Fahrbericht – BYD Atto 3
BYD steht für „Build your Dreams“. Wow und so selbstbewusst fährt der kleine Chinese vor. Dezent, aber auffällig, mit der „Kriegsbemalung“ der Fußballeuropameisterschaft in Deutschland.
BYD nicht mehr nur auf der Überholspur…
Vielleicht schon fast vorbei? Nicht Mercedes-Benz, Volkswagen, Audi oder BMW waren der Hauptsponsor der Fußballeuropameisterschaft 2024 in Deutschland, sondern BYD. Entsprechend selbstbewusst geht BYD an die Themen heran. In Paris wurde der neue BYD SEALION 7 vorgestellt. Mitte November 2024 wird er in Deutschland (s.a.BYD SEALION 7) präsentiert. Wir werden live vor Ort sein und einen Kurztest liefern.
Der BYD Atto 3 sieht chic aus, „Kriegsbemalung“ macht Sinn, denn allzu häufig sieht man die Marke noch nicht in Deutschland. Aber BYD hat schon 9 Millionen Fahrzeuge gebaut! Tendenz steigend.
Dann mal los
Eigentlich war für den Einstieg der BYD Dolphin (150 kW Leistung, ab 32.990 Euro*) geplant. Der ATTO 3 ist mit 37.990 Euro* nur unwesentlich teurer. Start-Taste drücken und los. Natürlich vorher auf ECO umgestellt. 204 PS ist eine perfekte Motorisierung für den mittelgroßen ATTO 3. Mit 310 Nm Drehmoment stellt der Atto 3 genügend Power zur Verfügung. Sport-Modus haben wir nicht einmal für den Überholvorgang benötigt.
Zwischenfazit: Ein richtiges Fun-Fahrzeug. Macht neugierig auf den BYD SEALION 7 mit AWD und vermutlich 530 PS.
Daten & Fakten
Motorbauart | Elektromotor |
Hubraum | – |
Emissionsklasse | A |
Leistung (kW / PS) | 150 / 204 |
Drehmoment Nm | 310 |
Verbrauch (WLTP, kWh/100 km) | 16,0 |
Batterie (brutto / netto kWh) | 62,0 / 60,5 |
Reichweite WLTP (km) | 420 |
AC-Laden (kW) | 11 |
DC-Laden (kW) | 89 |
10 bis 80% laden (ø kW / min) | 73 / 37 |
V2L Unterstützt (kW, AC) | 3,3 |
Anzahl Personen | 5 |
Kofferraum (normal / Max l) | 440 / 1.338 |
Leergewicht (kg) | 1.825 |
Zuladung (kg) | 410 |
Beschleunigung (0-100 km/h in sec) | 7,3 |
Höchstgeschwindigkeit (km/h) | 160 |
Preis (Euro) | Ab 37.990 |
Anhängelast (gebremst, kg) | 0 |
Weitere Daten siehe https://ev-database.org
Ausstattung
Der BYD Atto 3 startet bei 37.990 Euro*. Für den ATTO 3 Design werden 39.990 Euro fällig. Egal welche Farbe. Der Preis ändert sich nicht im Konfigurator. Das war es! Vollausstattung zum „Grundpreis“.
Angefangen über das Panoramadach, bis hin zur induktiven Ladestation für das Smartphone. Alles da, was das Herz begehrt. Nur auf eine Anhängerkupplung müssen die BYD-Fan bislang verzichten.
Ausstattung (Auszug)
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Der BYD Atto 3 im Alltag
BYD Atto 3 hat im Alltag keine Schwäche gezeigt. Sitze umklappen, einladen, perfekt. Kurios ist, dass der Atto 3 keinen „Standard Bordcomputer“ hat, über den wir unsere Testdaten auswerten können. Es gibt nur einen Gesamtverbrauchswert vom Start bis zum aktuellen Kilometerstand (2.708 km = 19,6 kWh/100 km) und einen Wert für die letzten 50 Kilometer. Wird dieses Datum gelöscht, werden erst einmal sehr niedrige Werte angegeben, beispielsweise 5,3 kWh/100 km. Erst ab etwa 30 Kilometer werden realistische Werte von z.B. 13,5 kWh/100 km ausgegeben.
Was brummt denn da?
Kurios, bei niedrigen Geschwindigkeiten verursacht der Atto 3 „Schleifgeräusche“. Wir kennen das, wenn ein eAuto längere Zeit nicht benutzt wurde. Die Geräusche kommen von den Scheibenbremsen. Die Geräusche sind aber ab 30 km/h weg. Lösung, das sind keine Schleifgeräusche, sondern „Hinweise“ (Sound) für die Fußgänger, dass dort ein eAuto fährt.
Waagerecht oder senkrecht?
Wie hätten Sie gerne ihr Display? Egal, man kann dieses elektrisch verstellen.
Lademeister
Der BYD Atto 3 hat nur etwa 80 kW DC-Ladeleistung. Das kennen wir beispielsweise vom PEUGEOT e-208, die werden schnell auf unter 50 kW gedrosselt und dann steht man herum … und ist genervt. Nicht so beim Atto 3. Wir laden natürlich, – wenn es sinnvoll ist – unter 20% State of Charge (SoC) und dann ballert der Atto stabil mit um die 80 kW oft sogar mehr.
