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Geschwindigkeit und Abstand

Veröffentlicht am: 1. November 2016Von
IMG 0271 Abstand 150[11-2016] Die Anzahl der Verkehrstoten ist im Vergleich zu 2010 beispielsweise deutlich gesunken. Das ist die gute Nachricht. Aber mit deutlich über 3.000 Toten pro Jahr, soll in Deutschland die Zahl bis 2020 um 40 Prozent gesenkt werden, so die Vorgabe des Deutschen Verkehrssicherheitsprogramms, -5,18 % bis 2015 ist zu wenig. Was muss anders gemacht werden?

 

DVR-Presseseminar Geschwindigkeit und Abstand

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DVR-Presseseminar: Ziel – 40% weniger Verkehrstote

Auf den Punkt gebracht heißt das „runter mit der Geschwindigkeit – rauf mit dem Abstand“. Einfachste Lösung: Tempolimit auf Autobahnen maximal 130 km/h, auf Landstraßen 70 km/h und 30 km/h in den Städten. Aber greift das nicht zu kurz? Wie viele Autobahn-Kilometer sind noch ohne Tempolimit, vor allem, wenn man die endlosen Baustellen mitrechnet? In den Städten mit Tempo 30 – nicht nur an Schulen und Kindergärten. Kommt dann nicht der absolute Verkehrsinfarkt, den wir in den Großstädten sowieso schon täglich erleben?

Vorgabe – Ziel -40% weniger Verkehrstote

Wo stehen wir, so fragt Polizeidirektor Stefan Pfeifer:

20.07.2010: Leitlinien der Europäischen Kommission für die Politik im Bereich der Straßenverkehrssicherheit 2011-2020:

  • Ziel: Reduktion der Zahl der Verkehrstoten in 10 Jahren bis 2020 um 50 %
  • Real 2010 – 2015: -17,46 %

09.11.2011: Deutsches Verkehrssicherheitsprogramm:

  • Ziel: Reduktion der Zahl der Verkehrstoten in 10 Jahren bis 2020 um 40 %
  • Real 2010 –2015: -5,18 %
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Prof. Dr. Ralf Risser diskutiert das Thema „angemessene Geschwindigkeit“. Das ist nicht immer die erlaubte Geschwindigkeit, sondern abhängig von vielen Faktoren:

  • Persönliche Fähigkeiten: Fahrpraxis, Reaktionsvermögen, Gesundheitszustand.
  • Verkehrslage: Verkehrsdichte, Berufsverkehr, Schulen, Kindergärten, Altenheime usw.
  • Wetter: Eis, Regen, Schnee, Wind, Nebel, Dämmerung.
  • Straßen: Kurven., Kuppen, Fahrbahnbreite, Baustellen.
  • Fahrzeug und Zustand: Reifen, Bremsen, Beladung, Bauart des Fahrzeuges.

Prof. Dr. Christian Lippold geht auf die Straßensituation ein und den Einfluss der Straßengestaltung auf die Geschwindigkeit. 58% der Unfälle mit Verkehrstoten passieren außerorts (nur Landstraßen). Er fordert, die Straßen stärker zu standardisieren. Ideal wäre, wenn der Verkehrsteilnehmer überwiegend auf Straßen der Entwurfsklasse EKL1 fahren könnte. Planungsgeschwindigkeit wäre 110 km/h und überholt werden darf nur, wenn die Straße zweispurig ist. Die Zweispurigkeit wird wechselseitig angeboten. Die meisten Kraftfahrer kennen diese Straßen. Aber das kostet viel Geld.

Wie wirken Gesetz und Strafen?

Von den Strafen her betrachtet, leben wir in Deutschland in einem Billigland. Prof. Dr. Dieter Müller zeigt an Hand der Bußgelder, das beispielsweise eine Rotlichtmissachtung in Deutschland mit 90 Euro, in England dagegen mit 1.300 Euro bestraft wird. Bußgeld bei 20 km/h zu schnell innerorts in D = 35 Euro, in Schweden 270 Euro.

Aber nur, wenn auch genügend kontrolliert wird, kann Strafe als „Abschreckung“ dienen. Wie oft wird dasTelefonieren am Steuer bestraft? Wie oft wird an wirklichen wichtigen Stellen geblitzt und nicht nur dort, wo die Stadt ordentlich Kasse macht.

Sicherheit kostet Geld. In vielen Bundesländern kommen nur 250 Beamte auf 100.000 Bürger.

Fahrerassistenzsysteme und Hochautomatisiertes Fahren

ABS, ESP, können Unfälle verhindern. Neue Systeme wie Spurhalteassistenten, Abstandsregeltempomat, Notbremsassistent und so weiter entlasten den Autofahrer, verhindern Unfälle, so Dr. Johann Gwehenberger. Er plädiert für einen Unfalldatenspeicher, der für einen kurzen Zeitraum (zirka 40 Sekunden) Daten wie relevante Aktionen des Fahrers (Lenken, Bremsen) und so weiter speichert, um einen Unfallfall besser rekonstruieren zu können.

Fazit (Dr. Johann Gwehenberger) zu Fahrerassistenzsystemen und Automatisierung

  • Unfallforschung zeigt positive Erfahrungen mit Fahrerassistenzsystemen, insbesondere AEB/ACC
  • … aber Schadenhäufigkeit und Schadendurchschnitt nehmen kurz-und mittelfristig nicht nennenswert ab (u.a. wegen der geringen Penetrationsrate von FAS im Bestand)
  • Automatisierung erfolgt zunächst schrittweise für definierte Fahrsituationen
  • Positive mittelbare Effekte auf Verkehrssicherheit durch leistungsfähige Sensorik und verbesserte Algorithmen zu erwarten

Fazit

Gute Straßen, moderne Autos sind wichtige Faktoren in Richtung weniger Verkehrstote. Der wichtigste Faktor in der Kette ist und bleibt der Mensch. Nicht nur „Augen auf im Straßenverkehr“ sondern auch

„Bitte Gehirn einschalten“

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Screenshots © Autoren, Fotos © 2016 Redaktionsbüro Kebschull

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