Fahrbericht – VW Multivan 6.1
Wie cool ist der denn?
Den letzten Multivan haben wir vor etwa sechs Jahren gefahren und getestet; siehe autoplenum.de. Und hat sich zwischenzeitlich etwas geändert? Nein. Damit wäre der Testbeitrag fast erledigt. Aber so einfach machen wir es uns natürlich nicht. Der Multivan ist moderner geworden. Der Diesel wird natürlich mit AdBlue gereinigt. Aber die Haupttugenden sind: wir haben Platz ohne Ende (7- oder 8-Sitzer), eine riesige (elektrische) Heckklappe, zwei Schiebtüren und ein variabler Innenraum über die genialen Schienen. Ansonsten haben wir natürlich einen großen Rundumblick, somit „Trucker-Feeling“ – einfach losfahren und die Welt umarmen.Dann mal los
Unser erster „Bulli“ war ein T5 in Silbermetallic – die Farbe war „nett“, hatte aber nicht die Klasse wie der T6.1 in einer Zweifarben Lackierung – was irgendwie Retro ist, aber auch sehr modern. Auf den Punkt: edel, elegant, chic.Auf den zweiten Blick: im Inneren, natürlich Volkswagen, was bedeutet: funktional mit vielen Ablagen, bequemes Ein- und Aussteigen, Platz für Gepäck, mit dem Tischchen in der zweite Reihe, fast schon etwas Business-Style. 7-Gang DSG Getriebe, kräftiger Diesel (warum 199 PS?). Da kann nichts schief gehen.
Der Multivan kommt gut aus den „Strümpfen“, hat ja genug PS und Drehmoment, ist aber natürlich kein Sportler. Die Gaspedalkennlinie ist auf „Sparsamkeit“ ausgelegt, daher gibt es auch keinen ECO-Modus. Im Sportmodus schaltet DSG später; wichtig, wenn man auf der Landstraße mal überholen muss.
Rückblick
Die Story muss ich unbedingt erzählen: es muss so um 1973 im Ruhrgebiet gewesen sein. Genauer, in Bochum, in einer Bergarbeiter-Siedlung. Wenn damals jemand ein Auto hatte, dann war es ein VW Käfer. Isetta, auch Gogo Mobil, war noch „modern“. Wir hatten einen gebrauchten Fiat 770 Jagst.In der Nachbarschaft wohnte eine Familie mit mindesten vier, vielleicht auch fünf Kindern. Der Vater kommt mit einem neuen, vielleicht auch fast neuen VW Bulli nach Hause. Müsste ein T1 (siehe auch Wikipediapedia) gewesen sein. Der Klassiker: in weiß, mit etwas orange. Blitzblank, vermutlich gerade vom Händler. Der Nachbar hat sich für den Tag chic gemacht. Eine (nie vorher gesehene) weiße „Schlägerkappe“ auf. Vom Parkplatz zum Hauseingang sind es vielleicht 40 Meter. Mindestens vier Mal umgedreht und „verliebt“ zu seinem neuen Auto geschaut. Ich war acht Jahre alt. Ich dachte nur: „Das muss Liebe sein!“
Daten & Fakten
Motor |
2.0 TDI |
Leistung kW (PS) |
146 kW (199) |
Drehmoment Nm / 1/min |
450 / 1.400-2.400 |
Getriebe |
7-Gang DSG |
0-100 km/h (sec) |
10,2 |
Vmax (km/h) |
197 |
CO2 in g/km |
167 |
Schadstoffeinstufung |
Euro 6d-TEMP |
Verbrauch NFZ innerorts / außerorts / kombiniert |
7,5 / 5,7 / 6,3 l/100 km |
Leergewicht (kg) |
2.431 |
Zul. Gesamtgewicht (kg) |
3.080 |
Länge / Höhe / Breite (mm) |
4.904 / 1.990 / 1.904 |
Tankvolumen (Liter) |
70 |
Anhängelast (gebremst, kg) |
2.500 |
Ausstattung
Der Transporter Kombi startet als EcoProfi mit 2,0 TDI EU6, BMT 81 kW 5-Gang ab 35.084,20 €* inkl. MwSt. Mit Platz bis zu neun Personen – oder 4,3 m2 Ladefläche. Der Multivan 6.1 „Family“ kostet 35.960 Euro*, ebenfalls mit dem kleinsten Diesel mit 81 kW.
Das Pressefahrzeug als Multivan 6.1 „Cruise“ TDI EU6 SCR BlueMotion Technology 3000 mm 4MOTION 7-Gang-Doppelkupplungsgetriebe startet inkl. MwSt. bei 70.487,40 €.
