Welche Jahreszeit gewinnt? Klar ist, dass ein Elektroauto im Winter mehr Strom verbraucht als im Sommer. Obwohl im Sommer die Klimaanlage auch „schluckt“. Nun die klassische Frage: um wieviel sinkt die Reichweite im Winter?

 

Polestar 2, unser Testkandidat

In der Elektrocommunity auf Twitter gilt die Faustformel: Reichweite minus Mehrwertsteuer. Aber wir wissen ja, dass auch die Reichweite gemäß WLTP, kaum mit leichten Gasfuß zu realisieren ist. Für unseren Testkandidaten, mit 408 PS, lauten die Angaben 450 bis 480 Kilometer. Gehen wir mal von etwa echten 400 Kilometern aus, müsste man im Winter eine reale Reichweite von 320 km schaffen.

Am Rande erwähnt, hatten wir mit dem Peugeot e-208 (ca. 340 km gem. WLTP, Fahrbericht – Peugeot e-208) im Winter Reichweiten zwischen 180 und 200 Kilometern (siehe Long-Run 214 km).

Winter

Ja, wir hatten in diesem Jahr (Mitte Februar 2021) richtig Winter und brauchten für den Wintertest nicht nach Finnland zu reisen. Wir hatten Tiefsttemperaturen von Minus 10 Grad in der Nacht und etwa 25 Zentimeter Neuschnee. Wir sind die Auto-Online-Magazin Runde bei – 2 Grad mit 24,6 kWh/100 km und bei +2 Grad mit 20,7 kWh/100 km gefahren. Offensichtlich hatte unser Polestar 2 noch keine Wärmepumpe; die kann man mit dem Plus-Paket nachrüsten (+ 4.500 Euro*).

Sommer

So richtig Sommer war es nicht im Testzeitraum (Mitte April 2021), aber zumindest hatten wir keine klirrende Kälte – und hier konnte man feststellen, dass wenn das Fahrzeug morgens (so um die 6 bis 8 Grad) bewegt worden ist, dass sich das auch nachteilig auf den Stromverbrauch auswirkte.

Beim Sommertest musste der Polestar 2 natürlich alle Teststrecken ebenfalls absolvieren. Wir waren aber im Schwerpunkt auf der Langstrecke unterwegs und 3.000 Kilometer in zwei Wochen können sich sehen lassen. Hier noch einmal der Dank an Polestar, dass wir die 3.000 Kilometer „runterschruppen“ durften.

Kraftstoffverbrauch

Wie heißt es so schön: der Stromverbrauch steigt im Winter signifikant an. Oft die schon erwähnten 20 Prozent, aber auch 30 Prozent mehr Stromverbrauch sind möglich. 

Klar und deutlich wird das, bei der Super-Spar-Runde mit nur 17 kWh/100 km. Mit diesem Wert liegen wir noch unter den WLTP Angaben von Polestar. Und natürlich punktet der Polestar 2 in der City. Er hatte da auch ideale Bedingungen. 18 Grad und vorher etwa 15 Kilometer „warm fahren“.

So testen wir auf der aom-Vergleichsrunde.

Modus	Sommer [kWh/100km]	Winter [kWh/100km]
aom- Vergleichsrunde	20,2	24,6
Super-Spar	17,0 18,7	23,4 20,3
Landstraße sparsam	17,2	22,2
Landstraße sportlich	25,1	24,6
Landstraße 1	18,4	22,7
Landstraße 2	16,8	22,1
BAB 80	–	21,7
BAB 100	19,3	21,8
BAB 130	24,4	31,5
BAB normal (Landstraße)	869 km, 23,3	523 km, 22,4
Stadt	15,2	22,4
Pendler	16,3	22,1
Testverbrauch ca.	23,5	23,0
Testkilometer	2.995	1.600

Fazit

Polestar bietet den Polestar 2 als Standard Range schon ab Startpreis: 45.500 €* + 1.000 Euro Überführungsgebühr, minus BAFA Umweltbonus Herstelleranteil (zzgl. MwSt.) -3.000 = € 42.930 €*. Davon gehen dann noch vom Staat (BAFA) (Nettopreis < 40.000) 6.000 Euro oder (Nettopreis > 40.000) 5.000 Euro ab.

Der Testverbrauch (um die 23 kWh/100 km) kann sich sehen lassen. Da beide Testverbräuche fast gleich sind, suggerieren die Daten ein, es sei egal ob man im Sommer oder Winter fahre. Dem ist natürlich nicht so, da im Sommertest viele Autobahnstrecken dabei waren und man bei etwa 130 km/h und schneller dann überproportional mehr Strom verbraucht.

Klar ist also, dass ein Elektroauto im Winter etwa 20 bis 30% Reichweite verliert. Unser nächstes Fahrzeug könnte noch einmal der Polestar 2 werden. Vielleicht auch als Single Motor (s.a. Polestar 2 – Dreimal gut) mit der kleinen Batterie. Für 3.000 Euro mehr bekommt man aber anstatt Standard Range (420 bis 440 km) den Long Range (515 bis 540 km). Und für noch einmal 3.000 Euro mehr bekommt man 408 PS anstelle der 224 PS / 231 PS.

Ausblick

Wir hoffen noch im Herbst 2021 den „kleinen“ Polestar 2 vorstellen zu können. Denn eigentlich reichen 231 PS und die kleine Batterie, aber 3.000 Euro mehr mit der großen – oder noch einmal „nur“ 3.000 Euro mehr für einen genialen 408 PS Sportwagen… Vielleicht können wir da eine Entscheidungshilfe geben.

*Alle Preise ohne Gewähr, Stand 05-2021.

Linktipps

• Fahrbericht – Polestar 2 – Sommer
• Polestar 2 – Dreimal gut
• Fahrbericht – Polestar 2
• Live – Polestar Precept in Hamburg

Fotos © 2021 Redaktionsbüro Kebschull