Fahrbericht (kurz) Mercedes-Benz eVito
Den Mercedes-Benz eVito sind wir schon 2017 mit 150 Kilometern Reichweite gefahren. Das macht vielleicht Sinn, wenn man ihn als Taxi oder auch Transporter für die „letzte Meile“ nutzen will. Viele Hersteller von eAutos wollen uns weiß machen, dass 100 bis 150 Kilometer Reichweite völlig ausreichend sind. Stimmt das wirklich?
Reichweite ist wichtig
Jeder Autofahrer kennt seinen „Wirkungskreis“. Und es ist richtig, dass vielleicht 150 Kilometer für die tägliche Fahrt zur Arbeit und zurück ausreichen. Am Abend wird das Fahrzeug aufgeladen und am nächsten Tag geht es mit 100% wieder los. Aber wie ist es, wenn man auch nur einmal pro Monat ins Ruhrgebiet will (etwa 150 km). Mit einem Zwischenstopp hin, dann noch am Ziel laden und ein letzter Zwischenstopp auf dem Rückweg. Wir sind echte eAuto-Fans. Aber das ist sogar für uns „zu viel des Ladens“.
Kurz & knapp
Aber jetzt, mit etwa 420 Kilometern Reichweite, ist das eine ganz andere Nummer. Auch wenn es vielleicht real nur 350 bis 380 km sind — und im Winter gar 300 bis 330 km. Man kommt ohne Zwischenstopp am Ziel an. Dort kann man in den zwei bis drei Stunden „Groundtime“ laden und fährt dann gemütlich wieder nach Hause. Das ist okay; das ist ein guter Tag!
Aber eins vorweg: 50 kW Ladekapazität sind ganz okay, aber 110 kW (Option) sind natürlich besser. Viele Mitbewerber sind bereits bei 150 kW angekommen. Den Bestwert hat zur Zeit der Porsche Taycan mit 270 kW. Da muss man sich schon während der Pause mit seinem „Bütterchen“ fast beeilen, weil man oft nach 10 bis 20 Minuten schon genug Strom geladen hat, um den Rückweg anzutreten.
Daten & Fakten
Motorbauart | eMotor, Vorderradantrieb |
Effizienzklasse | A+ |
Batteriekapazität (nutzbar) | 90 kWh |
Batteriekapazität (installiert) | 100 kWh |
Leistung (Peak) | 150 kW (204 PS |
Leistung (Dauer) | 70 kW (95 PS) |
Drehmoment (Nm) | 362 |
Stromverbrauch kombiniert (kWh/100 km) |
26,2 |
Ladezeit an Wallbox oder an öffentl. Ladestation (AC Laden, max. 11 kW) |
< 10 h (0-100 %) |
Ladezeit an Schnellladestation DC Laden, max. 50 kW Serie |
ca. 80 min. (10-80%) |
DC Laden, max. 110 kW (Option) | ca. 45 min (10-80%) |
Ladezeit an Wallbox oder an öffentl. Ladestation (AC Laden, max. 11 kW) |
< 10 h (0-100 %) |
zGG (kg) | 3.500 |
Höchstgeschwindigkeit (km/h) | 140, 160 (Option) |
Gepäckraumvolumen (Liter) | 990 |
Leergewicht (kg) | 2.530 |
Zulässiges Gesamtgewicht (kg) | 3.500 |
Dann mal los…
Die Einweisung ist schnell erledigt. Wichtig: wo stellt man die Rekuperationsstufen ein? Und wo können wir ein Reset am Bordcomputer durchführen? Ansonsten führt uns das Navigationssystem sicher durch den – wie immer – dichten Berliner Verkehr. Aber wir haben eine gute Übersicht. Als „Busfahrer“ steht man ja über solchen Dingen.
Ein kurzes Stück geht es auch über die Autobahn A10 und wir können man etwas eGas geben. Der Mercedes-Benz eVito kommt gut voran und ist mit etwa 140 bis 145 km/h auch auf der linken Spur kein Hindernis. Aber wir wollen nicht zu lange so schnell fahren, weil dann natürlich der Verbrauch signifikant steigt und wir wollen die Runde mit einem realistischen Wert für den Stromverbrauch absolvieren. Am Ende zeigt der Bordcomputer nach 44 km, 43 km/h, einen Verbrauch von 23,9 kWh/100 km an.
DAuto gefahren?
Zwischendurch sind wir kurz den eSprinter gefahren (siehe nachfolgender Abschnitt) und dann noch einmal die Kurzrunde, weil es ja fast schon „Dienstschluss“ war. „Schon mal DAuto gefahren?“, fragt der Instructor. „Nein,“ war die Antwort. Wir haben auf DAuto umgestellt und los. Ja, der Mercedes-Benz eVito rekuperiert situationsbedingt ganz ordentlich und DAuto ist sicher ein guter Modus für ungeübte eAuto-Fahrer.