Multivan 6.1 „Cruise“ (Preise in Euro) |
70.487,40 |
Reflexsilber Metallic / Fortanarot Metallic |
2.929,00 |
Räder „Teresina“ 8 J x 18 |
862,75 |
Heckklappe mit Fensterausschnitt sowie elektrische Öffnung und |
749,70 |
Navigation „Discover Pro“ inkl. „Streaming & Internet“ |
886,55 |
Anhängevorrichtung |
987,70 |
Multifunktionstisch mit separaten Führungsschienen |
422,45 |
Verkehrsschilderkennung |
291,55 |
Lendenwirbelstützen für li und re Einzelsitz 1. Sitzreihe |
315,35 |
Reifendruck-Kontrollsystem |
163,03 |
Seiten- und Curtainairbag für Fahrer und Beifahrer sowie |
577,15 |
Schiebetür links mit elektrischer Zuziehhilfe |
850,85 |
Mobiltelefon-Schnittstelle „Comfort“ mit induktiver Ladestation |
404,60 |
Wasser-Zusatzheizung mit programmierbarer Standheizfunktion |
1.237,60 |
Am Ende landen wir bei etwa 80.000 Euro. Puh, das ist viel Geld. Die Preise beinhalten 19% MwSt. Ein paar Euro spart man also, wenn der Kauf bis Ende 2020 abgeschlossen ist. Vielleicht kann man zurzeit auch noch einige Prozent Rabatt herunterhandeln… Da habe ich schon Autos gesehen mit 10 km als Tageszulassung für um die 50.000 Euro.
Der VW Multivan 6.1 im Alltag
Der VW Multivan 6.1 ist ein echtes „Gute-Laune-Auto“. Vor allem mit Reflexsilber Metallic / Fortanarot Metallic (+ 2.929 Euro*). In einen Multivan setzt man sich nicht rein, sondern man „erklimmt“ ihn. Und „thront“ hoch über dem allgemeinen Autovolk mit bester Rundumsicht.Natürlich erledigt der Multivan alle ihm aufgetragene Arbeiten bestens. Über die Anzahl der Kisten Wasser müssen wir hier nicht diskutieren. Die dritte Sitzreihe ist in wenigen Sekunden nach vorne geschoben und mit einem Gabelstapler könnte man fast den Getränkemarkt leerräumen. Und wenn man mal eine Handballmannschaft zum Spiel fahren soll, kein Problem. Da er „nur“ als 7-Sitzer konfiguriert, muss der Fahrer also mitspielen.
Problem mit der Tiefgarage
Den höchsten PKW, den wir bislang vorgestellt haben, war ein Mercedes-Benz Sprinter, in dem ich sogar mit 188 Zentimeter Höhe sogar stehen konnte. So hoch ist der VW Multivan 6.1 nicht. Aber mit fast 2 Metern zu hoch für einige Tiefgaragen. Vorsicht ist also geboten.
Das haben wir in Braunschweig erleben müssen: dort ist ein Schild mit dem Hinweis „maximale Höhe 1,85 m“ – aber man kann es erst kurz vor der Einfahrt entziffern. Mist, hinter uns sind schon zwei weitere PKW. Egal, drei Autos müssen zurücksetzen und wir haben uns dann eine passende Tiefgarage gesucht.
Ich bin dann extra noch einmal zur Tiefgarage hin, um zu überprüfen, ob ich bei der Einfahrt zur Tiefgarage einfach nur unaufmerksam war. Nein, kurz vor der Einfahrt kein Hinweis. Egal – darauf sollten Garagenbetreiber achten.
Long-Run
Der Long-Run ging in den Harz. Geplant war das Fahrzeug als 6-Sitzer. Wegen Corona waren nur drei Leute an Bord. Keine Herausforderung für diesen Multivan. Da hätten wir noch den halben Hausstand mitnehmen können.
Aber trotzdem sind das exzellente Platzangebot und die bequemen Sitze immer gut für eine längere Reise. Der Multifunktionstisch mit separaten Führungsschienen (+422,45 Euro*) sorgt für Wohlbefinden an Bord. Sinnvoll finden wir auch die Schiebetür links mit elektrischer Zuziehhilfe (+ 850,85 Euro*). Ebenfalls wichtig ist die elektrische Heckklappe (mit Schließung, + 749,70 Euro). So hat man quasi sogar ein „Vorzelt“ in seinem Reisebulli.Der Adaptive Tempomat hat einen guten Job gemacht. Aber wenn man mal den Golf 8 mit „Travel Assist“ gefahren ist, gilt „das Bessere ist der Feind des Guten“ (Voltaire). Ansonsten haben wir die 200 km/h einige Mal getestet – und er schafft auch das. Aber dann schluckt er natürlich auch viel (LINK Wenn die bunten Fahnen wehen). Das ist natürlich auch logisch. Ein Bus hat eine große Fläche und braucht entsprechend viel Kraftstoff, um bei hohen Geschwindigkeiten den Luftwiederstand zu überwinden. Aber Reisen macht ja auch mehr Spaß, wenn man so mit 120 bis 150 km/h unterwegs ist.
