(2) Unsichtbar und doch da
Die Auswahl an Hörhilfen ist fast grenzenlos. Einmal gibt es zu klären, ob ein Inohrsystem, ein Hinterohrgerät oder ein Gerät in einer Brille (kaum noch benutzt) verwendet werden soll. Wir wollen uns an dieser Stelle betont kurz halten. Lassen sie sich vom ihrem Hörgeräteakustiker beraten, probieren sie in Ruhe die unterschiedlichen Geräte und auch Qualitäten aus.
Wer die Wahl hat – hat die Qual
Ganz wichtig ist das Vertrauensverhältnis zu ihrem Akustiker. Falls sie den Eindruck haben, dass er ihnen nur das teuerste Gerät verkaufen will, er die preiswerten komplett abqualifiziert, sollten sie sich von einem anderen Hörgeräteakustiker beraten lassen. Denn es gibt nicht das absolute Top-Gerät sondern nur ihr ideales Hörgerät.
Der Akustiker sollte, wenn möglich, in ihrer Nähe sein. Denn dieser wird in den nächsten ein bis drei Monaten Ihr Partner sein, mit dem sie gemeinsam das geeignete Gerät finden werden.
Kluge Akustiker fangen in der Regel mit einem Mittelklassegerät an, das etwa 300 bis 500 Euro kostet. Der Preis gilt immer pro Hörgerät und immer als Zuzahlung für den Patienten. Der Gesamtpreis beträgt daher zwischen 600 bis 1.000 Euro. Des Weiteren wird der Fachmann das Gerät zuerst nicht extrem laut und in der Regel auch bewusst dumpf einstellen. Der Patient muss erst einmal wieder „hören lernen“. Viele Geräusche kennt er gar nicht mehr. Plötzlich hört er das Ticken der Uhr, das Brummen des Kühlschranks oder das Piepen des Wäschetrockners. Manche Hörgeräteträger „mögen“ diese neue Welt nicht, es ist ihnen zu laut. Vorher war es besser. Diese Situation ist natürlich kontraproduktiv und sollte unbedingt vermieden werden.
Der Mensch erlebt seine Umwelt neu. Muss lernen, wieder richtig zu hören.
„Je früher ein Hörgerät getragen wird“, so die Erfahrungen von Carsten Hölscher, Hörgeräteakustiker-Meister, „um so einfacher ist es, sich auf die neue Situation einzustellen.“
„Für mich war die Situation am Anfang sehr schwer“, so ein 75-Jähriger Hörgeräte-Träger, „ich habe auch lange gebraucht, um mich an das Gerät zu gewöhnen.“ Das Gerät blieb oft in der Schublade liegen.
Daher ist es extrem wichtig, in Ruhe das richtige Gerät auszuwählen. Auch an den Einstellungen sollte man gemeinsam mit dem Akustiker feilen. Sie sollten sich daher nicht scheuen, dem Hörgeräteakustiker „lästig“ zu sein. Als Patient hat man häufig das Bedürfnis, nicht schon wieder den Akustiker zu fragen oder schon wieder vorstellig zu werden, weil die neuen Einstellungen zu einem schlechteren Hörverhalten geführt haben. Ein guter Hörgeräteakustiker wird seinen Patienten / Kunden immer ermuntern, kritisch mit dem Gerät und der Einstellung um zu gehen. „Ich hatte mal eine Kundin“, so Carsten Hölscher, „mit der habe ich fast ein Jahr gesucht und an den Einstellungen gefeilt. Am Ende war sie sehr zufrieden. Das allein zählt.“
In der Regel macht der Hörgeräteakustiker zu erst einen Abdruck der Ohren, um einen ganz individuellen Öhrstöpsel herzustellen. Nach etwa drei bis fünf Tagen, kann man dann das erste Gerät zum Testen mitnehmen. Es gibt aber auch Geräte, die diesen Zusatz nicht benötigen, z.B. das Oticon Delta, das mit einem kleinen Minilautsprechersystem arbeitet. So ein Gerät könnte man sofort ohne Wartezeit testen.
Ein guter Hörgeräteakustiker hat meist acht bis 15 Geräte in den unterschiedlichen Preisklassen vorrätig und gibt diese gern zum Testen mit nach Hause. Die Testphase dauert etwa eine Woche pro Gerät.
Die Anzahl der möglichen Hörgeräte, die man testen kann, ist riesig; in der Regel werden mindestens drei davon getestet. Da gibt es die Firmen Siemens, Oticon, Hansaton Akustik, Phonak Hörgeräte, GN ReSound, INTERTON-Hörsysteme, um nur einige zu nennen. Jede Firma hat zahlreiche unterschiedliche Geräte in verschiedenen Preisklassen zur Auswahl. Aber sehr bald werden sie zusammen mit ihrem Hörgeräteakustiker das richtige Gerät finden. Wichtig ist es, dem Akustiker so genau wie möglich zu beschreiben, was ihnen an dem Gerät gefällt oder nicht. Viele Geräte haben auch mehrere Programme, z.B. ein Normalprogramm für den täglichen Einsatz, ein Interview-Programm, bei dem die Randgeräusche weg gefiltert werden und das Mikrofon, wie ein Richtmikrofon die Sprache verstärkt sowie ein Abendprogramm für das ruhige Wohnzimmer.
Lassen Sie auch ihre Familie am Entscheidungsprozeß teilhaben. Die Menschen in ihrer unmittelbaren Umgebung können am besten feststellen, wie sich ihr Hörverhalten verändert hat. Partner und Familie müssen sich umstellen. Hieß es bislang meist: „Wie bitte?“, als Hinweis, dass man den Satz akustisch nicht verstanden hat, heißt es plötzlich: „Bitte nicht so laut.“
Scheuen Sie sich nicht, ihrem Akustiker mitzuteilen, welchen Preis sie bereit sind zu zahlen. Sicherlich ist es auch mal interessant und informativ eines der absoluten Topp-Geräte zu tragen, beispielsweise das SIEMENS CETRA zu testen.
Dr. Birgitta Gabriel von Siemen-Hörgeräte: „Das neue SIEMENS CENTRA arbeitet mit SoundSmoothing. Es erkennt und dämpft impulshafte Störgeräusche, wie das Klirren von Geschirr, das Knistern von Papier oder Türenschlagen. Diese Signale können von anderen Verfahren zur Störgeräuschreduktion nicht wirksam abgeschwächt werden.“
Um nur ein Feature des Geräts zu erwähnen.
Manchmal gibt es ein sehr gutes Geräte auch zu einem niedrigen Preis, weil es sich um ein so genanntes Auslaufmodel handelt. Die Geräte sind übrigens sehr einfach zu bedienen. Einschalten und fertig oder den Batteriehebel ein- bzw. ausklappen. Einprogramm-Geräte sind entweder die preiswerten, die nur eine Einstellung haben oder die HighTech-Geräte, die sich automatische auf jede neue Situation einstellen.
Auch der Batteriewechsel ist einfach. Klappe auf, neue Batterie einlegen, Klappe zu – fertig. Sollte Ihnen der Vorgang zu Filigran sein, kann der Batteriewechsel selbstverständlich vom Hörgeräteakustiker durchgeführt. Natürlich kostenlos. Die sechs Batterien kosten zwischen drei und zehn Euro und reichen je nach Größe zwischen einigen Tagen und sechs Wochen. Auch bei den Batterien lohnt sich ein Preisvergleich. Dennoch ein preiswertes Vergnügen, um wieder mitten im Leben zu stehen.