Saure Gurkenzeit?
Die gelben Engel helfen – immer und überall
Es war an einem Freitagnachmittag, als ich einen Auftrag bekam, zu einer älteren Dame zu fahren. Auf meinem Fax stand: Reifenschaden an einem Ford Fiesta. Solche kleineren Aufträge waren das normale Tagesgeschäft und man konnte davon ausgehen, dass dies eine schnelle Angelegenheit wird. Ich fuhr zur Zentrale und holte mir den Pannenwagen. Ein größerer Kombi mit allem an Ausrüstung was man so braucht. Ich habe mich dann auf den Weg zu der angegeben Adresse gemacht und war auch innerhalb von fünf Minuten am Ziel.
In der Einfahrt stand auch schon ein roter Ford Fiesta, zu dem die Beschreibung passte. Ich betrat das Grundstück und sah mir schon mal den Fiesta an – erkannte aber keine Beschädigung an den Reifen. Ich dachte bei mir, wo denn hier noch ein anderer Wagen stehen könnte und ob dies die richtige Adresse sei.
Ich klingelte und nach einiger Zeit machte eine ältere Dame auf. Es war nicht schwer für die Dame mich anhand der gelben Kleidung dem ADAC zuzuordnen. Ich stellte mich vor und fragte sie, wo denn der Wagen mit der Reifenpanne stehen würde. Sie antwortete: „Der Wagen hätte gar keinen Reifenschaden“. Die Sache kam mir dann schon etwas suspekt vor. Nach meiner Frage, warum sie denn den ADAC um Pannenhilfe gebeten hat, kam die etwas verlegende Frage: „Ich wusste mir nicht zu helfen. Aber könnten Sie mir bitte das Gurkenglas öffnen? Ich wollte die Nachbarschaft nicht belästigen, habe leider gar keinen richtigen Kontakt.“
Das hatte gesessen. Ich dachte, dass dies ein Scherz sei und überlegt, wann hier der Kurt Felix (Sendung „Versteckte Kamera“) auftaucht. Darauf hin fragte ich die alte Dame, ob das ihr Ernst sei. Aber dem Blick nach zu urteilen, schien es wirklich der Fall zu sein. Ich sagte zu Ihr, das Gurkenglas zu öffnen, wäre ja das kleinste Problem. Aber über die Leerfahrt, da müssen wir dann doch noch sprechen.
Nach kurzer Rücksprache mit der Firma haben wir das Problem rasch gelöst. Ich habe die Schrauben der Räder sicherheitshalber auf Drehmoment geprüft – sicher ist sicher und hatte damit auch einen Text für meinen Auftrag. Die nette Dame war überglücklich.
Nachdem die Frau dann meinen Auftrag unterschrieben hatte, öffnete sie noch die Geldbörse und schüttete mir eine Menge Kleingeld in die Hand. Es waren, wenn ich mich recht erinnere, über acht Mark an Trinkgeld.
Die Geschichte hat mich doch etwas Nachdenklich gemacht, und ich habe beschlossen demnächst mehr Interesse für die Nachbarschaft zu entwickeln.