Kraftstoffverbrauch
Kraftstoffverbrauch gem. Hersteller nach WLTP-Standard
- Kraftstoffverbrauch langsam: 8,9 l/100km
- Kraftstoffverbrauch mittel: 7,5 l/100km
- Kraftstoffverbrauch schnell: 6,7 l/100km
- Kraftstoffverbrauch sehr schnell: 8,3 l/100km
- Kraftstoffverbrauch kombiniert: 7,7 l/100km
- CO₂-Emission kombiniert: 203 g/km
Irgendwie irritieren die Daten (von der Homepage 01.08.2020). Bei schnell ist der Verbrauch niedriger als bei langsam? Das passt nicht… Vertrauen Sie auf unsere real ermittelten Daten.
Übergeben wurde uns das Auto mit folgenden Daten: 281 km, 98 km/h, 10,3 l/100km. auto-motor-sport-sport hatte einen Testverbrauch von 9,4 l/100 km. In der Stadt hatten wir Glück mit einer fast „Grünen Welle“. Deshalb sind 7,8 l/100 km ein vielleicht nicht repräsentativer Wert. Und wir haben mal wieder mit leichtem Gaspedal-Fuß bewiesen: es geht auch sparsamer – wenn man will, sogar unter 7 l/100 km.
So testen wir auf der aom-Vergleichsrunde.
Modus |
Strecke [km] |
Geschw. [km/h] |
Verbrauch [l/100km] |
aom- |
55 |
75 |
7,4 |
Super-Spar |
15 |
68 |
6,6 |
Landstraße sparsam |
40 |
58 |
7,3 |
Landstraße sportlich |
35 |
70 |
9,0 |
Landstraße 1 |
60 |
58 |
6,9 |
Landstraße 2 |
60 |
57 |
6,8 |
BAB sparsam |
119 |
102 |
7,2 |
BAB Langzeit |
222 |
100 |
8,2 |
Stadt |
16 |
33 |
7,8 |
Pendler |
30 |
39 |
7,4 |
1. Tankstopp |
752 |
60 |
8,0 |
Testverbrauch nach 1.214 km, 64 km/h, 8,1 l/100 km
Pro & Contra
+ |
Gute Platzverhältnisse und geniale Optionen die Sitze aus- und einzubauen und zu verschieben. |
+ |
Gutes Triebwerk und DSG-Getriebe. |
– |
Mit fast 80.000 Euro kein „Wagen für das Volk“. |
– |
Im Vergleich zum neuen Golf 8: kein „Travel Assist“. |
Fazit
Klar, haben andere Hersteller auch Busse, die wir hier schon vorgestellt haben (Peugeot Traveller, Citroën). Aber es gibt nur einen „Bulli“. Gerüchteweise ist bereits ein T7 gesichtet worden. Sicher ist, dass es einen elektrischen Bulli geben wird, der dann I.D. Buzz heißen wird. Der wird aber vermutlich erst 2022 auf den Markt kommen. Sicher ist, dass der erste elektrische SUV, der ID.4 sein wird und dieser soll spätestens Anfang 2021 kommen.Konkurrenz gibt es aber auch im eigenen Haus. Der VW Caddy Maxi als 7-Sitzer ist zwar deutlich kleiner, aber auch irgendwie „erschwinglich“. Zudem punktet der Caddy als TGI mit einem extrem sparsamen Erdgastriebwerk (#CNG).
Ansonsten hat Volkswagen mit dem T6.1 alles richtig gemacht. Schuster, bleib bei deinen Leisten: baue einen Bulli mit hohem Erkennungswert. Nur der Preis macht aus diesem Bulli ein Luxus-Auto. Einziger Trost: „Nur der erste T5/T6 ist teuer“. Der Wiederverkaufswert ist vergleichsweise sehr hoch.
Ausblick
Das nächste Fahrzeug ist der Volvo X40 Twin und läutet mit einem Plug-In-Hybrid die Elektro-Saison ein. Dann folgen die Elektroautos Polestar 2, Renault Zoe und Hyundai IONIQ. Der VW ID.3 und der eSprinter, sowie der Mercedes-Benz e-Vito sind angefragt.Für den Ford Mustang Mach-E ist zumindest eine Mitfahrt in Hamburg „gebucht“. Wir werden viele Fotos vom Mach machen, da wir wissen, dass schon zahlreiche Autofahrer den Mustang Mach-E „blind gebucht haben“. Nur eine Mitfahrt macht zwar nicht so richtig glücklich, aber es ist besser als nichts.
* Alle Preise ohne Gewähr, Stand: 08-2020
Linktipps
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