Ford Focus RS – 305 PS Kraft
Mit 305 PS auf dem Übungsgelände des ADAC in Augsburg
„Prollkiste“ ist der einzige Kommentar meines Chefs. „Hat 305 Pferdchen“, gebe ich zurück. Da mischt sich dann doch so etwas wie Respekt und Achtung in seinen Blick. Und bei mir steigt nur die Nervosität. 305 Pferde, die an der Vorderachse reißen! Kann das gut gehen?
Endlich bekomme ich den Schlüssel. Einsteigen, in den mir perfekt passenden Schalensitz zwängen. Geil!
Ab nach Augsburg zum FSZ. 30 km Schnellstraße mit Tempolimit. Spaßbremsen. Egal, Zeit den Motor zu genießen. Das Auto klang ja auf dem Parkplatz schon recht dominant, bei 3000 Touren wird’s dann aber noch viel lustiger. Wenn man dann noch mal Vollgas gibt, um den Beschleunigungsstreifen auch als solchen zu benutzen, setzt sich unwillkürlich ein breites Grinsen im Gesicht fest. Jetzt aber schön langsam. Kann er auch. Sogar sehr gut. Das Auto scheint eine gewisse Ausstrahlung zu haben. Der von hinten flott aufschließende, tiefer gemachte Punto traut sich nicht so recht vorbei. Angst? Oder gefällt ihm das Auto nur einfach? Egal, wir cruisen weiter und kommen dank Navi sicher und schnell zum Ziel.
Der RS zeigt, was er kann
Auf dem FSZ darf der RS dann wirklich ran. Der Motor zieht unten raus schon recht gut. Ab 3000 Touren ist dann der Spaß vorbei und der Ernst beginnt. Das RS knallt los, dass man es kaum für möglich hält, in einem Focus zu sitzen.
Unseren Wedelparcours meistert er mit kaum wahrnehmbarer Wankneigung. Ab und an hebt er das Beinchen, gibt aber immer rechtzeitig Feedback, ab wann er zu rutschen beginnt. ESP haben wir auch mal ausgeschaltet. Im Fernsehen machen die das ja auch immer. Bringt nichts. Eher kontraproduktiv. Die viele Leistung auf der Vorderachse schreit geradezu nach Assistenzsystemen.
Ohne ESP ist die Neigung zum Untersteuern deutlich größer. Also wieder eingeschaltet. Noch ein paar flotte Runden, posen für den Fotograf. Dass der RS geht wie der geölte Blitz, habe ich schon längst gemerkt. Je schneller die Runden werden, desto mehr kommt der Wunsch nach Allrad auf.
Fazit: Der RS ist ein echter Sportler. Das Auto ist der Wolf im Wolfspelz. Der RS verspricht nichts, was er nicht halten würde. Er ist der Kraftmeier, der vor lauter Kraft dann doch verdammt schnell laufen kann. Wer sich so einen kauft, ist eher weniger introvertiert. Auffallen als Lebensinhalt. Zu diesem Auto muss man stehen können. Tschüss GTI. Konkurrenten? Lancer EVO oder Impreza WRX, die hätte am ehesten eine Chance und die haben auch Allrad.
- 2017 – Fahrbericht Ford Focus RS
Fotos © Gerd Kebschull