Felix Sutschek

2011 – FB Porsche Cayman R – 330 PS

Veröffentlicht am: 5. Oktober 2011Von
10-2011 – Wer einen Porsche sucht, den er als Statussymbol verwenden kann, sollte jetzt nicht weiter lesen. Hat keinen Sinn. Der Cayman R ist kein Statussymbol – er ist ein Sportgerät.


Porsche Cayman R – Spaßarm geht anders

Felix SutschekGut, ein Porsche bleibt er, und er ist vermutlich einer der puristischsten, den man derzeit kaufen kann. Ein großes Ego braucht man schon, wenn man in diesem Auto umherfährt. Der Cayman R fällt sofort auf. Aber wer seinen Porsche nur umherfahren will, damit andere ihn bewundern, der wird an dem Cayman R wenig Freude haben.

Dieser Porsche soll das puristische Fahren eines Mittelmotor-Sportlers vermitteln, nicht das gediegene Dahingleiten eines Carrera oder Panamera. Und einige Nachteile bringt er auch mit sich. Zwar kostet er mit 70.000€ ein gutes Stück weniger als der 911er, aber leiden muss man dann schon können. Oder man ignoriert die am Testexemplar auffälligen Ungereimtheiten:

  • Keine Cupholder vor dem Beifahrersitz (egal)
  • Vorne keine Ablagemöglichkeit außer Handschuhfach (egal)
  • Ablagefächlein hinten wirken billig (auch egal)
  • Beschlagene Scheinwerfer (hässlich)
  • Knarzen beim Lenken, fiel aber nur beim Tracktest auf (nicht egal)

Wer sich einmal in den Cayman R hinein gezwängt hat, fragt sich, wie er da wieder raus kommt. Wenn man ihn gefahren hat, stellt sich die Frage – ob man wieder raus will. Wenn man denn raus will, muss man an der Reißleine ziehen. Nur so öffnen sich die Türen. Ob diese obligatorischen Schlaufen statt vernünftiger Türgriffe so viel Gewicht einsparen sei dahingestellt, jedenfalls sind sie unpraktisch und schwer zu bedienen. Aber sie tragen ihren Teil dazu bei, dass der Cayman R 55kg leichter ist als sein schwächerer Bruder, der Cayman S.

Genug gemeckert, dieses Auto muss man fahren.

Mit markerschütterndem Schreien erwacht der Motor zum Leben. Klingt von Außen noch infernalischer als drinnen. Im zivilen Modus fährt sich das Auto sehr unspektakulär, das PDK, wie Porsche sein Doppelkupplungs-Getriebe nennt, schaltet schnell hoch bis in den siebten und man schnurrt mit 1200 Umdrehungen durch die Lande.

Doch wehe wenn sie losgelassen werden …

Der erste Knopf der Verwendung findet, ist der für den Klappenauspuff. Was auch immer der im Inneren tut, er sorgt dafür, dass sich dem Klang, der den Auspuff verlässt, ein zusätzliches, sonores, kraftstrotzendes Geräusch dazugesellt. Das lässt schon vermuten, was diese 330 Pferdchen davon halten, derart gelangweilt zu werden. 

„Sport“ ist Programm für den Cayman R

Als nächstes den „Sport“ Knopf gedrückt. Die Drehzahl steigt, die Gangwahl sinkt, das Fahrwerk erstrafft. Na gut, wenn dann richtig. „Sport Plus“ Knopf drücken. Jetzt ist er bretthart. Wirklich. Jeder noch so kleine Kieselstein stellt sich vor. Die Gänge werden erst gewechselt, wenn die Drehzahl quasi schon im Begrenzer hängt. Und die 330 Pferde prügeln einen wie vom Hammer getroffen vorwärts. Untersteuern kennt dieses Auto nicht. Der Cayman R lenkt derart direkt ein, dass man das Gefühl hat, man müsse nur die Kurve betrachten und den Rest macht das Auto von selbst. Man weiß jederzeit was die Vorderräder machen, Feedback über die Haftsituation ist immer glasklar vorhanden. Man sollte halt nur wissen, dass bei einem Mittelmotor-Sportler der Grenzbereich sehr eng ist. Der Cayman R geht sauschnell um die Ecken, aber wenn die Haftung ihre Grenze erreicht, dann ist schnell Schluss mit Lustig. Wer da nicht schnell ein konsequent durchgeführtes Gegenlenken in Petto hat, kann sich auf Kaltverformung einstellen. Der Abriss kommt spät, dafür aber umso heftiger. In Zeiten von PSM (Porsche Stability Management, oder ESP) braucht man davor aber keine Angst haben. Das erlaubt ein leichtes Einlenken mit dem Heck, unterbindet aber rigoros ein Ausbrechen desselben. So können auch unerfahrene Piloten sich langsam an die Grenzen der Fahrphysik herantasten. Langsam und herantasten seien dabei besonders hervorgehoben, weil aushebeln lässt sich die Physik nicht, und mit diesem Auto ist schnell die Grenze des noch regelbaren überschritten.

Bei dieser Gangart schreit der Auspuff seine Kraft in die Umwelt und hämmert sie in die Gehörgänge der Passagiere. Da zeigen die 330 wilden Pferdchen auch akustisch was sie können.

Wenn man ihn wieder abstellt, kommt zwangsläufig irgendwann auch die Frage nach dem Nutzwert. Aber da sieht es besser aus, als manch einem Gegner solcher Autos lieb ist. Dank der zwei Kofferräume kann man einen mittleren Einkauf verstauen, und normal bewegt ist der Cayman R sogar richtig sparsam mit ca. 8 – 9 l/100km zu fahren. Gut, die Frage nach dem Ein- und Ausstieg… wie soll ich mich hier rausfalten? Will ich das überhaupt? Um ehrlich zu sein NEIN!!!

Fazit: Der Cayman R baut brutal viel Traktion auf, der Sound ist phänomenal und der Sitz verschweißt einen mit dem Auto. Fahrerherz was willst Du mehr? Straße und Tankwart werden hier Deine besten Freunde, der Nachbar sollte aber weit genug weg wohnen oder begeisterungsfähig sein!

Foto © Redaktionsbüro Kebschull

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