WTCC: Brands Hatch
Brands Hatch (Großbritannien), 23. September 2007. Andy Priaulx (GBR) vom BMW Team UK hat mit dem Sieg im 18. Lauf der FIA World Touring Car Championship auf dem „Brands Hatch Circuit" die Führung in der Fahrerwertung zurückerobert.
FIA World Touring Car Championship (WTCC) 2007
Läufe 17 & 18 – 22./23. September 2007, Brands Hatch (GBR) – Rennen
Priaulx siegt für BMW bei WTCC-Heimspiel in Brands Hatch
Der 33-Jährige verwies im Nachmittags-Rennen auf der 3,703 Kilometer langen Strecke Félix Porteiro (ESP) vom BMW Team Italy-Spain und Robert Huff (Chevrolet/GBR) auf die Plätze zwei und drei. Für Priaulx war es der zweite Sieg in dieser Saison und sein erster Triumph in Brands Hatch als Tourenwagenpilot. Im ersten Lauf des Tages gelang Gaststarter Colin Turkington (GBR), der am Steuer des BMW 320si WTCC sonst für das Team RAC in der britischen Tourenwagenmeisterschaft antritt, als Dritter hinter Alain Menu (Chevrolet/SUI) und James Thompson (Alfa Romeo/GBR) der Sprung auf das Podium.
Nicht nach Plan verlief der Rennsonntag in Großbritannien für die Fahrer vom BMW Team Germany. Augusto Farfus (BRA), der als Spitzenreiter nach Brands Hatch gereist war, blieb ohne WM-Punkte. Jörg Müller (Hückelhoven) musste sich mit drei Zählern zufrieden geben. Priaulx führt das Klassement nun mit 81 Punkten vor Farfus an, der weiterhin 69 Punkte auf dem Konto hat. Müller liegt vier Läufe vor Saisonende mit 66 Punkten auf dem vierten Platz der Fahrerwertung. Bei den Herstellern hält BMW mit 227 WM-Zählern weiterhin die Spitze.
Das erste Rennen nahm für Müller schon kurz nach dem Start eine negative Wendung: Er wurde in der ersten Kurve von SEAT-Pilot Gabriele Tarquini (ITA) getroffen, fiel nach dem daraus resultierenden Dreher weit zurück und kam schließlich auf dem 14. Platz ins Ziel. Anders als Müller blieben die weiteren Fahrer der BMW Länderteams von Kollisionen verschont. Priaulx konnte sich vom zehnten auf den achten Platz verbessern, Porteiro rückte von Position zwölf auf den neunten Rang vor. Alessandro Zanardi (ITA) vom BMW Team Italy-Spain machte von Startplatz 23 fünf Positionen gut. Im Anschluss an die vom Startunfall ausgelöste Safety-Car-Phase ergaben sich im vorderen Feld nur noch wenige Positionswechsel. Priaulx eroberte im letzten Umlauf den siebten Platz von Pierre-Yves Corthals (SEAT/BEL). Farfus hing hingegen rundenlang hinter Tarquini fest und kam nicht über den elften Platz hinaus.
Zanardi überholte mehrere Konkurrenten und sah nach 16 Runden als 15. die Zielflagge. Turkington zog im vorletzten Umlauf an Jordi Gené (SEAT/ESP) vorbei und übernahm so den dritten Rang. Ein vergleichsweise ruhiges Rennen erlebte Porteiro: Der 24-Jährige hielt seine neunte Position bis zum Schluss – und sicherte sich damit einen WM-Punkt und gleichzeitig die Poleposition für Rennen zwei. Da Gastfahrer Turkington bei seinem WTCC-Debüt außer Konkurrenz antrat, starteten die besten neun anstatt der üblichen besten acht Piloten von Lauf eins in umgekehrter Reihenfolge ins nachmittägliche Rennen.
