Fahrbericht (kurz) Ford Mustang Mach-E
Kurz & knapp
Natürlich wir wollen nicht meckern und freuen uns total, dass wir gleich im ersten Schwung zu den Testern zu gehören. Immerhin kann man dann schon mal die wichtigsten Daten liefern. Hat der Mach-E – „E“ wie Emotionen? Überzeugt er in der Verarbeitung? Und natürlich die wichtigste Eigenschaft: Wie fährt er sich?
Wie schon oft erwähnt, sind wir mehr für Limousinen und Sportwagen. Ein SUV ist etwas für das Gelände, in dem wir äußerst selten „herumkurven“. Und ja, der Ford Mustang Mach-E, ist eher SUV als Limousine. Das liegt auch daran, dass im Unterboden eine Menge Batterien verbaut wurden. Aber das ist kein Fehler. Der Fahrer sitzt hoch, ein bequemes Ein- und Aussteigen ist gewährleistet – und durch das hohe Gewicht sitzt der Schwerpunkt extrem tief. Damit ist der Mach-E „un-umkippbar“. Stichwort: „Satz von Steiner“.Die Designer haben das schon sehr elegant gelöst, dass der Mach-E wie ein „Zweitürer“ wirkt. Ich habe letztens mit einem Bekannten kommuniziert und etwas missverständlich von einem Zweitürer gesprochen. Ich meinte natürlich, er sieht aus wie ein Zweitürer und ist damit in der Linienführung und von seinem Gesamtauftritt deutlich sportlicher.
Navigationssystem
Die wichtigsten Daten und Fakten für einen echten eMobilisten sind nicht Daten von 0-100 km/h oder vmax, sondern: Reichweite, Ladefähigkeit (AC- DC-Laden) und das Navigationssystem. Auch wenn VW ID.3, Polestar 2 und Audi e-tron GT schon einen großen Schritt in Richtung Tesla gemacht haben, sind sie leider noch weit weg vom Marktführer in Sachen Navigation.
Der VW ID.3 steht in Lingen (Ems) an einem mindestens vier Jahre alten Lader und das Navigationsgerät „kennt“ ihn nicht. Der Polestar sucht Ladestationen, wenn er mit der Reichweite das Ziel nicht anfahren kann – das ist gut. Aber auch hier gibt es noch Optimierungsbedarf. Der Mach-E soll es besser machen: Beim Navigationssystem soll es wohl so sein, dass man die Fahrt via App plant, weil dann die aktuellen Daten der Ladestation verfügbar sind. Die Fahrt wird dann an den Mach-E übertragen. Da das System „lernt“, wie der Fahrer mit seinem Mach-E umgeht und passt die geplanten Ladestopps an. Das müssen wir testen, wenn wir ab Mai das Fahrzeug im Langzeittest haben. Versprochen.Daten & Fakten
Elektroantrieb |
2 Elektromotoren |
Leistung (PS / kW) |
ab 269 PS bis 294 PS (GT 487 PS) |
0-100 km/h (sec) |
5,6 bis 6,1 sec (für den GT 3,7 sec) |
Drehmoment (Nm) |
430 bis 580 |
Ladeleistung DC kW |
150 |
Ladeleistung AC kW |
11 |
Kürzeste Ladedauer 10 bis 80% (h) |
00:45 |
Batterie brutto / netto kWh |
68 / 76 kWh | 88 / 99 kWh |
Reichweite (WLTP) in km |
400 bis 600 |
Stromverbrauch kWh/100 km |
16,5 – 19,5 |
Kofferraum / Umgeklappt Liter |
402 / 1.420 |
Anzahl Sitze |
5 |
Höchstgeschwindigkeit km/h |
180 |
Leergewicht |
ca. 2.000 bis 2.118 kg |
Preis Euro |
46.900 bis 62.900 Euro |
Mach-E im Überblick
Mach-E |
Mach-E |
Mach-E Allrad |
Mach-E Allrad |
|
Batterie |
Standard Range 68 kWh# |
Extended Range 88 kWh# |
Standard Range 68 kWh# |
Extended Range 88 kWh# |
Antrieb |
Elektromotor |
Elektromotor |
Dual-Elektromotor |
