Audi R15 TDI

Audi nur auf 2

Veröffentlicht am: 12. Juni 2009Von
Obwohl die Pole-Position bei einem 24-Stunden-Rennen für den Rennausgang eher unwichtig ist, so ist es doch ein Prestige-Duell. 1:0 für das Team aus Frankreich.


Audi R15 TDI beim Le Mans-Debüt in Reihe eins

  • Allan McNish holt Startplatz zwei für Audi
  • Alle drei R15 TDI in den ersten vier Reihen
  • Audi Sport Team Joest nutzt Qualifying für die Rennvorbereitung

Ingolstadt/Le Mans – Obwohl sich das Audi Sport Team Joest im Qualifying für die 77. Auflage der 24 Stunden von Le Mans ganz auf die Rennvorbereitung konzentriert hat, startet einer der drei Audi R15 TDI am Samstag um 15 Uhr beim französischen Langstrecken-Klassiker aus der ersten Reihe.

Nachdem es im freien Training am Mittwoch geregnet hatte, nutzte die Audi Mannschaft das Qualifying am Donnerstagabend ganz für die Fahrzeugabstimmung und Reifentests. Die Vorjahressieger Dindo Capello (Italien), Tom Kristensen (Dänemark) und Allan McNish (Schottland) absolvierten im Audi R15 TDI mit der Startnummer "1" während der vier Stunden einen Vierfach-Stint mit einem Satz Michelin-Reifen und sammelten so wichtige Erkenntnisse über den Reifenverschleiß.

Nur gegen Ende des ersten Qualifying-Abschnitts unternahm Allan McNish in allerletzter Sekunde einen Versuch mit frischen Reifen. Dabei legte er mit 3.23,650 Minuten eine Rundenzeit vor, an der sich die Konkurrenten im zweiten Abschnitt bis kurz vor Schluss die Zähne ausbissen. Erst nach mehreren Anläufen auf jeweils neuen Reifen gelang es Stéphane Sarrazin im schnellsten Peugeot zwölf Minuten vor Ende des Qualifyings, die Zeit von McNish noch um 0,762 Sekunden zu unterbieten.

"Für uns ging es heute ausschließlich darum, eine optimale Rennabstimmung zu erarbeiten und mit unserem neuen Fahrzeug möglichst viele Daten auf der Rennstrecke von Le Mans zu sammeln", erklärte Audi Motorsportchef Dr. Wolfgang Ullrich. "Die Startpositionen sind bei einem 24-Stunden-Rennen nicht entscheidend für das Endergebnis. Dass es Allan (McNish) so ganz nebenbei trotzdem gelungen ist, in die erste Reihe zu fahren, zeigt, welches Potenzial der R15 TDI hat."

Auch Lucas Luhr, Mike Rockenfeller und Marco Werner unternahmen nur einen einzigen Qualifying-Versuch. Um Mitternacht kam Marco Werner auf eine Zeit von 3.25,780 Minuten, die dem Audi R15 TDI mit der Startnummer "2" den sechsten Startplatz sicherte.

Die drei Deutschen hatten im ersten Teil des Qualifyings die Aufgabe, verschiedene Aerodynamik-Varianten zu vergleichen. Zu diesem Zweck war ihr Audi R15 TDI mit einem speziellen Messfahrwerk ausgestattet, das planmäßig zwischen den beiden Qualifying-Sitzungen gewechselt wurde. Da die Pause wegen einer kurzfristigen Zeitplanänderung von 60 auf 35 Minuten verkürzt wurde, konnten Luhr, Rockenfeller und Werner das Qualfiying erst mit Verspätung fortsetzen. Der Wechsel eines Turboladers kostete weitere Zeit.

Die dritte Audi Mannschaft mit dem Deutschen Timo Bernhard und den beiden Franzosen Romain Dumas und Alexandre Prémat verzichteten ganz auf einen Qualifying-Versuch. Sie konzentrierten sich auf Reifentests und gehen am Samstag vom siebten Startplatz ins Rennen. Die schnellste Zeit von 3.27,106 Minuten fuhr Alexandre Prémat gleich zu Beginn des Qualifyings.

Die schnellsten zehn Fahrzeuge lagen am Donnerstagabend innerhalb von rund fünf Sekunden – so viel hatte im Qualifying im vergangenen Jahr den schnellsten Peugeot vom schnellsten Audi getrennt. Dieses Mal beträgt die Differenz auf der 13,629 Kilometer langen Strecke weniger als eine Sekunde.

Die beiden Audi R10 TDI des Privatteams Kolles qualifizierten sich für die Startpositionen 13 und 14. Audi hat am Wochenende die Chance, den neunten Gesamtsieg bei den 24 Stunden von Le Mans zu erzielen und in der ewigen Bestenliste des Rennens mit Ferrari gleichzuziehen.

