Fahrbericht Porsche 911 GTS Cabrio
Fahrbericht Porsche 911 (Type 991.II) GTS Cabrio
Erwartungen erfüllt ja, aber es gibt immer noch Luft nach oben: Den Porsche 911 Turbo und den Porsche 911 GT3 als „Kampfmaschine“. Aber der Abstand zum Boxster / Cayman ist wieder hergestellt. Schließlich müssen dieses Mittelmotor Sportler sich jetzt mit 4 Zylinder begnügen. Aber keine Angst, auch die 4-Zylinder sind erstarkt und wie wir bei einem Boxster GTS testen konnten – auch der Porsche 718, wie er jetzt heißt – ist ein echter Sportwagen geblieben.Der Porsche 991.II hätte eigentlich eine neue Typnummer verdient, denn, obwohl sich am bewährten Design nicht viel geändert hat, ist motorisch und auch bei den Assistenzsystem „aufgerüstet“ worden. Auch Porsche kommt am Down-Size nicht vorbei.
Die ewigen „Gestrigen“ jammern natürlich dem Sauger nach, wie sie damals beim Wechsel vom Porsche 993 auf den 996 dem luftgekühlten 911 nachgejammert haben. Aber klar ist, Turbos haben deutliche Vorteile: Weniger Hubraum heißt, weniger spülen, bedeutet Kraftstoffersparnis. Durch den Bi-Turbo wird jederzeit ein sattes Drehmoment zur Verfügung gestellt. Zum Vergleich:
Das maximale Drehmoment von 550 Nm liegt zwischen 2.150 und 5.000 U/min an. Das Triebwerk leistet 22 kW (30 PS) mehr als beim 911 Carrera S und 15 kW (20 PS) mehr als beim jeweiligen GTS-Vorgängermodell mit Saugmotor.
Noch ein Vergleich:
Im Vergleich zu den Vorläufer-Modellen spurten alle 911 GTS-Modelle um mindestens 0,2 Sekunden schneller von null auf 100 km/h. Erster am Ziel ist das 911 Carrera 4 GTS Coupé mit PDK im Sport Plus-Modus: es benötigt nur 3,6 Sekunden für den Standardsprint. Die Endgeschwindigkeit liegt bei allen GTS-Modellen jenseits der 300-km/h-Marke. Beim Coupé mit Schaltgetriebe und Heckantrieb ist sie am höchsten und notiert mit 312 km/h (4 km/h mehr als beim vergleichbaren S-Modell).Damit ist klar. Wer als erster im Ziel ist hat gewonnen. Der 991.II GTS ist also ein Siegertyp.
Ausstattung
Der 991.II nicht nur besser geworden, sondern auch teurer. Daran hat man sich irgendwie gewöhnt. Gehört sich für ein Status-Symbol. Und wie immer, erklimmt die nach oben offene Aufpreis-Skala eine Höhe, bei dem „Otto-Normal-Verbraucher“ gleich in Eigentumshäuser umrechnet.
Aber wie erwähnt, wer unter 6-Stellig bleiben will, muss einen gebrauchten 997 / 991 nehmen oder sich für einen Boxster / Cayman entscheiden. Aber der von uns getestete und topp ausgestattete Porsche Boxster GTS lag am Ende auch bei 91.000 Euro.