Dual-Elektromotor |
kW (PS) |
198 (269) |
216 (294) |
198 (269) |
258 (351) |
Drehmoment (Nm) |
430 |
430 |
580 |
580 |
Antrieb |
Heck (RWD |
Heck (RWD) |
Allrad (AWD) |
Allrad (AWD) |
Getriebe |
Automatik |
|||
WLTP-Reichweite (km) |
440 |
610 |
400 |
540 |
Vmax (abgeregelt km/h) |
180 |
|||
0-100 km/h (s) |
6,9 |
7,0 |
6,3 |
5,8 |
Stromverbrauch (kWh/100 km) |
17,2 |
16,5 |
19,5 |
18,7 |
Preis (Euro) |
46.900* |
54.475* |
54.000* |
62.900* |
# tatsächlich (netto) nutzbare Batteriekapazität
Testwagen
Grundpreis Mach-E 258 kW (294 PS) 4WD, |
62.900 Euro |
Technologogie-Paket 2 |
3.000 Euro |
weiß mit Perleffekt |
1.000 Euro |
Endpreis |
66.900 Euro |
Förderung |
– 7.500 Euro |
Kaufpreis |
59.400 Euro* |
Unsere Konfiguration
Grundpreis Mach-E 258 kW (346 PS) 2WD, |
50.900 Euro1 |
Technologogie-Paket 2 |
3.000 Euro |
Carbonized-Grau Metallic |
0,00 Euro |
Premium-Polsterung Sensico in Leder-Optik |
0,00 Euro |
Endpreis |
53.900 Euro |
Förderung |
– 5.000 Euro |
Kaufpreis |
48.900 Euro* |
1 s.a. Bafa Förderung der Bundesregierung
Dann mal los…
Endlich los; nach einer kurzen Pressekonferenz werden die Autos verteilt. Alle Fahrzeuge sind mit Allrad (4WD) und der großen Batterie ausgestattet. Erst einmal bewundern wir die Fahrzeuge. Gesehen haben wir den Mach-E ja schon in Hamburg und den Beifahrersitz kennen wir auch.
Der Mustang Mach-E ist ein echter Schönling. Von vorne ein echter Mustang: die typischen Sicken auf der Motorhaube, kann man auch von Innen wahrnehmen. Elegante Linienführung. Durch das schwarze Dach wirkt der Mach-E flacher und sportlicher. Die hinteren Türen sind so elegant „versteckt“, dass der Mach-E glatt als Limousine, Coupé, oder Sportwagen durchgeht. Hinten macht der Mach-E „dicke“ Backen – das habe ich schon an dem Porsche 944 geliebt. Und das Heck ist – sorry – wirklich sexy. Die Rücklichter: eine Reminiszenz, vom „alten“ Mustang kopiert. Die Kofferraumklappe schwingt natürlich elektrisch auf. Platz für mindestens vier große Segeltuchtaschen. Was will man mehr?Unser Mach-E ist weiß Perleffekt (+ 1.000 Euro). Der Innenraum behaglich; die Sitze eher gemütlich als sportlich. Weißes Auto, schwarze „vegane Ledersitze“, rot gesteppt – genau so könnte unser geplanter Mach-E für 2022 aussehen.
Reichweite 467 km (gem. WLTP 540 km), Kilometerstand: 1.489 km. Heizung auf 21 Grad, Sitzheizung und Lenkradheizung kurz einschalten. Berlin, nebelig, 1 Grad. Da fährt auch der härteste Tester mit Heizung und die die „normalen“ Autofahrer sowieso.
Modus von „Aktiv“ (normal, komfortabel) auf „Whisper“ (Eco), Klimaanlage aus. Die Route ist etwa 55 Kilometer lang und führt schnell raus aus der City. Wow, der Mach-E hat nicht nur einen adaptiven Tempomat, sondern auch die ersten Schritte eines vorausschauenden Tempomaten. Wenn man 100 km/h fährt und ein 70 km/h Schild erkannt wird, drosselt (rekuperiert) das Fahrzeug. Wenn wieder 100 km/h möglich ist, beschleunigt der Mach-E automatisch. Auf T-Straßen, am Kreisverkehr oder bei zu scharfen Kurven reagiert das System noch nicht. Vielleicht bald, weil Over The Night (OTN) ist ja verfügbar. Viel zu schnell sind wir am Ziel.
