Lamborghini Gallardo

Lamborghini Gallardo

Veröffentlicht am: 3. Mai 2013Von
Lamborghini Gallardo

Lamborghini Gallardo

[03-2013] Endlich.
Gerade noch war der Parkplatz leer, jetzt aber ist er da unten und wartet auf mich. Er, das ist ein Lamborghini Gallardo LP560-4 Spyder. Er und ich werden heute zu ergründen versuchen, wie es wohl ist, auf dem Donnerkeil zu reiten.


Allrad ist ein Wohltat für den Gallardo,… und dem Fahrer

Felix SutschekManchmal haben die scharfen Kisten seltsame Namen. Bei dem hier ist der Name Programm:  Spyder = Cabrio; LP560-4 ist da schon schwieriger. Das LP sagt dem geneigten Wissbegierigen, dass der Motor längs eingebaut ist. Welch Überraschung bei einem V10. Die 560 deuten auf die Leistung hin, und das -4 sagt uns, dass das Ungetüm über 4 angetriebene Räder verfügt. Also Allrad.

Laut Lamborghini ist der Gallardo Spyder „Ein Auto für die Promenaden dieser Welt“. Olla! 560PS um spazieren zu fahren? Gut, bei einem Cabrio verständlich, aber kann der denn dann überhaupt nicht flott sein? Der Gallardo versprüht schon im Stand unheimlich viel Dynamik. Flach und breit kauert er da auf dem Asphalt. Eigentlich eine Fahrmaschine, nur das Stoff-Verdeck deutet an, dass hier Tempo alleine nicht die Prämisse sein kann. Also Tür auf und reingesetzt. Dass die Türen nicht im Lambo-Style aufgehen, sondern ganz normal angeschlagen sind, ist dem Cabrio zu verdanken. Der Gallardo braucht aber keine unpraktischen Türen um Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen.

Lamborghini Gallardo LP560-4 Spyder

Lamborghini Gallardo LP560-4 Spyder

Audi Großserientechnik funktioniert

Innen drin alles in edles Leder geschlagen. Die Schalter in Alu wirken wertig. Nichts fühlt sich billig an. Einzig die Klima-Bedienung und das MultiMedia-System sehen sehr seltsam vertraut aus. Das hab ich doch erst in einem Audi gesehen, oder nicht? Das macht’s nicht wirklich schöner, aber es beschleicht mich ein fieser Gedanke: wenn es Audi Großserientechnik ist, weiß ich wenigstens, dass es funktioniert. Nächster Kritikpunkt: die Schalter sind teilweise unlogisch zu bedienen. Die Heckscheibe geht runter wenn man den Schalter nach oben schiebt? Sei‘s drum, sobald der Zünd-Schlüssel den V10 weckt, ist es ohnehin um einen geschehen. Mit einem kurzen Fauchen ist er wach und röhrt leise im Standgas vor sich hin. Eigentlich auffällig unauffällig. Es sei denn man tritt kurz aufs Gaspedal. Die Drehzahl schnellt hoch und zeigt akustisch, was hier zu erwarten ist. Gänsehaut!

Ja, jetzt müsste man bloß noch anfahren können… ist ja ein eGear, also ein automatisiertes 6-Gang Getriebe. Da sind 3 Knöpfe… gut, der mit „A“ steht dann wohl für „Automatik“. Kurz drauf drücken und … nix. Gas geben? Immer noch nix. Hmmm…. Dann versuchen wirs mit den Schaltwippen, die genau da hinter dem Lenkrad lauern, wo ich sie erwarte. Rechte Wippe kurz antippen und … aha, die Anzeige im Cockpit verrät, dass er den ersten eingelegt hat. Vorsichtig Gas geben und es kann losgehen. So geht das also. Interessant.

Langsame Fahrt Richtung TrackTest. Ich bleibe bei meinem Urteil, sehr handzahm. Am Rande nehme ich Notiz davon, wie viele sich nach dem Gallardo umdrehen. Und ich mitten drin, in einer Soundkulisse die fasziniert durch ihren Klang, nicht durch die Lautstärke. Das V10 Konzert ist so schön wie unorthodox. Erinnert irgendwie an den 5-Zylinder, ohne jedoch dessen raues Wesen zu haben. Vielleicht der weniger wilde, aber stärkere Zwilling davon?

