Konjunktur schwächelt

Veröffentlicht am: 15. April 2009Von
Der globale Konjunktureinbruch sowie die eingeschränkte Kreditverfügbarkeit haben den weltweiten Pkw-Absatz im 1. Quartal 2009 belastet.

Globaler Konjunktureinbruch belastet weltweiten Pkw-Absatz

Erste Anzeichen einer Stabilisierung durch staatliche Maßnahmen erkennbar

Frankfurt am Main, 16. April 2009 | Im Zuge des synchronen Rückgangs der weltweiten Wirtschaftsleistung hielten sich die Verbraucher mit der Anschaffung eines neuen Autos zu Jahresbeginn zurück. Mittlerweile haben die von zahlreichen Regierungen aufgelegten Konjunkturprogramme erste Wirkung gezeigt und der Pkw-Nachfrage wichtige Impulse verliehen. Diese stützenden Effekte sollten sich in den kommenden Monaten weiter entfalten und dabei helfen, den Abwärtstrend auf den globalen Absatzmärkten zu dämpfen, teilte der Verband der Automobilindustrie (VDA) mit.

Zwar unterschritt der Pkw-Absatz in Europa im Monat März das Vorjahresergebnis um 9 Prozent. Allerdings waren in einigen europäischen Ländern erste Anzeichen für eine Nachfragebelebung erkennbar. Neben Deutschland legten auch die Neuzulassungen in Frankreich (+8 Prozent) zu. In Italien konnte, nach 14 Monaten mit einem rückläufigen Ergebnis, erstmals wieder ein stabiles Absatzniveau erzielt werden. In allen genannten Ländern haben die Regierungen Verschrottungsprämien aufgelegt, die wirksame Anreize zum Kauf neuer, energieeffizienter Autos bieten.

In den ersten drei Monaten 2009 verfehlte der Pkw-Absatz in Europa mit 3,4 Mio. Pkw das Vorjahresniveau um 17 Prozent. Die Verkäufe in Westeuropa gaben um 16 Prozent auf 3,2 Mio. Pkw nach. Vor allem das deutlich positive Neuzulassungsergebnis in Deutschland (+18 Prozent) sorgte dafür, dass der Rückgang nicht noch höher ausfiel. Im Vergleich dazu mussten die Volumenmärkte Großbritannien (-30 Prozent), Spanien (-43 Prozent) und Italien (-19 Prozent) starke Rückgänge hinnehmen. In Frankreich fiel das Minus (-4 Prozent) nicht ganz so stark aus. In den Neuen EU-Ländern gab die Nachfrage im ersten Quartal um 29 Prozent nach; nur in Polen (+1 Prozent) konnte der Pkw-Absatz leicht zulegen.

Auf den übrigen globalen Märkten zeigte sich zu Jahresbeginn ein gemischtes Bild. In den USA lag der Absatz im ersten Quartal 2009 mit 2,2 Mio. Fahrzeugen 38 Prozent unter dem Vorjahr. Die Erfolge der Verschrottungsprämie hat die Aufmerksamkeit der US-Regierung geweckt. Derzeit wird dort intensiv über eine mögliche Einführung diskutiert. Die Erfahrungen in Europa zeigen eines deutlich: Um den beabsichtigten Effekt der Marktstabilisierung und der Bestandserneuerung zu erzielen, muss die Prämie wettbewerbsneutral gestaltet sein. »{mospagebreak}

Marktführer Toyota verlor ein Viertel seines Absatzes

In Japan lagen die Verkäufe bis einschließlich März mit knapp 1 Mio. Pkw 23 Prozent unter dem Vorjahresniveau. Marktführer Toyota verlor ein Viertel seines Absatzes. Die Regierung in Tokio plant, die Auswirkungen der schwersten Wirtschaftsrezession der Nachkriegszeit mit einem weiteren Konjunkturpaket in Höhe von 117 Mrd. Euro abzufedern. Darin enthalten ist eine Abwrackprämie von 1.900 Euro bei Kauf eines Neuwagens, wenn zugleich ein Fahrzeug älter als 13 Jahre verschrottet wird.

Erste Lichtblicke gab es dagegen in den Schwellenländern: So lag der Pkw-Absatz in China im ersten Quartal mit 1,6 Mio. Fahrzeugen 4 Prozent über Vorjahresniveau; allein im März kletterten die Verkäufe um 10 Prozent. Getrieben wurde die Nachfrage von der Halbierung der Verkaufssteuer für Fahrzeuge mit weniger als 1,6 Liter Hubraum sowie von Subventionen beim Autokauf für die ländliche Bevölkerung. Angesichts des schwachen außenwirtschaftlichen Umfelds sieht sich die Regierung in Peking gezwungen, mit Hilfe eines umfangreichen Konjunkturprogramms die Binnennachfrage anzukurbeln, um seine ehrgeizigen Wachstumsziele zu erreichen und der wachsenden Unzufriedenheit in der Bevölkerung entgegenzutreten. ♦

In Indien wurden bis einschließlich März mit 447.200 Pkw knapp 2 Prozent mehr Fahr¬zeuge verkauft. Nach schwachem Jahresstart entwickelte sich die Nachfrage im Zuge deutlich gesunkener Kreditzinsen zuletzt wieder besser. Angesichts der merklichen Wachstumsabschwächung der indischen Wirtschaft hat die Regierung die Mehr¬wertsteuer gesenkt und die Staatsausgaben erhöht, um die Nachfrage auf dem Subkontinent zu stabilisieren.

In Brasilien wurden im ersten Quartal 2009 mit 642.000 Fahrzeugen 4 Prozent mehr Fahrzeuge verkauft; allein im Monat März zogen die Verkäufe um 18 Prozent an. Zu Jahresbeginn hatte die Regierung die Steuern für Pkw gesenkt, was in der Folge zu niedrigeren Verkaufspreisen führte. Die Steuersenkung, die ursprünglich Ende März hätte auslaufen sollen, wurde nun um drei Monate verlängert. Überdies stellt der Staat rund 1,3 Mrd. Euro für die Pkw-Finanzierung zur Verfügung. Die deutschen Hersteller verkauften in Brasilien in den ersten drei Monaten 9 Prozent mehr Fahrzeuge und steigerten damit ihren Marktanteil um 1 Prozentpunkt auf 24 Prozent.

In Russland dagegen lagen die Pkw-Neuzulassungen in den ersten drei Monaten 40 Prozent unter dem Vorjahresniveau. Als Reaktion auf die deutlich rückläufigen Zahlen greift die russische Regierung der angeschlagenen Autoindustrie unter die Arme. So erhält der größte Pkw-Produzent des Landes Avtovaz (Lada) einen zinslosen Kredit über umgerechnet 560 Mio. Euro. Weiterhin stehen staatlich gestützte Autokredite mit einem Volumen von 135 Mio. Euro zur Verfügung, allerdings nur für Neufahrzeuge mit einem Höchstpreis von rund 8.000 Euro. Die deutschen Hersteller konnten sich in dem zu Jahresbeginn extrem schwachen Marktumfeld noch vergleichsweise gut behaupten; ihre Verkäufe gingen im ersten Quartal lediglich um 22 Prozent zurück. Damit steigerten die deutschen Anbieter ihren Marktanteil um 5 Prozentpunkte auf gut 19 Prozent.

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