erwachen eines PC unter Windows XP erinnert.
Auf den Weg Richtung Zukunft
Aha. Kein Motorgeräusch, kein Drehzahlmesser der erwacht. Nix. Nur stille. Der Ampera und ich. Jetzt? Automatikwahlhebel in die gewünschte Position stellen und Bremse lösen. Im Hintergrund ertönt ganz leise ein ganz hoher Fiepton. Der Kollege auf dem Beifahrersitz hört ihn nicht. Egal. Langsam und geräuschlos (bis auf das Fiepen, das aber untergeht sobald das Radio läuft) setzt sich der Ampera in Bewegung. Fast schon gespenstisch. Außer den Zahlen auf dem Tacho und der Animation auf dem „Energiebildschirm” deutet innen nichts weiter darauf hin, dass man sich gerade auf den Weg Richtung Zukunft gemacht hat. Der Ampera fährt flüsterleise und völlig unspektakulär. Wie vom Gummiband gezogen rennt er bis zur Höchstgeschwindigkeit. Keine Schaltruckler, kein heulender Motor. Ähnlich wie im Zug, vielleicht auch im Flugzeug, nur halt leiser. Dieses Leise hat dann auch zur Folge, dass Fußgänger den Ampera gern mal viel zu spät wahrnehmen. Dafür hat Opel dem Ampera eine spezielle Fußgängerhupe spendiert, die einzig dafür da ist, um auf sich aufmerksam zu machen. Akustisch.Denn wenn der Ampera mal gesehen wurde bleibt man nicht lange allein. Sofort ist man in Gespräche verwickelt, und viele davon zeigen, wie viel Unsicherheit es noch zum Thema Elektroauto gibt:
- „Wie fährt er?” Gut; zum mitschwimmen super, bei sehr flotter Fahrweise kommen die Energiesparreifen schnell an ihre Grenzen.
- „Wie schnell ist er rein elektrisch?” Der fährt immer nur elektrisch, und schafft Tacho knapp 170!
- „Wie weit kommt er denn, da ist bestimmt nicht viel drin, oder?” Akku reicht, je nach Fahrweise, für ca. 70km, danach schaltet sich der 1,4l Benziner ein und liefert Strom für den Elektromotor. Insgesamt kommt man so auf gute 500km Reichweite.
- „Klingt alles gut, was kostet er denn?” Der hier? Knapp 50.000€.
Öko zu sein ist heute Trend, aber teuer
Ein Schatten huscht über die Gesichter. Ein Öko zu sein ist heute Trend, und Trends sind noch nie billig gewesen. Aber sparen kann man mit dem Ampera schon. Wer ihn als Pendlerauto nutzt, und ihn immer an Steckdosen laden kann, der fährt definitiv günstiger. Nicht ökologischer, meiner Meinung nach, daran ist der deutsche Strom-Drittelmix schuld. Und wer längere Strecken fahren muss, der sollte sich zurzeit lieber einen Opel Astra Diesel (http://www.auto-online-magazin.de/index.php?option=com_content&task=view&id=1301&Itemid=116) holen, der ist auf Strecke gesehen verbrauchsgünstiger.
Das Konzept jedenfalls funktioniert gut. Sehr gut. So gut, dass man ein solches Auto eigentlich von einem der Premiumhersteller erwarten sollte. Fisker bietet das gleiche Konzept mit einem Hauch mehr öko und auf Luxus getrimmt zum doppelten Preis. Und die ersten Diesel-Hybrid (Citroën DS5, wir stellen ihn ausführlich im Juni vor) kommen jetzt aus Frankreich. Mal schaun was die so können…
- Der Opel Ampera (3-Teiler) auf blog.autoplenum.de
- Der Opel Ampera „stromtechnisch“ (3-Teiler) auf stromauskunft.de/blog
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