Fahrbericht – Toyota RAV4 Plug-In
Eine neue Ära bei Toyota?
Toyota war ja mit dem Prius DER Vorreiter in Sachen Verbrenner / Elektrifizierung. Ich glaube den ersten Prius bin ich bereits 1997 gefahren. Elektrisch ist man da nur ein bis zwei Meter gefahren. Jetzt verspricht Toyota immerhin 75 Kilometer.
Der Toyota RAV4 Plug-In steht brav an der Wallbox und ist zu 100% elektrisch geladen und außerdem mit Benzin befüllt. Der Bordcomputer zeigt eine Reichweite von 71 km (EV) und 677 km mit Benzin an. Den RAV4 hatten wir noch nicht im langen Test, sind ihn aber bereits im Herbst 1994 einen halben Tag lang gefahren. Damals war das ein „schnuckeliger“ kleiner SUV, mit dem wir sogar etwas in den Matsch durften.„Schnuckelig“ ist er immer noch – aber jetzt eher ein mächtiger SUV mit 2,5-l-VVT-i Benzinmotor 136 kW (185 PS), Elektromotor vorn 134 kW (182 PS), Elektromotor hinten 40 kW (54 PS), Systemleistung 225 kW (306 PS). 2,5-Liter braucht man eigentlich bei einem Plug-In-Hybrid nicht, aber das entspricht vermutlich genau dem Kundenwunsch.
Dann mal los
Natürlich geht es erst einmal ohne Klimaanlage und im Elektromodus flüsterleiste (obwohl mit fast 2 Tonnen) in Richtung Heimat. Der Modus EV ist beim Start voreingestellt. Will man Elektroenergie „sparen“, muss man auf HV-Modus (Hybrid Vehicle) – Hybridantrieb umstellen.Das Plug-in-Hybridsystem des RAV4 verfügt über vier verschiedene Fahrprogramme:
- EV-Modus (Electric Vehicle) – das Standardprogramm;
- HV-Modus (Hybrid Vehicle) – Hybridantrieb;
- Auto HV/EV-Modus – automatische Steuerung;
- Batterielademodus.
Nach 198 km konnten wir ein EV-Verhältnis von 42% und einen Kraftstoffverbrauch von 4,8 l/100 km notieren. Das bedeutet wir sind 42% elektrisch und 58% mit Benzin gefahren. Für so ein großes Auto ist das ein guter Wert.
Daten & Fakten
Motor |
4-Zylinder |
Leistung kW / PS |
136 / 185 |
Hubraum (l) |
2,5 |
Drehmoment (Nm) |
227 |
Elektromotor |
E-Motoren |
Batterie (kWh) |
18,1 |
Systemleistung kW / PS |
225 / 306 |
Getriebe |
stufenlose Automatik |
0-100 km/h (sec) |
6,0 |
Leergewicht (kg) |
1.910 |
Vmax (km/h) |
180 |
Anhängelast (kg) |
1.500 |
CO2 WLTP (g/km) |
22 |
Reichweite elektrisch WLTP (km) |
75 |
Tankinhalt (l) |
55 |
Schadstoffklasse |
A+++ |
Verbrauch kombiniert (l/100 km) |
1,2 |
Stromverbrauch kombiniert WLTP |
16,6 |
Ladekapazität DC (kW) |
– |
Ladekapazität AC (kW) / Wallbox |
2,3 bei 230 Volt / 4,5 Std |
Kofferraumvolumen / umgeklappt (l) |
520 bis 580 / 1.355 bis 1.690 l |
Grundpreis |
47.490 €* |
Ausstattung
Der RAV4 Basis startet 34.690,00 Euro. Für den RAV4 als Plug-In-Hybrid werden schon 47.490 Euro fällig. Das erscheint auf den ersten Blick ziemlich happig, aber man bekommt auch viel Auto, Motor, und elektrische Reichweite.Wer nicht unbedingt einen SUV haben muss, sollte sich auf jeden Fall den neuen Toyota Prius Plug-In-Hybrid ab 38.690 Euro* mit bis zu 8.100 Euro Umweltprämie und den Vorteil der 0,5% Regelung für Dienstfahrzeuge anschauen. 50 Kilometer elektrische Reichweite verspricht https://efahrer.chip.de. Den Prius werden wir eventuell im Doppeltest dem Toyota bZ4X vorstellen.
