Felix Sutschek

Audi A1 TDI

Veröffentlicht am: 20. Mai 2011Von
05-2012 – Weiß. Mir erschließt sich nicht ganz, warum fast alle Hersteller die Farbe Weiß so toll finden? Aber besser als Silber. Dann halt Weiß. Korrekterweise: Amalfiweiß. So zumindest nennt es Audi.


Audi A1 TDI – Raumgleiter und Individualist

Felix SutschekDie Farbe weiß: Man mag davon halten was man will, dem A1 steht es erstaunlich gut. Mit der farblich abgesetzten C-Säule würde er vermutlich noch eine Ecke individueller rüberkommen, aber das ist, genau wie die Wagenfarbe, Geschmackssache.

Ich laufe einmal außen rum und bewundere den „neuen großen Audi“. Große Räder hat er, 17 Zoll, aber die wirken fast schon klein an dem Auto. Warum auch immer. Die Rückleuchten wirken etwas zu groß, fast so, als hätte man die vom Q5 genommen und reingepackt. Die Front wiederum wirkt harmonischer. Der Singleframe-Grill macht das Auto groß und die Tagfahrleuchten machen was her. Vorne ist eindeutig seine Schokoladenseite.

Dann steig ich ein und – wen wundert es? – erlebe keine Überraschung. Bequeme Sportsitze, gut verstellbar, und im Innenraum eine Verarbeitungsqualität auf sehr hohem Niveau. Alle Tasten und Schalter sitzen satt an dem ihnen zugedachten Platz. Die Materialanmutung ist sehr hochwertig. Der kleine A1 spielt also diesbezüglich in der  Liga der ganz Großen mit. Manche der Schalter sind viel zu tief angebracht und die „Mittelkonsole“ wirkt etwas zerklüftet. Man hat drei Bedienebenen. Oben die Radio / Multimedia / Navi Kombi, mittig die Belüftung, die eigentlich auch schon zu tief sitzt, und darunter wiederum der „Rest“. Da sind Sitzheizung oder Parktronic etc. positioniert.

Beim Blick aufs Lenkrad überkommen mich leise Zweifel ob ich mit dem Auto zu Recht kommen werde. So viele Knöpfe hab ich auf einem Lenkrad selten gesehen, und die Bedeutung der Piktogramme darauf erschließt sich mir nicht direkt. Ich ignorier das jetzt erst mal.

Niedrige Drehzahl bedeutet niedrigen Verbrauch

Motor an und los geht’s. Die nächste Überraschung. Der A1 hat nur fünf Gänge. Dafür ist der fünfte so lange übersetzt, dass der A1 bei tempo 80 knappe 1500 U/min benötigt. Früher nannte man das glaube ich „Overdrive“, heute ist es einfach Standard, niedrige Drehzahl bedeutet niedrigen Verbrauch. Laut Bordcomputer fahr ich auf der Bundesstraße zwischen 3,8 und 4,7 l/100km. Gut, je nach Fahrverhalten kann das auch ohne weiteres mehr werden, aber im normalen „Alltagsverkehr“ ist mit dem A1 TDI: Sparsam nicht gleich spaßarm. Das Auto hat ein klasse Fahrwerk, die Lenkung ist Audi-typisch eher direkt und das Getriebe eine wahre Freude. Etwas lange Schaltwege, aber exakt und mit genau dem richtigen Kraftaufwand zu schalten.

Der Motor ist eine Überraschung für mich. Keinerlei Turboloch. Also wirklich keins! Entweder der hat gar keinen Turbo und man merkt es deshalb nicht – oder der Motor ist genial abgestimmt. Er muckt kein bisschen, lässt sich anstandslos sehr Untertourig fahren. Ich war öfters mit 1100 oder 1200 U/min unterwegs. Der Motor dreht ohne Delle in der Drehmomentkurve sehr gleichmäßig hoch. Die nächste Überraschung ist, dass er, im Gegensatz zu vielen anderen modernen Dieselmotoren, auch munter oben rausdreht. Die meisten wirken im oberen Drehzahlbereich kraftlos, unser Audi A1 TDI dreht und dreht und dreht und es wirkt, als hätte auch er richtig Spaß daran.

Dem Auto würde ich glatt den Slogan seines bayerischen Konkurrenten attestieren. Hier hat man einfach „Freude am Fahren“. Beim Rangieren fällt auf, dass die Übersicht nicht seine Stärke ist, aber moderne Technik macht in Gestalt von Parktronic derlei Design-Escapaden verzeihlich. Das Bose Soundsystem macht seinem Namen alle Ehre: Kräftige Bässe und klare Höhen. Auf Wunsch die reinste „Checkerkarre“.

Mein Fazit

Der A1 TDI ist ein schicker Begleiter für den Pendleralltag. Groß genug Innen um sich wohl zu fühlen, ist er Außen klein genug, um in der Stadt nicht zu verzweifeln. Mit dem Sprit geizen kann er sehr gut und die Verarbeitungsqualität ist über jeden Zweifel erhaben. Einziger Wehrmutstropfen bleibt der Preis. Unser Testwagen kostet happige 32099 Euro. Da muss er sehr lange sehr sparsam fahren, damit sich irgendwann die Kosten amortisieren.

Fotos © Redaktionsbüro Kebschull

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