- Reichweite 344 km, 88%, 1543, Verbrauch 23,0 kWh/100 km. 53,8 km
- 16% Klimatisierung | 72% Route | 3% Zubehör | 9% Außentemperatur
Etwas kurios, vielleicht auch nur eine Testermanie: da keine Nachkommastellen ausgegeben werden entsteht eine Ungenauigkeit von +/- 0,5 kWh/100 km.
Speed-Strecke
Gute Idee und vielen Dank an Ford. Die Pause fand auf einem kleinen Flugplatz statt, auf dem wir die Sprintqualitäten ohne Angst um den Punktestand in Flensburg testen konnten. Dann mal los. Das Essen ist unwichtig; das Testen macht Spaß. Ich war also als erster am Start. Vollgas und genießen. Die 5,8 sec von 0 auf 100 sind schon ein echt Top Wert und bewegt sich auf dem Niveau des Mustang V8. Also, liebe Mitglieder der Verbrenner V8-Clubs… Der Mach-E „macht sich da nicht ins Hemd“ und hält da wacker mit. Nicht mit Krawall, eher als eleganter Geheimagent 007 im Smoking.Klar ist: der Mach-E mit seinen 351 PS ist zwar nicht so spektakulär wie ein Porsche Taycan Turbo (3,2 sec) oder ein Audi e-tron RS (3,3 sec). Aber mit dem Porsche Taycan mit 408 PS (5,4 sec) kann er schon mithalten. Gespannt bin ich, wie sich der fast 300 PS Mach-E als 2WD mit der großen Batterie anfühlt?
Auf der kleinen Slalomstrecke wedelt der Mach-E behände durch den Parcours. Ich habe sogar einen kleinen, aber gut beherrschbaren Drift produzieren können.
Rückweg
Mit 321 km Reichweite, 81% auf den Rückweg, 1.550 km
Ankunft 223 km | 55%, 1.641 km, 91,3 km, 22,0 kWh
7% Klimatisierung | 89% Route | 2% Zubehör | 3% Außentemperatur
Auf dem Rückweg haben wir ihn natürlich wieder einfach rollen lassen. Es ist ein cooles Gefühl, wenn man mit zwei oder drei Mach-E unterwegs ist. Der Stromverbrauch lag zwischenzeitlich auch mal bei 21 kWh/100 km. Überholen auf der Landstraße ist zwar meistens easy, weil eben genug Power und Drehmoment vorhanden sind. Schade, nach einer Stunde muss ich den Mach-E wieder abgeben. Schon mal als Zwischenfazit: der Mach-E macht etwas mit einem; er verzaubert, macht Spaß, erzeugt ein extremes „Haben-Wollen“-Gefühl.
Fahrspaß
Natürlich gilt nach wie vor das Motto der eMobilisten: langsam kommst Du schneller ans Ziel. Und 180 km/h sind jetzt nicht 270 km/h, die der Taycan Turbo zu bieten hat. Aber, wenn man mal schnell nach Hause will und die Straßen frei sind, kann man mit dem Mustang schon recht flott mit 180 km/h nach Hause galoppieren. Ansonsten wird man sicher eher mit 120 bis 140 km/h in den fließenden Verkehr einsortieren. Weitere Informationen zu diesem Thema gibt es dann in dem ausführlichen Test.Laden
Zum Laden können wir noch keine Aussage treffen. Aber ich habe schon einen Mustang-Tester an IONIY Ladestation getroffen. Die gute Nachricht: IONITY und Mach-E vertragen sich gut. Und sogar im Winter waren Ladewerte von deutlich über 120 kW möglich. Ab Mai wissen wir mehr. Versprochen!
Gut wäre, wenn Ford auch über ein 22 kW Inboard-Loader nachdenken würde. In Gesprächen mit Elektromobilisten kommt zwar oft der Hinweis, dass es vermutlich demnächst mehr 50 kW DC-Lader geben wird. Aber leider ist es häufig so, dass man nur freie 22 kW-AC Lader findet. Und dann wäre man froh, wenn der Mach-E mit 22 kW saugen könnte. Audi und Porsche haben ab dem Modeljahr 2021 auf 22 kW umgerüstet!
Kraftstoffverbrauch
Natürlich ist es bei einem Kurztest schwierig, genaue Aussagen zum Verbrauch zu machen. Aber etwa 22 bis 23 kWh/100 km ist es nicht schlecht; zumal wir ja bei etwa 1 Grad und Nebel losgefahren sind (gem. WLTP 18,7 kWh/100 km).
