Fahrbericht – VW ID.4
Volkswagen wird elektrisch
Richtig, nahezu alle Hersteller geben jetzt Gas – sorry eGas – in Sachen Elektromobilität. Der ID.5 ist „verabschiedet“. Den ID.4 gibt es sogar als GTX mit Allrad und 300 PS und nach unten abgerundet wird es einen ID.2 und ID.1 geben.Der VW ID.4 fährt nicht einfach in die Siedlung, er schwebt ein. Und natürlich, wow, der ist richtig mächtig. Wer braucht da einen ID.5? OK, vielleicht, wenn man von einem Tuareg umsteigen will. Auf Twitter wird kritisiert: er sei viel zu groß. Wo ist das Problem? Man sollte demnach auf den ID.3 (s. Fahrbericht – VW ID.3) umsteigen.
Dann mal los
Einsteigen und sich wohl fühlen. Mit einem satten Rums ist die Tür zu. Start-Stopp drücken, Wahlhebel auf D (oder B) – nach oben oder nach unten… Die Tippschalter im Hyundai Kona fand ich irgendwie praktischer. Und schon schweben wir von dannen… Fahrmodus ECO war schon aktiviert. Auf der Landstraße sind wir sparsam mit 14,2 kWh/100 km unterwegs. Das hätten wir nicht erwartet. Und schon geht es auf den Long-Run.
Daten & Fakten
Motor |
1-Stufen-Elektromotor, Heckantrieb |
Leistung kW (PS) |
150 (204) |
Drehmoment (Nm) |
310 |
Getriebe |
1-Stufen-Getriebe |
0-100 km/h (sec) |
8,5 |
Leergewicht (kg) |
2.124 |
Vmax (km/h) |
160 |
CO2 in g/km |
0 |
Reichweite WLTP / real (km) |
522 / 385 |
Schadstoffklasse |
A+ |
Verbrauch kombiniert (kWh/100 km) |
17,7-18,9 |
Ladekapazität DC (kW) |
125 |
Ladekapazität AC (kW) |
11 |
Batterie brutto / netto (kWh) |
– / 77 |
Kofferraumvolumen / umgeklappt (l) |
543 / 1575 |
Grundpreis |
ab 37.415 Euro* |
Ausstattung
Der VW ID.4 startet als Pure mit 52 kWh Batterie bei 37.450 Euro*. Der Pro kostet mit der großen Batterie (77 kWh) knapp unter 45.000 Euro* minus Umweltbonus von 3.570 Euro; dann kostet der ID.4 Pro 41.345 Euro*. Die Umweltprämie (https://www.bafa.de) müsste bei diesem Fahrzeug bei 6.000 Euro liegen.
ID.4 Pro Performance Max 150 kW (204 PS) 77 kWh 1-Gang-Automatik kostet 58.820 Euro*.
Extras
Scale Silver Metallic |
660,00 Euro |
Narvik 8,5 J x 21 / 9 J x 21, Airstop®-Reifen |
1.690,00 Euro |
Textilfußmatten vorn und hinten |
110,00 Euro |
Netzladekabel für Haushalts-Steckdose |
175,00 Euro |
Der VW ID.4 im Alltag
Wie erwähnt, bietet der ID.4 Platz satt für fünf Personen und auch hinter dem 188 cm großen Fahrer sitzen die Mitfahrer im Fond sehr bequem. Riesen Kofferraum, gute Reichweite, Panoramadach, laden mit 2 kW auf der Einfahrt. Was will man mehr? Auf Twitter kritisiert man die Größe. Wer es kleiner und preiswerter haben will, der kann auf den ID.3 downgraden.
Lademeister
Der VW ID.4 startet bei etwa 120 bis 130 kW. Mit 85 Kilometern Reichweite an die Ladesäule gefahren und nach 18 Minuten mit 250 Kilometern wieder Richtung Heimat. Es ist einfach so, dass man nach einiger Zeit Vertrauen zu den Reichweiten ausbaut. Wir versuchen immer mit etwa 80 bis 100 km Rest-Reichweite zu Hause oder am Lader anzukommen.
Long-Run
Endlich gibt es wieder einen Long-Run. Also auf in Richtung Karlsruhe. Das Navigationsgerät schlägt einen Ladestopp vor. Das ist OK. Wir haben die Route vorsichtshalber auch mit A Better Routeplanner geprüft. Dort werden zwei Stopps mit zusammen 38 Minuten vorgeschlagen. Nach 103 Kilometern und einem Schnitt von 111 km/h notieren wir einen Verbrauch von 20,2 kWh/100 km. Das ist für einen 2-Tonner ein guter Wert. Wir laden 30 Minuten, fahren mit einer Reichweite von 300 km weiter und kommen am Hotel mit einer Restreichweite von 150 km ganz entspannt an.Im Hotel sind drei Tesla Destination Charger vorhanden, an denen auch „Fremdmarken“ kostenlos laden können. Drei Ladeoptionen: und wir waren der dritte im Bunde. Am nächsten Tag sind wir mit 100% und einer Reichweite von 446 km weitergefahren.
Auf dem Rückweg hat das System wieder einen Ladestopp (IONITY) herausgesucht, den wir auch ansteuern wollten. Da wir etwas schneller (130-140 km/h) unterwegs waren, hat das System einen früheren Lader vorgeschlagen. Gut so! Wir hätten vermutlich – wenn wir etwas sparsamer weitergefahren wären, den IONITY Lader erreicht. Der später vorgeschlagene Lader war leider etwa 6 km abseits der Strecke – und hatte nur eine Ladeoption. Wir hatten dennoch Glück, denn der Lader war frei. Nach 27 Minuten konnten wir mit 300 Kilometern Reichweite in Richtung Heimat. Auf der Rückfahrt hatten wir nach 297 km, 99 km/h einen Schnitt von 18,5 kWh/100 km notiert.