Beim Beschleunigen auf die Schnellstraße ist es dann vollends um mich geschehen. Runterschalten mit Zwischengas, und dann katapultieren wir uns auf die rechte Spur. Mit beschleunigen hat es wenig zu tun. Es erinnert eher an ein versetzen in eine andere Dimension. Überlegen wohin, puff, zack, da! Unglaublich. Da nicht zum Berserker zu werden ist eine der schwersten Übungen. Als wir den 512TR gefahren hatten, konnte ich auch das langsame Fahren genießen. War ja ein quasi Oldtimer. Aber der hier? Er kann langsam. Aber viel besser kann er schnell. Dann läuft er den Spurrillen nicht ganz so arg nach, dann kommt die Soundkulisse auch Lautstärketechnisch dem nahe, was man gemeinhin von so einem Auto erwartet, und dann ist auch die Federung zwar nicht bequemer, aber passender. Vom Beschleunigen her ist es eh egal wie schnell man fährt, das Tier das ich hier zähmen soll, geht immer wie blöd voran. Unabhängig davon wie schnell man ist, Gaspedal durchtreten und ab dafür.

Lamborghini Gallardo

ADAC FSZ

Endlich am beim ADAC FSZ auf der Tracktest stellen wir schnell fest, dass wir das Potential des Gallardo nicht werden ausschöpfen können. Es regnet. Leider ist auch kein Ende absehbar. Schnell geht also nicht, dafür ist es umso beeindruckender zu sehen, wie alle 4 Räder beim Beschleunigen durchdrehen. So also fühlt sich Leistung an! Gut, wenn schon nicht schnell, dann wenigstens quer. Die Rutschfläche ist ja nass, also versuchen wir uns im Driften. Sollte mit dem ja gut gehen. Denkste! So leicht macht er es mir nicht. Auf der Rutschfläche ist man schnell zu schnell, und dann schiebt der Gallardo einfach nur über die Vorderachse. Klar, Physik. Also langsam genug rangehen und dann mit Gas in den Drift zwingen. Da aber kommt er so plötzlich, dass man schon auf zack sein muss, um das wieder abzufangen. Gut, üben wir. Ein paar schöne Drifts klappen, der Allrad kann da einiges gut machen was mit nem Hecktriebler nicht mehr geklappt hätte. Wenn man Mut hat. Hab ich nicht. Also lieber schöne Bilder machen. Beim Fotografieren fällt auf: der klingt von außen wilder als innen. Wie haben die den homologieren können?

Wir bringen den Gallardo dann doch zurück in seinen „Stall“. AIL hat ihn uns zum Testen zur Verfügung gestellt, und da kommt er wieder hin. Die Strecke ist endlich trocken und halbwegs leer, man kann also auch flotter fahren.

Da ist er wieder, der Schalk in meinem Nacken. Er fördert den Berserker hervor und lässt den Druck aufs Gaspedal steigen. Die Symphonie der 10 Zylinder steigt in ein crescendo. Mein Grinsen wird breiter und ich freue mich darauf eine neue Dimension zu erkunden. Unglaublich, dass man auch jenseits der 200 noch derart beschleunigen kann. Konkurrenz auf der linken Spur gibt es de Facto nicht. Was soll von hinten schon schnelleres kommen, und die vor uns machen artig platz. Und dann geschieht das Wunder: kurz vor München kommt die Sonne raus. Warten… warten… warten… jetzt! Husch Verdeck auf, dann können wir ja mal schaun ob Lamborghini recht hat.

Ja, er ist auch zum cruisen gut zu gebrauchen. Na also, dann kann er ja doch alles. Solange die Nobelläden einen Lieferservice bieten ist die Welt in Ordnung.

Fotos © 2013 Redaktionsbüro Kebschull

AIL hat ihn uns zum Testen zur Verfügung gestellt

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