Felix Sutschek

Opel Astra Sports Tourer

Veröffentlicht am: 18. Juli 2011Von
[06-2011] Noch vermeiden es die Rüsselsheimer sich als „Premium“ zu bezeichnen. Aber immer öfter hört man was von „Premium-Qualität“. Und die Preisliste deutet auch auf eine gewisse Emanzipation hin. Gründe genug, sich den Opel Astra Sports Tourer etwas genauer anzusehen.


Der Steinige Weg in den Olymp

Felix SutschekOb jetzt 28.000€ für ein Auto dieser Größe, Motorisierung und Ausstattung günstig ist oder nicht, mag jeder für sich entscheiden. Angemessen ist der Preis allemal.

Dennoch, der Weg zu Premium ist ein langer und steiniger. Je weiter man sich dem Premium-Segment annähert, oder es versucht, desto öfter muss man sich mit Kleinigkeiten auseinander setzen, die im günstigen Segment niemanden stören. Angefangen bei der Haptik des Schlüssels, der nicht billig, aber doch kein wenig hochwertig wirkt. Komische Oberfläche, winzige Tasten, und Kanten, die nicht so wirken als seien sie entgratet. Weiter geht’s mit den Türöffnern. Der Griff außen liegt gut in der Hand, aber die Achse um die er dreht ist nicht genau definiert. Wenn ich den Griff umschließe und daran ziehe, kommt er sowohl nach oben als auch nach außen. Fühlt sich so an, als sei er nicht richtig montiert. Nicht weiter schlimm, aber ärgerlich, vor allem wenn man zumindest „Premium-Qualität“ bieten möchte.

Positiv an dem Astra Sports Tourer  EcoFlex fällt auf, dass er sehr erwachsen wirkt. Aus der typischen Zweitwagenniesche ist er längst rausgewachsen. Er will ja auch eher der Familientransporter für Freizeit und Beruf sein, als nur der Wochenend-Einkaufs-Kutscher. Unser Astra steht auf 17 Zöllern, hat richtig gute Sitze vorne, einiges an Platz hinten und einen großen Kofferraum. Die Ausstattung ist auch auf der Höhe der Zeit, mit Navi und Farbdisplay und Klimaautomatik und Sitzheizung und und und…

Sitze: ansehnliche Optik, guter Seitenhalt

Die Sitze bieten, neben einer ansehnlichen Optik, einen guten Seitenhalt und eine ausziehbare Oberschenkelauflage. Seltenes Feature, aber für Vielfahrer ein echtes Plus. Dazu die gut stützende Lehne, ein rundum gelungenes Fauteuille.

Obwohl die Seiten des Kofferaumes zugebaut sind, passt da einiges rein. Die Rücksitze lassen sich umklappen und zu einer ebenen Ladefläche vereinen (gut, eine kleine Stufe bleibt erhalten). Unter dem Ladeboden ist noch ein (nicht ganz kleines) Fach für was auch immer man da reintun möchte. Ein Reserverad gibt es dafür dann nicht, ein Reifen-Flick-Set muss reichen.

Beim Probesitzen fällt auf, dass sich das Lenkrad, für meinen Geschmack, nicht weit genug nach oben verstellen lässt. Der Sitz lässt dafür umso besser ver- und einstellen, also seis drum. Dass die Drehzahlmesserskala im Uhrzeigersinn gedreht wurde ist eine nette Idee. Vor allem, dass es zwei „ Null Drehzahl Stufen“ gibt ist ein guter Ansatz, so sehe ich, ob ich den Motor ausgeschaltet habe, oder ob die Start/Stopp Automatik ihren Dienst verrichtet. Und den verrichtet sie gut, zuverlässig und vor allem völlig unauffällig. Ohne Gang an die Ampel hin, auf der Bremse bleiben und schwupps ist der Motor aus. Besonders bei Fahrten in der Stadt spart man so schon einiges an Sprit. Sobald ich die Kupplung trete, um den ersten Gang einzulegen, springt der Motor sofort an und los geht’s. Gut, eine Rakete ist der Motor mit seinen 93 Pferdchen nicht. Aber das Drehmoment im Alltagsbereich ist groß genug um gut mitschwimmen zu können. Die nur fünf Gänge fassende Getriebebox lässt sich gut schalten und hält keine Überraschungen parat. So kann man schön gemütlich früh hochschalten. Das ist auch gut so, der Motor mag nämlich keine hohen Drehzahlen. Die auf dem Drehzahlmesser vermerkten 5000 U/min sind niemandem zu empfehlen – schafft er auch nicht! Widerwillig und laut schreiend, dabei Unmengen an Diesel schluckend, macht der Motor in diesen Drehzahlregionen darauf aufmerksam, dass er hierfür nicht gedacht war. Eigentlich wie fast jeder moderne Diesel.

Das Kontrastprogramm dazu bietet das Fahrwerk. Sportlich straff abgestimmt schluckt es die kurze Stöße und Wellen gut weg und neigt sich nur wenig in Kurven. Dafür ist bei Querfugen und/oder Seitenwind eine gewisse Unruhe in der Lenkung zu spüren. Dennoch, ein gutes, komfortables Fahrwerk mit Reserven für die flotte Kurvenfahrt.

Fazit: Ein erwachsenes Auto mit Platz, hoher Verarbeitungsqualität, sparsamem Umgang mit dem Sprit und guten Fahreigenschaften. Das Ideale Auto für die umweltbewusste Familie, die ein preiswertes Auto sucht. Dass er in Sachen Ökobilanz jedem Hybrid zumindest das Wasser reichen kann und die meisten Elektroautos schlägt, sei hier nur am Rande erwähnt.

Fotos © Redaktionsbüro Kebschull

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