Fahrbericht 2015 – Porsche Targa 4S (Typ 991)
Porsche 911 Targa 4S (Typ 991) ein Hingucker!
Jeder Porsche fällt durch sein elegantes Design, durch seinen unverwechselbaren Sound auf. Da verrenken sich sogar Menschen den Hals, von denen man nicht erwartet hat, dass sie hinter einem Sportwagen herschauen. Da kommt oft von Jugendlichen ein Daumen nach oben. Da entsteht ein Staugespräch zwischen einem BMW- und einem Porsche-Fahrer: „Cooles Auto, hatte ich auch schon einmal für zwei Wochen“.Wir hatten auch mal einen Porsche Targa. Zwar „nur“ ein Porsche 944 – aber der hatte ein Targa-Dach. Cool. In nur wenigen Sekunden war das Dach demontiert und in einer Schutzhülle im Kofferraum verstaut und schon konnte man sich einen Sonnenbrand holen.
Beim neuen Porsche 911 Targa (Typ 991) braucht man natürlich nicht mehr Hand angelegen. Elegant klappt das Dach in nur wenigen Sekunden in das dafür vorgesehene Fach und schon ist die Frischluftsaison eröffnet. Das funktioniert aber nicht während der Fahrt und das ist gut so. Denn wenn da mal ein Windstoß kommt, wäre eine aufwändige Reparatur notwendig. Klar, auch unser 3er BMW mit Stahldach kann auch nur im Stand geöffnet und geschlossen werden.
Der Porsche im Alltag
Alle Testfahrzeuge gehören zur Familie. Also werden sie auch zu profanen „Arbeiten“ wie Wasser holen eingesetzt. Oft hört man: Ein Porsche ist nur für ein Wochenendtrip da, wenn das Wetter gut ist. Einkaufen kann man mit dem kleinen Kofferraum sowieso nicht. Falsch! Eine Kiste Bier und eine Kiste Wasser passen vorne in den Kofferraum und jeweils eine Kiste auf den Hintersitz. Da muss man natürlich beim Verstauen etwas vorsichtig sein, damit man die Vordersitze nicht beschädigt. Geht aber, weil man die Rückenlehnen der Rücksitze umklappen kann und so eine ebene Staufläche entsteht. Außerdem werden so die edlen Leder-Fondsitze geschützt.
Halt die Klappe – PDK
Nein, besser Klappe auf! Denn dann ist der Sound noch etwas kräftiger, der Porsche brummelt dann auch bei niedrigen Drehzahlen tief und satt. Macht er sowieso schon, aber dann noch ein paar DB lauter. Ein Geräusch, das einem die Armhärchen immer wieder hoch stellen lässt.
Das DSG-Getriebe heißt bei beim Stuttgarter Automobilhersteller Porsche Doppelkupplungsgetriebe (PDK). Das Getriebe ist erste Sahne und schaltet besser als jeder Rennfahrer. Im „Normal-Modus“ wird blitzschnell (fast unmerklich) hochgeschaltet, um den Kraftstoffverbrauch zu senken. Im Sport-Modus wird natürlich wesentlich später geschaltet und im SportPlus erst kurz vor dem Drehzahlbegrenzer. SportPlus macht daher nur auf der Autobahn oder wenn man auf der Landstraße (besser Übungsgelände) mal wirklich viel Platz hat. Cool natürlich, wenn der Motor mit Zwischengas runterschaltet. Gänsehaut puuuur!
Longrun
Der Longrun-Test begann bei der Abholung an einem Freitagmittag Richtung Norden. Da ist erst einmal nix mit Hochgeschwindigkeit, weil man froh sein kann, mit der Richtgeschwindigkeit von 130 km/h auf der Autobahn vorwärts zu kommen. Aber bei über 30 °C im offenen Targa, gibt es auch keine bessere Art zu reisen. Mit einem sensationellen Schnitt von 105 km/h und 8,6 l/100 km rollen wir ohne Tankstopp nach 530 km auf die Einfahrt.HighSpeed, Formel1-Start und Kurven
An einem Sonntagmorgen dann auf die A31 unsere Highspeed-Strecke Richtung Norden. Natürlich werden erst nach dem Warmfahren die hohen Geschwindigkeiten abgerufen. Zuerst wird in den Sport-, dann in den SportPlus-Modus umgeschaltet. Es ist unglaublich wie der 4S losstürmt, aufschreit und immer erst kurz vor dem Begrenzer hochschaltet, 260 km/h, 270 km/h … Abbruch. Leider haben an diesem Sonntag eine Menge Leute die Idee, das gute Wetter an der Nordsee zu genießen.
Zweiter Versuch, 280 km/h, 296 km/h Abbruch. Immer, wenn ein Auto auf der linken oder rechten Spur ist, wird der Speed-Versuch abgebrochen. Es hat heute keinen Zweck. Der 4S hätte sicher die 300 bis 304 km/h (gem. Tacho) geschafft. Nicht aber heute. Schade – aber „Safety First“.
