Daimler Truck plant größtes Lade-Netzwerk

Veröffentlicht am: 31. März 2025Von

Für den möglichst schnellen Hochlauf des lokal CO2-neutralen Straßengüterverkehrs mit batterieelektrischen Lkw ist die Ladeinfrastruktur einer der Dreh- und Angelpunkte.

Eigenes Lade-Netzwerk macht Sinn

  • Daimler Truck plant neues Lade-Netzwerk unter der Marke TruckCharge.
  • Mit Semi-Public Charging sollen betriebseigene Lademöglichkeiten zur öffentlichen Nutzung bereitgestellt werden, um so ein größeres Angebot an kosteneffizienten Lademöglichkeiten bereitzustellen.
  • Daimler Truck plant Lösung zur Planung, Reservierung und Buchung mit Kostenvorteil und Bezahlung aus einer Hand.
  • Martin Hink, Head of eMobility / H2 Business Solutions Mercedes-Benz Trucks: „Mit unserem TruckCharge-Konzept für halböffentliches Laden wollen wir eine große Lücke bei der Ladeinfrastruktur für Lkw schließen.“

Allerdings gibt es hier noch eine Menge Nachholbedarf. Der europäische Automobilherstellerverband ACEA gibt an, dass rund 35.000 Schnellladepunkte mit einer Leistung von 800 kW und mehr benötigt werden, um die CO2-Reduktionsziele der EU bis 2030 zu erreichen – derzeit gibt es europaweit weniger als 1.000 Ladepunkte für schwere Nutzfahrzeuge, die zudem über zu wenig Ladekapazität verfügen. Um das bestehende Defizit zumindest teilweise zu kompensieren, hat Daimler Truck nun ein Konzept für ein eigenes, halböffentliches Ladenetz entwickelt. Das Netz soll bis 2030 über 3.000 Schnellladepunkte in Europa umfassen und damit das größte in Europa sein.

Daimler Truck bündelt Angebote rund um E-Infrastruktur und Laden in Europa unter neuer Marke TruckCharge

Semi-Public Charging Ladeoption

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IAA 2022: eActros LongHaul mit über 600 Kilowattstunden Batteriekapazität

Die neue sogenannte Semi-Public Charging Ladeoption für Elektro-Lkw soll als Lösung der Daimler Truck-Marke TruckCharge Betriebshöfen die Öffnung ihrer Ladeinfrastruktur zur externen, entgeltlichen Nutzung ermöglichen. Im Rahmen des Semi-Public Charging können Unternehmen eigene Ladesäulen zu Zeiten ohne Eigenbedarf zur Verfügung stellen – sie helfen auf diese Weise dabei mit, für ein flächendeckenderes Ladenetzwerk für Elektro-Lkw zu sorgen. Daimler Truck will das halböffentliche Ladenetz im dritten Quartal 2025 in Betrieb nehmen.

Das halböffentliche Netzwerk von TruckCharge soll eine Ergänzung zum öffentlichen Ladeangebot unter anderem von Milence sein. Milence wurde im Juli 2022 als Joint Venture von Daimler Truck, der TRATON GROUP und der Volvo Group gegründet und hat sich zum Ziel gesetzt, bis 2027 in Europa 1.700 leistungsstarke öffentliche Ladepunkte zu errichten und zu betreiben.

Martin Hink, Head of eMobility / H2 Business Solutions Mercedes-Benz Trucks: „Mit unserem TruckCharge-Konzept für halböffentliches Laden wollen wir eine große Lücke bei der Ladeinfrastruktur für Lkw schließen. Allein mit unseren über 1.000 Händlern in Europa verfügen wir über hervorragende Voraussetzungen, um zügig ein eigenes Netzwerk aufzubauen. Dieses werden wir parallel um Ladepunkte bei unseren Kunden ergänzen. Die Idee ist damit zum einen Anreize für unsere Kunden zu schaffen, eine eigene Ladeinfrastruktur aufzubauen, da diese dadurch besser ausgelastet und finanziert werden kann. Zum anderen wollen wir Betreibern von Elektro-Lkw zusätzliche, attraktive Möglichkeiten für das Laden ihrer Fahrzeuge bieten.“

TruckCharge bringt Angebot und Nachfrage zusammen

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IAA 2022: Stina Fagerman, Head of Marketing, Sales and Services Mercedes-Benz Trucks; Karin Rådström, CEO Mercedes-Benz Trucks (v.l.n.r.)

