Boxenarbeit

Ritt auf dem Ring Teil III

Veröffentlicht am: 27. Mai 2009Von
Zum 37. Mal ist das legendäre 24h-Rennen erfolgreich zu Ende gegangen. Olaf Manthey hat wieder mal bewiesen, dass es sich mit Porsche gut siegen lässt. Audi hatte mit den R8 LMS trotz Favoritenstellung zum Schluss keine Chance gegen die Mannschaft mit Timo Bernhard; Marc Lieb; Romain Dumas und Marcel Tiemann.

Die Schlacht hat ein Ende

BoxenarbeitSonntag den 24.05.09 16:00 Uhr – die Zielflagge wird geschwenkt. Der Porsche mit der Startnummer 1 rollt mit etwa vier Minuten Vorsprung vor dem zweitplazierten Audi R8 LMS im Parallelflug mit dem zweiten Manthey-Porsche über die Ziellinie. Kurz davor „fliegen“ die vier Audi R8 LMS im Formationsflug über die Ziellinie. Ein Bild für die Motorsportgötter. Ein Ausgang, den Audi anders geplant hatte. Der Hersteller mit den vier Ringen im Grill, ist mit dem Ziel an den Ring gereist, ganz oben auf dem Podest zu stehen.

SiegerEs war ein spannendes Rennen. Die Rennleitung hatte etwa fünf Wochen vor den 24h das Reglement geändert. Durch diese Änderungen sollte mehr Spannung entstehen – was sich dann auch im Renngeschehen als richtige Entscheidung erwies. Das Feld an der Spitze ist deutlich zusammen gerückt. Oft werden bei diesem Rennen die Autos bis in die letzte Runde getragen, um größere Schäden zu vermeiden. Jedoch aufgrund des stark zusammen gerückten Feldes, mussten die Fahrer aus sich und dem Material alles herausholen. Die Boliden wurden regelrecht über die Curbs getrieben, um eine zehntel Sekunde pro Runde zu retten. Diese ständige „Räuberei“ über die doch teilweise recht hohen und scharfen Ecken der Nordschleife, war den Autos förmlich ins Gesicht geschrieben. Spoiler und Diffuserkannten waren zum Schluss teilweise abgerissen, oder gar nicht mehr vorhanden. Trotz des engen Feldes, konnten die führenden Autos in den letzten Runden das Tempo gedrosselt, und fuhren nur noch Zeiten etwas über neun Minuten. Ein Fahrer sagte mir nach dem Rennen: „Du fährst die letzten Runden und hörst nur noch auf das Auto. Jedes noch so kleine Geräusch lässt Dich zusammen zucken, und es läuft dir kalt den Rücken runter“.

Nach dem Rennen fiel bei vielen eine riesen Last von den Schultern. Die Siegerehrung mobilisierte noch mal die letzten Kräfte. Aber nach fast 48 Stunden physischer- und psychischer Belastung, war die Luft einfach raus. Die Teams packten ihre Sachen zusammen, und freuten sich auf Zuhause mit einer schönen Dusche und einem leckeren Bier.

Für mich als Zuschauer war das Wochenende ein fantastisches Erlebnis – und ich konnte Rennsport life und ganz nah erleben. Ich hatte die Möglichkeit alle Bereiche des Renngeschehens zu beobachten. Ich habe in der Nacht den Geruch von Benzin, Öl, und Reifen in der Nase gehabt. Man merkte die Spannung bei den Mechanikern, wenn etwas nicht richtig funktionieren wollte. Das Engagement, die Autos in kürzester Zeit wieder auf die Strecke zubringen. Bei einem Interview mit einigen Mechanikern habe ich erfahren, dass diese Arbeit hier in einem Team freiwillig und ohne Bezahlung ist. Dabei sein ist alles!

Wenn nächstes Jahr auch der Erlebnispark am Nürburgring fertig gestellt ist, wird das 38. 24h-Rennen sicher wieder ein voller Erfolg. Die Organisatoren haben bewiesen, dass sie mit dem neuen Regelwerk auf einem guten Weg sind, und dem Zuschauer wird wieder packender Rennsport geboten.

Fotos © Holger Mertens Ziel

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