Fahrbericht – Polestar 2 – Sommer
Fakten, fahren, laden und an den Leser denken
In Analogie zum Focus (Helmut Markwort): Fakten, Fakten, Fakten und an den Leser denken. Na ja, so richtig Sommer war es noch nicht: aber immerhin meistens über 10, oft 15 bis 19 Grad. Nur morgens war es manchmal ziemlich frisch mit etwa 5 bis 6 Grad. In diesem Fahrbericht brauchen wir nicht auf die allgemeinen Dinge eingehen; es geht im Schwerpunkt um die Fragen:- Wie ist der Verbrauch im Vergleich zum Winter?
- Wie ist die Ladefähigkeit?
- Wie funktioniert Spotify und A Better Routen Planer?
- Wie gut schlägt er sich, wenn wirkliche Long-Runs zu bewältigen sind?
Dann mal los
Unser nächstes privates Fahrzeug wird ein eAuto. Das ist sicher. Der Polestar 2 ist da ganz oben auf unserer Wunschliste. In der groben Planung ist es der Polestar 2 als Long Range Single Motor mit 231 PS, mit großer 78 kWh Batterie und einer Reichweite von zirka 500 Kilometern. Wenn man so mit 408 PS unterwegs ist und auf der Landstraße mal überholen muss, denkt man: hoffentlich habe ich am Ende nicht an der falschen Stelle gespart? Der Aufpreis beträgt etwa 3.000 Euro gegenüber dem Long Range Single Motor.
Den Polestar mit dem „kleinen Motor“ werden wir vielleicht im Herbst vorstellen dürfen.
Polestar 2 |
44.930 Euro |
Sonderfarbe |
1.000 Euro |
Plus Paket |
4.500 Euro |
Pilot Paket |
3.500 Euro |
Summe |
53.930 Euro |
Umweltprämie |
– 7.500 Euro |
Kaufpreis |
46.430 Euro |
Daten & Fakten
Siehe Fahrbericht Winter (LINK). Es gibt ja jetzt noch eine weitere Spezifikation des Polestars mit einem schwächeren Motor und ohne Allrad; jeweils mit einer kleinen 64 kWh oder großen 78 kWh Batterie. Wobei 224 PS ist ja nun nicht wirklich „schwach“ (s.a. Polestar 2 – Dreimal gut).
Ausstattung, siehe Fahrbericht – Polestar 2
Der Polestar im Alltag
Auch hier können wir uns kurzfassen und im Wesentlichen auf das Laden, die Neuerungen in punkto Spotify und A Better Routenplaner eingehen.
Lademeister
Laden hat durchweg gut geklappt. Es gab Gerüchte, dass der Polestar 2 Probleme mit IONITY hatte. Haben wir im Winter auch einmal erlebt. Jetzt hatten wir an einer freigegeben IONITY Säule (leichtet grün) auch einmal keine Ladung erlebt. Die Ladesäule wurde gewechselt; dann war alles okay. Beim nächsten Versuch bekamen wir auch keinen Strom. Haben das Fahrzeug noch einmal gestartet und dann den Stecker „mit Schwung“ eingesteckt und noch einmal nach oben und unten gedrückt. Mit dieser Methode waren wir dann immer erfolgreich.Zur Ladeleistung kann man feststellen, dass wir die 150 kW tatsächlich einmal auch kurz gesehen haben. Ansonsten war die Ladeleistung bei etwa 120 kW – wurde aber schon ab etwa 50% abgeregelt. Aber in ungefähr 20 Minuten auf 200 Kilometer Reichweite zu kommen ist schon eine gute Leistung.
Ein Kollege hat berichtet, dass der Polestar 2 (vielleicht mit neuer Software) über einen längeren Zeitraum mit über 160 kW geladen hat. Gerüchte: auch Ford schraubt an der Ladekurve. In Hilden wurde ein Testingenieur mit einem Mach-E gesichtet, der auch deutlich jenseits von 160 kW geladen hat.