911 Carrera 4 GTS Cabriolet 144.919,00 €
Kategorie |
Best.Nr. |
Individualausstattung |
Preise* |
Außenfarben |
2Y |
carraraweißmetallic |
1.178,10 € |
1V |
Verdeck schwarz |
0,00 € |
|
Innenfarben 3.379,60 € |
GQ |
Alcantara®-Paket GTS in Verbindung mit Interieur-Paket GTS karminrot |
3.379,60 |
Exterieur |
XEY |
LED-Hauptscheinwerfer schwarz inkl. Porsche Dynamic Light System Plus (PDLS+) Exclusive |
2.504,95 € |
638 |
ParkAssistent vorne und hinten inkl. Rückfahrkamera |
1.011,50 € |
|
567 |
Windschutzscheibe mit Graukeil |
113,05 € |
|
Motor, Getriebe und Fahrwerk |
250 |
Porsche Doppelkupplungsgetriebe (PDK) |
4.141,20 € |
658 |
Servolenkung Plus |
261,80 € |
|
Räder |
449 |
20-Zoll 911 Turbo S Räder |
0,00 € |
Interieur |
088 |
Interieur-Paket GTS |
3.284,40 € |
456 |
Abstandsregeltempostat inkl. Porsche Active Safe (PAS) |
2.201,50 € |
|
457 |
Spurwechselassistent |
690,20 € |
|
631 |
Tempolimitanzeige |
416,50 € |
|
P13 |
Automatisch abblendende Innen- /Außenspiegel mit integriertem Regensensor |
547,40 € |
|
630 |
Licht-Design-Paket |
440,30 € |
|
608 |
HomeLink® (Garagentoröffner) |
285,60 € |
|
P07 |
Adaptive Sportsitze Plus (18 Wege, elektrisch) mit Memory-Paket |
2.814,35 € |
|
342 |
Sitzheizung |
470,05 € |
|
583 |
Raucherpaket |
53,55 € |
|
Audio und Kommunikation |
9VJ |
Burmester® High-End Surround Sound- System |
4.391,10 € |
7I2 |
Porsche Vehicle Tracking System Plus (PVTS Plus) |
416,50 € |
|
QV3 |
Digitalradio |
476,00 € |
|
Gesamtbetrag: |
173.996,65 € |
Das Porsche 911 GTS Cabrio im Alltag
Sicherlich gibt es immer wieder Leute, die sagen, der ist zu eng. Das Ein- und Aussteigen ist zu mühsam. Diese Leute sollten sich dann eher einen SUV kaufen, gibt es auch mit Porsche Emblem. Aber Sportwagen müssen tief auf der Straße kauern, nur so schaffen sie es, die Schallmauer von 300 km/h zu durchbrechen. Und wenn der 911 offen ist, kann man sich wunderbar von oben „reinrutschen“ lassen. Wenn der 911 dann anspringt, ist das Reinrutschen auch schon vergessen. Gang rein und los… Der Klappenauspuff muss natürlich auf sein.Zu zweit ist es auch kein Problem für mehrere Tage Urlaubsgepäck zu verstauen. Die Notsitze können von größeren Mitfahrern für eine kurze Strecke genutzt werden. Von kleineren sicherlich auch länger.
Wer sich so ein Auto leisten kann, wird es vermutlich so sehen, dass jede Fahrt (auch die kürzeste) etwas Besonderes ist.
Cool natürlich das schnelle Öffnen und Schließen des Daches per Fernbedienung (auch Straßencafe-Taste genannt). Wir haben es nicht gestoppt. Aber nach etwa 10 Sekunden ist der Sportler offen. Auch mit bis zu 50 km/h. Das haben wir schon einmal mit einem Boxster S genossen. Wir fuhren zwei Stunden offen, dann wieder eine Stunde zu (Regen / Gewitter) … Wenn es nur leicht regnet, kommt man sogar trocken bis zum nächsten Parkplatz und macht dort eine „drive-through“.
Das Windschott ist genial. Wenn man das elektrisch aufgeklappt, sitzt man vorne völlig „Wind-befreit“. Echte Cabrio-Fans würden sagen, wie in einem Coupé. Nachteil ist, auf den Notsitzen kann keine weitere Person mitgenommen werden. Wer mehr Wind will: Windschott einklappen, Seitenfenster runter. Cabrio-Feeling pur.
G-Force – Kurven & Co
Die Werte des Vorgängers waren nicht gelöscht:
1,15 | Bremsen | |
1,2 | + | 0,94 |
1,1 | Beschleunigung |
Daten-Reset durchgeführt. Erster Versuch Speedtest. Bei 1,04g. OK, das geht besser: 1,07g. OK, dann doch mit Launch-Control. Sport+, linker Fuß auf der Bremse, bis etwa 4.000 1/min hochdrehen und die Bremse lösen. Der Kopf „knallt“ an die Kopfstütze, 1,09g. Das muss reichen.