ToAV4 Plug-In-Hybrid |
47.490,00 € |
Sonderausstattung |
8.690,00 € |
Endpreis |
56.180,00 € |
-8.200 Euro (0,5% Dienstwagen) |
Der Toyota RAV4 Plug-In im Alltag
Wie erwähnt, ist der Toyota RAV4 Plug-In ein richtig großes „erwachsenes“ Auto mit Platz für 5 Personen plus Gepäck. Die elektrische Heckklappe geht auf, alles wird eingeladen, fertig. Man kann über die App das Fahrzeug vorwärmen und „mockelig“ warm losfahren. Schön wäre, wenn man via App auch die Sitzheizung aktivieren könnte.
App-solut wichtig
Die App MyT war schon installiert (Toyota Proace Verso Electric) und dort wurde problemlos der RAV4 integriert. In der App kann beispielsweise überprüft werden, ob der RAV4 noch lädt und wie die elektrische Reichweite ist. Der Hybrid-Trainer bewertet meinen Fahrstiel mit 85/100 Punkten. Da ist wohl noch Luft nach oben…Laden mit einem Plug-In Hybrid
Um eine 18,1 kWh Batterie aufzuladen, braucht man etwa 8 Stunden; an der Wallbox knapp unter 3 Stunden. Über Nacht und auf den nächsten Tag stehen also wieder 50 bis 60 Kilometer elektrischer Reichweite zur Verfügung. 18,1 * 0,38 Euro/kWh sind fast 7 Euro für etwa 50 Kilometer Reichweite = etwa 14 Euro auf 100 Kilometern.
Bei etwa 7 l/100 km * 1,7 Euro/100 km betragen die Kosten etwa 12 Euro. Ins Positive kippt die Rechnung, wenn man beispielsweise in der Firma kostenlos laden kann oder den eigenen Strom einer Photovoltaik-Anlage benutzt. Wir haben dreimal kostenlos in Lingen laden können. Da wir aber meist recht sparsam unterwegs waren, kommen wir nach 1.600 Kilometern auf Gesamtkosten von etwa 170 Euro. Da ist man doch mit 10 bis 11 Euro/100 km kostengünstig unterwegs.
Long-Run
Ja, es gab wieder Long-Runs – und das ist gut so. Einmal die Überführungsfahrt von Köln nach Emsbüren. Nach 198,6 km hatten wir einen Verbrauch von 4,8 l/100 km und ein EV-Fahrverhältnis von 42%. Nach Hamburg (300 km) notierten wir einen ebenfalls vergleichsweise guten Wert mit 5,5 l/100 km. Für die Rückfahrt (wir waren elektrisch leer) haben wir nach 261 km, 28% EV, 6,9 l/100 km notiert. Im Hotel in Hamburg hätte man laden können, aber die 4 Lader waren bereits mit Elektroautos besetzt. Da will man sich als Plug-In-Hybrid-Pilot die eAutofahrer nicht verärgern…
Kraftstoffverbrauch
Übernommen haben wir das Fahrzeug mit EV 72 km, HV (Benzin) 677 km, Verbrauch 27,0 kWh/100 km. Die erste Strecke nach der Überführungsfahrt sind wird absichtlich nur mit Benzin gefahren, um auch diese Situation simulieren zu können. Die Ergebnisse waren ja durchweg positiv mit 5,0 bzw. 5,9 l/100 km. Da auch ein leerer Plug-In-Hybrid (wie ein Hybrid) „nicht gebremst werden muss“, sondern über die Rekuperation seine Bremsenergie in Strom umwandelt, spart man auch dann. Die so in der Batterie gespeicherte Energie kann in einem günstigen Fahrmodus, beispielsweise bei 50 km/h in der Stadt, in „kostenlose“ kinetische Energie umgewandelt werden. Rekordfahrt war einmal 17,2 kWh/100 km rein elektrisch und da haben wir die WLTP-Angabe von 16,6 kWh/100 km nur knapp verfehlt. Aber in der Regel benötigt der RAV4 schon etwa 20 bis 21 kWh/100 km.Erfreulich auch: mit leichtem eGasfuß hatten wir nach 55 Kilometern Fahrstrecke noch eine elektrische Reichweite von 11 km. Das macht eine echte Reichweite von 66 Kilometern. Das ist allerdings schwierig zu messen, weil es passieren kann, dass der Verbrenner sind manchmal „unmerklich“ einschaltet. Vermutlich, weil der Motor mal drehen muss und geschmiert wird. Alle Fragen und Antworten zu Plug-In-Hybrid gib es hier.
