Hörgerät

(1) Unsichtbar und doch da

Veröffentlicht am: 20. Oktober 2007Von

HörgerätFast jeder zweite Mensch über 50 Jahre hört schlecht. Der Prozeß der Altersschwerhörigkeit ist fließend. Der Betroffene merkt es meist selbst sehr spät: Er benötigt eine Hörhilfe. Dieser Schritt ist besonders wichtig für Autofahrer. Wer schlecht hört – ist unsicher! Wir zeigen einen Weg auf, wieder mitten im Leben zu stehen.

Vor etwa 15 Jahren sagte mir mein Hausarzt: „Ich habe eine gute und eine schlechte Nachricht für sie. Zuerst die negative: Sie hören schlecht. Jetzt die positive: Sie bekommen keine Altersschwerhörigkeit, weil Sie diese bereits haben.“

Natürlich verdrängt man so eine Situation. Mit 35 Jahren will man nicht mit einem Hörgerät herumlaufen. Hinzu kommt das Vorurteil: Hörgeräte sind „sündhaft“ teuer – und auch die Batterien kosten im Laufe der Zeit ein kleines Vermögen.

Hörgeräte sind unsichtbar

Hörgeräte sind unsichtbar

Beide Annahmen sind völlig falsch. Es gibt Hörgeräte, die sogenannten Kassengeräte, bei denen der Patient keine Zuzahlung leisten muss. Auch diese Geräte arbeiten digital und sorgen für ein deutlich besseres Hörverstehen. Natürlich gibt es auch Geräte, die zwischen 1.500 bis 2.500 Euro pro Stück kosten. Deshalb hört man oft: „Ich trage einen Kleinwagen an den Ohren.“

Hörgeräteakustiker

Wie merkt man, dass man einen Hörgeräteakustiker aufsuchen sollte? Ein typisches Anzeichen ist der extrem laute Fernseher. Denn vor allem abends, lässt die Hörleistung stark nach. Der Fernseher wird kontinuierlich lauter gestellt. Verlässt der Betroffene kurz das Zimmer und betritt erneut den Raum, stört plötzlich der laute Fernseher. Das Gerät wird leiser gestellt, aber nach wenigen Minuten muss die Lautstärke wieder erhöht werden.
Auch die ständige Frage „Wie bitte?“, ist ein Anzeichen, dass ein wichtiger Sinn, nämlich das Hören, nicht mehr richtig funktioniert.

Carsten Hölscher ist Hörgeräte-Akustik-Meister: „Fast jeder zweite Mensch ab einem Alter von 50 Jahren, hört abends deutlich schlechter. Hörgeräte helfen nicht nur dem Patienten, sondern auch den Familienangehörigen, die von dem lauten Fernseher belästigt werden.“ »Brille Hölscher

Gespräch in einer Gastwirtschaft

Eine weitere schwierige Situation ist das Gespräch in einer Gastwirtschaft oder in einem Restaurant. Die Unterhaltung mit dem Gegenüber ist fast unmöglich, da der Mensch mit einer Hörschwäche dieses nicht mehr aus den lauten Umgebungsgeräuschen herausfiltern kann. Das Ohr des Patienten „macht zu“. Spätestens dann, sollte der Betroffene sich ernsthaft mit dem Thema Hörgerät beschäftigen.

Bevor man zu einem Ohrenarzt geht, kann man einen Hörgeräteakustiker in der Nähe aufsuchen. Dieser testet gern, kompetent und kostenlos das Hörverhalten und erstellt ein Audiogramm. Der Akustiker stellt nicht nur fest, in welchen Frequenzbereich der Patient seine Hörschwäche hat, sondern bestimmt durch Tests, wie das allgemeine Hörverständnis (hören und verstehen) ist. Beispielsweise werden fast gleichlautende Wörter über einen Kopfhörer vorgespielt wie „heiß“ und „Reis“. An Hand der Trefferquote bestimmt der Akustiker die Hörleistung in Prozent.

Der Akustiker spricht dann die Empfehlung aus, einen Hals-, Nasen- Ohrenarzt zu konsultieren. Dieser Besuch ist wichtig, denn der Hörverlust kann auch auf eine mögliche Erkrankung zurückgeht, deren  Ursache schnell festgestellt und ohne großen Zeitverlust behandelt werden muss. In der Regel werden von den Krankenkassen etwa 420 Euro pro Gerät (linkes und rechtes Ohr), also insgesamt 840 Euro, übernommen.

Der Gang zum Ohrenarzt ist meistens schnell erledigt. Der Arzt schaut sich die Ohren an und befürwortet gegebenenfalls ein Hörgerät. Wolfgang Müller (56), Hals-Nasen-Ohrenarzt: „Für den Arzt ist es wichtig festzustellen, ob es sich um eine Altersschwerhörigkeit handelt oder andere Ursachen für eine Hörstörung vorliegen. Beispielsweise könnte es sich um eine Verstopfung durch Ohrenschmalz handeln oder um eine Infektion durch Bakterien oder Pilze, die die Hörleistung temporär verschlechtern. Entscheidend ist, nach erfolgter Ohrinspektion und normalem Befund des äußeren Ohres, die Hörprüfung. Liegt eine Hörstörung um 40 Dezibel bei 2000 Hz vor, wird in der Regel ein Hörgerät verordnet.“♦

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