TruckCharge übernimmt die Vermittlerrolle zwischen Anbietern und Kunden und schafft die Möglichkeit für die Planung, Reservierung, Buchung und Bezahlungsvorgänge. Die Anbieter, die ihre betriebseigenen Ladesäulen zur Verfügung stellen, können durch Semi-Public Charging zusätzliche Einnahmen generieren, wodurch sich ihre Investitionen in die Ladeinfrastruktur schneller amortisieren. Kunden, die die Lademöglichkeiten nutzen, profitieren dabei von einem Kostenvorteil gegenüber öffentlichen Lade-Einrichtungen, darüber hinaus steht ihnen ein flächendeckenderes Netzwerk zur Verfügung und sie können Ladesäulen im Voraus reservieren.

Daimler Truck baut Laden an öffentlichen Stationen in Europa aus

Für das Laden an öffentlichen Stationen wie etwa auch an den Standorten von Milence können die Kunden von Daimler Truck weiterhin die bewährte Ladekarte von Mercedes ServiceCard nutzen, die den Zugang zum schnell wachsenden öffentlichen Ladenetz von UTA Edenred in 28 Ländern Europas ermöglicht. Diese steht bereits Kunden in Deutschland, Österreich und Frankreich zur Verfügung. Im Laufe des Jahres wird das Laden an öffentlichen Stationen im Netz von UTA Edenred auch für Kunden in weiteren europäischen Märkten verfügbar gemacht.

TruckCharge bündelt mehrere E-Infrastruktur-Angebote von Daimler Truck

Unter dem Markennamen TruckCharge fasst Daimler Truck europaweit alle seine bestehenden und zukünftigen Angebote rund um die E-Infrastruktur und das Laden von Elektro-Lkw zusammen – also Beratung, Infrastruktur und Betrieb. Daimler Truck bietet seinen Kunden damit von der Energiegewinnung bis hin zum Fahrzeugbetrieb ein wirtschaftliches Gesamtpaket an, damit diese das volle Potenzial der Elektrifizierung ausschöpfen können. TruckCharge richtet sich sowohl an Lkw-Flottenbetreiber als auch an Unternehmen aus der Industrie mit eigenem oder fremdbetriebenem Lkw-Fuhrpark. Da in der Regel Fahrzeuge unterschiedlicher Hersteller eingesetzt werden, ist TruckCharge unabhängig von der Lkw-Marke verfügbar.

Lademöglichkeiten in Hilden für Elektrofahrzeuge (24/7 geöffnet)

  • 40 Supercharger von Tesla (32 V3 + 8 V2 mit bis zu 250kW)
  • 22 Ladepunkte von Fastned (CCS und CHAdeMO bis 300 KW)
  • 40 AC-Ladeplätze mit 7 bzw. 22 kW – AC-Ladungen kosten an den 7kW-Ladesäulen 35 ct und an den 22kW-Ladesäulen 39ct.
  • 4 Schuko-Steckdosen für Twizy & Co.

Kommentar

Die gerade jetzt „geschundene“ Firma Tesla hat es vorgemacht. Ohne vernünftige Ladeinfrastruktur, kein Erfolg für die Elektromobilität. Wie ein Ladepark entsteht, haben wir mit einem Interview beleuchtet.

Vorteile der eigenen Ladeinfrastruktur: Der Hersteller hat Zugriff auf die Entscheidung wo die Ladeinfrastruktur entstehen soll, welche Hardware, Anzahl der Ladepunkte, Software usw.. Wie bei Tesla, der Fahrer weiß vorher, was ihn erwartet. Beispiel: Von 12 Ladepunkten, 3 besetzt, 2 Fahrzeuge auf dem Weg zum Ladepark. Wenn stark frequentiert, Laden bis maximal 80% erlauben. Keine Ladekarten: Einstecken, laden, beenden, am nächste Tag wird abgebucht. Fertig.

Wichtig ist, dass Daimler Truck selbst der „Player“ bleibt. Nicht wie bei IONITY, wo oft die Hardware defekt ist und sich keiner „kümmert“. In Hilden klappt es mit 40 Stalls von Tesla (siehe oben). Unklar, wenn die Anzahl der eTrucks hochfährt, wie dann die Trucks zeitnah geladen werden können? Da jetzt schon nicht genügend Parkmöglichkeiten vorhanden sind. Vielleicht macht es doch Sinn zweigleisig zu fahren: Daimler hat auch noch den GenH2-Truck mit Wasserstoff.

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Fotos © 2025 Daimler Truck | © Redaktionsbüro Kebschull

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Ab 2027 kommt der GenH2 Truck (Aussage von 2021), Foto (c) Kebschull