Die Daten, die wir vom unserem Vorgänger vom G-Anzeiger (gehört zum Sport Chrono-Paket) übergeben bekommen sind:
0,79
0,99 0,95
0,72
0,79 ist für die Verzögerung also wie stark wurde gebremst. 0,95 für die G-Werte bei einer Linkskurve für Kräfte die nach rechts ziehen.
Können wir das toppen?
Auf einer, an einem Sonntagmorgen, leergefegten Straße die Launch Control testen. SportPlus einschalten, Bremse mit dem linken Fuß treten und mit dem rechten Fuß beherzt Gas geben. Der Porsche schießt los, aber das haben wir beim Turbo auch schon erlebt und der S2 konnte es auch. Allrad (4S) hilft, den Wagen stabil beim Geradeauslauf zu halten. Ein Unterscheid zum Porsche 911 S2 ist sicherlich messbar aber nicht fühlbar.Dann in den Kreisel. Der Porsche schiebt leicht über die Vorderräder und EPS (bei Porsche PSM) arbeitet hervorragend. Wir haben es etwas krachen lassen, aber nie übertrieben. Der Porsche 4S erzeugt Vertrauen für die schnellen Kurven. Am Ende konnten wir einen Wert für die schnellen Linkskurven von 0,98 notieren.
Der Bremstest erst bei etwa 120 km/h. Mein Instruktor hat mal gesagt: Eine Vollbremsung ist nur dann gut, wenn man als Fahrer Angst haben muss, dass das Bremspedal abbricht. Keine Angst, das hat bislang noch keiner geschafft. Messwert ca. 1,0 g. Das geht besser, aber jetzt bei einer niedrigeren Geschwindigkeit, bei etwa 70 km/h voll in die „Eisen“. 1,28g.
1,28
0,52 0,98
0,86
Die Werte vom Porsche 997 Turbo können hier abgerufen werden. Für die Neugierigen: Der Porsche 997 Turbo hatte eine Beschleunigung von 1,32g.
Kraftstoffverbrauch
Unser erster Porsche 911 war ein 993 auf einem Porsche Fahrtag. Dann folgte 2001 ein Porsche 996 4S mit 320 PS. Damals waren wir überrascht, dass der Porsche 4S nur 9 l/100km konsumiert. Am Ende haben wir einen Testverbrauch nach 2.400 km von nur 11 l/100km notiert. Den Porsche 997 GTS haben wir im Sparmodus mit 7,7 l/100 km gefahren. Der Gesamttestverbrauch lang nach über 3.500 Kilometer bei 10,4 Liter/100km. Der Porsche 991 S2 hatte am Ende einen Testverbrauch nach 2.777 km von nur 10,1 l/100 km.
Der Targa, als 4S, müsste da deutlich höher liegen im Verbrauch, weil durch das Gewicht (Targa-Dach) und Allrad ein höherer Verbrauch normal ist. Und in der Tat bei der aom-Vergleichsrunde (997 S2 = 7,9 l/100 km) braucht der Targa fast einen Liter SuperPlus mehr. Durch die „sparsame“ Abholung und Zurückführung hat der Targa 4S dann „Boden“ gut gemacht. Nach 2.072 km wurde ein Schnitt von 10,0 l/100km notiert. Das ist schon sensationell für einen 400-PS-Sportwagen.
Modus |
Strecke [km] |
Geschw. [km/h] |
Verbrauch [l/100km] |
aom- |
55 |
74 |
8,7 |
Super-Spar |
15 |
63 |
7,5 |
Landstraße sparsam |
50 |
65 |
8,6 |
BAB sparsam |
83 |
108 |
8,1 |
BAB normal |
47 |
142 |
9,5 |
BAB schnell |
48 |
171 |
14,2 |
2. Tankstopp |
1052 |
80 |
10,4 |
Testverbrauch nach 2.072 km, 079 km/h, 10,0 l/100km
Fazit
Der Porsche 911 Targa 4S hat, wie erwartet, einen sehr guten Job gemacht. Es gibt kein besseres Auto als einen Porsche 911, ok vielleicht einen 911 Turbo oder einen 911 GT3 RS. Der Cayman GT4 (Fahrbericht Porsche Cayman GT4) soll dem 911 gefährlich auf die Pelle gerückt sein. Der Porsche 4S Targa hat sogar das schnöde Wasser holen zu einem Ereignis mit hohen „Fun-Faktor“ gemacht.
Und da ist sie wieder, die Sehnsucht, einmal so ein Auto in der eigenen Garage zu haben. Ist natürlich teuer, aber sicherlich wird es eine Menge Käufer geben, die sich gerade deshalb für einen Targa entscheiden. Ein 911 klasse, ein 911 Cabrio super, aber der Targa ist das Sahnehäubchen, dass ihn schon von Weitem unverwechselbar macht. 4,5 Sterne (von 5) ist eine gerechte Bewertung.
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