Laden at home
Wann immer es sinnvoll war, haben wir zu Hause geladen. Wie schon oft erwähnt, ist man erst überrascht, wenn man die Information bekommt „bis 100% in 36 Stunden“. Aber über Nacht sammelt man so genug Reichweite, dass es in der Regel für den nächsten Tag reicht. Und meist ist der Polestar 2 dann nach wenigen Tagen laden wieder bei 100%.
Navigation und A Better Routen Planer
Cool, endlich ist auch A Better Routen Planer (ABRP) verfügbar. Im Testwagen musste die App erst einmal installiert werden. Dazu unten im Display, in der Mitte den Google Playstore aufrufen und ABRP installieren. Wir haben regelmäßig beide Tools parallel laufen lassen. Kurios: wir haben in Vorbereitung auf die Reise nach Stuttgart die Strecke vom Laptop aus geplant und als Ausdruck mitgenommen. Im Auto wurden dann andere Ladestationen vorgeschlagen.Die Navigation mit Google Maps hat sich – meiner Meinung nach – im Vergleich zum Wintertest verbessert. Maps zeigt ja an, mit wieviel Prozent SoC man am Lader ankommt. So hat man immer im Blick, auch sicher anzukommen. ABRP schlägt dann vor, wie lange man dort laden muss. Wir haben meistens etwas länger geladen, um Reserven zu haben, aber oft ab 80% aufgehört.
Spotify
Spotify ist sehr cool. Er findet mit 95% Wahrscheinlichkeit auch die richtigen Songs. Wenn man nur auffordert: „OK, Google, spiele Lieder von den Beatles“, spielt er gleich das gesamte Repertoire. Wir haben es nicht geschafft, eine eigene Playliste zu erstellen. Dazu muss man vielleicht mit dem eigenen Google-Konto oder Spotify angemeldet sein.
Long-Run
Jetzt zum Schwerpunkt: wir haben zum „Üben“ den Polestar Store Düsseldorf besucht (inklusive Ladepark Hilden). Weiterhin waren wir in Köln und als Höhepunkt in Stuttgart.
Papenburg (hin und zurück) 200 Kilometer wäre ohne Ladestopp möglich. Aber da wir nicht komplett aufgeladen losgefahren sind, kamen wir in Papenburg mit 38% und 150 km Reichweite an. Der Rückweg über die Landstraße hätte das gereicht. Aber das Laden beim EDEKA in der Nähe Stadtmitte war gut. In 2 Stunden haben wir 110 km Reichweite aufgeladen. Es hat perfekt gereicht. Wäre unsere Heimreise länger gewesen, wäre ein 22-kW-Onboard-Lader cool und hätte dann sogar 220 km gebracht!
Düsseldorf (hin und zurück) mit etwa 300 Kilometern: die Strecke hätten wir auch ohne Ladestopp geschafft. Aber da man persönlich auch mal „aufladen“ muss, haben wir einen Schnelllader mit „Futterkrippe“ gesucht. Der Polestar Store war ganz cool mit vier Ladesäulen (alle besetzt). Aber wegen Corona war der Store zu. Probefahrten können aber gebucht werden.
Hilden ist natürlich ein Erlebnis. Lohnt sich auf jeden Fall, weil man dort auch vom Bäcker Schüren gut versorgt wird. Überdachte Ladesäulen sollten der Standard sein. Da wir natürlich in Hilden geladen haben, konnte wir auf der Rückfahrt auch mal die 210 km/h genießen.
Köln (hin und zurück) 400 Kilometer: da brauchen wir natürlich einen Ladestopp. Geplant war ein Stopp beim Aldi Süd mit Lader, weil: wenn man die Chance hat Weißwürstchen einzukaufen, müssen wir diese auch nutzen. Laden war Fehlanzeige. Ich habe dann auf dem Rückweg zielgerichtet eine IONITY Ladestation angesteuert.
