Felix Sutschek

Ford Focus EcoFlex TDCI

Veröffentlicht am: 4. November 2011Von
11-2011 – Das Leben als Autotester ist nicht immer einfach. Man hat es immer mit verschiedenen Autos zu tun, und eigentlich macht man nichts anderes, als sie auf Herz und Nieren zu testen, um, sollte man etwas Negatives finden, darüber zu berichten.


Ford Focus EcoFlex TDCI – Das Mauerblümchen?

Felix SutschekIn diesem Fall dann der Ford Focus TDCi EcoFlex in seiner neuesten, mittlerweile vierten Generation. Unser Testwagen ist bis oben hin vollgestopft mit Assistenzsystemen: Spurhalteassistent, Schilderassistent, Lichtassistent, Toter-Winkel-Assistent, Einparkhilfe die auch wirklich einparken kann, Start-Stopp-System…so ganz normale Gadets wie Navi, Zentralverriegelung mit Fernbedienung, Klimaautomatik, CD-Radio, Servolenkung, ABS mit ESP sind mittlerweile so normal, dass man sich ihrer erst beim zweiten Nachdenken bewusst wird.

Dazu aber später mehr. Erst mal betrachte ich den Focus von außen und erfreue mich an seinem neuen Design. Die Scheinwerfer sind groß und ziehen sich weit in die Flanke hinein. Ebenso die Rückleuchten. Von Vorne wirkt der Focus dem Mondeo, aber auch seinem eigenen Vorgänger, sehr ähnlich. Zumindest was die Scheinwerfer angeht. Der riesige Schlund für die Kühler wirkt nicht wirklich freundlich, macht das Auto aber sehr erwachsen und vor allem in Verbindung mit dem Tagfahrlicht wirkt der Focus damit eigenständig und groß.

Allgemein wirkt der Focus, den wir als Turnier, also Kombi, getestet haben, recht groß. Die Rückleuchten sind riesig. Dennoch wirkt der Focus von hinten betrachtet harmonisch. Der Kofferraum ist nicht so groß wie man von Außen meinen könnte, aber groß genug für einen üppigen Wocheneinkauf oder einen mittleren Urlaub. Nervig hingegen die Heckklappe. Sie schwingt nicht weit genug nach oben, sodass ich immer den Kopf einziehen muss um mir nicht eine Beule zu holen. Das macht manch ein Konkurrent besser. Dass die Kofferraumabdeckung dazu noch fummelig und fahrig wirkt, sei nur am Rande erwähnt. Dafür kann man die Sitzbank und Rücklehnen umklappen und hat dann eine brauchbare, ebene Ladefläche. Gut gelöst ist die Ladekante, die, in Plastik gehalten, relativ kratzunempfindlich ist.

Innenraum – genug Platz

Rein in den Innenraum. Die hinteren Sitze bieten mir genug Platz, um mittlere Etappen ohne Probleme auch da verbringen zu können. Vorausgesetzt, ich stelle die platzsparenden Kopfstützen richtig ein. Sonst drücken die mir ins Genick und ich halte es keine zwei Minuten aus. Die Kniefreiheit hält sich in Grenzen, aber es geht, ich bin ja auch nicht der kleinste.

Dann lieber ab nach vorne. Teilleder, angenehmes Lenkrad, gefühlte zwei Millionen Knöpfe. Wirkt wie eine Mischung aus Spaceshuttle, Hubschrauber und Kampfflugzeug. Erinnert irgendwie an den Porsche Panamera (den wir im nächsten Jahr hier vorstellen). Dafür gibt es auch einige Ablagemöglichkeiten, große Türfächer, eine für lange Fahrten angenehme Armauflage und bequeme Sitze. Man fühlt sich auf Anhieb wohl. Alles wirkt wertig und gut verarbeitet. Der Lichtschalter ist mit zwei richtigen Tastern für Nebelleuchten und Nebelschlusslicht ausgestattet. Schaltet man die ein, wird das im Cockpit angezeigt. Endlich werden die Hersteller vernünftig! Die Klimabedienung ist zwar relativ weit unten angebracht, aber dennoch gut zu erreichen. Die Drehrädchen zum Einstellen der Temperatur sehen zwar schick aus, kommen aber beim Betätigen etwas fahrig rüber. Man kann sie nicht wirklich gut greifen, weil sie nicht breit genug sind, und dass sie auf Chrom hochglanzpoliert sind, macht das Dreherlebnis nicht besser.