Die Startaufstellung in Le Mans

1. Sarrazin/Montagny/Bourdais (Peugeot) 3.22,888 Min.

2. Capello/Kristensen/McNish (Audi R15 TDI) + 0,762 Sek.

3. Minassian/Lamy/Klien (Peugeot) + 1,972 Sek.

4. Boullion/Pagenaud/Treluyer (Peugeot) + 2,174 Sek.

5. Gene/Wurz/Brabham (Peugeot) + 2,364 Sek.

6. Luhr/Rockenfeller/Werner (Audi R15 TDI) + 2,892 Sek.

7. Bernhard/Dumas/Premat (Audi R15 TDI) + 4,218 Sek.

8. Charouz/Enge/Mücke (Aston Martin) + 4,292 Sek.

9. Davidson/Turner/Verstappen (Aston Martin) + 4,816 Sek.

10. Belicchi/Jani/Prost (Aston Martin) + 5,246 Sek.

13. Albers/Bakkerud/Mondini (Audi R10 TDI) + 8,304 Sek.

14. Karthikeyan/Lotterer/Zwolsman (Audi R10 TDI) + 8,660 Sek.

Foto (c) Audi MotorsportAudi R15 TDI{mospagebreak}

Stimmen nach dem Qualifying

Dr. Wolfgang Ullrich (Audi Motorsportchef): "Wir haben uns heute nicht wirklich auf eine Zeitenjagd konzentriert. Stattdessen war es ein sehr arbeitsintensiver Tag für die Mechaniker. Zwischen den beiden Qualifying-Abschnitten haben wir alle für das Rennen vorgesehenen Teile in die Fahrzeuge eingebaut, die anschließend angepasst werden mussten. Das hat etwas Zeit gekostet. Danach sind wir sehr gute Long-Runs auf Slickreifen gefahren und haben uns gut auf das Rennen vorbereiten können. Dass wir dabei auch noch so eng um die Pole Position kämpfen konnten, ist ein gutes Zeichen."

Dindo Capello (Audi R15 TDI #1): "Ich hoffe, die Fans erleben ein ähnlich spannendes Rennen wie das Qualifying. Allerdings würde ich mir dann wünschen, dass wir die Positionen an der Spitze noch tauschen. Es ist schwierig, die Kräfteverhältnisse nach dem Qualifying einzuschätzen, weil man nicht weiß, mit welchen Reifen und welcher Abstimmung die Konkurrenz heute gefahren ist. Ich bin noch nicht ganz zufrieden mit unserem Auto, deshalb haben wir bis zum Renntag noch eine Menge Arbeit vor uns. Aber ich weiß, dass ich mich dabei auf unsere Ingenieure und Mechaniker verlassen kann."

Tom Kristensen (Audi R15 TDI #1): "Ich hätte mir heute ein paar Runden mehr im R15 TDI gewünscht. Aber mein Ingenieur hat gesagt, ich sei hier schon so viel gefahren und solle mich lieber auf die wesentlichen Dinge konzentrieren. Also bin ich gegen Ende des Qualifyings den vierten Stint auf einem gebrauchten Reifensatz gefahren, was uns sehr wichtige Erkenntnisse für das Rennen gebracht hat. Unser Ziel war es, eine Abstimmung zu finden, die es uns ermöglicht, lange auf einem Satz Reifen zu fahren und dennoch schnell zu sein. Wir haben nur einmal versucht, eine schnelle Runde zu fahren – diese Chance hat Allan (McNish) bei idealen Bedingungen gegen Ende der ersten Session und mit wenig Diesel im Tank perfekt genutzt."

Allan McNish (Audi R15 TDI #1): "Insgesamt sollten wir mit unserer Leistung wirklich zufrieden sein. Das Wetter war am Vortag schwierig gewesen. Deshalb mussten wir uns während der vier Stunden Qualifying durch ein großes Programm arbeiten. Wir wollten die Reifen auf diesem Kurs besser verstehen und herausfinden, wie sich die Streckenbedingungen verändern. Und schließlich mussten wir das Auto abstimmen. Der Kampf mit Sarrazin zum Schluss hat wirklich Spaß gemacht. In Wahrheit aber geht es nur um die Balance fürs Rennen. Wir können uns immer noch verbessern. Wir arbeiten eng mit den Mannschaften der anderen Autos im Team von Audi zusammen und sehen uns alle Daten an, damit am Samstag ab 15 Uhr alles passt."

