24h Corvette greift an

Veröffentlicht am: 5. Juni 2009Von
Bei der 77. Ausgabe des 24-Stunden-Rennens von Le Mans (13./14. Juni 2009) setzt Corvette Racing ganz auf Sieg.

Corvette Racing will sechsten Klassensieg in Le Mans

  • Zehnter Auftritt der GT1-Boliden beim 24-Stunden-Rennen
  • Corvette-Rennautos ab 2010 als seriennahe GT2-Version

Rüsselsheim/Le Mans.  Das erfolgreichste Team in der Geschichte der American Le Mans Series holte beim Langstrecken-Klassiker in Frankreich bereits fünf Klassensiege und nach dem jeweils zweiten Platz 2007 und 2008 will Corvette Racing in diesem Jahr wieder ganz oben auf dem Siegerpodest stehen. Zumal die Le-Mans-Teilnahme 2009 für das US-Team unter besonderen Vorzeichen steht: Es ist die zehnte Teilnahme insgesamt und es ist gleichzeitig das letzte Mal, dass die beiden Corvette C6.R in der GT1-Klasse an den Start gehen. Ab 2010 tritt die Mannschaft dann mit neuen, seriennäheren Autos in einer globalen GT-Klasse an, die sich eng an das aktuelle GT2-Reglement anlehnt.

Wenn um 15 Uhr der Startschuss fällt, wechseln sich in der Corvette C6.R mit der Startnummer 63 die erfahrenen Corvette-Piloten Johnny O’Connell, Jan Magnussen und Neuzugang Antonio Garcia ab. Der 29-jährige Spanier zählt zu den besten Langstreckenfahrern der Welt, er saß im vergangenen Jahr in Le Mans im Cockpit des GT1-Klassensiegers. Gleich bei seinem ersten Corvette-Einsatz, den 12 Stunden von Sebring in diesem Jahr, fuhr er den Sieg ein. Im Auto mit der Nummer 64 sitzen die „alten Hasen“ Oliver Gavin und Olivier Beretta sowie erstmals der 33-jährige Schweizer Marcel Fässler, der 2007 die 24 Stunden von Spa gewann und sowohl in der European Le Mans Series als auch in der FIA GT-Meisterschaft erfolgreich ist.

Corvette-Werkseinsatz in Le Mans: neues Image für den US-Sportwagen

 „Seit der Planungsphase des offiziellen Corvette Racing-Engagements war die Teilnahme bei den 24 Stunden von Le Mans unser Ziel. Die GM-Führung hat diese Vision mitgetragen, und Le Mans wurde aus zwei Gründen zum wichtigsten Baustein“, erklärt Programm-Manager Doug Fehan. „Erstens bildet die Corvette die technologische Speerspitze von GM, und so war der Renneinsatz von seriennahen Autos der ideale Weg, um den Technologietransfer vom Motorsport in die Fahrzeugproduktion zu beschleunigen. Und zweitens sollte Corvette zu einer globalen Marke werden. Wenn wir auf dem Weltmarkt erfolgreich gegen Ferrari, Porsche, Aston Martin und andere ruhmreiche Marken antreten wollten, mussten wir das Image der Corvette weltweit optimieren. Vor allem außerhalb Nordamerikas mussten wir beweisen, dass die Corvette ein ernstzunehmender Sportwagen ist. Le Mans bot uns den passenden Rahmen dafür – und die Resultate haben unsere Erwartungen bei weitem übertroffen.“{mospagebreak}

Reglement 2009: neue Strategie für die Boxencrew

Nach dem für das diesjährige Rennen neu eingeführten Reglement dürfen nicht mehr wie bisher vier Mechaniker mit zwei Schlagschraubern, sondern nur noch zwei Mechaniker mit einem Schrauber die Reifen wechseln. Außerdem dürfen währenddessen keine anderen Arbeiten am Fahrzeug ausgeführt werden, und alte Reifen sowie das Werkzeug müssen sich hinter der Linie am Boxentor befinden, bevor das Auto wieder auf die Strecke gehen darf.

Welche Auswirkungen das für Corvette Racing hat, erläutert Team-Manager Gary Pratt: „Für den Wechsel aller vier Reifen werden wir jetzt 25 bis 30 Sekunden brauchen – im Vergleich zu rund zehn Sekunden im vergangenen Jahr. Für uns bedeutet das, dass wir nun mit einem Satz Reifen zwei Stints fahren müssen, im Idealfall sogar drei.“ Eine falsche Entscheidung kann dabei sehr schmerzhaft werden: Zeitverlust auf der Strecke plus weitere 30 Sekunden für den erneuten Reifenwechsel wären die Folge. Regen würde die Reifenwahl und Boxenstrategie weiter verkomplizieren. „Der Platz in der Boxengasse ist in Le Mans sehr begrenzt“, so Pratt weiter. „Wenn bei einer Safety-Car-Phase alle Fahrzeuge gleichzeitig zum Reifenwechsel reinkommen, kann es schwierig werden, die eigene Box anzusteuern. Aber auch beim routinemäßigen Wechsel müssen wir sorgsam planen. Bei einem Team, das wie wir zwei Autos einsetzt, sind die Stopps idealerweise zeitlich versetzt, so dass jeweils nur eine Corvette an der Box steht.“

Neu ist auch, dass Qualifikation und Rennen dieses Jahr mit demselben Motor gefahren werden müssen. Gary Pratt: „Mittwochabend gibt es sechs Stunden Training und Donnerstagabend vier Stunden Qualifikation. Wir werden also am Donnerstag die Rennmotoren einbauen und dann versuchen, mit wenigen Runden auszukommen. Erst ein paar Runden Shakedown, damit sich die Fahrer ans Auto gewöhnen können, und dann schnelle Qualifikations-Runden. Zum Glück haben wir jahrelange Erfahrung und Unmengen von Daten, so dass wir mit diesem verkürzten Modus hoffentlich gut klar kommen.“

24 Stunden von Le Mans: was die Fahrer denken

Dem Reiz von Le Mans können sich auch Veteranen wie Olivier Beretta nicht entziehen, der hier bereits fünfmal siegreich war: „Le Mans ist einfach etwas Besonderes, und jeder, der einmal hier war, weiß, was ich meine. Das Gefühl ist schwer in Worte zu fassen – die Strecke, die Atmosphäre, die Geschichte, das Rennen selbst. Natürlich ist das letzte Rennen mit unseren GT1-Corvettes etwas ganz Spezielles. In dieser Klasse fährt das Team jetzt seit zehn Jahren, ich selbst bin seit 2004 dabei. Dreimal habe ich gemeinsam mit Ollie Gavin und Jan Magnussen gewonnen, und ich hoffe sehr, dass wir es jetzt wieder schaffen.“ Gavin ergänzt: „Ob wir noch eine Rechnung offen haben? Ich denke schon. Von 2004 bis 2006 drei Siege in Folge – Le Mans war sehr gnädig zu mir. Aber obwohl wir extrem wettbewerbsfähig waren, klug und wirklich ein tolles Rennen gefahren sind, war in den vergangenen beiden Jahren nur Platz zwei drin.“ Für Johnny O’Connell hätte ein Sieg an der Sarthe noch eine weitere Bedeutung: Er könnte Geschichte schreiben als erster Amerikaner, der Le Mans viermal gewonnen hat.

 

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