3x Unimog

Unimog unkaputtbar

Veröffentlicht am: 29. September 2009Von
Auf einer Unimog-Veranstaltung sagt mal ein hoher Mercedes-Mitarbeiter. Der Unimog ist unkaputtbar. Selbst im rauen Betrieb zeigt das Arbeitstier von Mercedes-Benz keine Schwächen.


Zwei außergewöhnliche Oldtimer – zusammen über 100 Jahre Unimog-Leben

  • Unimog 2010, Erstzulassung 7. Januar 1953, heute noch im Einsatz bei hessischem Bauunternehmen – ältester Unimog im aktiven Einsatz
  • U 30 Pullman, aus der Baureihe 411, Erstzulassung 5. September 1963 für den Baueinsatz an der Felbertauernstraße, noch einmal vor Ort
  • Beide Fahrzeuge verkörpern alle Eigenschaften des Unimog: Zuverlässigkeit, Langlebigkeit, Robustheit, hohe Geländegängigkeit, universelle Anwendungsmöglichkeiten und hoher Qualitätsstandard

Stuttgart – Unimog, das vielseitigste Produkt in der Mercedes-Benz Nutzfahrzeugpalette, ist sichtbarer Beweis für die schöpferische Wachsamkeit der Automobilingenieure bei der Daimler AG. Schon der erste Unimog-Entwurf vom September 1945 sah Aufbauräume für Mähgeräte, Pfluganbau, eine Ladefläche für Transporteinsätze und eine Vorrichtung für Anhängerbetrieb vor. Heute ist die Unimog-Fahrzeugtechnologie mit drei Baureihen für Kommunal- und Baueinsätze, für die Energiewirtschaft, den Brandschutz- und das Rettungswesen, für die Anwendung Straße/Schiene, für Pflegearbeiten in der Landwirtschaft sowie für die Transportwirtschaft sowie, oder als Basisfahrzeug für unterschiedlichste Geräteanwendungen, auf einem weltweit einmaligen Niveau angekommen. Die schon von Anfang an eindeutig beabsichtigte Universalität dieser Fahrzeugbaureihe machen heute noch die beiden Oldtimer U 2010 – erste Mercedes-Benz Unimog-Baureihe – und der U 30 Pullman aus der Baureihe 411 (im Werk Gaggenau produziert von 1956 – 1974) deutlich. Diese Oldtimer verkörpern zusammen beachtliche über 100 Jahre Unimog-Leben!

Lebensdauer durch Leistungsbegrenzung des Motors erhöht

  • ältester Unimog im gewerblichen Einsatz

Vor 20 Jahren kaufte das Bauunternehmen Hans Kammerdiener GmbH & Co. KG in Gersfeld in der Rhön, einem kleinen Städtchen nahe deren höchstem Berg, der Wasserkuppe, den U 2010 aus dritter Hand für den Baustelleneinsatz. Der Vorbesitzer nutzte den Oldie zum Holztransport und als Jagdfahrzeug. Christof Kammerdiener, Chef der 130 Mitarbeiter zählenden Baufirma, hat ein Faible für Oldtimer und musste bis heute nur in neue Reifen und notwendigste Lackausbesserungen investieren. Der U 2010 wird bei Kammerdiener heute ausschließlich mit Vorbaukehrbesen von Schmidt eingesetzt, um die Baustraßen zu reinigen. Es dürfte dies der älteste Unimog sein, der sich noch im gewerblichen Einsatz befindet.

Der Veteran hat wahrscheinlich noch im Jahr 1952, also knapp eineinhalb Jahre nach der Aufnahme der Unimog-Produktion durch Mercedes-Benz, die Gaggenauer  Werkshallen verlassen hat und wurde am 7. Januar 1953 vom ersten Besitzer, einem Forellenzuchtbetrieb in Altenfeld/Rhön, zugelassen. Als Motor diente der 1,7-Liter-Mercedes-Benz-Vierzylinder Diesel aus dem Pkw-Motorenprogramm. Dieser Motor stand dem U 2010 nur in gedrosselter Form mit 25 PS zur Verfügung. Durch die Begrenzung der Leistung um etwa 50 Prozent wurde die Lebensdauer des Triebwerks wesentlich erhöht. Und dies wirkt sich bis heute aus: Mit dem immer noch ersten Motor, der damals für 50 km/h zugelassen war, leistet der 56 Jahre alte Unimog (als Arbeitsgerät zugelassen, Höchstgeschwindigkeit 6 km/h) immerhin noch etwa 200 bis 300 Betriebsstunden im Jahr.»3x Unimog{mospagebreak}