Im ereignisreichen zweiten Lauf des Tages sorgten Priaulx und Porteiro für den achten BMW Doppelsieg in dieser Saison. Porteiro hielt zunächst seine Führung. Noch in der ersten Runde ging jedoch Priaulx, der am Start Corthals überholt hatte, am Youngster vorbei. Unter dem Jubel der britischen Fans verteidigte Priaulx den ersten Rang bis zur Zieldurchfahrt, Porteiro feierte seine dritte Podestplatzierung in diesem Jahr.
Dahinter ging es turbulent zu: Bereits in der ersten Runde schied Zanardi nach einem Zweikampf mit Roberto Colciago (SEAT/ITA) vorzeitig aus. Im Anschluss an eine Kollision, an der mehrere Autos beteiligt waren, fuhr wenig später das Safety-Car auf die Strecke. Bei Wiederaufnahme des Rennens zu Beginn der dritten Runde ereilte auch Farfus das vorzeitige Aus. An achter Stelle liegend wurde der 24-Jährige noch vor der Startlinie von Menu am Heck berührt, verlor daraufhin die Kontrolle über sein Auto und krachte in die Mauer. Die Rennleitung disqualifizierte Menu, der sich anschließend in der Box vom BMW Team Germany persönlich bei Farfus entschuldigte. Müller kämpfte sich im Verlauf des Rennens vom 13. auf den siebten Platz vor und sicherte der Mannschaft von Schnitzer Motorsport so zumindest drei WM-Punkte. Turkington bot als Vierter erneut eine starke Vorstellung.
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Stimmen
Andy Priaulx (BMW Team UK): „Im ersten Rennen haben wir das umgesetzt, was wir uns vorgenommen hatten. Wichtig war, den fliegenden Start unbeschadet zu überstehen. Ich habe konstant Druck auf meine Vorderleute gemacht, um nach Möglichkeit noch Positionen gut machen zu können. Auch das hat funktioniert. Der Sieg im zweiten Lauf war etwas ganz Besonderes. Das Wochenende war hart, aber wir haben als Team fantastisch zusammengearbeitet. Das Rennen lief perfekt, und ich konnte es von der Spitze kontrollieren. Einen Zwölf-Punkte-Vorsprung in der Fahrerwertung zu haben ist schön, aber meine Vorbereitung auf die letzten zwei Rennwochenenden wird das nicht beeinflussen. Ich weiß, wie schnell sich die Dinge in dieser Serie wieder verändern können. Vielleicht ist dies mein bislang größter Sieg. Dennoch war es auch ein trauriges Wochenende. Ich möchte diesen Erfolg der Familie von Colin McRae widmen, der am vergangenen Wochenende so tragisch verunglückt ist."
Augusto Farfus (BMW Team Germany): „Mit leeren Händen aus Brands Hatch abzureisen, wirft mich im Titelkampf zurück. Alain Menu hat sich bei mir entschuldigt. Das akzeptiere ich, er ist ein Profi. Allerdings bringt mir das nicht die Punkte zurück, die ich ohne den Unfall vielleicht gewonnen hätte."
Jörg Müller (BMW Team Germany): „Ich bin natürlich enttäuscht. Am Start von Lauf eins wurde ich in die Zange genommen, damit war mein Rennen schon nach der ersten Kurve gelaufen. Zumindest habe ich noch drei Punkte herausgeholt. In der Meisterschaft sieht es nicht so gut für mich aus. Aber noch sind vier Rennen zu fahren – und man weiß in der Tourenwagen-WM nie, was passiert."
Colin Turkington (Team RAC):„Das habe ich nicht erwartet. Als Gaststarter hatte ich den Vorteil, mit relativ wenig Handicapgewicht anzutreten. Schon mit dem Qualifying war ich sehr zufrieden, wusste aber, dass die Rennen härter werden würden. Aber mein BMW war im Rennverlauf sehr stark, genauso wie wir es schon in der BTCC gesehen haben. Ich konnte dem Druck standhalten und freue mich nun über den Podestplatz."