Lucas Luhr (Audi R15 TDI #2): "Ich hoffe, dass wir alle Probleme, die man haben kann, im Training hinter uns gebracht haben. Wir fuhren mit Abstand am wenigsten Runden im Vergleich zu den anderen. Im ersten Qualifying konnten wir aufgrund eines Problems das Auto nicht so verstellen, wie wir es wollten. Das ist nicht schlimm, so etwas kann vorkommen. Leider mussten wir im zweiten Training erneut an der Box stehen. Ich hoffe nun auf ein Rennen ohne Probleme. Der Audi R15 TDI ist gut. Leider kamen wir nicht zur Abstimmungsarbeit. Wir werden wohl die Einstellungen eines anderen Autos übernehmen müssen."

Mike Rockenfeller (Audi R15 TDI #2): "Leider verlief das Qualifying für unser Auto eher schlecht. Mehrere kleine Probleme bedeuteten, dass wir wenig zum Fahren kamen, nicht viel ausprobieren konnten und nun Sechste sind. Das ist natürlich keine Vorentscheidung für das Rennen, aber wir hatten uns etwas mehr erhofft. Vor allem wären wir gern mehr gefahren und hätten gern mehr getestet."

Marco Werner (Audi R15 TDI #2): "Was das Auto kann, wissen wir. Aber bei uns war irgendwie der Wurm drin und unser Auto untersteuerte anfangs zu stark. Ich glaube, ich bin noch nie in Le Mans mit einem neuen Auto nach so wenigen Runden ins Rennen gegangen. Ich hatte im Qualifying gerade einmal zwei Zeitrunden. Ich habe erst eine Viertelstunde vor Schluss ins Geschehen eingegriffen. Hinzu kam, dass in den letzten beiden Runden in den Porsche-Kurven das Flutlicht ausgeschaltet worden ist. Zum ersten Mal bei Nacht mit diesem Auto zu starten und eine so dunkle Stelle zu durchfahren, hat es wirklich schwierig gemacht. Es war zwar eine Zeitverbesserung für uns möglich, aber ich konnte keine Position gutmachen."

Timo Bernhard (Audi R15 TDI #3): "Ich komme mit dem Audi R15 TDI sehr gut zurecht. Das Qualifying stand für uns heute überhaupt nicht im Mittelpunkt, wir haben deshalb nicht einen neuen Satz Reifen in eine Zeitenjagd investiert. Romain (Dumas) und ich sind zwei Neulinge im Auto, deshalb ging es für uns nur darum, so viele Kilometer wie möglich zu sammeln. So ist auch der siebte Platz zu erklären, mit dem ich aber trotzdem zufrieden bin. Schließlich ist sieben meine Glückszahl, denn mit dieser Startnummer habe ich in den USA zwei Meisterschaften gewonnen."

Romain Dumas (Audi R15 TDI #3): "Für unser Auto ging es gar nicht ums Qualifying. Alexandre (Prémat) ist als Erster herausgefahren, dann Timo (Bernhard). Ich bin zu Beginn der zweiten Qualifying-Hälfte gleich in die Nacht hinein gestartet. Ziel war es einfach, viele Runden zu drehen, um mich an das Auto zu gewöhnen, weil ich noch nicht im Trockenen unterwegs gewesen bin. Es war natürlich nicht leicht, das gleich bei Dunkelheit zu machen. Ich fuhr einen ganzen Stint, und es lief ganz gut."

Alexandre Prémat (Audi R15 TDI #3): "Unser Anspruch war sehr einfach: Wir haben weder neue Reifen aufgezogen noch sind wir mit geringer Treibstoffmenge unterwegs gewesen. Wir waren auf eine Runde gar nicht schlecht, aber bei den 24 Stunden gelten andere Regeln. Wir haben nicht einmal einen ernsthaften Qualifying-Versuch gestartet, sondern uns ausschließlich auf das Rennen vorbereitet. Startplatz sieben ist bei einem 24-Stunden-Rennen unbedeutend. Ich bin wirklich glücklich darüber, dass die anderen beiden Fahrer sich gut mit diesem Auto an die Strecke angepasst haben – bei Tag und bei Nacht waren sie wirklich schnell. Wir verfügen über eine sehr gute Fahrerpaarung für dieses 24-Stunden-Rennen."

Ralf Jüttner (Technischer Direktor Audi Sport Team Joest): "Wir haben heute in das Zeittraining soviel Arbeit hineingepackt, die wir sonst verteilt an einem Testtag und im freien Training erledigen konnten. Im Mittelpunkt stand die Arbeit mit den Reifen, weshalb wir viele Long-Runs gefahren sind. Schnelle Zeiten für das Qualifying waren für uns fast so etwas wie eine Nebensache. Umso schöner, dass Allan (McNish) eine tolle Runde gelungen ist. Allerdings war uns schon klar, dass da wahrscheinlich noch eine Antwort kommt. Aber die akzeptieren wir, gratulieren der Konkurrenz und konzentrieren uns weiter auf unsere konsequente Vorbereitung bis zum Start des Rennens."

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