Fahrbericht (kurz) – Polestar 4
Polestar gibt richtig Gas. Versprochen war jedes Jahr ein neues Auto. Der Polestar 3 war schon für Ende 2023 angekündigt. Aber mit dem neuen Polestar 4 ist der Hersteller aus Schweden wieder „pünktlich“ und im Zeitplan. Wir durften den neuen Sportler einen halben Tag lang durch Oberbayern fahren.
Ein echter Sportler?
Klar, schon der Polestar 2 war mit über 400 PS eine richtige Rakete. Und jetzt der P4 Dual mit 544 PS. Wow! Bislang liegt das Tesla Model S Plaid (> 100 PS) auf Platz 1. Platz zwei der Porsche Taycan Turbo mit 625 PS (ca. 170.000 Euro). Sogar der Porsche 911 Turbo (991.2, s.a. 2016 Blog – Porsche Turbo 911) mit 580 PS (meine persönliche Höchstgeschwindigkeit mit 323 km/h | 0-100 km/h 3,4 sec) muss sich strecken, um da mithalten zu können.
Jetzt aber zurück zum neuen Star Polestar 4. Manche sagen ja mit mindesten 61.900 Euro auch nicht gerade „preiswert“. Aber im Vergleich zu den vorher genannten, geradezu ein Schnäppchen. Wie schon oft erwähnt, entspricht der Polestar 4 genau meinem Beuteschema. Ich bin nicht so ein SUV Fan, obwohl natürlich mehr Platz, einfaches Einsteigen den Erfolg des Typs Auto ausmacht. Wer schon deutlich mehr als 60.000 Euro investiert, will ein großes Auto und beim Einsteigen keine „Sport-Übung“ absolvieren.
Daten
Long Range Single
Motor |
Long Range Dual Motor | |
Reichweite(km, WLTP) ² | 620 | 590 |
Leistung (kW / PS) ¹ | 200 / 272
|
400 / 544 |
Drehmoment (Nm) ¹ | 343 | 686 |
Batterie (netto / brutto kWh) | 94 / 100 | 94 / 100 |
CO2e-Emissionen g/km ³ | 0 | 0 |
Energieverbrauch (kombiniert, kWh/100 km) ² | 17,8–18,1 | 18,7–21,7 |
DC-Ladeleistung (kW) | 200 | 200 |
AC-Ladeleistung (kW) | 11 / 22 (Plus-Paket) | 11 / 22 (Plus-Paket) |
Laden 10-80% (min) | 30 | 30 |
Sprint 0-100 (km/h) | 7,1 | 3,8 |
Höchstgeschwindigkeit (km/h) | 200 | 200 |
Anhängelast (kg) | 1.500 | 2.000 |
Preis (Euro) | ab: 61.900 € | ab: 65.900 |
Prämie bei Barkauf (Euro) | 4.000 | 4.000 |
Endpreis (Euro) | 57.900 Euro | 61.900 |
Alle weiteren technischen Daten auf Polestar.com.
Daten vom Bordcomputer sichern vom Vorgänger: Leider nur 5,2 km mit 41,0 kWh/100 km. Schade, wenig aussagekräftig. Los geht es mit 87% und 489 km Reichweite, macht eine rechnerische Reichweite von knapp über 560 km. Wow!
Dann mal los
Liebe auf den ersten Blick. Der Polestar 2 war schon genial, aber der Polestar 4 toppt das noch einmal. Die Proportionen einfach stimmig, das Heck – mit edler Lichtleiste – sehr gefällig.
Gewöhnungsbedürftig sicher, dass es kein Heckfenster gibt. Die C-Säule geht über in das Heck. Für ein Heckfenster wäre nur Platz in einer Größenordnung einer „Schießscharte“. Diesen Trick haben die Designer angewendet, damit die Dachlinie extrem elegant wird, aber die „Hinterbänkler“ trotzdem ausreichend Kopffreiheit haben. Nachteilig einmal: Nach einem Fotostopp stand das Fahrzeug etwas ungünstig, sodass man die Fahrzeuge von hinten rechts nicht gut beobachten konnte. Ok, dieses kleine Problem wird man schnell lösen, indem man demnächst das Fahrzeug anders positioniert.
Jetzt aber los. Wer vom Polestar 2 begeistert ist, wird den 4er lieben. Denn immerhin werkeln hier noch einmal mehr als 100 Pferde und sorgen so für mächtig Vortrieb. Erstes Zwischenergebnis: Nach etwa 60 km, 47 km/h, 17,5 kWh/100 km.
Ausstattung
Der Polestar 4 startet als Long Range Single Motor bei 57.900 €*. Legt man 8.000 Euro drauf, bekommt man den Dual mit der doppelten Leistung. Zurzeit (bis 15.11.2024) gibt es eine Prämie von 4.000 Euro* bei Barkauf. Unser Testwagen hat die elegante Farbe Electron (+ 1.300 Euro). Die Farbe Gold (+ 1.600 Euro) – warum auch immer – gibt es nur zusammen mit dem Plus-Paket (+5.500 Euro).