Fahrt nach Stuttgart
Stuttgart (hin und zurück 1.100 km) war der Höhepunkt. Wie auch schon mehrfach erwähnt, bereiten wir diese Fahrt mit ABRP vor.
Wegpunkt |
SoC Ankunft % |
SoC Abfahrt % |
Ladezeit min |
Distanz km |
Fahrtdauer h |
Ankunft |
Home |
90 |
226 |
2:04 |
|||
Bad Honnef |
12 |
61 |
20 |
151 |
1:21 |
|
A67 Raststätte Pfungstadt |
10 |
65 |
23 |
167 |
1:38 |
|
Stuttgart Bad Cannstadt |
10 |
|||||
133,4 kWh |
43 |
544 |
5:04 |
5:48 |
Wir laden bei IONITY mit maximal 90 kW; laden von 36% auf 80% in 36 Minuten. Essen unser Brot, trinken Wasser, hören via Spotify Musik. Entspannt geht es weiter zum EnBW Lader (300 kW); Ankunft 36%, 140 km Reichweite. Leider hatten wir noch einen Stau mit Stopp-and-Go von etwa einer Stunde.
Am IONITY saugen wir mit maximal 80 kW. 36% bis 70%, zusätzliche Reichweite 160 km in 23 Minuten. Wir kommen mit einer Reichweite von 80 Kilometern an. In Stuttgart dann noch zu einem Kollegen (hin und zurück) 30 km. Mit nur 50 km Reichweite im „Tank“ wäre ich früher nervös geworden. Jetzt bleibe ich cool, hab Vertrauen zum Polestar 2. Am nächsten Tag ging es zum Corona-Schnelltest und weiter zum Mercedes-Benz-Museum. Ankunft dort mit 40 km.Am Museum konnte ich etwa 8 Stunden kostenlos laden (parken für 15 Euro) und bin fast voll geladen zum Hotel.
Für die Rückfahrt bekommen wir die folgenden Daten:
Wegpunkt |
SoC Ankunft % |
SoC Abfahrt % |
Ladezeit min |
Distanz km |
Fahrtdauer h |
Ankunft |
Stuttgart Bad Cannstadt |
90 |
192 |
1:54 |
|||
Shell Rugbyrin (EnBW |
28 |
66 |
19 |
160 |
1:24 |
|
Königsforst Ost E.ON |
10 |
73 |
31 |
191 |
1:40 |
|
Home |
10 |
|||||
131,9 kWh |
50 |
543 |
4:59 |
5:49 |
Zwischenfazit Long-Run: Strecken von 500 Kilometern und mehr verlieren ihren Schrecken. Zwei Pausen, verteilt auf eine Strecke von 550 km passt zum Thema „Entschleunigung“. Einmal Hamburg – München ohne Stopp sollte man auch nicht mit einem Diesel fahren. Die Schnellader stehen mittlerweile im Abstand von etwa 80 Kilometern an den Raststätten oder Autohöfen. Drosselung ab 80 oder 85% Prozent ist okay. Der Polestar sollte aber schauen, dass ab 20% Kapazität stabil Strom mit mehr als 120 oder 130 kW fließt. Die Mittbewerber arbeiten daran.
Kraftstoffverbrauch
Klar ist, im Winter verbrauchen eAutos deutlich mehr in Relation zum Verbrenner. In der Twitter Community sagen die Experten: Reichweite minus Mehrwertsteuer. Klar ist, dass für das Wärmen des Innenraums, Sitzheizung und Batterie Strom verbraucht wird. Auch für den optimalen Ladevorgang sollten die Batterien vorgeheizt sein. Tesla kann es; Polestar hoffentlich bald auch.
So testen wir auf der aom-Vergleichsrunde.