Der „Profi“ will mit „One-Pedal“ fahren. Er braucht die Bremse nur in der Notsituation und ist, weil stärker rekuperiert wird, deutlich sparsamer unterwegs. Am Ende zeigt der Bordcomputer 6 km, 16 km/h, 22,9 kWh/100 km an. Die Stromverbrauchsangabe vom Hersteller deutlich unterboten.
Zwischenfazit: Er ist einfach zu bedienen und zusätzlich noch ein cooler VAN. Endlich gibt es einen 7- bis 8-Sitzer als eAuto — mit Reichweite!
DAuto, Herstellerangaben |
Eine besonders effiziente und komfortable Fahrweise ermöglicht ein neues Feature im eVito Tourer: die Rekuperationsstufe DAUTO. Nach der Maxime „vorausschauend fahren und Energie sparen“ werden Informationen der Sicherheitsassistenten vernetzt und die Stärke der Rekuperation situationsspezifisch und in Echtzeit angepasst. Darüber hinaus helfen drei Fahrprogramme dem Kunden dabei, während der Fahrt individuell und auf Knopfdruck zwischen maximalem Komfort und maximaler Reichweite zu wählen. |
Kraftstoffverbrauch
Klar ist, bei einem Kurztest kommen viele Dinge einfach wirklich zu kurz. Deshalb natürlich ja auch Kurztest. In zwei bis vier Stunden kann man sich einen guten Überblick verschaffen, mal zwei bis drei Runden drehen und ein Zwischenfazit ziehen kann. Aber trotzdem ist ein Kurztest wichtig: Wie wirkt das Auto? Man kann mal „in die Ecken schauen“ und ein Gefühl für die Qualität bekommen und einen ersten Eindruck zum Kraftstoffverbrauch bekommen. Mit etwas weniger als 25 kWh/100 km ist der Mercedes-Benz eVito sparsamer als der Audi e-tron. Das erfreut und überrascht, denn ein Bus hat nun mal eine massige Stirnfläche (Wenn die bunten Fahnen wehen) und ist mit 3,5 Tonnen auch kein Leichtgewicht.
So testen wir auf der aom-Vergleichsrunde.
Modus | Strecke [km] | Geschw. [km/h] | Verbrauch [kWh/100km] |
1. Runde | 44 | 43 | 23,9 |
Kurzstrecke | 6 | 16 | 22,9 |
Testverbrauch nach 50 km, ca. 23,5 kWh/100 km.
Eine Runde eSprinter
Wir sind ja mit dem eSprinter an zwei Tagen (Fahrbericht – Mercedes-Benz eSprinter) schon Ende 2019 unsere Runden in Düsseldorf gefahren. Aber wenn ich die Chance habe, einen eSprinter zu fahren, kann man mich auch um 24 Uhr wecken.
Der eSprinter ist auf jeden Fall mehr Nutzfahrzeug als der Mercedes-Benz eVito. Mit 150 Kilometern hat er vermutlich die richtige Reichweite für die „letzte Meile“. Daimler hat in diesem Zusammenhang sicher den Markt sauber recherchiert.
Ich denke aber auch, dass die Option auf 400 Kilometer Reichweite aufzurüsten, würde dem eSprinter Kunden etwas bringen. Ich erinnere mich: ich habe mit meinem Onkel in Oberbayern (Iffeldorf – Seeshaupt – Weilheim – Murnau – Kochel am See – Bichel – Penzberg – Iffeldorf = 77 Kilometer) vor 55 Jahren mit einem Mercedes-Benz LKW (!) die Tante Emma Läden beliefert. Habe dort so manchen „Groschen“ Trinkgeld und auch mal eine Tafel Schokolade „verdient“. Geht das mit dem eSprinter? Das müssen wir mal testen. Unser Verbrauch lag bei etwa 28 kWh/100 km.
Fazit
Mercedes-Benz eVito macht Vorfreude auf einen ausführlichen Test. Gespannt sind wir auf die echten Verbräuche und auch seine Qualität auf der Langstrecke. Vielleicht können wir bei Abholung auch 1 1/2 Tage eSprinter (1/2 Tag City, 1 Tag Überland) einplanen.
Elektrisch freuen wir uns auf eine Woche Polestar 2 und zwei Wochen Renault Zoe. Der ID.3 ist für Oktober oder November diesen Jahres geplant.
*Preise ohne Gewähr, Stand 01-2020.
Linktipps
- Mercedes-Benz eVito Tourer – Verkaufsstart
- Der Mercedes-Benz Vito / eVito ist da
- Fahrbericht – Mercedes-Benz eSprinter
- 2017 – eVito 150 km rein elektrisch
Fotos © 2020 Redaktionsbüro Kebschull, © Screenshot Google Maps