Extras
Pilot Assist und Spurwechselassistent. |
1.500 Euro |
Harman Kardon Premium-Sound, Pixel-LED-Scheinwerfer, Bildschirm im Fondbereich, 22 kW AC-Laden |
5.500 Euro |
21″ Pro-Räder, Sicherheitsgurte mit schwedengoldenen Streifen |
2.000 Euro |
22″ Performance-Räder, Polestar Engineered Fahrwerkstuning, Brembo-Bremsen, Akzente in Schwedengold |
4.500 Euro |
Kurios, das Ladekabel Typ 2 kostet 200,- Euro, ist aber wohl im Preis bereits enthalten. Alle Daten und Extras siehe polestar.com.
Der Polestar 4 im Test
Wie erwähnt, ist es genial, wenn man nur einen Tag versetzt, sowohl den Polestar 3, als auch den Polestar 4 fahren kann. Der Polestar 4 ist natürlich mit 3,8 sec von Null auf 100 etwas spritziger. Aber das ist für uns eher „akademisch“. Denn auch der Long Range Single Motor ist mit fast 300 PS gut motorisiert. Spannend ist sicher zu erfahren, vielleicht in einem Jahr, wie sich die Verkaufszahlen verteilen. Ich vermute der Long Range Dual Motor hat am Ende die Nase vorn. 200 oder 400 kW Leistung und Allrad sind gute Argumente.
Der Polestar 4 macht einfach Spaß, auch wenn das Wetter eher bescheiden ist. Natürlich haben wir die Möglichkeiten der 544 PS nicht ausgereizt. Einmal kurz auf der Autobahn. Aber Zähflüssigkeit und 80 km/h – dann lieber Landstraße. Aber den P4 mal auf einer ADAC Teststrecke bewegen zu können, wäre sicher genial (s.a. Live – Hyundai Driving Experience).
Kraftstoffverbrauch
Natürlich können wir nach der Momentaufnahme keine gesicherte Aussage zum Kraftstoffverbrauch machen, da wir auch keine Daten des Vorgängers hatten. Aber 16,0 kWh/100 km haben uns schon sehr positiv überrascht. Wie erwähnt, immer sehr „elektrisch“ unterwegs, heißt mit leichtem Gasfuß. Der Kollege Dominik Lux hat einen interessanten Testbericht veröffentlicht: Das Auto ohne Heckscheibe?
Testverbrauch nach 120 km, 47 km/h, 16,0 kWh/100 km. Macht eine rechnerische Reichweite von knapp über 587 km. Reichweitenangst war gestern. Fast 600 Kilometer schaffen so manche Verbrenner nicht.
Pro & Contra
+ |
Cooles modernes, gut verarbeitetes Auto mit sehr guter Reichweite. |
– |
Dem Polestar 4 würde auch 250 kW Ladeleistung „gut stehen“. |
Fazit
Mal wieder ein genialer „Wurf“ von Polestar. Der elegante Polestar 2 wird nach meiner persönlichen Meinung vom Polestar 4 noch getoppt. Wer hatte am Ende die Nase vorn, der P3 oder der P4? Für meine Frau und Mitarbeiterin ist der Polestar 3 das absolute Top-Auto. Ich brauche keinen SUV und der Polestar 4 passt genau in mein Beuteschema. Bei einer kurzen Umfrage zu dem Thema – in Bad Tölz – ebenfalls eine Patt Situation. Die Hälfte der Tester fanden den P3 sehr gut, die anderen den P4. Polestar wird es egal sein: Hauptsache Polestar!
Ausblick
Natürlich warten wir jetzt auf die Fahrzeuge für den 2-Wochen-Test, der vermutlich erst Anfang 2025 stattfinden wird. Vielleicht sogar gleich als Doppeltest. Die Kollegen sind ebenfalls vom Polestar 3 begeistert (autozeitung.de), die schon im Sommer 2024 bei der Vorstellung waren.
In der nächsten Woche kommen wir aus dem automobilen Autohimmel wieder auf die Erde zurück. Der Honda ZR-V muss beweisen, dass auch ein Hybrid sparsam sein kann. Elektrisch geht es mit dem BYD und dem Fiat e-600 weiter. Spannend wird es im Oktober. Wie steht es mit der Ladeinfrastruktur für eLKWs. Denn dann planen wir für drei Tage den Fuso e-Canter (s.a. Fahrbericht FUSO eCanter Driving Experience) .
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* Alle Preise ohne Gewähr, Stand: 09-2024
Bemerkungen
¹ Vorläufige Daten vorbehaltlich der finalen Homologation/Zertifizierung.
² In Europa wird die Reichweite jedes Elektroautos mit einem einheitlichen Messverfahren ermittelt. Das Worldwide Harmonized Light Vehicle Test Procedure (WLTP) misst, wie weit es mit einer durchschnittlichen Geschwindigkeit von 48 km/h bei sommerlichen Außentemperaturen mit vollständig geladener Batterie fahren kann.
³ CO2e-Emissionen während der direkten Nutzung: Zwar verursacht ein Elektroauto im täglichen Betrieb keine direkten Emissionen, seine indirekten Emissionen hängen jedoch von der Art des Stroms ab, der zum Laden der Batterie verwendet wird.
Linktipps
- Fahrbericht (kurz) – Polestar 3
- Polestar 4 ist unterwegs
- Polestar 4 noch 2023?
- Fahrbericht – Polestar 2 2024
- 2022 Fahrbericht – Polestar 1
Fotos © 2024 Redaktionsbüro Kebschull