Modus |
Strecke [km] |
Geschw. [km/h] |
Verbrauch [l/100km] |
aom- |
55 |
73 |
20,2 |
Super-Spar |
15 |
52 |
17,0 |
Landstraße sparsam |
73 |
46 |
17,2 |
Landstraße sportlich |
35 |
85 |
25,1 |
Landstraße 1 |
60 |
64 |
18,4 |
Landstraße 2 |
60 |
61 |
16,8 |
BAB 100 |
26 |
95 |
19,3 |
BAB 130 |
26 |
116 |
24,4 |
Stadt |
16 |
31 |
15,2 |
Pendler |
30 |
40 |
16,3 |
Langzeit |
869 |
77 |
23,3 |
Ladestopps s. Ladehistorie |
Testverbrauch nach 2.995 km, ca. 70 km/h, ca. 23,5 kWh/100 km
Vergleich Winter – Sommer
Klar war, dass ein Elektroauto im Winter mehr Strom benötigt als im Sommer. Deutlich wird das auch an dem eher schlechten Ergebnis bei der aom-Runde im Sommer mit 20,2 kWh/100 km. Morgens war es mit 5 bis 6 Grad doch ziemlich „winterlich“ und mit der kleinen Aufwärmrunde von nur 3 bis 4 km waren die Batterien nicht wirklich auf Betriebstemperatur. Wären wir die Runde noch einmal gefahren, wären wir sicher bei etwa 19 kWh/100 km gelandet.
Modus |
Winter [kWh/100km] |
Sommer [kWh/100km] |
aom- |
24,6 |
20,2 |
Super-Spar |
23,4 |
17,0 |
Landstraße sparsam |
22,2 |
17,2 |
Landstraße sportlich |
24,6 |
25,1 |
Landstraße 1 |
22,7 |
18,4 |
Landstraße 2 |
22,1 |
16,8 |
BAB80 |
21,7 |
– |
BAB 100 |
21,6 |
19,3 |
BAB 130 |
31,5 |
24,4 |
BAB normal |
22,4 |
– |
Stadt |
22,6 |
15,2 |
Pendler |
22,1 |
16,3 |
Ladestopps s. Ladehistorie |
Pro & Contra
+ |
Cooles, frisches eAuto mit Power und ausreichend Reichweite. |
+ |
Neu: Spotify, ABRP und Over-the-Air (OTA) Updates |
– |
Kein längeres DC-Laden > 130 kW, nur 11 kW-AC-Laden |
Fazit
Der Polestar 2 ist ein sehr cooles Elektroauto mit dem Zeug zum Bestseller. Das Preisleistungsverhältnis ist fair und ich war ja der Meinung, der „kleine“ Motor mit „nur“ 231 PS und großer Batterie 78 kWh würde reichen. Aber für „nur“ 3.000 Euro mehr bekommt man über 70 PS mehr. Als Elektromobilist ist man ja meist eher sparsam und mit leichtem eGas-Fuß unterwegs. Aber wenn man dann doch mal überholen muss, sind 408 PS einfach genial. Vielleicht können wir im Herbst mal den Single-Motor mit der kleinen 64 kWh und 224 PS vorstellen; Reichweite: immerhin zirka 400 km; Preis 41.930 Euro. Und da gehen dann noch 9.000 Euro Umweltprämie ab.Ausblick
Das nächste Auto im Test ist der 7,5 Tonner Fuso eCanter. Über 100 Kilometer Reichweite werden versprochen. Und das ist eine gute Hausnummer für die Anlieferung auf der letzten Meile. Dann wird es eher „zierlich“. Der Renault Twingo Elektro will mit nur 24.000 Euro (minus Umweltprämie!) den City-Flitzer-Markt von unten aufmischen. Nur der Dacia Spring (geplant für den Herbst 2021) wird noch günstiger sein.
2021 elektrisiert weiter. Der Mercedes-Benz EQV und der Volvo XC40 Elektro sind bereits gesichert zum Testen!
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