Rechnet man im Sommer mit einem etwa 20 bis 25 Prozent niedrigeren Verbrauch, könnte man am Ende bei 17 bis 18 kWh/100 km liegen. Was wiederum eine rechnerische Reichweite von echten 500 Kilometern bedeuten würden.Für die Route von Emsbüren nach München (Holzwiesenstraße) würde der Polestar 2 sieben Stunden und 42 Minuten benötigen; inclusive 3x Laden (mit 60 Minuten). Siehe A Better Routenplaner.
Der Mustang Mach-E als 2WD mit der großen Batterie benötigt 7:06 Stunden und es wurden 4 Ladestopps mit 1:08 Std Ladezeit von A Better Routenplaner berechnet. Ich glaube, wir müssen mit dem Mustang mal wieder in die alte Heimat!
- Testverbrauch nach 152 km, ca. 69 km/h, ca. 23,0 kWh/100 km
Ausblick
Ford hat uns mit den zwei Häppchen richtig Appetit gemacht und natürlich lauern wir jetzt auf den Testwagen. Spannend für uns: weil der Ford Mustang Mach-E ja auch noch im Rennen ist… Welches Fahrzeuge soll im nächsten Jahr angeschafft werden? Der Mach-E hat gute Karten, weil das Gesamtkonzept stimmt. Vermutlich würde es der 2WD mit der großen Batterie. Früher hat man gesagt: Hubraum ist durch nichts zu ersetzen – nur durch Hubraum. Jetzt sagt man dieses von der Reichweite. Gerade in diesem Winter haben wir erlebt, wie die Reichweite schmilzt, wenn der Schnee nicht schmelzen will.Wer noch unsicher ist, sollte einfach mal eine Probefahrt buchen. Wer da ohne Grinsen wieder kommt… soll sich bei mir melden. Ein weiterer wichtiger Tipp: man sollte den Mach-E bis spätesten Ende 2021 bestellen, denn dann ist die IONITY Option 0,31 Euro pro kWh laden für ein Jahr inklusive.
„Beim Mustang Mach-E haben wir die Möglichkeit genutzt, das Fahrerlebnis je nach Bedarf maßzuschneidern. So kann jeder Fahrer genau die Fahrzeug-Charakteristik wählen, die er sich wünscht – je nachdem, wie er sich gerade fühlt. So wird das Auto zu einem Gefährten, der auf die Stimmungslage reagiert“, erklärt Matthias Tonn, Leitender Programingenieur für den Mustang Mach-E in Europa. „Die individuellen Einstellungen unterscheiden sich von Modus zu Modus nicht einmal sehr stark – aber der Gesamteffekt ist exakt so, wie man es möchte.“
- Mustang Mach-E Video bislang über 5.000x angeschaut: https://twitter.com/GerdKebschull/status/1367218177491484672?s=20
Fazit
Erst kam die Mitfahrt, jetzt sogar Testfahrt – und ab Mai könnte dann der 2-Wochen-Test folgen. Gespannt sind wir auf die echten Verbräuche; auch im Vergleich zum Polestar 2. Der Ford Mustang Mach-E ist, in meinen Augen, ein guter Kompromiss aus Alltagstauglichkeit, Fahrspaß und Eleganz. Auch das Preisleistungsverhältnis ist fair, weil der Kunde ein Top-Auto bekommt, was zudem noch bezahlbar ist. Fangen wir bei dem preiswertersten Modell mit der kleinen Batterie an; dann kostet der Mustang 46.900 Euro minus Förderung 9.000 Euro, dann werden 37.900 Euro fällig. Dieses zahlt man auch für einen gut ausgestatteten Golf 8 mit 150 PS. Der Kunde entscheidet.Das nächste Fahrzeug ist ein eSprinter: kleiner ging es bei Mercedes-Benz gerade nicht. Auf den Mercedes-Benz EQV und eVito warten wir noch. In dem Zusammenhang wollen wir auch unserem Laster frönen und den Laster eCanter (7,5 Tonnen) einen Tag bewegen. Der Lexus UX 300E kommt in der zweiten April-Woche.
*Preise ohne Gewähr, Stand 03-2021
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