Da wir zeigen wollten, das eMobilität auch ohne Wallbox funktioniert, haben wir meistens im nächsten Ladepark (Emsflower 6 km) geladen. Zum Einkaufen nicht nach Salzbergen (8 km), sondern nach Schüttorf (10 km) gefahren, weil man dort laden kann. Spaziergang nicht zur Saline (ohne Lademöglichkeit), sondern nach Salzbergen (11 kW AC-Lader).
Laden bei Shell macht für BYD-Kunden Sinn. Es gibt eine kostenlose Mitgliedschaft. 0,15 € Rabatt pro kWh auf das Laden mit Gleichstrom im Netzwerk von Shell Recharge. Schnelles Laden mit Gleichstrom kostet normalerweise 0,64 € pro kWh. Weitere Infos auf BYD.de.
App
Die App ist leider, wie bei vielen Herstellern, noch eine Service-Wüste. Eigentlich kann man über den Bordcomputer einen Scancode abrufen. Der ist aber (noch) nicht vorhanden. Normalerweise kann man dann eine VIN-Nummer eingeben, ebenfalls nicht möglich.
Long-Run
Einen echten Long-Run haben wir wegen einer starken Erkältung nicht gemacht. Aber nach Bochum sind wir gefahren (hin und zurück ca. 300 km). Wie schon oft erwähnt, ist in der Nähe unseres Zieles eine 2×2 150 kW HPC Ladestation.
Nach Bochum hin, etwa ein Verbrauch von 18,5 kWh/100 km. Auf dem Rückweg etwa 17,1 kWh/100 km (real) für die letzten 50 km. Nach 118 km, Restreichweite 286 km = 404 km -> „reale“ Reichweite.
Um noch einmal andere Verbrauchswerte für eine längere Teststrecke sammeln zu können, sind wir nach Papenburg (90 km) gefahren. Auch für die Fotos. Papenburg macht auch Sinn, weil wir dort – am neuen Einkaufzentrum – gut laden können. Für die Hinfahrt (Landstraße) 97 km 14,8 kWh/100 km. Für die Rückfahrt über die Autobahn (110 km/h) 18,5 kWh/100.
Laden war perfekt, zwar waren alle 3 50 kW-Lader besetzt, aber ein Fahrzeug hat einen Ladepunkt freigegeben. Man hätte auch mit 11 kW laden können, aber dann hätten wir mit nur 15-16 kWh nach etwa 1,5 Stunden zu wenig Reichweite gehabt. Aber am 50 kW-Lader waren wir zu 100% geladen, Reichweite 420 km.
Kraftstoffverbrauch
Übergeben wurde uns das Fahrzeug mit „lobenswerten“ 98% SoC und mit 2.708 km und kumuliert AEC 19,6 kWh/100 km. Nach 720 km konnten wir den Wert auf 18,9 kWh/100 km reduzieren. Wie erwähnt, können wir leider keine verlässlichen Daten für unsere diversen Teststrecken liefern.
Die Minimalrunde sind wir dann am Stück gleich zweimal gefahren, um auf über 30 km Strecke zu kommen.
- 2.708 km, 19,6 kWh/100 km = 530,7 kWh
- Testende 3944 km, 18,7 kWh/100 km = 737,5 kWh – > 206,8 kWh für 1.236 km = 16,7 kWh/100 km
So testen wir auf der a-om-Vergleichsrunde.
Modus | Strecke [km] | Geschw. Ca. [km/h] | Verbrauch ca. [kWh/100km] |
aom- Vergleichsrunde |
55 | 58 | 15,2 |
Super-Spar | 2 x 15 | 48 | 13,8 |
Landstraße sparsam | 40 | 48 | 13,4 |
Landstraße sportlich | 35 | – | – |
Landstraße 1 | 60 | 58 | 14,2 |
Landstraße 2 | 60 | 57 | 12,9 |
Landstraße 1+2 | 120 | – | – |
BAB 100 | 40 | 85 | 16,8 |
Stadt | 16 | 27 | 13 |
Pendler | 30 | 38 | 15 |
Ladestopps s. Ladehistorie (unten) |
Testverbrauch nach 1.236 km, ca. 62 km/h, 16,7 kWh/100 km
Pro & Contra
+ |
Cooles, gut verarbeitetes eAuto mit ausreichend Reichweite. |
– |
Keine Anhängerkupplung, ca. 85 kW Ladeleistung ist ausbaufähig. Bordcomputer können ein Update vertragen. |
Fazit
Der BYD Atto 3 hat extrem viel Spaß gemacht. China zeigt, dass man gut verarbeitete eFahrzeuge mit ausreichend Leistung und Reichweite für unter 40.000 Euro anbieten kann. Wir freuen uns jetzt schon auf den BYD SEALION 7, den wir Mitte November im Kurztest haben und auf den BYD Dolphin, BYD Han und und und. Übrigens, wir haben in der Nähe von Osnabrück einen BYD Store. Eine Probefahrt buchen macht Sinn.
Ausblick
Mit dem Jeep Avenger, den wir schon elektrisch vorgestellt haben, wollen wir wieder „Sparrekorde“ mit einem Hybrid aufstellen. Dann holen wir den Fiat 600 e in Rüsselsheim ab, der denn hoffentlich mit dem ersten XPeng getauscht wird.
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