Am Bau der Felbertauern-Panoramastraße mitgewirkt

Der Wunschtraum einer bequemen und den wachsenden Verkehrsanforderungen entsprechenden, gefahrlosen Alpenüberquerung vom Land Salzburg und Nordtirol nach Osttirol, Kärnten und Oberitalien, reifte schon vor gut 80 Jahren. Im Jahr 1961 wurde dann die Felbertauernstraße AG gegründet, die Planung und Bau der heutigen 36 km langen Verkehrsverbindung von Mittersill (Land Salzburg) nach Matrei in Osttirol sowie die dafür notwendigen 30 km Nebenwege zum Unterhalt der bekannten und stark frequentierten Nord-Süd-Achse in den Alpen realisierte. Seit 1963 ist sie auch einer der treuesten Unimog-Kunden in Österreich.

Am 5. September 1963 wurde der Unimog U 30 Pullman aus der Baureihe 411 mit großem Westfalia-"Pullmann"-Fahrerhaus (Fahrgestell.-Nr. 411.120-024397) und 32 PS-Motor (OM 636) auf die Felbertauernstraße AG in Mittersill zugelassen. Als weitere technische Details des U 30 ist dem österreichischen "Typengenehmigungs-Bescheid" für die Erstzulassung u. a. zu entnehmen: "Zweiachsige Zugmaschine mit geschlossenem Führerhaus, 1 Lenkersitz, 1 Mitfahrersitz, beschränkte Ladefläche mit umlegbaren Bordwänden, Druckluftanlage zum Betrieb von Hebeinrichtungen, Eigengewicht 1900 kg, zulässige Belastung 1340 kg, zulässiges Gesamtgewicht 3290 kg und Nutzlast 1200 kg. Schaltgetriebe mit 6 Vorwärtsgängen und 2 Rückwärtsgängen." Insgesamt nutzte die Felbertauernstraße AG ihren ersten Unimog sieben Jahre, bevor sie ihn an ein Wiener Handelshaus verkaufte. Als Kunden blieb das Unternehmen dem Mercedes-Benz Unimog aber treu. "Seit dem Jahr 1967 haben wir immer zwei Unimog als Geräteträger für die vielfältigsten Anforderungen im Einsatz", bestätigt heute Michael Köll, Betriebsleiter der Felbertauernstraßen AG. Für ihn sind die universellen Einsatzmöglichkeiten dieser Fahrzeuge mit Hydrostat und Leistungshydraulik der logische Hintergrund für den Einsatz dieser Nutzfahrzeugbaureihe. Derzeit sind ein Unimog U 300 und ein U 400 mit Mähtür als Geräteträger für die Leitplanken- und Tunnelreinigung sowie Winterdienst- und die umfangreichen Mäharbeiten entlang der insgesamt nahezu 70 Straßenkilometer im Einsatz.

Der heute schmucke Oldtimer wurde von dem österreichischen Unimog-Fan Erwin Tuller aus St. Kathrein (Steiermark) in 490 Arbeitsstunden, die er in zwei Jahren und sieben Monaten geleistet hat, gründlich überholt und mit Original-Ersatzteilen restauriert. Der nochmalige Auftritt an der Felbertauernstraße nach 46 Jahren war für den enthusiastischen Besitzer und die Mitarbeiter der Felbertauernstraße AG ein echter Höhepunkt. Ansonsten beteiligt sich Erwin Tuller mit seinem U 30 von Zeit zu Zeit an Oldtimer-Fahrten.

Werk Gaggenau als Ausgangspunkt des Welterfolgs

Mit Produktionsbeginn im Werk Gaggenau von Mercedes-Benz, am 3. Juni 1951, kamen auch für den Unimog modernste Fertigungsmethoden zur Anwendung. Insgesamt wurden in Gaggenau in 50 Jahren über 320 000 Einheiten gefertigt. Mit der Verlagerung der Unimog Produktion ins Mercedes-Benz Lkw-Montagewerk in Wörth am Rhein – im August 2002 – verließ der Unimog zwar sein angestammtes Werk, doch mit der Einbringung in das größte Lkw-Werk der Welt behält er seine Wurzeln im Nutzfahrzeuggeschäft des Konzerns. Bis heute sind 25 Baureihen mit unzähligen Baumustern entstanden. Beweise der in 60 Jahren nie stillstehenden Innovationsfähigkeit des Unimog sind die heute aktuellen geländegängigen Geräteträger U 300 bis U 500, die hochgeländegängigen Transportfahrzeuge U 3000 bis U 5000 sowie die im Jahr 2008 im Markt eingeführte dritte Unimog-Baureihe U 20. Letzterer weist als kompakter Geräteträger in der Gewichtsklasse bis 8,5 t die gleiche Systemkompetenz auf wie die größeren Brüder.♦

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