Darüber finden wir das Multimedia-Abteil: Radio – CD – Navi. Da sind dann auch die Milliarden Knöpfe dran. Funktioniert aber alles relativ problemlos und selbst erklärend. Der Focus hat das gleiche Problem wie die meisten seiner Mitbewerber, er hat zwei Bedienzentralen. Eine mit dem Navi in der Mittelkonsole, die andere für die Assistenzsysteme im Cockpit. Und die sprechen nicht miteinander. Schade. Denn unser Focus hat Schildererkennung an Bord, wie Eingangs schon erwähnt. Jetzt erkennt er zwar die Schilder, aber die 50 km/h innerorts bekommt man nie angezeigt. Es sei denn, es gibt ein eigenes Schild dazu. Die Information, dass man sich in einer Ortschaft befindet, hätte das Navi zwar, aber sie wird nirgendwo weitergegeben. Gleiches Spiel, wenn man eine angezeigte Begrenzung überschreitet. Mir persönlich fehlt da ein etwas impertinenterer Hinweis auf meinen „Fahr-Fehler“. 

Gute Fahreigenschaften

Dafür fährt sich der Ford Focus TDCi EcoFlex so wie ich es von einem mittelgroßen Familientransporter erwarte. Auffällig unauffällig. Bequem, mit einem Hang zur komfortablen Abstimmung, leicht untersteuernd ausgelegt. Normale Hausmannskost. Die Start-Stopp-Funktion verrichtet ihre Arbeit gut, schnell und unauffällig, wobei mir die Idee beim Opel Astra Sports Tourer   besser gefallen hat. Beim Ford Focus geht der Motor aus und der Drehzahlmesser sinkt auf Null. Beim Opel gab es zwischen Leerlauf und „ganz aus“ ein „fast aus“ für Start-Stopp. Für Start-Stopp-Neulinge ist das Opel-System sicherlich von Vorteil, aber man gewöhnt sich schnell daran, dass der Motor ausgeht und rechtzeitig wieder anspringt, wird also auch so klarkommen.

Apropos Motor: Leise, zuverlässig und durchzugsstark. Sparwunder ist er keines, aber er geizt dennoch beim Spritschlucken. Ganz niedrige Drehzahlen mag er nicht, aber ab1.400 U/min läuft er, nicht unbedingt willig und munter, aber dennoch, bis in die hohen Drehzahlregionen. Am wohlsten fühlt er sich zwischen 1.800 und 3.200 U/min, so zumindest mein Eindruck. Zu einem Rennwagen wird der Focus mit dem Motor nicht, aber zu einem angenehmen Gleiter.

Am meisten Spaß macht ohnehin das ausprobieren der eingebauten Gimmicks. Endlich habe ich hier mal eine Einpark-Automatik ausprobieren können. Faszinierend. Lücke erkannt, Rückwärtsgang rein, Lenkrad loslassen, Kupplung langsam kommen lassen und anhalten wenn das Auto hysterisch piepst. Fertig. Endlich können sich auch „Einparklegastheniker“ ein großes Auto zulegen. Und: ja ihr Männer, um die wertvollen Alus braucht man sich damit keine Sorgen mehr machen. Jippie.

Fazit: Der Ford Focus Turnier TDCi EcoFlex ist ein bequemer sparsamer Gleiter, dessen Aufpreisliste viel hergibt, was sonst nur Oberklasse-Autos vorbehalten war. Für die ganz entspannte Fahrt gibt es einen Abstandstempomat.

Fotos © 2011 Redaktionsbüro Kebschull

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