Wie entsteht ein Ladepark?
Aktion: Kostenlos oder günstig laden. Wie entsteht ein Ladepark? Was liegt näher, als den Ladepark Experten Andreas Memmer von den Pfalzwerken zu fragen.
Nachtrag 09.03.2024
Kostenlos oder günstig
123 Aktion-Standorte in Deutschland und Österreich
Über diese Karte finden Sie die 123 Standorten, wo Sie am 23.03.2024 entweder kostenlos oder für 0,23 EUR/kWh ad hoc laden können.
Ladeparks braucht das Land
Bei uns in der X (früher twitter) Community hat sich ein Spruch verfestigt: „Steht er, dann lädt er“. Das haben leider viele Firmen noch nicht begriffen. Lidl und Aldi-Süd sind da auf einem guten Weg. Auch Baumärkte wie Hornbach oder zahlreiche Hotels bieten diesen Service an. Bei Lidl AC-Laden für 0,29 Euro/kWh., das macht Sinn. Bei Aldi-Nord leider noch Fehlanzeige.
Andreas, wie entsteht ein Ladepark?
Andreas Memmer
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Grundsätzlich kann man den Entstehungsprozess in unterschiedlichen Phasen unterteilen. Zunächst wird der Standort, an dem der Ladepark entstehen soll, anhand von Bauplänen, Drohnen-aufnahmen, Ortsbegehungen und Stromnetzkonfigu-rationen genauer untersucht. Hier geht es darum zu ermitteln, wie der Ladepark an das Stromnetz angeschlossen wird. Kann er an das vorhandene Niederspannungsnetz angeschlossen werden oder soll eine Trafostation für den Anschluss an das Mittel-spannungsnetzt gebaut werden? Das ist z. B. bei größeren Ladeparks notwendig. Zusätzlich wird in dieser Phase genau überlegt, wie man den Zugang zum Ladepark sicherstellt, wenn dieser sich z. B. auf dem Parkplatz eines Markts befindet, der nicht 24/7 geöffnet ist. Im zweiten Schritt wird der Netzanschluss beim zuständigen Netzbetreiber beantragt. Folgende Fragen müssen dabei geklärt werden: Steht die erforderliche Anschlussleistung überhaupt zur Verfügung? Was kostet es, den Netzanschluss herzustellen? Welche technischen Anschlussbedingungen müssen beachtet werden, um an das Mittelspannungsnetzt angeschlossen zu werden? Aufgrund der unterschiedlichen Vor-Ort-Gegebenheiten und den Anforderungen vom jeweiligen Netzbetreiber ist jeder Standort individuell zu betrachten und zu planen. Parallel zur Planung findet die Beschaffung der notwendigen Bauteile sowie die Einholung der erforderlichen Baugenehmigungen statt. Erst dann kann der Bau beginnen: Asphalt wird aufgerissen, Schächte vorbereitet, Kabel verlegt und Fertigfundamente der Ladestationen gesetzt. Wenn eine Trafostation benötigt wird, wird diese mit einem Mobilkrahn auf die vorgesehene Stelle installiert. Steht die Trafostation, können die Stromleitungen zu den einzelnen Ladesäulen in die Erde verlegt werden. In der Regel werden in einem Ladepark unterschiedliche Ladestationen verbaut, um den Kunden ein möglichst breites Spektrum an Ladeoptionen zu bieten. Gängig ist die Kombination aus schnellen HPC, DC- und langsameren AC-Ladestationen, je nach den Bedürfnissen der Kunden und der bereits vorhandenen Ladeinfrastruktur. Schließlich wird der Ladepark offiziell in Betrieb genommen. |
Gibt es Besonderheiten, auf die man bei der Planung achten muss?
Andreas Memmer
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Ja, auf jeden Fall. Bei der Planung kommt es ganz entscheidend auf den Standort an. Zwei Aspekte spielen hier eine wichtige Rolle. Zum einen die Verfügbarkeit des Stromnetzes, bzw. der Zugang zum Stromnetz. Zum anderen die 24/7-Zugänglichkeit zum Ladepark.
Ganz essenziell ist auch eine gut durchdachte Beschaffungsstrategie, denn eventuelle Lieferengpässe bei einzelnen Bauteilen die Bauzeit erheblich in die Länge ziehen. Um dies zu vermeiden, setzen wir z. B. auf eine gute Vorbeschaffung und auf die Lagerhaltung von kritischen Komponenten. Schließlich ist die frühzeitige Einbindung vom Standortpartner sowie eine gute Kommunikation und eine enge Abstimmung mit ihm und den jeweiligen Baupartner vor Ort sehr wichtig, um einen reibungslosen Bauablauf zu gewährleisten. |
Wie lange dauert es, von der ersten Überlegung einen Ladepark anzulegen, bis zur Eröffnung?
Andreas Memmer
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Bei einem Ladepark mit Anschluss an das Mittelspannungsnetz (MS, 10-20 kV) rechnen wir aktuell mit ca. 1 Jahr Projektlaufzeit. In Ausnahmefällen kann dies auch bis zu 2 Jahre dauern. Häufig hängt es an Zustimmungserklärungen der Eigentümer, Anlieferung der Trafostation, Vorgaben und Rückmeldezeiten der Netzbetreiber. Diese Faktoren stellen eine unkalkulierbare zeitliche Komponente dar. |
Gab es auch schon so große Hindernisse, so dass die Planung „eingestampft“ wurde?
Andreas Memmer
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Wenn wir keine Zustimmung durch den Eigentümer erhalten, können wir Projekte (aktuell) nicht umsetzen. Durch unsere Partnerstruktur kann dies schon ab und zu vorkommen. Ein weiteres Hindernis, aber deutlich seltener, ist der zu teure Mittelspannungsnetzanschluss, wenn z. B. an dem Standort kein Mittelspannungskabel liegt. Wir sprechen dann von über 200.000 € Netzanschlusskosten. |
Was haben wir noch für 2024 zu erwarten?
Andreas Memmer
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E-Mobilisten können sich auf zahlreiche neue Lademöglichkeiten in ganz Deutschland freuen. Im Januar (2024, Anm. d. Red) haben wir einen Vertrag mit XXXLutz unterschrieben. Mit dem Möbelhaus werden wir gemeinsam 500 Ladepunkte deutschlandweit bis 2027 errichten, über 110 davon im Jahr 2024. Darüber hinaus werden wir 2024 ca. 1.000 weitere Ladepunkte eröffnen. Zusätzlich werden wir ca. 15 bis 20 Standorte „repowern“ (Anm. d. Red. Mit leistungsfähigeren Anlagen ausstatten). Die ersten beiden sind der SBK-Markt in Kandel sowie der Globus Baumarkt in Fulda, die aktuell in der Umbauphase sind. Ende März sollten E-Mobilisten die Ohren 👂 spitzen und die Augen 👀 offenhalten, denn dann planen wir eine weitere Preisaktion 🐰 an über 120 Standorten deutschlandweit. |
Andreas, vielen Dank für das Gespräch – und auf ein Neues, wenn mal wieder ein Ladepark im Norden eröffnet wird.
Linktipps
- Ladestationen der Pfalzwerke
- Das Video zeigt die Bauphase im Zeitraffer: https://www.youtube.com/watch?v=OPdnYPHqLFs&feature=emb_imp_woyt
- Blogartikel Wie entsteht ein Ladepark? | Blog Pfalzwerke (pfalzwerke-gruppe.de)
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- Fahrbericht – Polestar 2 2024
Fotos © Privat, © 2023 Redaktionsbüro Kebschull