Für die Kurven dann in einen Kreisel gefahren. Es ist Sonntagmorgen so gegen 08:30 Uhr. Gähnende Leere im Emsland. 1,12 ist nicht schlecht. Das geht sicher noch besser. Kollege Felix Sutschek hat mit einem Porsche 991 S Kurvenwerte von 1,26 und 1,28g auf der Track-Strecke vom ADAC Sicherheitszentrum in den Asphalt gebrannt (Fahrbericht Porsche 991 S). Das schafft der GTS sicher auch. Aber nicht auf der „normalen“ Straße. Man muss einfach seine Grenzen kennen. Eine Verzögerung von 1,32g sollte jeden Autofahrer warnen: Abstand halten ist extrem wichtig! Wer hinter einem Porsche fährt, sollte das berücksichtigen. Wenn der Porsche bremst, hat selbst ein Sebastian Vettel keine Chance. Es sei denn, er fährt in einem Porsche.
Unsere Werte beim G-Force
1,32 | ||
0,45 | + | 1,12 |
1,09 |
Mit der Einführung des 991 II wurde die Beeinflussung des ESP (oder PSM, wie es bei Porsche heißt) von den Fahr-Modi getrennt. Das heißt, dass zum Beispiel auch im Sport-Modus das PSM im normalen Modus arbeitet. Erst dann, wenn man den separaten Schalter „PSM Sport“ auf der Mittelkonsole drückt, wird die Stabilitätsregelung in Richtung späterer Eingriffe verändert. Und zwar unabhängig davon, ob der Mode-Schalter im Lenkrad in „Normal“, „Sport“ oder „Sport+“ eingestellt ist. Hintergrund: Nicht auf allen Strecken und für jeden Fahrer ist es sinnvoll, beispielsweise eine scharfe Motor- und Getriebekennlinie zwangsweise mit einer sportlichen ESP-Regelung zu kombinieren.
Welche Systeme wie beeinflusst werden, kann auf der Übersicht (Abbildung) abgelesen werden.
Unser Tipp für schnelle Kurven: Hände weg vom „PSM Sport“ auf der Mittelkonsole. Ein Kollege von mir hat mal gesagt, der 911 macht gar keinen Spaß mehr, weil jeder Amateur damit schnell unterwegs ist. Ein größeres Kompliment kann man den Porsche-Ingenieuren nicht machen.
High-Speed Test
Eigentlich hatten wir keinen Zweifel, dass wir die 300 km/h-Schallmauer durchbrechen würden. Haben wir mit dem Audi R8 geschafft (war ein kleiner Kampf), mit dem 991 S war es jenseits von 300 km/h auch nicht einfach, aber 307 km/h hat der 991.I geschafft. Dann mal los.Wie immer bin ich bei diesen Test etwas nervös. Hatte ich erwähnt, das ist gut so, sorgt für Adrenalin, Anspannung, Aufmerksamkeit. Denn nichts ist schlimmer, als wenn man diese High-Speed-Test zu easy nimmt. Das kann tödlich enden. Einer der berühmtesten Fahrer war sicherlich James Dean. Er verunglückte 1955 tödlich. Auch tragisch der tödliche Unfall des „Fast and Furious“-Stars Paul Walker, der gar nicht selbst gefahren ist.
Also dann mal den Porsche auf Betriebstemperatur bringen, umschalten auf Sport+ und – als endlich die Straße frei ist – Vollgas. 300 km/h – ich will nicht sagen sind kein Problem, hat er aber recht souverän geschafft. Auch dann geht es noch einigermaßen zügig weiter. Mit der Boost-Taste das Optimum herausgeholt. Am Ende konnten wir 313 km/h (gem. Tacho) notieren. Vielleicht wären noch 2 bis 3 km/ mehr drin gewesen. Aber das ist akademisch. 300 km/h souverän gemeistert. Da ist bei vielen Sportwagen schon früher Schluss.
Das Thema „Sport Response“ haben wir bei Porsche Boxster S ausführlich erklärt. Hier gibt es noch einmal alle »Einzelheiten.