So testen wir auf der aom-Vergleichsrunde. EV [km] bedeutet, mit wieviel elektrischer Reichweite sind wir auf die Testrunde gegangen. Beispiel: auf der Testrunde Landstraße sind wir mit 77 km elektrischer Reichweite losgefahren und hätten eigentlich einen Verbrauch von 0,0 l/100 km notieren müssen. Es waren aber 0,6 l/100 km, weil der Verbrenner angesprungen ist.
Modus |
Strecke [km] |
EV [km] |
Geschw. [km/h] |
Verbrauch [l/100km | |
aom- |
55 |
0 |
57 |
5,9 |
Super-Spar |
15 |
0 |
53 |
5,0 |
Landstraße |
19 |
0 |
55 |
5,6 |
Landstraße 2 |
60 |
77 |
58 |
0,6 |
BAB |
198 |
71 |
110 |
4,8 |
Stadt |
16 |
16 |
27 |
5,1 |
Pendler |
30 |
16 |
35 |
5,3 |
Testverbrauch nach 1.623 km, ca. 87 km/h, ca. 5,5 l/100 km.
Pro & Contra
+ |
Großes Auto mit guter elektrischer Reichweite. |
+ |
8.200 Euro Umweltprämie (0,5% Dienstwagen). |
– |
Mit 56.180 Euro* kein Schnäppchen. |
Fazit
Cooles, großes, gut verarbeitet Fahrzeug mit Sparpotential, wenn man preiswert elektrisch zufüttern kann, beispielsweise über die eigene Photovoltaik-Anlage auf dem Dach. Wenn man für 0,42 Euro/kWh extern AC laden muss, macht es nur aus Umweltgründen Sinn, dort Strom „zu kaufen“.Ausblick
Das nächste Fahrzeug aus dem Hause Toyota / Lexus wird hoffentlich bald der Toyota BZ4X sein – vielleicht als Doppeltest mit dem Toyota Prius als Plug-In-Hybrid. Der BZ4X soll sogar mit einem Solar-Dach kommen. Das bringt in Deutschland vermutlich nicht viel; könnte ich mir aber gut in Texas vorstellen. Der BZ4X wird jetzt endlich auch einen CCS2-Anschluss haben und mit bis zu 150 kW DC laden. Reichweite: hoffentlich mindestens 400 km gemäß WLTP. Wer ein großes elektrisches Auto (Bus) such, sollte sich den Toyota Proace Verso Elektro anschauen.
Die geplanten Fahrzeuge sind der Peugeot e-Traveller, Citroën ë-C4, Polestar 2 (Single Engine), Volvo XC40 (Single Engine), Volvo C40 AWD und der Hyundai IONIQ 5. Der Ford Mach-E ist dann endlich (hoffentlich) im Juli 2022 dran.
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Linktipps
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