Respekt, „wer selber fährt“…
Der zweite Long-Run war eigentlich keine Herausforderung: nur 300 Kilometer hin und zurück. In Hattingen beim Kaufland laden war klar, an einem Samstag, keine gute Idee: alle Lader waren besetzt. Unser Lader am Rathaus war „umzingelt“ von Kirmeswagen. Aber das ist der Vorteil bei einem 400-km-Reichweiten-Auto. Dann fahren wir zum Ruhrpark Einkaufzentrum. Da steppt an einem Samstag natürlich ebenfalls der Bär. Dort gibt es 4.800 (!) Parkplätze und gefühlte 5.000 Autos haben ein Parkplatz gesucht. Eine extrem ärgerliche „Unart“ ist es, wenn ein Plug-In den Lader blockiert ohne zu laden – ebenso ein Verbrenner… Ich kann es nicht verstehen, wie man so ignorant sein kann. Da hilft nur konsequentes ABSCHLEPPEN. Ansonsten konnte man hier kostenlos laden (P1). Auch 16 Tesla Supercharger (Parkplatz P1 vor der Postbank) waren vorhanden.Zwischenfazit: Der VW ID.4 startet mit 120 bis 130 kW. Auch mit 50% (State of Charge = SoC) „saugt“ er noch mit fast 100 kW. Ein etwa 30-minütiger Stopp geht daher völlig in Ordnung und schon geht es weiter.
Kraftstoffverbrauch
Übernahmedaten: 267 km, 101 km/h, 24,4 kWh/100 km. Das können wir besser. Und ja, der ID.4 glänzt auf der Minimalrunde mit unglaublichen 12,6 kWh/100 km. In der City mit 10,1 kWh/100 knackt er fast die magische 10 kWh-Grenze. Klar ist, wir haben gerade sehr gute eAuto-Bedingungen mit um die 18 bis 22 Grad. Im Winter müssen wir ja bei der Reichweite etwa 20% abziehen.
So testen wir auf der aom-Vergleichsrunde.
Modus |
Strecke [km] |
Geschw. [km/h] |
Verbrauch [kWh/100km] |
aom- |
55 |
68 |
14,9 |
Super-Spar |
15 |
65 |
12,6 |
Landstraße sparsam |
106 |
53 |
14,2 |
Landstraße sportlich |
42 |
70 |
17,1 |
Landstraße 1 |
60 |
61 |
14,4 |
Landstraße 2 |
60 |
57 |
13,3 |
Landstraße 1+2 |
120 |
– |
– |
BAB Langstrecke |
364 |
79 |
17,9 |
BAB 100 |
20 |
97 |
14,8 |
BAB 130 |
20 |
126 |
22,0 |
Stadt |
16 |
31 |
10,1 |
Pendler |
30 |
39 |
11,9 |
Ladestopps s. Ladehistorie |
Testverbrauch nach 822 km, 53 km/h, 16,7 kWh/100 km.
2.189 km, 62 km/h, ca. 17,5 kWh/100 km
Pro & Contra
+ |
Großes eAuto mit ausreichend Platz und Reichweite. |
– |
Keine 22 kW AC-Ladefähigkeit. |
Fazit
Volkswagen ist auf einem guten Weg – und räumt sogar das Feld von hinten auf. Gestartet wurde mit dem VW e-up! der ersten Generation und dem VW e-Golf. Jetzt sind sie mit dem VW ID.3 und dem ID.4 in der Gegenwart angekommen. Die Ladefähigkeit des ID.3 soll jetzt durch ein Software-Update auf dem Niveau des ID.4 angekommen sein.Wir spreche eine Kaufempfehlung für beide ID’s aus. Den ID.4 GTX gibt es ja jetzt auch mit 300 PS und Allrad (Weltpremiere ID.4 GTX). Der noch größere ID.5 soll ja 2022 kommen. Auf den kleineren ID.2 müssen wir leider noch bis 2023 warten. Unverständlich ist, warum Volkswagen sein Erfolgsmodel VW e-up! (Reichweite 180 km – 260 km Reichweite) aus dem Sortiment genommen hat… Denn mit dem preiswerten VW e-up!, vielleicht auch als Zweitwagen, macht VW Appetit auf die Elektromobilität.
Ausblick
Das nächste Fahrzeug ist wieder aus dem VW Konzern, aber erst der zweite Verbrenner in 2021, wenn wir den Jeep Renegade als Plug-In mal als „Halbelektro“ nicht mitzählen. Aber der VW Golf TGI ist mit seinem Erdgas (#CNG)-Antrieb schon etwas Besonderes. Wenn wir uns mit 3,5 kg/100 km CNG begnügen, sind wir kostenmäßig auf Augenhöhe mit den eAutos.- ca. 15 kWh/100 km * 0,3 Euro / kWh = 4,5 Euro/100 km
- 3,5 kg/100 km * 1,1 Euro/kg = 3,85 Euro/100 km
Tägliche Tweets auf Twitter.
* Alle Preise ohne Gewähr, Stand: 09-2021.
Linktipps
- Weltpremiere ID.4 GTX
- Fahrbericht – VW ID.3
- Fahrbericht – VW e-up! 2020
- Fahrberichte – Übersicht Elektroautos
Fotos © 2021 Redaktionsbüro Kebschull