Long-Run
Der erste Long-Run startet natürlich schon von Stuttgart Richtung Norden. Diesmal ohne große Zähflüssigkeit, weil viele Urlauber schon am Bestimmungort waren. Aber Freitag bedeutet trotzdem „Pendler-Rückreise“, so dass nur zwei- drei Mal 240 km/h drin waren.Aber auch die kleinen Zwischenspurt von 160 km/h auf 240 km/h sind einfach ein Genuss, weil der GTS mit seinen 450 PS natürlich das so souverän macht, wie ein anderes Auto vielleicht von 60 auf 100 km/h. Da braucht man kein Sport oder gar Sport+. Gaspedal leicht drücken und 240 km/h „liegen an“.
Ziel war es natürlich auch ohne Tankstopp die etwa 530 Kilometer zu absolvieren. Als Reichweite zeigt der Bordcomputer 530 km an. Das wird knapp, schauen wir mal. Aber bei sparsamer Fahrweise und das drängt sich ja beim dichten Verkehr auf, haben wir den ersten Rekord notieren können: 53 km, Schnitt 105 km/h, 8,1 l/100 km. Nach 530 km konnten wir einen Schnitt von 9,4 l/100 km in das Testtagebuch eintragen.
Kraftstoffverbrauch
Das Wetter war während der Testzeit einfach genial. Deshalb sind wir meist offen gefahren. Mit einem Boxster haben wir den Test durchgeführt offen und zu: Es gab keinen signifikanten Unterschied. Das erwarten wir auch beim Porsche 911 GTS Cabrio.Vorgaben des Herstellers: innerorts / außerorts / kombiniert: 11,2 / 7,3 / 8,7 l/100 km
Wie immer haben wir die Vorgaben von Porsche sogar leicht unterbieten können. 11,0 l/100 km in der Stadt und 7,0 l/100 km auf der Super-Sparrunde sind für ein 450 PS Auto sensationelle – und nicht geschönte Daten. Auf der Landstraße sind 8,5 bis 9 l/100 km leicht möglich, wenn man sich an die Geschwindigkeitsregeln hält und den GTS mit 100 km/h rollen lässt.
Auch auf der BAB sind Werte unter 10 l/100 km realistisch, weil man ja ständig durch Geschwindigkeitsbegrenzungen zum „Sprit-sparen“ gezwungen wird. Man muss dann auch nicht gleich wieder mit Super+ los jagen, weil ja oftmals nach 5-6 Kilometern die nächste Baustelle kommt.
So testen wir auf der a-om-Vergleichsrunde.
Modus |
Strecke [km] |
Geschw. [km/h] |
Verbrauch [l/100km] |
aom- |
55 |
73 |
8,5 |
Super-Spar |
15 |
70 |
7,0 |
Landstraße sparsam |
51 |
69 |
8,1 |
Landstraße sportlich |
35 |
71 |
9,4 |
BAB sparsam |
55 |
108 |
7,8 |
BAB normal |
128 |
118 ** |
9,0 |
BAB schnell |
23 |
158 |
14,3 |
Stadt |
16 |
23 |
11,0 |
Pendler |
30 |
30 |
9,9 |
1. Tankstopp |
530 |
105 |
9,4 |
2. Tankstopp |
955 |
81 |
10,4 |
3. Tankstopp |
1.310 |
71 |
10,3 |
** Mit Zwischensprints mit 200 bis 220 km/h
Testverbrauch nach 1.863 km, 69 km/h, 9,9 l/100 km
Garantie
Bei Porsche leider nur 2 Jahre.
Fazit
Mal wieder ein gigantischen Erlebnis. Wer auch Benzin im Blut hat, kann verstehen, allein der Sound, das Zusammenspiel von Sportwagen und Straße erzeugt auf Kommando Gänsehaut. Der nächste Porsche soll im Spätsommer der neue Porsche Panamera Diesel sein. Diesel sind leider in Verruf geraten. Angesichts der wohl gescheiterten Klimaziele und der Option, dass die Industrie (vor allem auch in USA) weiter die Umwelt belasten kann – halte ich die Diesel-Diskussion für überzogen. Demnächst müssen auch die Kühle mit Katalysatoren „ausgerüstet“ werden, denn die tragen, so der Spiegel schon 2007, wegen Blähungen auch zur Umweltbelastung bei.Das nächste Pressefahrzeug ist der Citroën C3, der schon irgendwas Besonderes hat. Er trägt die Gene eines DS3 in sich.
* Alle Preise ohne Gewähr, Stand: 05-2017
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